DEATHRITE, SLYMER / 16.10.2015 – Rendsburg, T-Stube

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Philipp: Metal, du Arsch! Das versprechen SLYMER, sind sich in diesem Punkt sicherlich mit DEATHRITE einig und füllen so die gute alte T-Stube in einem Ausmaß, wie’s schon länger nicht mehr dort zu bestaunen war. Man hat das Gefühl, das heute der Teil der H.O.A.-Besucherschaft, der aus dem Norden kommt, nahezu komplett versammelt ist. Ranzige Metal-Kutten, wohin das Auge blickt. Dazwischen natürlich auch ein paar adrett gekleidete Skinheads und Punks. Hier fühl ich mich wohl.


Bericht von Jan Schernbeck und Philipp Wolter



Nach der herrlich entspannten Zuganfahrt streben wir zielstrebig durch den Nieselregen zur T-Stube. Jan meint, dass mein Regenschirm ziemlich unpunkig sei. Wieso nur versucht er dann ständig, seine hässliche Rübe mit unter den Schirm zu quetschen? Die T-Stubencrew ist gewohnt locker drauf: „Hey, wir ham noch keine Kasse am Start, aber kommt erst mal rein.“ Gelöhnt wird dann später auf Zuruf.


Jan: Naja, Kutte und Oma-Regenschirm sind eine ziemlich individuelle Kombination. Ohne mein Adlerauge wäre das gute Stück aber in der Bahn liegen geblieben. Also Schwamm über die Regenschirm-Affäre.


Philipp: SLYMER! Lange haben wir gewartet, bis von der ersten Ankündigung der Bandexistenz der Weg zum Debutgig zurückgelegt war. Namedropping ist ja immer so ein Negativthema, aber ich denke, dass so ziemlich jede_r potentielle Leser_in dieses Artikels weiß, um welche Nasen es sich bei SLYMER handelt. Und dass gerade deshalb viele Besucher_innen Bock auf die Band haben, ohne im Vorfeld wirklich Songs gehört zu haben. Mir geht das jedenfalls so und ich bekomme so ziemlich genau das, was ich mir erhofft hatte: ‘ne ordentliche Ladung Thrash Metal mit punkiger Schlagseite. Immer wieder blitzen Einflüsse hervor - Riffs, die an NUCLEAR ASSAULT erinnern etwa, aber garniert mit frischen Ideen. So sorgt Kellings ureigener Schlagzeugstil für Freude, auch wenn dieser nach jedem Stück erst mal stöhnt und sich wahrscheinlich gerade fragt, wieso zum Teufel er sich diese Tortur antue. Was mich überrascht, ist der Gesangsstil von Oli. Ich hatte ihn etwas tiefer eingeschätzt, aber er geht nahezu durchgehend in so einer fiesen Kreischstimme ab. Die „heißen schreienden Metalmädchen“ (SLYMER-Ankündigung beim FATAL FROLLEIN FEAST, alle hingehen übrigens!) haben insgesamt alles richtig gemacht und den Mob mit Songs wie „Slapstick Surgery“ gut auf Betriebstemperatur gebracht.


Jan: SLYMER eröffnen den Abend mit durchgetretenem Gaspedal. Kaum ein Song überschreitet die 3-Minuten-Marke. Zackige Riffs treffen auf polteriges Drumming (positiv gemeint). Daumen hoch für den Trommelkollegen. Auch bei zügigen Passagen kippelt nichts. Ich bin gespannt, was wir noch von SLYMER zu hören bekommen. So eine Oldschool Thrash/Punk-Kapelle ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Schleswig-Holsteiner Szene. Mal was Tightes und Geradliniges im Gegensatz zum Möchtegern-Metal-Einheitsbrei, der einem in Kiel und Umgebung oft geboten wird.


Philipp: Der erste Eindruck zählt! Das wissen DEATHRITE offenbar und sie haben es bei all ihren Designs voll drauf, ‘nen Suchti wie mich voll anzufixen. Mein erster Kontakt mit der Band fand in der Distrokiste auf einem Punkkonzert statt (Senffabrik Flensburg) – ich sah das Cover des Debutalbums und kaufte das Biest einfach ungehört. Heute gönne ich mir die Band zum dritten Mal und es fällt auf, dass sie stets in geilen Läden spielt – Rote Flora, Alte Meierei und heute eben T-Stube. Man merkt, dass die Sachsen der DIY/Hardcore/Punk-Szene entstammen, auch wenn sie musikalisch eher in die Richtung Swedish Death Metal gehen. Aber diesen Stil zocken sie so roh und hart, dass eine gewisse Punk-Attitüde immer durchschimmert. Feedbacks heulen auf, der D-Beat schiebt und zur gnadenlos den Schädel durchknatternden Snare kannste wahlweise pogen oder eben headbangen. Der runtergestimmte Klampfensound kommt heavy as fuck, das Songwriting lässt ehemalige Death’n’Roll-Größen einfach nur noch Staub schmecken. Immer wieder auch diese barbarischen Slo-Mo-Passagen – hab ich eigentlich irgendwo schon mal erwähnt, wie sehr ich solche Parts liebe? Ansagen sind rar und meist kurz gehalten, dafür wird halt mehr geblastet, geröchelt und gestorben. Irgendwann siehste nur noch fliegende Köpfe in der T-Stube – mal wieder Daumen hoch für DEATHRITE!


Jan: DEATHRITE machen an diesem Abend keine Gefangenen. Die Gitarren klingen herrlich räudig wie direkt aus der Gruft. Wiese hört man das hier oben so selten auf Konzerten? Schlagzeug und Gesang lassen ebenfalls keinen Zweifel daran, worum es hier geht: DEATH METAL! Obwohl die Jungs diesen Sommer bereits auf dem Party San gespielt haben, wirkt die Band extrem bodenständig. Als Zugabe gibt es noch „Wolverine Blues“ von Entombed sowie ein weiteres Cover zu hören (wer hat’s erkannt?). So macht man das!

Kleine Randnotiz: Das Oldschool-Feeling setzt sich am Merch fort. Ich habe gefühlt seit Jahren kein Longsleeve mehr gesehen.


Philipp: Zwar fällt unser Zug zurück aus, aber der Schienenersatzverkehr ist umso gemütlicher. Ein Spacken will den Busfahrer bestechen, schneller zu fahren, aber wir haben die besseren Argumente und setzen vielmehr zusätzliche Boxenstopps durch, um die Fahrt maximal genießen zu können.

Kommentare   

+2 #2 Bassanus 2015-10-22 00:09
Sepultura - Troops of Doom
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+2 #1 Philipp 2015-10-21 15:45
Da hatte ich doch glatt vergessen, dass Jan S. mitschreiben wollte! Hier nun um Jans Sichtweise ergänzt.
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