ENTOMBED, NINE, DISFEAR / 13.10.03 - Hamburg, Logo

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Der letzte ENTOMBED-Gig in Hamburch ist zwar noch nicht lange her (Matt berichtete), aber im Paket mit DISFEAR und NINE versprach es doch wieder ein lohnenswerter Konzertabend zu werden. Die neue DISFEAR "Misanthropic Generation" knallt nämlich ohne Ende und ich bin ein großer Freund von Tomas Lindbergs Stimme und Bühnenpräsenz. Also ab nach Hamburg, die blauen Flecken vom Wochenende ignoriert und bei ein paar Humpen und munterer Plauderei verging die Fahrt zum Logo wie im Fluge.

 

Der Laden füllte sich dann auch rasend schnell und als DISFEAR eröffneten, war es schon rappelvoll. Der Sound war den ganzen Abend über hervorragend und so spalteten einem die DISFEAR-Bratzer bald den Schädel. Crust mit 'ner dreckigen Prise MOTÖRHEAD! Fräsende Riffs, galoppierendes Schlagzeug, geile Refrains und natürlich der intensive Kreischgesang von Tomas Lindberg. Was hat der Mann in der Vergangenheit nicht schon alles an geilen Bands und Platten auf die Menschheit losgelassen! SKIT SYSTEM, AT THE GATES, LOCK UP, THE GREAT DECEIVER, NIGHTRAGE, THE CROWN und DISFEAR - dat Spektrum reicht von Crust bis Thrash Metal, gleichbleibend durchdringend aber der Gesang von Lindberg. Witzigerweise habe ich ihn mittlerweile vom Bühnengebaren her recht verschieden erlebt: Während er bei AT THE GATES und LOCK UP dem Metal-Publikum ordentlich mit Sprüchen eingeheizt hat ("Gimme The Horns!" und so), verhielt er sich bei DISFEAR und SKIT SYSTEM eher ruhig und höflich, erzählte von den Textinhalten der jeweiligen Songs. So war es auch heute: "It`s a pleasure to see so many beautiful faces at once. So all you ladies and gentlemen of Hamburg - we are DISFEAR and the next song is called POWRLOAD". Sehr sympathisch, echt ein höflicher Fucker. Auch ein Punkt für ihn und die Band, dass ihnen die noch zurückhaltenden Reaktionen des Publikums genügten und sie zufrieden grinsten. Man merkte schon, dass es den meisten gefiel, aber der Mob war noch nicht richtig warm. Ich sach ma: Hammer!

NINE gaben mir danach nicht soviel. Als Hardcoreband gestartet, machen die Schweden nun eher Midtempo-Metalcore. Erinnerte mich etwas an B-THONG, allerdings lange nicht so gut. Auf Dauer waren die Songs ziemlich monoton, alles in einem Tempo. Außerdem wirkte alles recht konstruiert auf mich, nicht so richtig aus dem Bauch raus geknüppelt wie DISFEAR zuvor. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass NINE sich beim Songwriting ziemlich darauf konzentrieren, wie sie das Publikum am effektivsten mitreißen können. Naja, ganz geil aber die Stimme des Sängers. Man muss auch ergänzen, dass NINE insgesamt gut ankamen und das Publikum nun langsam in Fahrt gekommen war.

Bei ENTOMBED brachen dann endgültig alle Dämme und zwar schlagartig. Im Verlauf des Gigs stieg die Temperatur locker ums Doppelte an. Mir gefallen die ersten drei Scheiben zwar deutlich besser als das Spätwerk der Band (geht wahrscheinlich den meisten so, sonst würden ENTOMBED noch in den großen Läden spielen), aber cool ist es schon, dass die Bastarde auf jegliche Erwartungen der Fans scheißen und 100%ig ihr Ding durchziehen. Live funktionieren die neuen Dinger auch eindeutig besser und so kamen "Inferno"-Nummern wie "The Fix Is In", "Flexing Muscles", "Night For Day" oder "Retaliation" ganz gut rüber. Ansonsten gab es natürlich viele Classics wie "Damn Deal Done", "Hollowman", "Seeing Red", "Demon" oder "Out Of Hand" (unterstützt von einem gigantischen Chorus aus dem Publikum: "Jesus Christ - Lord Of Lies - FUCK!") Der absolute Höhepunkt war aber der "Morning Star"-Smasher "Chief Rebel Angel", bei dem so einige Körper durch die Luft segelten. L-G Petrov versuchte sich zwischendurch an deutschen Ansagen ("Haben Sie Spaß?", "Mhh, das Bier ist lecker"), was immer für 'nen Lacher gut war. Allerdings gab es ein absolutes Manko: ENTOMBED beendeten ihr Set und... das Licht ging an, Konservenmucke trötete aus den Boxen. Man ahnte Übles und tatsächlich: Zwar ließen sich ENTOMBED von dem Publikum auf die Bühne zurückbrüllen, aber der Saft war weg! Mikros aus, nix ging mehr. Petrov knallte wütend sein Mike auf den Boden. Erst nach einigen Minuten durfte ein Roadie erklären, dass die Bullen da seien und man im Logo um 24:00 Uhr Schluss machen müsse. Tolle Wurst! Dann hätte man früher anfangen müssen oder gerade bei den recht lange zockenden NINE auf die Zeit achten müssen. Ich mein - es fehlte noch "Left Hand Path"!! Gerade die Zugaben sind bei ENTOMBED meist dat Beste, weil die Hunde dann die Knaller vom Debut spielen. Coitus Interruptus!
Bleibt als Fazit festzuhalten, dass DISFEAR hammergeil waren (für mich die beste Band heute), NINE eindeutig zu lange gespielt haben und ENTOMBED mal wieder tierisch das Haus gerockt haben, allerdings gerade durch das fehlende Ende im Marx etwas besser gewesen waren.
Nu waren wir noch musikhungrig und packten SUFFERAGE-Jasmin (cheers!) ein, die uns den Weg zur Scandia-Bar lotste, wo noch ein Hardcore-Konz stattfinden sollte. Doch das war natürlich schon vorbei, als wir eintrafen. Na ja, ein paar Humpen konnte man trotzdem noch dort trinken und später schlugen doch glatt noch ENTOMBED samt Crew dort auf. Aber wir sind ja keine Autogrammjäger und ließen sie in Frieden zechen... - Beitrag von: Philipp

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