RD-ROCK FESTIVAL, HANERAU-HADEMARSCHEN / 10. & 11.07.09 - Nachschlag

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Nachdem das letztjährige RD-Rock im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel und ich keine Lust hatte mir die volle Schlammpackung zu geben, stand das Festival natürlich ganz oben auf meiner ToDo-Liste für 2009. Doch der Wettergott ist auch dieses Jahr nicht auf Seiten der Veranstalter und zickt zumindest im Vorfeld ordentlich rum und streut so einige Finten, auf die das Pack vom Wetterdienst natürlich prompt hereinfällt und daraufhin tagelang Hiobsbotschaften unters Volk streut. Doch irgendwie kommt immer alles anders und so schreibe ich diese Zeilen in der Tat mit einem Sonnenbrand, wo auch immer der herkommen mag.

 


 


Donnerstag noch auf die Schnelle einen Autoplatz abgegriffen, geht es Freitag schon zur unmenschlichen Zeit von 10Uhr auf die Straße, da unser Fahrer sich dem Rudel der freiwilligen Helferlein angeschlossen hat und somit schon mittags auf dem Gelände aufschlagen muss. In Hademarschen erwartet uns dann recht wechselhaftes aber doch erträgliches Wetter, früher angereiste Leute berichten aber von brutalen Zuständen in der vorigen Nacht also fix ein Areal auf dem Campinggelände abgezeckt und Zelte aufgebaut. Danach heißt es dann erst einmal warten, schließlich soll die erste Band am frühen Abend losscheppern.

 

Aus der nachmittäglichen Langeweile heraus wird den Nachbarn der Krieg erklärt, wobei sich ein strategischer Vorteil der Gegenseite aber schnell herauskristallisiert, da dort ein schier unerschöpfliches Arsenal an Feuerwerk, Knallkörpern und Partygirlandensprühschaumzeugs im Kofferraum gehortet wird. Das trübt die Moral aber keineswegs und so geht es diverse Biere und Regenschauer später frohen Mutes zur Wiesenbühne um den ersten Auftritt von POWER mitzunehmen. Auf der Bühne aus diversen kieler Bands bekannte Gesichter, vor der Bühne grinsende Backen und der erste Kotzschwall. Da war wohl jemand zu aufgeregt die Idole der Kindheit endlich mal live bewundern zu dürfen. POWER machen ihre Sache durchaus gut, ist ja auch irgendwie zu erwarten bei der musikalischen Vor- und Parallelgeschichte.

 

 

 

Zwischendurch erreicht uns die Nachricht, dass es Änderungen im Line-Up gibt, da LIMBOGOTT krankheitsbedingt ausfallen, stattdessen sitzen nun ROBINSON KRAUSE mit im Boot. Anscheinend aber nicht die einzige Änderung, denn irgendwie verschiebt sich im Laufe des Abends alles etwas chaotisch, so dass wir am Ende orientierungslos durch die Gegend irren und keiner mehr so recht weiß, wer jetzt nun gerade wo spielt. So werden dann noch BORDERPAKI mitgenommen, deren Auftritt heute aufgrund des Jungesellenabschieds einer Freundin nicht verpasst werden darf. Sowohl ALERT als auch EL FUPA fallen danach der Mischung aus Suff und Kopfschmerzen zum Opfer und ich für Festivalverhältnisse recht früh ins Bett.

 

 

 

Das frühe Abknicken am Vorabend zahlt sich am Samstag jedoch aus. Erstaunlich unverkatert krieche ich aus dem Zelt und finde das Gelände entgegen aller Erwartungen nicht in sumpfähnlichem Zustand vor. Soviel zum Wetterbericht. An der Bude direkt am Campingplatz schnell einen Frühstückskaffee verhaftet, nachdem der Magen dies ohne weiteres Murren verkraftet noch schnell Nahrung hinterher und dann um 14:30 pünktlich zu BE AS ONE ins Zelt. Die Band kommt motivierter und ausgeschlafener rüber als das Publikum das heute nicht von den Hockern kommt, die vermutlich noch vom BODO-Auftritt herumstehen. Trotzdem geht der Gig in beiderseitigem Einverständnis über die Bühne und Sänger Lars macht eine nette Ansage im Sinne von:“Alle Bands sind immer gegen irgendetwas aber man sollte auch mal Spaß haben dürfen, deshalb bin ich heute ausdrücklich dafür!“.

 

 

 


 

Nach einer halben Stunde Hardcore sehnen sich meine Ohren eigentlich nach einer Auszeit aber am Zeltausgang wird mir WHITE LILIUM empfohlen, die mir bis dato kein Begriff waren aber der Verweis auf Ex-Frontfrau Anna von VANITY RUINS (R.I.P) als Neuzugang macht dann doch neugierig. Das weiße Grünzeug läßt in seiner Symbolik ja schon ein wenig auf die Musik schließen und es ballert dann auch etwas Screamo/Death/Core-lastiges aus den Boxen. Mir persönlich an den meisten Stellen etwas zu massentauglich aber technisch durchaus überzeugend, der Wechselgesang mit dem Klampfer erzeugt ordentlich Dynamik und sowohl auf der Bühne, als auch im Pit ist ständig Bewegung.

 

 

 


 

Direkt im Anschluß rufen die PHLEGMATIX zurück ins Zelt und servieren die gewohnte Kelle Punkrock. Als besonderes Schmankerl werden heute für den Song „Roter Stern“, einer Ode an den gleichnamigen lübecker Fussi-Club, Bläser auf die Bühne geholt. Da ich zwischenzeitlich mal nach draußen verschwinde bekomme ich nicht mehr mit, warum Sänger Basti am Ende nur noch in Underwäsche auf der Bühne rumhüpft.

Danach verpasse ich mal wieder aus diversen Gründen die Hälfte des Bühnenprogrammes und sehe nicht U-LOOK JUSTICE und nicht ANY PORT IN THE STORM, was mich im Nachhinein bei zweiteren echt ärgert, da man sonst ja nur Positives  über die Band hört.

 

 

 


 

Zu N.O.M geht es dann wieder ab zur Bühne, wo ich mich frage, ob ein Lehrer allen ernstes eine Klassenfahrt zum RD-Rock organisieren kann, jedenfalls schießt mir dieser Gedanke beim Anblick des Moshpits durch den Kopf, wo ein beachtlicher Mob von recht jungen Leuten total frei dreht. Aber warum auch nicht, Nachwuchs ist nie verkehrt und als dann auch noch ein Gorilla die Bühne entert, während dieser Riese von einem Shouter quer durchs Publikum pflügt, wundert mich sowieso nichts mehr. Als Abschluß gibt es das Live-Inferno „Fuck Club88“, wobei ich es einmal mehr als bedrückend empfinde, dass die Stadt Neumünster bundesweit mit nichts anderem als Faschodreck verbunden wird, während örtliche Parteien weiterhin Scheuklappen verteilen und alle Jahre wieder bei der Jugendarbeit wegrationalisieren.

 

 

 


 

Der weitere Abend verläuft für meinen Geschmack musikalisch relativ unspektakulär, richtig tief in die Grütze greifen die Jungs von ONE FINE DAY mit ihren „Jetzt macht mal richtig Lärm, RD-Rock!“-Ansagen und dem stundenlangen Selbstabgefeiere. Das Einzige was da Freude bereitet sind Geschichten über einen Soap-Auftritt für den wohl ordentlich Geld hingeblättert wurde, ansonsten dominiert Fremdscham. Irgendwann ertappe ich mich dabei, wie ich zu Vogelgezwitscher aus dem Wiesenbühnezelt in Richtung Campingplatz schwanke, im Rücken eine Dancefloor-Basslinie, während eine Kinderstimmt der Mutter zuruft, dass der Mann mit dem Koks da sei. Naja, die Kopfschmerzen am nächsten Morgen kommen nicht wirklich unerwartet.

 

Danke an die Orga-Crew für das grandiose Festival, ich für meinen Teil freu mich auf RD-Rock 2010.

Kommentare   

0 #6 bockfred 2009-07-13 20:57
Ey das war doch dein schlechter einfluss.
und den alkohol hast du doch auch in mich reingetan, glaube ich.
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0 #5 Fabian 2009-07-13 20:57
EY! für den ersten Teil kann ich nun gar nix....das hat nix mit mir zu tun!!!!
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0 #4 bockfred 2009-07-13 20:57
Beim HALLO KWITTEN Gig gab es wirklich den asigsten Pogo seit langem, absolut genial.
Bemerkenswert finde ich auch den Sänger einer kieler Band, die am Tag zuvor ihren Debütauftritt gegeben hat, war Er doch permanent am Stagediven, ich glaube der Typ wurde nicht einmal aufgefangen und machte immer wieder bekanntschaft mit dem dreckigen Zeltboden.
Danke HALLO KWITTEN und für die Ankündigung kann ich nix das war der Alkohol der mit Fabians Worten aus mir sprach.
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0 #3 Matt 2009-07-13 20:57
You, geile Fotos! Itzo auch abrufbar in der Dremu-Fotogalerie!
[mosh.dremufuestias.de]
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0 #2 DoctorJoyBoy Love 2009-07-13 20:57
Jau, sehr hübsch!

Und von mir auch noch ein paar ergänzende Worte zu HALLO KWITTEN: Eine mir persönlich bekannte, RD-stämmige Punkrocklegende hat deren Auftritt an jenem Abend nicht ganz grundlos spontan zum geilsten Konzert der letzten zehn Jahre erklärt (möglicherweise aber auch ein Bischen, weil die Band von ihm selbst zuvor in zutiefst asozialen Worten auf der Bühne ankündigt wurde).
Amtlicher Circle-Pit, Polonaise, Alkohol-, Kunst-, Textil- und Selbstzerstörung (natürlich alles in bitterem Ernst zelebriert, ohne dabei eine Miene in Richtung Grinsen zu verziehen), haben dem Auftriit auf jeden Fall eine unbestreitbare Denkwürdigkeit verliehen. Jeder der Anwesenden hat da wohl so seine persönlichen Lieblingsmomente gehabt. Es gab jedenfalls EINIGE.

Ach ja - Musik: auch ganz gut.
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0 #1 Fabian 2009-07-13 20:57
Wow! SO muss ein Bericht aussehen....und dann noch mit tollen Fotos untermalt...
Einziger Skandal ist, dass du den Auftritt der Kwitten verpasst hast....Für mich DAS Hightlight des Festivals....
Knapp gefolgt von Power bei deren Auftritt fehlte nicht mehr viel zum perfekten Punkgig....Blut und Kotze war ja vorhanden...
hat Spaß gemacht, danke an alle dagewesenen und die Orga-Crew!
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