FORCE ATTACK 2009 - Tag 2

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Und hier der zweite Teil des Berichtes von JOY BOY und mir.

 

ATZE: Am zweiten Tag trieb mich die Temperatur schon recht früh wieder aus dem Zelt, außerdem der Schwäbisch schwatzende Typ, der neben unserem Zelt stand und sein eigenes suchte. Mann, hat der genervt: "Wo isch moin Zelt?", "Ihr seids doch alle Pseudopunkerwürschtl","Ich foa hior seit 15 Joahren her", und das ungefähr ne halbe Stunde lang in einem unglaubich nöligen Ton. Da kann doch kein Mensch bei pennen.
 
Also dachte ich mir erstmal, zum Tagesgeschäfft überzugehen: Kacken, Frühstücken, Saufen.
Und wenn die erste interessante Band erst um Vier spielt, geht vorher auch 'ne Menge Alk rein.


Nun dachte ich auch immer im zehnten Jahr Force Attack hätte ich auch schon alle möglichen suspekten Gestalten gesehen, die man auf einem Punkfestival sehen kann, aber da sollte ich noch was dazu lernen. Hatte sich unsere Nachbarin doch anscheinend aufs falsche Festival verlaufen "ich hab ja eigentlich garnix mit Punkrock am Hut, ich bin ja mehr so der Hopper", darauf Herr K.-H. S. aus K.G. "Wer is er? Popper?". Dreimal täglich duschen und die Klamotten wechseln und uns dann noch fragen, ob jemand "Bodylotion" dabei hat, fand ich schon sehr suspekt, was ihr natürlich ungläubige Blicke und dumme Sprüche einbrachte. Nett auf den Namen "Cremetorte" getauft, war sie dann auch noch öfter unser Gesprächsthema.

KRETZE: Der zweite Tag wurde von mir in Punkrockermanier standesgemäß begonnen – mit einer Tätowierung! Wie gut, dass ich vor der Abfahrt noch eine BRAVO GIRL erworben hatte. Endlich war ich fast genauso cool wie diese ganzen kurzhaarigen Typen mit ihren Spinnennetzen auf dem Ellenbogen.
Blöd nur, dass diese Aufklebedinger doch besser halten, als ich es denen zugetraut hätte und sich darüber hinaus vorzugsweise mit Festivaldreck paaren. Die braunen Flecken auf meiner Wampe gehen jedenfalls noch immer äußerst mühsam und nur unter größten Epilierungsschmerzen ab.                                                          

 

 

Für die von Bocky beschriebene Dame, die sich offenbar weit weniger an den Klischees des Festivals orientierte als ich, fand ich die von Pati gewählte Bezeichnung „Saint-Tropez“ übrigens noch treffender.

STINKASI: Um kurz vor vier ging es dann mit einem schon recht ordentlichen Brand im Kopf zu CHEFDENKER, und wer da KNOCHENFABRIK erwartet, ist halt schief gewickelt.
Trotzdem fand ich den Gig nicht schlecht. Sänger Klaus hatte mal wieder ein Thema, um das sich jede Ansage drehte, diesmal war es irgendein Typ, um den es ging, den Namen habe ich jetzt leider vergessen, aber den nötigen Humor, um so was lustig rüberzubringen, hat der Typ.
Musikalisch war es eher geht so, kommt halt dem Deutschrock sehr nahe, aber immer noch mit 'ner ordentlichen Portion KNOCHENFABRIK, schon unterhaltsam und der Bassist wie immer nackt, ich weiß nicht, aus welchem Grund der Drummer nicht konnte, jedoch kurzfristig eingesprungen machte der Schlagwerker der MIMMIS seine Sache echt gut.

WURSTBOY: Knochenfabrik war ja nie so meine Band und tatsächlich haben mir dieses Jahr CHEFDENKER besser gefallen als besagte Band im Jahr davor. Einige Songs und Ansagen haben jedenfalls sehr zu meinem Amusement beigetragen. Macht Sinn, dass die Band öfter mal mit Robinson Krause zusammenspielt. Bei dem besagten Typen, dem immer wieder sinnbefreite Sprechchöre gewidmet wurden, handelte es sich übrigens um Rainer Schütterle (236 Bundesligaspiele in den 90ern für den KSC, den VfB Stuttgart und den MSV Duisburg).

AGROTOXICO habe ich erst in der Woche zuvor in der Meierei live erleben dürfen, konnte mich hinterm Mischgerät aber nicht so richtig am Pogo vor der Bühne beteiligen. Das wurde diesmal anders, denn AGROTOXOCO haben in meinen Augen den stärksten Auftritt des Festivals abgeliefert und bekamen auch die verdiente Zuwendung des dreckigen Mobs vor der Bühne.
Bei aller begründeten Wut und Aggressivität, die diese Band auf der Bühne so geil rüber bringt, wirken die Brasilianer auch äußerst sympathisch. Das Wiedersehen mit Szenekannibale Kalle in der ersten Reihe schien den Drummer wirklich sehr zu freuen, obwohl dieser doch wahrlich Grund gehabt hätte, angefressen zu sein. Die ansehnliche Wunde, die ihm in der Woche zuvor von dem hungrigen Freiluftcamper in der Ekstase des Moments beigefügt wurde, wird nach eigenem Bekunden als „nettes Souvenier aus Europa“ wieder mit nach Hause getragen. Auch gut.
Ansonsten einfach ein absolut geniales, sehr intensives Hardcore-Konzert.

DER BOCK: Mit AGROTOXICO stand als nächstes einer der wichtigsten Punkte für mich auf dem Programm und zugleich die erste Band auf der Zeltbühne, die auf meinem Zettel stand.
War der Sound auf der kleinen Bühne die letzten Jahre doch immer echt bescheiden, hatte sich da dieses Jahr einiges geändert. Genau wie auf der großen Bühne ganz anderes Equipment und um längen besserer Sound.
Und die Brasilianer legten eine ähnlich geile Show hin wie eine Woche zuvor in der Meierei, mitten in die Fresse rein, was auch gleich einen amtlich geilen Knochenpogo entstehen ließ, mit allem Drum und Dran inklusive Circle Pit, Barfußhippie (Aua Respekt) und der dazugehörigen Aggression aber auch nicht ohne dabei auf einander aufzupassen um die doch öfters am Boden liegenden Leute nicht platt zu treten.

Auf SPRINGTOIFEL verzichtete ich einerseits, weil`s mich eh nicht interessiert, andererseits aus Angst vor dem Publikum, welches die normalerweise anziehen.

RASTA KNAST musste ich mir auch nicht geben, sind zwar nette Leute und ich fand sie in der Meierei auch nicht verkehrt, jedoch hatte die Band für mich nicht die nötige Anziehungskraft, um mich vom Zeltplatz zu locken.

Ganz anders war das natürlich bei MENACE. Andere Leute sind in Kiel geblieben um sich die SCUMBAGS reinzuziehen, da tu ich mir doch lieber die mehr oder weniger Originale an.
Und MENACE warn echt der Hammer, was aber nur wenige zu schätzen wussten, lag wohl auch wieder daran das so'n Durchschnittsstumpfoipunkerskin von Heute diese Band wahrscheinlich nicht einmal kennt.
Dabei ist das doch genau der Sound, aus dem die ganze schöne Punkmusik von heute gewachsen ist.
Ich sollte die Band heute auch zum ersten mal Live genießen und war begeistert. Wenn ich das richtig gesehen habe, warn von der Originalbesetzung noch Basser und Drummer über, die beiden sahen auf jeden Fall ungefähr doppelt so alt aus wie Gitarrist und Sänger, wobei zuletzt genannter schon eine krasse Ausstrahlung hatte und n bisschen (im positiven Sinne gemeint) HIVES-Stil hatte.
Das ganze brachte meinen betrunkenen, absolut grobmotorischen Bewegungsapparat dann auch zum zweiten Mal an diesem Nachmittag in Bewegung.
"political men and your smilling lies you`re all covered in smut GLC you`re full of shit"-watt`n Hammer.

BOYTOY: Hätten es gestern Abend bei den UK SUBS vielleicht ein paar mehr Leute sein können, ist das Ausmaß an Desinteresse bei MENACE wirklich nicht mehr nachzuvollziehen. Da spielt eine lebende Legende (zumindest Teile davon) auf einem Punkfestival, die ich zuletzt vor über zehn Jahren mal live sehen konnte und es stehen nur ein paar vereinzelte Häufchen Skins und Punks vor der Bühne – unbegreiflich! Vielleicht lag es ja auch ein bisschen daran, das zeitgleich auf dem Zeltplatz das Gerücht die Runde machte, es habe sich dort eine Gruppe gänzlich unwillkommener Fascho-Nasen eingeschlichen, was für einige Mobilisierungs- und Suchaktionen auf dem Gelände sorgte.

Ansonsten kann ich nur das Gleiche noch mal erzählen: geiles Konzert! Der Bassist sah aus wie Charlie Watts, der energische Sänger wie ein unglaublich britischer Rugby-Kneipenasi.
Leider brauchte ich danach dringend eine Pause und verschluf RAWSIDE.

B: Danach RAWSIDE. Letzte Woche noch über vierzig Fieber und ausgefallen und aufm Force Attack sollte ich aus Gründen der Ignoranz und Faulheit als Teil des Publikums ausfallen.

Und dann zwei Stunden später D.O.A. und gleich noch eine Band, die von Mitgliedern der SUBURBAN SCUMBAGS bestimmt nicht nur auf Platte genossen wurde sondern auch mal live gesehen wurde, erinnerte Frontmann und einziges Gründungsmitglied Joey „Shithead“ Keithley doch von seiner Bewegung auf der Bühne ein wenig an Uller Nagel (oder andersrum).
Solide war das allemal, was da geboten wurde, ich kenne die Band jetzt nicht so gut, dass ich mit Songtiteln um mich werfen kann, aber mit AGROTOXICO für mich die Nummer Eins des Tages.
Interessant ist es vielleicht noch zu erwähnen, dass im Jahr 2003 zum 25. Bandjubiläum der Bürgermeister von D.O.A.s Heimatstadt Vancouver den 21.12. offiziell zum D.O.A.-Day erklärt hat. Ich glaube, das ist noch nicht vielen Bands passiert.

J: Während ein Großteil der Besucher sich nun möglicherweise von Herrn Wuchers Lyrik an die intellektuellen Grenzen führen ließ, verweilten wir auf dem Zeltplatz und warteten auf D.O.-fuckin’-A. Wohl nicht nur für mich war die Band neben der Unlust, die Biervorräte zu Hause zu leeren DER Grund, um dieses Jahr zum Force Attack zu fahren.
Und auch wenn die Band nicht das Feuerwerk toppen konnte, das AGROTOXICO vorher abgebrannt hatten, wurden meine Erwartungen nicht im Geringsten enttäuscht.
Gleich als ersten Song gab es „I hate you“ (die Scumbags sind übrigens nicht die einzige Kieler Band, die mal D.O.A. auf Platte genossen haben;)) und der gefühlte ältere Bruder von Uller Nagel gestikulierte, schimpfte und hopste angepisst auf den Brettern rum, wie ich es mir nicht netter hätte ausmalen können.
Obwohl ich die Songs von D.O.A. einigermaßen kenne, könnte ich jetz auch gar nicht genau sagen, welche sie davon gespielt haben. Irgendwann wurde ich auch abgelenkt von ein paar Typen, die auf die seltsame Idee kamen, eine schwedische Flagge in der ersten Reihe wehen zu lassen. Mein spontaner Versuch, diese dem Pulk vor der Bühne zu stiften, wurde recht unwirsch vereitelt. …Ich kann halt nich immer gewinnen.
Nett fand ich auch, dass noch „War (what is it good for…)“ gespielt wurde. D.O.A. hatten irgendwie immer das Talent, total unpanke Songs extrem punkig klingen zu lassen.

B: MÜLLSTATION wollte ich danach eigentlich gerne noch sehen jedoch, dachte ich mir, wenn ich mich nicht sofort zur Entschlackung bewege, scheiß ich mich ein und so schaffte ich es gerade noch rechtzeitig aufn Pott.









Kommentare   

0 #7 bockfred 2009-08-04 18:19
@Joy Boy: Alte Petze
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0 #6 Andy 2009-08-04 18:19
SKANDAL!
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0 #5 DoctorJoyBoy Love 2009-08-04 18:19
Bocky du Schummler - das obere Bild ist eindeutig von Tag 1! Vom journalistischen Standpunkt aus geht das gar nicht!
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0 #4 bockfred 2009-08-04 18:19
Und noch eins
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0 #3 bockfred 2009-08-04 18:19
Hab da nochmal `n Foto eingefügt.
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0 #2 Fabian 2009-08-04 18:19
'Durchschnittsstumpfoipunkerskin'
haha für mich das (un-) Wort des Jahres!
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0 #1 Philipp Wolter 2009-08-04 18:19
'Wer is er?' - har har, dat ist K-H. S. aus KG, wie man ihn kennt, aber original...
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