ANACRUSIS - Screams and Whispe

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Vom ersten Ton an ist hier alles ein bißchen anders, denn immer wenn man glaubt, verstanden zu haben, dass es sich wohl um Techno-Thrash (was das auch immer sein soll)oder Prog oder sonst was handeln muss, passiert irgendwas völlig eigenes und verhindert, dass diese Band in eine Schublade zu stecken ist. Die einzig brauchbare Beschreibung lautet: Anacrusis! Hör's Dir selber an! Wer sich den Gefallen tut und sich die Platte anschafft, erlebt eine gute Stunde lang einen tierischen Film aus absolut einzigartigem Gesang zwischen infernalischem Gekreische, rauhen Shouts und hervorragend gesungenen, düsteren Melodien, wohlgemerkt im manchmal schnellen Wechsel und alles vom gleichen Sänger. Passend dazu die Texte, die sehr desillusioniert und finster rüberkommen und eine absolut negative, hoffnungslose Atmosphäre schafften. Allerdings kommt bei Anacrusis auch immer noch eine gewisse Aggression dazu, die teilweise unvermittelt durch krasses Gekreische, hauptsächlich aber durch supergeile Aggroriffs (My Soul's Affliction: was für ein hyperaggressiver Anfang!) im fiesesten, höhenlastigen Sound entsteht. Grundsätzlich ist jedes verdammte Riff ein Treffer, da gibt's bei allen Effekten und Soundspielereien nicht einen schwachen Ton von der Saitenfraktion. A propos: geiler Bassist auch, der viel Raum in der Musik hat und ziemlich weit im Vordergrund spielt, sozusagen als 2te Rhythmusgitarre. Zusätzlich unterstützt wird die Atmosphäre durch ausgeprägte Dynamik, und zwar nicht in Nu-Metal-Sinn (also Klimper-Strophe und Brat-Refrain), sondern durch richtiges Arrangement und elegante Komposition. Diesem Können der Mucker ist es auch zu danken, dass die komplexen Songs zu keiner Sekunde überfrachtet, unübersichtlich oder verfrickelt wirken, sondern stimmig und eingängig. Und wo nehmen die immer die Schlagzeuger her? Spielte auf dem Vorgänger "Manic Impressions" noch Präzisionswunder Chad Smith, der später bei den stinköden Red Hot Chili Peppers landete (was wohl finanziell deutlich der richtige Entschluß war), so heißt der Typ hier Paul Miles. Und die Band hat Drive, Drive, Drive. Ein solches Uhrwerk hat man wirklich selten, und dann je nach Part und Stimmung diese geilen Verschlepper oder Anzieher: genial, und außerdem was, was nur die echt Guten können. Im übrigen besteht die Band durchweg aus exzellenten Musikern, denen man die Hingabe deutlich anhört. Der Sound schließlich geht als das i-Tüpfelchen durch, denn er ist (früher war alles besser) analog, direkt, echt, geiiiäl! Vielleicht bin ich ja ein blöder Nazi, aber wenn der Schlagzeuger Vorgaben mit der Bass-Drum macht, und es kommt nicht so ein künstliches Computergeräusch, sondern ein "Wupp" und ich höre, wie der Kessel schwingt oder ich höre den Klang der Hi-Hat im Raum oder in Spielpausen das Surren der Amps, da geht mir einer ab. Versucht mal, das auf ner Machine Head Platte zu erleben. Die Einzigartigkeit, Schrägheit und Brillanz dieser Band, verbunden mit kompletter und Ignoranz und kommerziellem Scheitern lässt sich eigentlich höchstens mit Voivod vergleichen. Fazit: von den 12 Songs ist JEDER ein Volltreffer, die Platte absoluter Pflichtstoff und es soll keiner behaupten, er hätte nix gewusst!!! So isses!!!

P.S.: ebenso genial und verpflichtend ist der Vorgänger, Manic Impressions, der etwas schneller und straighter, aber genauso unglaublich ist und ebenfalls in allen Belangen ne glatte 1+ kriegt. Die ersten beiden Alben sind "nur" gut bis sehr gut.

Homepage: www.apogee.whack.org/~ken/

---Punkte: 9

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