WITH FULL FORCE XVI / 2.-4.7.2010 – Roitzschjora – Flugplatz – Tag 2

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Nun der zweite Teil des WFF Berichts mit folgenden Highlights:

- verschobene bis verlorengegangene Bands

- Hitze ohne Ende Teil 2

- Vuvuzelas statt Moshpits

- Headlinern aus der Zeitmaschine

- und natürlich Schmankerln aus dem unvergleichlichen Festivalheft

 


 

TEXAS IN JULY:

Andy: Der zweite Tag beginnt mit den Amis von TEXAS IN JULY - geil vertrackter Mathcore. (WFF-Programmheft: „Wie eine Rhino-Stampede auf Speed.“) Man könnte sagen, der kleine Bruder von CONVERGE, nur leider ist die Band offensiv christlich, was meiner Meinung nach überhaupt nicht geht.

Matt: Spannend ist auch das Label von TEXAS IN JULY, auf welchem ja auch AUGUST BURNS RED verteten sind, was bei uns zu der Spekulation führt, ob das Label für jeden Monat eine eigene Band gesignt hat...? Wenn nicht, dann sollten sich BLOODBATH IN JANUARY, SATANIC APRIL und die imaginäre Peter Steele Tribute Band OCTOBER RUST IN PEACE schleunigst dort bewerben!



ELSTERGLANZ:

Andy: Dann doch lieber ELSTERGLANZ. Über Humor lässt sich streiten, ich finde allerdings, dass ELSTERGLANZ teilweise ganz unterhaltsam sind. Auf der Bühne wurde ein Kiosk und Bahnschranken aufgebaut. Der Kiosk dient gleichzeitig als Drumpodest und die Schranken funktionieren sogar richtig. Immer wenn sie runterklappen, fährt ein Einkaufswagen vorbei. Der Kiosk wird die gesamte Show über mit Waren beliefert und auch davon abgesehen passiert allerhand auf der Bühne. Lieder werden auch gespielt, z.B. “Fantomas”, “Wir sind total bescheuert” und der Hit, auf den alle gewartet haben: ”Kaputtschlaahn”. Fazit: Ganz lustig, öfter muss ich das trotzdem nicht haben.

 


 

Im Hardbowl spielen danach TOXPACK, die ich gekonnt ignoriere, stattdessen treffe ich mich mit Matt und den anderen und wir plaudern ein wenig und versuchen die Schmelzofen gleichen Temperaturen irgendwie aushaltbar zu gestalten. Im Gespräch stellen wir fest, dass auf diesem Festival alle Nachbarn gleich sind. KRAWALLBRÜDER, GERBENOK, PERKELE, FREI.WILD, STOMPER 98, SCHUSTERJUNGS - alle sind sie in Shi[r]tform anwesend. Auch riesige Autoaufkleber in Eiserner-Kreuz-Form sind beliebt. Auch toll war ne Gruppe, die mit leeren Bierdosen Wörter an den Zaun schrieben. Als ich zusammen mit einer Freundin aus Leipzig daran vorbei kam, hatten sie erst die Wörter “Ficken oder…” fertig gestellt. Als meine Bekannte fragte: “Ficken oder was?” bekamen wir zur Antwort: “Ficken oder Holocaust!” worauf wir nur noch antworten konnten: “Das ja lustig…” Später konnte ich dann feststellen, dass der volltrunkene Kamerad das ernst meinte und er und seine Freunde das Kunstwerk beendet hatten. Als ich ankam und das sah, war bei mir der Punkt erreicht, wo es mir echt zuviel wurde. Vor dem Kunstwerk stand ein Typ mit einen “Good night white pride“-Shirt, den ich darum bat, mir dabei zu helfen, die Dosen abzureißen. Der erwiderte aber nur: “Warum? Ist doch lustig!” Also zerstörte ich alleine dieses tolle Kunstwerk, was die Künstler dazu brachte, mich als “PC-Schwuchtel” zu betiteln. Musste schon Schlimmeres ertragen. Das wäre auch so ein Punkt - wie kann es sein, dass fast alle Festivalbesucher glauben, dass man Männer, die man nicht mag, als “Schwuchteln” bezeichnen muss und Frauen als “Schlampen”? Ich frage mich ja, warum sich Frauen so etwas gefallen lassen. Meistens dann noch von Leuten aus dem eigenen Bekanntenkreis. Und wenn mir noch mal irgendein stumpfer Typ erzählt, dass “WALLS OF JERICHO total krass sind, weil man ja fast gar nicht merkt, dass da nur ne Frau singt” muss ich den wohl verhauen.

 


BORN FROM PAIN:

Andy: Ach, eigentlich geht’s hier ja gerade um Livereviews und weiter geht’s. BORN FROM PAIN moschen sich durch ihr Programm, es gibt “Sons of a diying world” und “New hate”. Auf dem Merch der Holländer steht “Fuck the Police!” - Recht haben sie. Die Ansagen sind sehr gut und immer politisch und fordern das Publikum auf, für die Freiheit aller Lebewesen zu kämpfen, was den PRO-PAIN-Fans neben mir überhaupt nicht gefällt (wie Klischee ist das denn). Nachdem ich mich erkundige, warum sie denn rumpöbeln, bekomme ich zur Antwort, dass es ja okay sei, wenn er solchen Müll glaube (also der Sänger), aber er solle doch nicht ordentliche Leute (also PRO-PAIN- und BÖHSE-ONKELZ-Fans) mit so was belästigen. Als ich dann aber versuche, sie darüber aufzuklären, dass die Themen in den Songs doch genau die selben seien, wird mir nur entgegnet, dass ich doch keine Ahnung habe. BORN FROM PAIN waren aber trotzdem super.

 


 

Matt: BORN FROM PAIN hatte ich live noch nicht gesehen, und sie gehören für mich eindeutig zu den Gewinnern des WFF 2010. Tighter Hardcore mit Metaleinschlag und schönen Gitarrenschrubbattacken, ziemlich effektvoll und nach vorne. (WFF-Programmheft: „...Nackenbrecher-Speedattacken. Geht direkt in die Fresse.“) Dazu die sympathischen (ja, und politischen) Ansagen des holländischen Frontmanns in lupenreinstem Deutsch machen das Konzert zu einer runden Sache. Die Zeit vergeht (zu) schnell mit bangen in der noch subtropischen Nachmittagshitze.


NEAERA:

Andy: Im Zelt spiele NEAERA aus Münster auf und das Zelt ist so voll, dass man nicht reinkommt, mir egal, so geil waren die eh noch nie. (WFF-Programmheft: „Du lässt dir zum Frühstück gerne mal einen Vorschlaghammer zwischen die Kauleiste krachen? Massierst dir das Hirn mit Wonne per Bolzenschussgerät?“)


GRAND MAGUS:

Andy: Dann guck ich mir halt doch GRAND MAGUS an. Die truen Oldschool-Metaller aus Schweden müssen erstmal verkraften, dass bei ihnen höchstens 300 (datt is Sparta!) Leute vor der Bühne stehen. Schlimmer ist aber, dass der größte Teil des Publikums nur dort ist, um das Fußballspiel zu sehen. Noch während des ersten Songs fällt ein Tor für Deutschland und die Leute drehen durch. Ich habe mich in meinem Leben selten so unwohl gefühlt wie in diesem Moment. Und noch nie mehr fehl am Platz. Ich mein, ich bin auf einem Festival, dass eh schon einen zwielichtigen Ruf hat, und dann bin ich umzingelt von Leuten, die mit Deutschlandfahnen um sich schwenken. GRAND MAGUS nehmen es mit Humor und sind sich sicher: Entweder hat Deutschland ein Tor geschossen oder sie haben gerade das beste Solo aller Zeiten gespielt.

 


 

Matt: Für 5 Minuten Schatten ziehe ich mich kurz in das Backstagezelt zurück, welches während des gesamten WFF ziemlich verwaist ist (statt mitzockenden Bands treffen wir Neumünsters Vorzeigegrunzer Börbel samt Kollegen). Diesmal ist das Zelt aber so brechend voll, dass es mit Schatten fast schon wieder Essig ist. Des Rätsels Lösung: Auf den aufgehängten Fernsehern läuft das WM Viertelfinale Deutschland-Argentinien und alle sind gekommen. (Und lange nicht nur die deutschen oder argentinischen Bands (war da überhaupt eine?). Naja, ich stelle mich also wieder der erbarmungslosen Sonnenattacke und begebe mich schnell zur Hauptbühne, wo mit GRAND MAGUS eine Schwedendoomband angekündigt sind, die natürlich angeschaut werden muss. Auch hier ist es voll – auf der Leinwand neben der Bühne läuft nämlich die Übertragung vom Fussballspiel. Das führt zu der skurrilen Situation, dass der Basser von GRAND MAGUS ein ums andere Mal den Kopf verdreht, die Leinwand von der Bühne aber nicht sehen kann und ins Publikum ruft „Hey man, what's the score, what's the score?“. Aber Doom, das war wohl einmal, denn GRAND MAGUS haben sich der SloMo-Musik abgewandt und sich dem klassischen Heavy Metal zugewandt, inkl. Eierkneifgesangspassagen. Hach, ich hätte gewarnt sein müssen, wenn der Gitarrist/Sänger und der Basser in identischen Lederwestchen mit adrett positionierten Nieten auftreten. Nee, das ist nun gar nicht „my cup of tea“, aber wenn es gerade zu langweilig wird, fällt ein Tor für Deutschland, und zumindest die akustische Kulisse stimmt. (Ja, Andy, ich muss gestehen, ich hab auch mal hingeguckt.)


WALLS OF JERCHO aka Deutschland - Argentinien

Matt: Statt WALLS OF JERICHO gibt es dann dass Fussballspiel live und in voller Länge. Schade, aber da sehr viele Fussballinteressierte da waren, hätte das wohl wenig Sinn gemacht. Finde ich prinzipiell auch nicht so schlimm, aber die Shirtauswahl war für ein Festival sehr verwirrend, warum tragen die Leute plötzlich so viele WEISSE Shirts? Und wer kennt die Bands namens PODOLSKI und BALLACK, die doch gar nicht auf dem WFF spielten? Mysteriös.


FREI.WILD aka Deutschland – Argentinien

Matt: Dem Public Festivalviewing fiel auf der Auftritt von FREI.WILD zum Opfer, was ich nun wieder gar nicht schade fand. Hätte man auch gerne nach Südafrika (oder auf den Mond) verlegen können, statt es abends nachzuholen.


WAR FROM A HARLOTS MOUTH:

Andy: Währenddessen wird im Hardbowl die Tanzfläche zu einem Gym und ich zur menschgewordenen Räuberleiter. Ich schicke mehr Crowdsurfer auf die See als Helena von Troja Schiffe. Bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH (WFF-Programmheft: „hakenschlagender ICE“) tauchen plötzlich ein Haufen alter Bekannter auf, mit denen dann auch die Band ordentlich abgefeiert wird. Es wird überraschend viel alter Kram gespielt wie “Love is my everlating war”, auch die an diesem Wochenende erschienende Split mit BURNING SKIES wird promotet mit “Monolith”. Sogar vom im Herbst erscheinenden Album gibt es schon einen Song. Band, Publikum und Schreiber lassen sich von der Affenhitze nicht beeindrucken und Circle pitten und hüpfen und machen alles, was den Puls noch zusätzlich hochgehen lässt. Nach der Show bin ich fast wünschlos glücklich, nur “Uptown girl” hab ich vermisst. Dann ist erstmal Musikpause wegen Sport. Um die Zeit wenigstens im Schatten verbringen zu können, verkriechen ich und meine Bekannte aus Leipzig uns im Hardbowl Zelt mit all den Fußballaffen. Die D-Fans stimmen “So sehen Sieger aus” an, wir beide kontern mit “Ihr habt den Krieg verloren!”. Eine kleinere Gruppe Punks stimmt mit ein und zusammen machen wir uns die zweite Halbzeit doch irgendwie erträglich.


EXODUS:

Andy: Dann geht’s endlich mit Musik weiter. Auf EXODUS freue ich mich schon allein wegen des erwartet hohem TED-NUGENT-Syndrom-Faktor. Während des ersten Songs legt unser Lieblingsredneck auch gleich los: “Fuck Argentina!” Danach wickelt er seinen käsigen Leib in eine große Schlandflagge ein. Ich muss beim Anblick dieses Mannes immer an einen Song namens “Roadkill BBQ” denken. Das reicht mir dann auch schon.

 


 

Matt: Ja, schade, die Bay Area Thrasher EXODUS (WFF-Programmheft: „...reißen dir die Eingeweide aus dem Leib, […] treten dir die Eier zu Brei, […] reißt die die Haut vom Schädel...“) sind ja live immer eine Wucht. Durch diesen unsäglichen Sänger kriegt das Ganze aber immer einen schalen Beigeschmack. Als Mr. Redneck seine „Fuck Argentina“ Sprüche ins Publikum bölkt, erntet er bei uns und dem Großteil des Publikums nur verständnisloses Kopfschütteln. Da ist der geneigte Durchschnittsmosher (egal ob Fußballfan oder nicht) doch vernünftiger und relaxter als dieser Idiot.

Erstaunlich übrigens, dass EXODUS in der 87. Minute des Fußballspiels anfangen und nicht einfach noch drei Minuten warten können. Da zum Schluß noch das 4:0 fällt, werden EXODUS mit reichlich Jubel empfangen. Hoffentlich sieht das der Sänger nicht als Bestätigung. Musik gab es übrigens auch noch, EXODUS prügelten sich in bester Spiellaune durch ihr Set, welches neue und alte Stücke beinhaltete, selbst das von mir zu den best Songs ever gezählte „Toxic Waltz“ ist dabei.

Die Bewegungsfreude leidet wie bei allen tagsüber spielenden Bands etwas an der Hitze, das lag aber sicher nicht an der Band. Und wenn doch, dann nur am Sänger. Schmeißt ihn endlich raus.


BLEEDING THROUGH

Andy: BLEEDING THROUGH bieten Breakdown Metal, wie immer. (WFF-Programmheft: „...an dem man sich freudvoll die Rübe matschig schlagen kann.“) Die Keyboarderin post was das knappe Zeug hält, wie immer. Nicht sonderlich spannend, wie immer. Nur “Anti-Hero” vom aktuellen selbstbetitelten Album kann mich ein wenig zum Kopf nicken bringen.


EKTOMORF

Andy: EKTOMORF aus Ungarn haben ordentlich Paprika im Sack! Das sagt zumindest das (unglaublich schlecht geschriebene) Festival-Infoheftchen. Nach einem kurzen Intro geht’s auch gleich mit dem Titeltrack der aktuellen Scheibe “What doesnt’t kill me…” los. Ich frage mich, wie oft man das eine prägnante SOULFLY-Riff noch wiederverwenden kann und mache mich auf den Weg zu den New Yorkern YUPPICIDE.

 


 

Matt: EKTOMORF waren auf dem Wacken vor 3 oder 4 Jahren die Enddeckung für mich. Die „ungarischen SEPULTURA“ waren wirklich mitreißend, mischten Tribal-Rhythmen mit Hardcoreelementen, die jedes Stillstehen erfolgreich verhinderten. Und 2010? Nichts mehr davon zu spüren, der Auftritt ist beliebig und blutarm, die alleine von dem Sänger mit Akustikgitarre vorgetragene Ballade zum Einschlafen. Öder, austauschbarer Metal-Hops-Mix ohne Esprit. Schade.


YUPPICIDE

Andy: YUPPICIDE haben sich, wenn ich mich richtig erinnere, 1998 oder so aufgelöst und jetzt sind sie wieder da. Der Sänger ist als Clown geschminkt und zieht sich immer mal wieder mal ne andere Maske auf. Die Show ist sehr schlicht und bodenständig, ein bisschen wie bei SLAP SHOT. Es werden Songs von allen alten Singles gespielt, was den Sänger dazu bringt, das Publikum zu fragen, wer denn noch weiß, was Vinyl überhaupt ist. YUPPICIDE haben ihr Merch auf dem Antifastand verkauft, was auch ne klare Botschaft ist. Zum Schluss gab’s noch ein Medley zu Ehren des CBGB’s. Und schon ist dieser sehr gute Auftritt vorbei.


CANNIBAL CORPSE

Andy: Auf der großen Bühne waten CANNIBAL CORPSE durch große Haufen Eingeweide und servieren uns das, was wir erwarten. Keine große Show, sondern puren groovenden Death Metal. Chris pöbelt ein wenig rum und meint, wenn wir jetzt nicht alle anfangen zu slammen, wird sein Kopf explodieren. Da kenn ich ja nichts. Ich warte und warte, während ich mich kein Stück zur Musik bewege, und was ist, der lebt ja immer noch. Ich lass mich von keiner Band so dreist belügen, deshalb verlasse ich das blutige Schlachtfeld und sehe mir lieber DEADLINE an.

WFF-Programmheft: „Verdammt, der will mir gar nichts geben, der will nehmen! Mein Eingeweide! Das Herz!!...Kettensäge statt der Rute...wie das in den Ohren kreischt...im Gedärm...Aaaaaaaarrrrgggghh!!“


DEADLINE

Andy: DEADLINE haben schon wieder ein neues gutes Album im Schlepptau, von dem auch einiges gespielt wird, aber auch alte Songs bekommen wir von den Engländern geboten. Das Publikum frisst der Kapelle aus der Hand und macht alle Mitsingspielchen mit. Ich mache mich langsam wieder auf zur anderen Bühne.


HEAVEN SHALL BURN

Andy: Dort legen HEAVEN SHALL BURN (WFF-Programmheft: „...bleuen euch […] ihre Psalme aus hochofenfrischen Bleistahl in das morsche Denkgehäuse knapp über der staunend aufgeklappten Bierfüllöffnung.“) gerade mit “Omen”, dem Opener der aktuellen Scheibe, los. Während im Hintergrund die Aktienkurse übers Backdrop projektiert werden (uiuiui, Symbolik). Das wird dann auch das ganze Set so weitergeführt. Bei “Black Tears” tropfen schwarze Tränen vom ölverschmierten BP-Logo und bei “Voice of the Voiceless” gibt’s ein Video aus der Schlachterei. Letzteres ist vielen dann auch wieder zu viel. Geil, wenn Leute Fleisch essen können, dann aber angeekelt davon sind, wie ihre Nahrung hergestellt wird. Die Setlist bietet alles auf, was man für ein gutes HEAVEN SHALL BURN Konzert braucht (+ riesige Circle Pit), nur “The weapon they fear” vermisse ich.



WALLS OF JERICHO

Andy: Im Hardbowl holen WALLS OF JERICHO ihr Konzert nach. Eröffnet wird mit einem Star-Wars-Cantina-Sample, was auch das ganze Konzert über zwischen den Songs eingespielt wird. Dann geht’s weiter mit “A trigger full of promises”. Ich steh zwar soweit von der Bühne weg, wie es nur geht, weil ich absolut keinen Bock auf Action hab, gerade da aber kommt eine gigantische Circle Pit auf mich zu - erst lasse ich die ersten paar Wellen an mir abprallen, dann werden es aber doch so viele Leute, dass ich mich entscheiden muss. Entweder ich renne mit oder stell mich soweit weg, dass ich gar nichts mehr sehen kann. Also wetze ich mit im Kreis. Als das Rumgerenne vorbei ist, stehe ich direkt vor der Bühne - das war's dann also mit dem ruhigen Abend. WALLS OF JERICHO feuern ein Feuerwerk nach dem nächsten ab, der Pit tobt und ich schwitze so doll, dass ich alles an mir auswringen kann. Zu “Fuck the American Dream” gibt’s noch die tolle Ansage, dass deren Traum nicht unser Traum ist und sie ihr falsches Leben behalten können. Letzter Song ist wie so oft “Revival never goes out of style”. Dessen Ohoohoh-Refrain wird von den Fans auch noch lange nach Ende der Show weiter gesungen.

WFF-Programmheft: „Angepisster […] kann man sich jedenfalls kaum das Amalgam aus der Fresse treten lassen“


VENOM

Matt: Als ich VENOM das letzte Mal sah, ich glaube, das war noch auf dem DYNAMO, war das der erste Headliner eines großen Festivals, der seine Instrumente nicht beherrschte. Erschreckend. Als (Spät-)Folge hat Cronos jetzt seine Mitstreiter ausgetauscht und sich einen Gitarristen und Drummer geangelt, die ihre Sachen definitiv beherrschen. Aber das macht die Musik leider nicht besser und bei den ersten Songs (u.a. das legendäre „Black Metal“) wird schon klar, dass hier kein musikalisches Feuerwerk dem nachfolgenden echten vorausgeht. Der Unterschied zwischen VENOM und BLACK SABBATH, so stellen wir fest, ist der, dass die BLACK SABBATH Songs auch nach 30 Jahren nichts von Ihrer Magie verlieren. Die Venom Songs können das leider von sich behaupten, die sind einfach veraltet. Ein ums andere Mal taucht in meinem Kopf der Begriff „Speed Metal“ auf, den ich seit 20 Jahren nicht benutzt habe, und der in der Regel ungroovige Bands mit schlechtem Gesang und dünnem Sound bezeichnete. Da reißt leider auch das einzige Highlight, „Centuries of Sin“ von der genialen PROBOT Scheibe Dave Grohls den insgesamt lahmen Eindruck nicht raus. Die Band lebt leider nur von ihrer Legende, aber als Headliner sind sie meiner Meinung nach 2010 deplatziert. Es bleibt also keine Wahl – wir müssen schon wieder Bier trinken...

Doc Doom: Die Headliner des 2. Tages Venom mögen ja früher mal echte Pioniere gewesen sein, vor ungefähr 25 Jahren vielleicht. Heutzutage frage ich mich, wie derart simpler, uninspirierter, vorhersehbarer Kram noch´n verlausten Hund hinter´m Ofen hervorlocken soll. OK, spieltechnisch war es besser als beim letzten Mal, was wohl hauptsächlich daran lag, dass zwei der Original-Mitglieder nicht mehr dabei sind. Aber sonst war das alles andere als spannend und die Pyros haben´s dann auch nicht rausgerissen. Wer braucht die noch?

Andy: Ein wenig zu spät komme ich zu VENOM, die jetzt schon beim dritten Song angelangt sind. Ein Bekannter teilt mir mit, dass die Jungs um Cronos “Black Metal” gleich zu Beginn gespielt haben. Toll - war ja eigentlich der einzige Song, den ich hören wollte. Der Sound und die Performance ist echt nicht dolle und der einzige Song, der Spaß macht, ist der, den Cronos mit Dave Grohl für die PROBOT-Platte aufgenommen hat. Danach kommt noch das alljährliche Feuerwerk und damit ist das Hauptprogramm des Samstags auch überlebt. Jetzt noch Saturday night fever durchstehen und dann beginnt schon der letzte Tag.

 

 

THE BONES

Andy: Zuerst rocken THE BONES los - hier ist leider der Sound echt scheiße und man kann den Sänger nur sehr schlecht hören. Also schau ich den Skatern beim Rumskaten zu und höre THE BONES nur im Hintergrund.

Matt: Schwedenrock hat beim Saturday Night Fever ja Tradition, wirkt aber auch irgendwie immer wie ein Stilbruch. So auch bei den BONES. Das Zelt ist gerammelt voll, so kriegen wir das Ganze mit etwas Distanz mit. Der Sound ist aus der Ferne aber nicht so dolle, THE BONES kriegen ordentlich Applaus, insofern scheint's ganz gut gewesen zu sein. Mich langweilt der Schwedenkram ja mittlerweile größtenteils, war aber OK. Aber eigentlich warten wir ja auf SKINDRED, die Band, auf die ich mich seit 2 Tagen mit am meisten freue. Zum Schluß des VENOM Gigs stand auf der Leinwand, dass SKINDRED und THE MAHONES die Plätze getauscht haben, so dass wir schon wussten, dass es noch eine lange Nacht wird.


SKINDRED aka THE MAHONES

Matt: Tja, offenbar waren wir nicht die Einzigen, die auf die Reggaemosher warteten, denn diverse Leute kommen vorbei und fragen „Ey, spielt jetzt SKINDRED?“. Wie wir ja schon gelernt haben, kommen aber zuerst THE MAHONES. Und die machen so irishen Folkkrams mit merkwürdig klingenden Instrumenten. Hoarch, nicht so mein Ding, ich steh eh nicht so auf irische Folkmucke, und im leichten Punkgewand ist es auch nicht viel besser. Auf jeden Fall ungewöhnlich, mit (natürlich) jede Menge Sauflieder – ich unke bei jeder Ansage „Jetzt kommt gleich 'n Song mit „Whisky“ im Titel.“) Die Band enttäuscht mich in Ihrer Vorhersehbarkeit nicht, und so behalte ich letztlich recht mit meiner Aussage...


SKINDRED aka WoSindSieDenn

Matt: Jetzt aber endlich SKINDRED! Wie wir warten hunderte andere auf die Band und es passiert – nichts. Lange Zeit, niemand weiß was, irgendwann wird angefangen, die Bühne umzubauen und die Vorfreude steigt. Aber irgendwie passt diese Megadeko in vielen bunt und psychedelisch bemalten Teilen so gar nicht zu der Mucke und Attitüde von SKINDRED. Verwunderung macht sich breit, bis Tom es auf dem Punkt bringt: „Das ist die Deko von GWAR!“ (die nach SKINDRED spielen sollten.) Und so war es auch. Nach halbstündigen Aufbau und dann ebensolangen Unmutsbekundungen seitens des Mobs kamen plötzlich GWAR auf die Bühne und legten los. Und was war mit SKINDRED? Keine Ansage, keine Anzeige, kein Gar nichts. Das ist aber mal schlechter Stil seitens des Veranstalters, immerhin war es mittlerweile und die 3 Uhr morgens. Besonders taten mir die Leute leid, die sich für SKINDRED in die erste Reihe gekämpft hatten, und sich nun mitten im Zentrum der GWARschen Sudelshow diverser Körperflüssigkeitsimitate wiederfanden...


GWAR:

Matt: Nun also GWAR, zwei Aliens kommen auf die Bühne und besprechen sich aufgeregt, dann kommt die Band , natürlich voll kostümiert, auf die Bühne, der eine Alien kriegt vom Sänger mit einem 2-Meter-Schwert die Rübe abgehackt und los geht’s. Ja, musikalisch ist es jetzt nicht die Obererfüllung, aber die Kostüme und die Show sind schon irgendwie sehenswert. So wie ein Kasperletheater für schwer Gestörte. Zwischen den Songs kommen immer wieder neue lebensgroße Kasperlepuppen auf die Bühne und versuchen mit einer fadenscheinigen Geschichte schnell einen Vorwand zu finden, dass Publikum mit Blut, Sperma, Pisse und was-weiß-ich-nicht alles vollzusauen. Die Storys sind so richtig pornomäßig flach, à la: Polizist kommt auf die Bühne – der Sänger zum Publikum: „The policeman wants to stop the show!!!!“ - Folgerichtig werden diesem diverse Körperteile abgemetzelt, Blut spritzt aufs Publikum, etc.) Echt krank aber irgendwie so krank, dass man auch nicht wegsehen kann und ich das Lachen ebensowenig verkneifen kann.

 


 

Andy: THE MAHONES werden gekonnt verschlafen, aber zu GWAR geht’s dann wieder zur Bühne. Alle Versuche, Strecker zum Aufstehen zu überreden, scheitern aber, dann muss es auch ohne ihn gehen. Was mich echt aufregt, ist, dass GWAR nachts um 3 Spielen müssen, den ganzen Tag köchelt man vor sich hin, nachts wird’s dann auf einmal kalt und dann spielen GWAR. Dabei hätte man die blutige Show schön zum Abkühlen gebrauchen können. Die Show war trotzdem super, besonders die Reaktion auf einen Typen in der ersten Reihe mit Deutschlandfahne war geil: ”So you like Germany? Then welcome your Nazi Papst Ratzinger!” Fand ich doch sehr amüsant. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass GWAR nicht mehr all zu viel Bock haben, immer nur auf ihre Show reduziert zu werden, sondern auch mal Anerkennung für ihr Können haben wollen. Mir scheint es nämlich so, dass die Show nur noch aufs Nötigste reduziert wurde. Nach einer trotzdem sehr unterhaltsamen Show ging es dann mit einem Grinsen auf den Lippen zurück ins Bett.

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Kommentare   

0 #6 Dicki 2010-08-23 00:00
....scheint ein echt beschissenes Festival gewesen zu sein.
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0 #5 DoctorJoyBoy Love 2010-08-23 00:00
'Herr Wolter, darf ich Countess Woltery zu ihnen sagen?'
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0 #4 Philipp Wolter 2010-08-23 00:00
Wegen der Affinität zu VENOM, nech? Das stimmt natürlich - werde gleich wieder ca. 30 Fünftklässler mit den Worten 'Welcome To Hell!' in ihrer neuen Realität begrüßen...
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0 #3 DoctorJoyBoy Love 2010-08-23 00:00
Ihhhh - da hält sich wohl einer für'n Lehrer. Sowas...
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0 #2 Philipp Wolter 2010-08-23 00:00
...gute...
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0 #1 Philipp Wolter 2010-08-23 00:00
Zu VENOM würd ich eher sagen, dass die live noch NIE gut waren, aber die ersten drei Platten schon zeitlose Klassiker sind, denen man auch unzählige guter Bands verdankt.
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