PATCHWORK-Bericht Rd-Rock VIII, Tag 2 - 09.07.2011

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Katze_SM

Fotos von http://ctphotodesign.com

IN A RIOT:

Casi: Da Gerüchten zufolge auf dem Gelände gerade der Kaffee aus war, begann der zweite Tag ersatzweise mit Gin-Tonic, auch wieder geil. Nachdem wir Moe im Rendsburger Lager aus dem Koma holten, wurde sich nach Wolterscher-Art mit Lütje-Minze in Bühnenstimmung gebracht. Während IN A RIOT und SPITTING SHARKS war ich mit Instrumenten schleppen, Soundcheck und mentaler Vorbereitung auf unseren Auftritt beschäftigt. Dieser verlief zu unserer vollsten Zufriedenheit. Hat mich sehr gefreut, dass um 14:30 Uhr so viele Leute vor der Bühne waren.

 

Toffi: Tags darauf schaff ich es dank Verzicht auf die zweifelhaften Heilmetoden des Doktor Vodka am Vorabend frisch und unverkatert zur ersten Band ins Zelt. Wie sich herausstellt hab ich IN A RIOT tatsächlich schon auf dem letzten Schall&Rausch gesehen, der Name kam mir doch bekannt vor. Gezockt wird Hardcore, der für meinen Geschmack dann aber auch noch n Quentchen mehr Riot haben sollte. Die Band legt sich trotzdem gut ins Zeug und kämpft sich wacker durch die undankbare Startposition an einem Samstagmittag, die vermehrten Aufrufe zu Circle Pits und ähnlichen Späßen prallen jedoch ungehört an den vernebelten Schädeln der ZuhörerInnen ab.

 

SS

SPITTING SHARKS:

 

Toffi: Im Anschluss direkt rüber zur Waldbühne, wo die SPITTING SHARKS nach erfolgreichen Guerilla-Gigs auf den Zeltplätzen von RD-Rock 2010 und Wilwarin 2011 nun endlich mal offiziell auf dem Line-Up stehen. Das Intro gibts zur Feier des Tages live von der Tochter eines Bandmitgliedes, die während des Konzerts den tanzwütigen Mob mit einem Arsenal von Wasserpistolen kühl hält, während die Band feinsten Punk'n'Roll abliefert, inklusive Kontrabass im Stehen (auf dem Instrument) gezockt. Da wackelt selbst dem Wolter die Hüfte.

 

Philipp: Das stimmt... Ein perfekter Start in den Tag. Die Band versprüht gute Laune und wer kann der Aufforderung widerstehen, etwas näher zur Bühne kommen, da die Lütte uns sonst mit ihren Wasserpistolen nicht erreichen könne? Sehr charismatisch auch die Stimme der Sängerin, die zwischen female Elvis und aggressiveren Parts pendelt. Cool!

CC

CHAOS CONTROL:

 

Toffi: CHAOS CONTROL haben zwar keinen Nachwuchs dabei, zumindest keinen, von dem sie wüssten, dafür aber nen Köter mit 'Schlandschal! Das Biest bewacht grimmig die Bühne vor Stagedivern und ähnlichem Gesocks, lässt sich dabei aber in unaufmerksamen Augenblicken von nem ganz dreisten Typen Happs für Happs die mitgebrachte Bockwurst wegfuttern. Backing Vocals bei "Meine Katze..." will das Viech dann auch nicht übernehmen... Arrogant und rockstarspackig wie der Rest der Band.

 

Philipp: Wer Moe noch kurz vorm Auftritt völlig derangiert mit Lütje Minze in den Pranken und seiner roten „Deutschland“-U-Buxe auf halb acht über den Zeltplatz hat wanken sehen, ist zwar nicht verwundert über dessen abgefuckte Sprechstimme, über seine tadellose – äh – Performance aber doch. Da sitzt jeder Ton, den Gitarre und Stimmbänder ausspucken. Die Ansagen hat hoffentlich jemand aufgenommen! Moe (auf den Hund weisend): „Vom Sperrmüll auf die Bretter, die die Welt bedeuten! Burps“ – JoyBoy: „Sprichst du von dir oder von dem Hund?“ – Moe (nach kurzem Nachdenken): „Also, ich HAB schon mal auf ‘nem Sperrmüllhaufen übernachtet…“!

 

 

EDZ

 

ERBEN DES ZORNS:

Toffi: Deutlich weltlicher und auf dem Teppich geblieben sind die ERBEN DES ZORNS auf der großen Bühne. Hier wird der Dialog mit dem Publikum gesucht, man tauscht sich über aktuelle Themen aus, zum Beispiel Krieg und Saufen, und feiert dabei fröhlich und guter Dinge das sonnige Wetter. Ähem... Naja, diverse Leute stehen drauf was die ERBEN da so verbreiten, technisch gibts auch echt nix zu meckern, mir ist es dann nur doch büschn viel Klischee, lässt sich aber hübsch fotografieren.

Philipp: MORD! TOD! ZORN! Die ERBEN tragen mal wieder ganz dick auf. Wüsste ich nicht, um was für nette und entspannte Menschen es sich handelt, würde ich diese Band möglicherweise skeptisch sehen. Insgesamt ist mir das textlich etwas ZU martialisch. Andererseits empfindet man das vielleicht nur so, weil die Texte halt deutsch sind, SLAYER haben sicherlich keine feingeistigere Lyrik… Außerdem wollen die Jungs ja nur spielen und wenn Sänger Sven durch den Staub tobt und den Mob aufstachelt, schmeckt das Chili sin carne gleich noch besser. Schön auch das SODOM-Cover vom „Wachturm“.

 

 

NB

 

NERVOUS BREAKDOWN:

Casi: Nun wurde das Zelt NERVOUS BREAKDOWN überlassen. Auf jeden Fall eine der besten Bands auf diesem Festival. Wie der Name und auch die Split 12“ mit SCHEISSE MINELLI erahnen ließen, spielten diese 80er Hardcore-Punk mit leichtem Thrash-Einschlag. Besonders das Tier von Drummer hat mich ziemlich überzeugt! Nebenbei auch sehr sympathische Menschen.

JoyBoy: Eindeutig zu wenig Leute sehen NERVOUS BREAKDOWN. Die Münsteraner schmettern ein erstklassiges HC-Punkbrett, dass es eine Freude ist. Danach wird gleich die grandiose Split mit SCHEISSE MINNELLI verhaftet. Mir kommt später zu Ohren, dass der Gitarrist nach dem Gig ins Krankenhaus gebracht wurde. Das war's wert. Megageil.

Toffi: Als ich mal wieder nen Abstecher ins Zelt mache, um Working Class Hero Bocky beim Arbeiten zuzugucken, empfiehlt der mir NERVOUS BREAKDOWN als Hardcore mit schön "Aggrrr...". Bleib ich doch direkt mal auf ein paar Songs stehen und siehe da: In der Tat ein sehr feines Brett was dort kredenzt wird. Mit sympathischem Sänger, der laut Eigenaussage bei Ansagen immer nur Müll redet und deshalb das Reden lieber anderen überlässt.

Philipp: Da schließe ich mich meinen Vorrednern aber sowas von an! NERVOUS BREAKDOWN sind eine DER Überraschungen des Festivals. Und zum Teil nicht mal Unbekannte, denn der Schlagzeuger spielt auch bei den ebenfalls SEHR empfehlenswerten CHUCK DAMAGE. Echt schade, dass sich derart viele Rd-Rock-Besucher_Innen die Band entgehen lassen! Hier wird gekesselt, was das Zeug hält. Herrlich oldschooliger Hardcore, dessen Knüppelfaktor bereits in Grindbereiche eindringt. Auf jeden Fall ist die Split mit SCHEISSE MINNELLI ein Pflichtkauf, fettes Vinyl mit Poster und viiielen grandiosen Lärmeruptionen druff!

 

 

NOM

 

NOM:

Philipp: Die einzige von den Bands, die ich mir anzugucken vorgenommen hatte und dennoch verpasse, sind NOM. Mein kleiner Powernap im Zelt dauert länger als geplant. Aber so bin ich fit für Aktion mit den Vladis.

Toffi: Nach einer Stunde voller Erholung und Wellness stehen schon die teils ehemaligen RD-Rock-Gastgeber NOM auf der Bühne. NOM begeistern wie nicht anders zu erwarten musikalisch, faszinieren und verängstigen den Mob gleichermaßen durch ihren hünenhaften Shouter Kocher und sorgen mit Gorilla, Bananenmann und reichlich Konfetti für ne amtliche Sause im Zelt. Als Shelbyville-Bewohner öffnet mir natürlich wie immer "Fuck Club88" das Herz aber auch die restlichen Songs wissen zu gefallen.

JoyBoy: Mein nach eigener Einschätzung bestes persönliches Soundergebnis des Festivals habe ich NOM zu verdanken. Wahnsinn, was die für ein Brett abliefern. Mittlerweile hat sich der Doppelgesang auch noch besser aufeinander abgestimmt. Alles stimmt. Knattergeil. Die Besucherzahlen im Zelt erreichen zu Recht ihren optisch ermittelten Höchststand.

 

 

VRHN

 

VLADIMIR HARKONNEN:

JoyBoy: Kaum weniger voll ist das Zelt dann bei VLADIMIR HARKONNEN. Nachdem ich mich im letzten Jahr ein wenig über das etwas angestaubte Set mokiert hatte, werden diesmal einige schon jetzt liebgewonnene Hits des „blauen Albums“ zum Besten geben. Arschgeil. Und wann kann ich das jetzt endlich zu Hause hören?

Casi: Den Rest des Nachmittages wurde mit Kommunikation, Essen und Trinken verbracht, so dass ich die folgenden Bands höchstens am Rande mitbekam. Bei der Tombola habe ich dann noch einen Schnaps und ein original RD-Rock-Schlüsselband gewonnen, welches aber gegen eine original RD-Rock-DDR-Trinkflasche tauschen konnte. Wer hat eigentlich den Toaster gewonnen?

Bei VLADIMIR HARKONNEN habe ich mich dann nochmal ins Zelt gewagt. Joar, was soll ich zu denen noch schreiben? Ich fands gut, alle haben ordentlich Gas gegeben und der Herr Lehrer hat sich darüber lustig gemacht, dass Moe das Alphabet nicht kann. (Anmerkung: Augenzeugen hatten kurz zuvor Moe mit einem X auf der Hand Bier bestellen sehen. Auf den Protest, dass er ja straight edge sei und kein Bier bekommen dürfe, habe sich Moe mit den Worten "Das hab ich nur auf der Hand, weil ich den letzten Buchstaben im Alphabet so mag" verteidigt...)

Toffi: Perfekter hätte die diesjährige Running Order kaum sein können, Band im Zelt gucken, Stunde Pause, Band im Zelt gucken, Stunde Pause...

Pünktlich zu VLADIMIR HARKONNEN gehts auch wieder rein in die gute Stube. Irgendwelche Frührenter haben sich wie jedes Jahr mal wieder ne Bank in den Pit gezerrt... naja, wenn die Bandscheibe nicht mehr mitmacht. Den VLADIS sieht man jedenfalls noch keinerlei Verschleißerscheinungen an. Philipp wackelt über die Bretter wie frisch aus der Ausgburger Puppenkiste entflohen, der Rest der Herren Harkonnen grinst, keift, geifert und schüttelt Rübe. Sehr geil kommen neue Songs wie "Frontex Fuckers" oder dieses Quallending. Sämtliche Beteiligten geraten so sehr in Fahrt, dass an Moe (CHAOS CONTROL/SCHLOIDERGANG) mal eben ne Vasektomie vorgenommen wird und Philipp um ein Haar die Stelle des Bassisten vakant werden lässt, weil er zu doll mit seinem Mikro in der Gegend rumwedelt.

 

 

SM

 

SCHEISSE MINNELLI:

Toffi: Kaputter kann es kaum werden, kämen da nicht noch SCHEISSE MINNELLI. Ein musikalischer Skate/Punk/Hardcore-Bastard produziert von retardierten Freaks, die keinen Merch-Stand aufbauen, da ihnen dadurch wertvolle Saufzeit verloren ginge. Die muss man doch einfach lieb haben! In der Tat überzeugen SCHEISSE MINNELLI vom ersten Ton an. Sänger Sam hält sich gut die Hälfte aller Songs in der Luft auf, wenn er nicht grad schreit, wetzt und hüpft, erzählt er Geschichten aus dem Leben, zum Beispiel wie es ist, in Boxershorts vor der verschlossenen Haustür aufzuwachen. Für mich DIE Band des Festivals! Hierzu sei jedoch angemerkt, dass ich danach VALIENT THORR saufenderweise auf dem Campinggelände verpasse.

JoyBoy: Ich habe in den letzten zwei Jahren einige Auftritte von SCHEISSE MINNELLI sehen dürfen, der heutige ist darunter einer der Unterhaltsamsten. Sam nutzt die großzügig bemessene Spielzeit von 70 Minuten zum ausgiebigen Einsatz seiner Entertainerqualitäten. Der Mensch verfügt über einen schier unerschöpflichen Fundus an kurzweiligen Anekdoten, die meistens irgendwie mit Saufen zu tun haben. Außerdem wird Zeit geschunden, indem er sich minutenlang wie ein Dreizehnjähriger über den auf der Fahrt entdeckten Ortsamen „Itzehoe“ bekichert „It's a hoe!! Ha ha – besser als ,Wichshausen' hahaa...“. Auch ja – farzgeile Musik machen können die auch.

Philipp: Dabei GIBT es Wankdorf, Wankenhausen und Wankendorf allesamt tatsächlich AUCH… SCHEISSE MINELLI sind wie immer ein grandioser Spaß. Wie immer? Heute vielleicht sogar noch einen Tick besser, denn Sam ist so herrlich bei Erzähllaune. Viele Frontmenschen wirken prollig oder langweilig, wenn sie von kaputten Sauferlebnissen faseln. Aber Sam hat derart viel Mutterwitz, dass man gern hinhört. Außerdem WEIß man, dass er eher noch untertreibt…. Zur Musik habe ich schon so oft was geschrieben – die war, ist und bleibt Höllenfeuer.

 

THE OTHER:

Philipp: THE OTHER fahren optisch einiges auf. Die Band hat sich schnieke Kostüme geworfen, die zu Horrorpunk gut passen. Besonders der Bassist ist ‘n Brüller und könnte als Borg (Star Trek, nech) durchgehen. Dazu hat man so Burgtore aufgebaut und lässt sich per Spot zu jedem Song in anderen sinistren Farben anstrahlen. Ich steh drauf und mag auch diesen theatralischen Gesang, der eher Metal ist als Punk. Klar könnte man sagen, dass man sowas auch schon von den MISFITS gehört hat, aber die sind gerade nicht hier.

 

VALIENT THORR:

JoyBoy: VALIENT THORR sind schwedisch, sehr haarig und eine sehr, sehr gute Liveband. Auch heute wieder.

Philipp: Hä, schwedisch? VALIENT TORR kommen aus North Carolina. Egal, auf jeden Fall ballern sie heute einfach ALLES weg. Und sehen dabei so krass aus, da kann ich gar nicht wechgucken. Ich fühle, wie Glückshormone durch meinen Körper schießen und grinse wirklich den ganzen Auftritt über, als wär ich auf der besten Droge der Welt. Die beiden Auftritte, die ich von VALIENT THORR in der Schaubude gesehen habe, waren schon hammerös, aber heute schießen die Bartträger den Vogel ab. Liegt vielleicht auch am PERFEKTEN Sound. Vor allem Stücke der letzten beiden Platten mischen den Mob ordentlich auf, z.B. „Infinite Lives“, „Gillionaire“, „The Sleeper Awakes“ oder das abartig gute „Double Crossed“. Immer wieder zeigt sich auch, dass die Band nicht nur für enthemmten Rock’N’Roll steht, sondern engagierte und kritische Ansichten vertritt (was man auf den ersten Blick möglicherweise übersieht). Wer diese Band nicht lieb hat, den hab ich nicht mehr lieb. SO.

Casi: Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich SCHEISSE MINELLI komplett verpennt habe. Ich habe mir aber sagen lassen, dass es ein unglaublich gutes Konzert gewesen sein soll. Was soll's... dafür war ich zu VAILENT THORR wieder fit wie ein Turnschuh. Diese Band war definitiv der heimliche Headliner. Die Stimmung war unglaublich gut und die Band war unglaublich bärtig. Die Band spielte mit unglaublich viel Energie ihre abgefahrene Mischung aus Psychodelic-/Space-, Hard-, und Punkrock immer schön fix nach vorne, so dass man einfach nicht anders konnte als sich zu bewegen. Und die roten Stiefel des Sängers waren eh wunderschön. Band des Tages, wenn nicht sogar des Wochenendes.

 

DRITTE WAHL:

Toffi: Als krönender Abschluss stehen dann noch DRITTE WAHL aufm Zettel. X-Mal gesehen, von daher nicht mehr wirklich ein Highlight aber am Ende dann doch wieder schön, sich die komplette Show gemütlich mit ‘nem Bier in der Flosse reinzuziehen und zwischendurch zahlreiche Kindheitserinnerungs- und Gänsehautmomente mitzunehmen. Viele Songs gehen echt nach Jahren noch an die Substanz und solang das so bleibt ist es auch vollkommen okay, dass die Band gefühlt jedes Jahr auf jedem Festival dabei ist. Gehört irgendwie dazu und tut niemandem weh. Bisschen deplaziert wirken nur die beiden vermutlich aus der DNA von TV-Hippie Rainer Langhans geklonten Tourmusiker, die eine Handvoll Lieder mit Keyboard und Extra-Gitarre unterstützen dürfen und ansonsten zwischen Bühne und Backstage hin und her schlurfen oder im Takt mit dem Fuß stampfen.

Zurück am heimischen Zelt entdecke ich noch eine unangebrochene Jägermeisterflasche und denk mir, dass das so nicht in Ordnung gehen kann, also nochmal auf Tour übern Platz und später zum DJ ins Zelt. Das Ende vom Lied sind diverse Gedächnislücken, glücklicherweise hab ich nie nen Führerschein gemacht, die letzten zurückgelassenen Schnapsleichen unserer Reisegruppe verlassen aufgrund extremer Restspritigkeit am Sonntag gegen 22Uhr das Campinggelände.

JoyBoy: DRITTE WAHL haben heute ihre Festivalbesetzung dabei. Ein zusätzlicher Gitarrist, der dezent in einer Bühnenecke stehen darf und ein extrem kauziger Keyboarder haben sich zu den dreien hinzugesellt. Bei „Free Hash“ treibt der Tasten drückende Rainer-Langhans-Lookalike mir und Casi mit einem Glöckchensolo die Lachtränen in die Augen. Die neuen Songs finde ich eher halbgeil und das Ganze wirkt auf mich teilweise unangenehm professionell-routiniert, wie ein halbärschiger Versuch, in die „Tote Hosen“-Liga aufzusteigen. Die Songs von der Nimm drei erfreuen mich dagegen sehr.

Ansonsten genieße ich ausgiebig in der Zeltbühnendisko meinen Feierabend. Feine Feier war's!

Casi: Mit DRITTE WAHL hingegen wurde ich diesmal gar nicht warm. Die Band hab ich schon unzählige Male live gesehen und eigentlich haben sie mir immer gefallen. Diesmal wollte man wohl mal was Neues ausprobieren und hat sich einen zweiten Gitarristen und einen Keyboarder dazu gemietet. Letzteren hat man vermutlich auf einem Rainer-Langhans-Ähnlichkeitswettbewerb rekrutiert. Die Lieder des neuen Albums fand ich eher langweilig und die alten Hits wurden zum Teil merkwürdig umarrangiert und ab und an klimperten sie merkwürdigen Keyboard-Sound dazwischen. Der Höhepunkt war der ohnehin nicht ganz unpeinliche Song „Free Hash“, der diesmal aber noch mit einem Keyboard-Solo für das sich Rainer Langhans eine Art Türklingelsound auf die Tasten gelegt hat. Einen gewissen Unterhaltungsfaktor hatte das Ganze schon, ich habe auf jeden Fall gut gelacht. Und bei Liedern wie „Halt mich fest“, „Greif ein“ oder „Auge um Auge“ musste ich dann schon irgendwie mitsingen, aber ein geiles Konzert ist was Anderes.

Philipp: Die Sache mit den beiden Extramusikern finde ich zwar auch eher seltsam, ansonsten muss ich aber sagen, dass DRITTE WAHL immer noch die Gabe besitzen, mich mit Texten, Ansagen und Musik zum Teil tief zu berühren. Es sind einfach Songs dabei, deren Texte mir aus der Seele sprechen. Ich bin oft selbst überrascht, dass ich Wort für Wort auswendig kenne. Aber „Halt mich fest“, „Resolution der Kommunarden“, „Zeit bleib stehen!“, „Ich bin dafür“, „Militär“, „Greif ein“ etc. SIND eben einfach gut. Ich hoffe aber auch, dass Einheitslook und Mietknechte ein Experiment bleiben. Übrigens ist es bei DRITTE WAHL mit Abstand am vollsten vor der großen Bühne.

Ansonsten geht es mir ähnlich wie Toffi – eigentlich will ich mich nach einer langen Nachtgrillung zur Ruhe betten, halte aber angesichts von infernalischem Gebölke aus dem Discozelt einen „kurzen“ Besuch an ebenjenen Ort für angebracht…

Casi: Danach wurde dann noch mit netten Leuten diverses Backstage-Bier vernichtet und der DJ hat tatsächlich noch ordentlich Punkrock aufgelegt... Geiler Abschluss!

 

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Kommentare   

+2 #5 DoctorJoyBoyLove 2011-07-29 23:06
Valient Thorr kommen NICHT aus Schweden? Nicht mal aus Skandinavien? Das war's mit meinem Klischeebild authentischer sympathischer Wikinger. Mist.
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0 #4 Leo 2011-07-26 14:05
Scheißegal, obs professionell(er) ist oder nicht, mir haben die musikalischen Ergüsse der beiden Dritte Wahl-Extender einfach nicht gefallen. Die Band gefällt eben mittlerweile bei vielen Menschen durch ihren Nostalgie-Kindheitspunk-Faktor, da kann ein Keyboard meiner Meinung nach eigentlich nur stören. Hatte trotzdem reichlich Spaß bei dem Auftritt.

Schade, dass es keine Fotos von Valient Thorr gibt, diese Bärtigkeit scheint ja immens faszinierend gewesen zu sein. Naja, Google-Bildersuche tut ihr übriges ..
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0 #3 bockfred 2011-07-26 09:42
Die stadionrock animationen von IN A RIOT, vor ungefähr 10-15 leuten werden hier ja schon noch untertrieben dargestellt. allerdings reagierte das publikum schon drauf, so war die gleich zwei mal dargebotene 2 leute wall of death doch sehr amüsant.

Das mit DRITTE WAHL sehe ich ähnlich wie viele der hier berichtenden menschen, ich finde so überprofesionalisierte/eingeübte shows einfach zu steril und bühnenuniformen total lächerlich,gerade bei "punk"-bands, im großen und ganzen kommt mir DRITTE WAHL inzwischen eh mehr vor wie ne firma.

jedenfalls hatte ich trotdem spaß daran, hab mich ziemlich beoimelt über so manche peinlickeiten die da passiert sind, aber muss phlipp auch zustimmen dass das textlich schon unter die haut gehen kann, allerdings muss ich sagen dass das ständige umarangieren alter hits dann schon eher zwanghaft möchtegern lustig rüberkam.

ich schreib glaube ich gerade nur so viel zu dem thema weil ich dritte wahl unglaublich oft live gesehen habe und (bis auf ein bis zwei mal) immer sehr gut fand, aber das war sterile kacke und mal volle kanne unpunk.

Achso und was punk ist und was nicht entscheide immernoch ich.
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+1 #2 orben 2011-07-25 22:40
alder, jetzt weiß ich endlich, wo unser affe hin ist. aber der kann da ja noch stehen. und guckt so böse. ich wette, der wird nicht artgerecht gehalten und bekommt zu wenig alkohol. amateure...
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0 #1 Gero 2011-07-25 22:27
Also ich muss sagen, dass ich von 3. Wahl unglaublich beeindruckt wurde. Schon x-mal gesehen, aber dieses Mal mit Abstand das beste Konzert. Und zwar genau WEIL sie das ganze professioneller angehen. Dadurch sind einige Songs zwar auch etwas poppiger geworden, aber ich bin schon immer ein Verfechter der Theorie, dass auch Schrammel-Punk auf n Punk und sauber sein darf.
Durchchoreographierte Bühnenshow und nen eigenen Lichtmischer finde ich persönlich auch gar nicht so verkehrt. Ich erwische mich auch immer wieder, dass ich auf der Bühne bei einigen Passagen immer den gleichen Bewegungsablauf habe. Also Dritte Wahl Show Daumen hoch !

So nu is spät. Wenn ich die Tage Bocke habe, dann schreib ich vlt auch nochmal n bisschen zu den Bands der großen Bühne, die hier keine Beachtung mehr gefunden haben.
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