TORTURE SQUAD, SLOW KILL SYSTEM / 08.09.2011 – Kiel, Rücherei
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Montag, 12. September 2011 17:35
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Ich war eine Zeitlang eher unentschlossen, ob ich dieses Konzert nun besuchen wolle. TORTURE SQUAD hatten mich vor ca. zwei Jahren in der Markthalle nicht soo umgehauen und SLOW KILL SYSTEM waren für mich bisher schlicht noch ein unbeschriebenes Blatt. Spontan packte mich jedoch die Konzertlust und das suchthafte Verlangen nach Lärm und so machte ich mich auf in Richtung Räucherei – zum Glück!
SLOW KILL SYSTEM hatten offenbar gerade begonnen, als ich gen Bühne schlumbumberte. Aber hallo! Ich muss ja mal zugeben, dass ich die Band glatt unterschätzt hatte, bzw. eine derartige Qualitätsbratze nicht erwartet hatte. Den Namen hatte ich natürlich schon auf diversen Flyern gelesen, auch wahrgenommen, dass hier Leute von IVORY TOWER und FEAR OF DARKNESS am Start sind. Dennoch: Diese Thrash-Abfahrt war derart gut gespielt, komponiert und dargeboten, dass ich SLOW KILL SYSTEM zu einem der bestgehüteten Geheimtipps Kiels zählen würde. Noch! Besonders gefiel mir der wohldefinierte Gitarrensound. Die beiden Gitarristen haben sich offenbar Gedanken über ihre Einstellungen gemacht und einen schön warmen, crunchigen Sound gefunden, der mich an SLAYER zur „South Of Heaven“/“Seasons Of The Abyss“-Phase erinnerte. Da machte es richtig Spaß, den guten Ideen und Riffs zu folgen. Sänger Black fand ich auch deutlich souveräner als früher, außerdem hat er es drauf gehabt, den Auftritt durch originelle Ansagen aufzulockern. „Scheiße, jetzt verliere ich auch noch meine letzten Haare. Egal, besser als abschneiden!“, kommentierte der Stirnglatzen-Metaller zum Beispiel den Verlust eines Haupthaar-Prozentsatzes… Den Mob muss man auch mal loben – es waren zwar nicht viel mehr als 50 – 70 Leute da, die befanden sich aber komplett vorne am Bühnenrand und feierten, statt sich verschämt in den Ecken herumzudrücken, sodass es ein lebendiger und stimmungsvoller Abend wurde. SLOW KILL SYSTEM seien noch mal nachdrücklich allen ans Herz gelegt!
Meine damalige eher zurückhaltende Kritik in Bezug auf TORTURE SQUAD begründete sich vor allem in dem Gefühl, dass die Show einstudiert und unspontan wirkte. Das stellte sich heute ganz anders da – die Brasilianer hatten einen Arschvoll Spielfreude mitgebracht und teilten über alle Backen grinsend nur so aus. Klar, originell sind die Stücke in der Regel nicht, aber ein doch wohlschmeckendes Thrash-Futter mit einigen gelungenen Refrains. Großer Pluspunkt auch der konsequent ackernde Drummer. Ich bin ja kein großer Freund der Räucherei, aber eine gute Möglichkeit bietet sie: Man kann sich klasse an die Seite stellen und einen krassen Drummer dabei beobachten, wie er sein Kit zerlegt. Das hatte ich vor ca. acht Jahren an selber Stelle bei den Holländern I.N.R.I. zuletzt getan (Bericht hier: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=91&catid=15&Itemid=26) – der Schlagzeuger war ein ähnlicher Typ Musicus Metallicus, der den gesamten Auftritt über akzentuiert, präzise und überdurchschnittlich kraftvoll gespielt hatte. Interessant auch, dass TORTURE SQUAD lediglich mit einem Gitarristen aufspielten, der ähnlich wie z.B. bei PANTERA zuließ, dass es kein permanentes Riffgewitter gab. Die bei Soli etwaig auftretenden Soundlöcher vermochte er jedenfalls meist mit guten Ideen zu füllen. TORTURE SQUAD präsentierten sich insgesamt also als charismatische Truppe, deren Darbietung sehenswert war.
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