DreMuvement Tag 2 - ROBINSON KRAUSE, THE JESUS HAIRCUT, SPUCKSCHLUCK / 23.02.12 – Kiel, Schaubude

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Philipp: Gestern Metal, heute Punk? Mir egal, mag ich doch beides und entscheide nicht nach Genre-, sondern ausschließlich nach Mitreißfaktor.

Matt: Schließlich ist dremufuestias das Magazin für den gepflegten (wenn auch nicht immer gut riechenden) PunkMoshHippie von heute, gestern und morgen.

Am 2. Tag gab es keine Kieler Bands im Programm, dafür eine Lübecker, eine Hamburger und eine Rendsburger Truppe.

RK

Patchwork-Bericht von Strecker, Matt, JoyBoy und Philipp. Fotos von Jan ML.


SPUCKSCHLUCK

Spuck

Matt: Bei letzterer, SPUCKSCHLUCK, war ich, um ehrlich zu sein, ziemlich skeptisch, bin ich einfach kein großer Freund des Deutschpunk und auch die bei youtube gefundenen Videos haben mich nicht aus den Puschen gehauen. Aber – und das ist ein großes Aber – SPUCKSCHLUCK waren für mich eine sehr positive Überraschung! Nicht nur am Rumpeln und Pumpeln, sondern mit schönen Melodien, einer gehörigen Portion Rotz und gesunder Einbindung des Publikums wurde ich schnell bekehrt. Mit dem letzten Stück, in dem die beiden Sänger „Bier, wir danken dir“ in wunderhübscher Melodie darboten, kreierten die Rendsburger sogar noch einen amtlichen Ohrwurm, der mich bis Montag in die Arbeit verfolgte und meine Kollegen sicher davon überzeugte, ich hätte jetzt auch noch das letzte bisschen Verstand verloren.

Philipp: Und der oben erwähnte Mitreißfaktor war bei SPUCKSCHLUCK schon mal hoch! Ich hatte ein Asi-Brachialpunk-Getrümmer erwartet und bekam was? Ein brachiales Asipunk-Getrümmer. Ich war nicht nur von der Band beeindruckt, sondern vom mitgereisten Kumpel, der den gesamten Auftritt über (!) ein Pappschild mit der Aufschrift „CD für 3,- Euro“ hochhielt. So viel Einsatz musste belohnt werden, also holte ich mir dieses Kleinod und konnte sogleich Songs wie „Candle light Döner“, „Saufen ist mein Freund“ oder „08/15 Liebeslied“ per Textblatt mitsingen. Schloider-Moe machte das sogar ohne CD und ins Mikro, allerdings zum Teil auch ohne Texte… SPUCKSCHLUCK konnten auf zahlreiche Rendsburger_innen zählen, wenn einer der beiden Sänger ein „Rendsburg, Rendsburg…“ anstimmte, erschallte sofort die Erwiderung „… asozial!“. Schön!

Spuck

JoyBoy: SPUCKSCHLUCK blöderweise wieder verpasst. Dafür erhalte ich diesmal bereits auf dem Weg in die geliebte Schaubude (Höhe Vinetaplatz) von einer nicht mehr ganz intakten Gestalt mit Plastikbeutel (Inhalt: klöternde Glasflaschen unbekannten Inhalts) beim Anblick meiner Haarpracht den ersten Musikwunsch: „Hä hää ...Pöbelunngesoggss Oi Oi!“

Strecker: Nach einer kurzen Nacht, einem besch... Arbeitstag ging es zum zweiten Dremuvement-Tag. Pünktlich zu Spuckschluck war ich wieder in der Schaubude.

Was soll ich dazu großartig schreiben. Rendsburgs Antwort auf Schloidergang – nur nicht so betrunken? War auf jeden Fall lustig und musikalisch war es eben die ankündigte Mischung aus Oi und Punk.

Spuckschluck



THE JESUS HAIRCUT

TJHC

Philipp: Auf weniger Interesse stießen THE JESUS HAIRCUT aus Lübeck. Das war leider zu plüschig und zu zahnlos, um das noch von SPUCKSCHLUCK entflammte Publikum zu begeistern. Die beiden Sängerinnen hatten ein paar nette Melodien am Start, unterm Strich klang das jedoch alles zu beliebig.

JoyBoy: THE JESUS HAIRCUT klingen für meine Ohren wie die Sängerinnen von DIE HAPPY und LAMBRETTA begleitet von einer Band, die so spielt wie ich mir SPUCKSCHLUCK vorstelle. Rein subjektiver Eindruck. Manchmal liege ich mit solchen Vermutungen grundfalsch und hab' eigentlich keine Ahnung.

TJHC

Strecker: Weiter ging es mit The Jesus Haircut, die die ruhigste Band des Festivals waren und leider nicht bei allen Besuchern gut angekommen sind. Zumindest waren der Raucherbereich und auch der Frischluftbereich während des Konzertes besser gefüllt als der Konzertbereich. Fand ich etwas schade, denn auch wenn die beiden Sängerinnen etwas schüchtern wirkten, fand ich den Pop Punk ganz nett anzuhören.

Matt: Die Bindung ans Publikum gelang THEJESUSHAIRCUT leider nicht in dem Maße, so dass die Reaktionen aus dem Publikum relativ zurückhaltend blieben. Auch diese Band war mit zwei in diesem Falle Sängerinnen angetreten, doch die doppelte weibliche Melodien-Attacke führte dazu, dass der Gesamtsound von THEJESUSHAIRCUT ziemlich clean und dabei streckenweise etwas brav rüberkam – ließ dabei kaum Raum für die Metal/Coreattacken, die die Instrumentalfraktion dann und wann einstreute. Der spannendste Moment, als ein offensichtlich am heutigen Tag schon etwas länger am Tresen weilender Gast die Bühne enterte und zu einer Rede über die Situation im Nahen Osten ansetzte. Kompliment an THEJESUSHAIRCUT, dass sie angesichts der knapp bemessenen Spielzeit nicht die Nerven verloren. Dem Gast fiel dann selbst wohl auf, dass für eine Podiumsdiskussion über ein derart komplexes Thema weder Ort noch Zeit war, und er brach aus freien Stücken seine Erklärungsansätze ab.


ROBINSON KRAUSE

RK

Matt: Auch ROBINSON KRAUSE hatten mit einer Störung zu kämpfen, wenngleich geplant: Denn in den Gig der KRAUSEs fiel die Preisverleihung der „dreckigen Schallplatte 2012“ an die beliebteste Schleswig-Holsteinische Band POWER und der anschließenden Dankesrede von Gastlaudator Moe. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, denn ROBINSON KRAUSE brachten das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute in Wallung. Das lag an der Musik, an den verqueren Texten und nicht zuletzt an der schrägen Art von Humor, denen die KRAUSES in und auch zwischen den Songs  („also wir sind jetzt noch in dem Song. In der Timeline befinden wir uns noch mittendrin“...) viel Platz einräumten. Ganz großes Kino. Herrlich auch die minutenlange Diskussion um eine mögliche Zugabe, immer kommentiert von Mischer Bocky: „Ihr habt noch Zeit für einen Song“, Diskussion von RK,  Bocky: „Nun noch für nen halben“ weitere Diskussion von RK, Bocky: „Ihr seid bei minus drei Songs“, RK: „Dann spielen wir eben zwei als einen“. Natürlich kam die Zugabe letztlich trotzdem, ohne hätte sich die Meute auch nicht zufrieden gegeben...

Philipp: Der Unterschied zu ROBINSON KRAUSE war enorm – die Schaubude war jetzt plötzlich voll und die Stimmung von Anfang an auffem Siedepunkt. Die Rendsburger sind zwar ebenfalls arscheingängig, aber eben mit richtig amtlichen Krachern und lyrischen Ergüssen, die ihresgleichen suchen. „Nie wieder Fokker fliegen / nie wieder Datsun schieben / nie wieder Franchise-Videothek“ oder „Libanon, dein Brief kam per Fahrradkorea / Ich Mosul sagen, diesmal gingst du Kuweit / Gothales Laos bei mir und Beirut und Beijing / völlig Casablanca und ich hab einen Katar / Norwegen dir Schweden wir in Lebensgefahr“ – wer so etwas dichtet, KANN nur entweder in der Klapse landen oder Rockstar werden. Die Krauses sind unzweifelhaft letzteres und wir Würmer können nur dankbar sein, dass sie mit dem Licht ihrer Anwesenheit unser unwürdiges Festival beschienen haben!  Die besten Ansagen gab es eh – ich wiederhole nur mal das mittlerweile viel zitierte "'Carpe Diem' ist das Arschgeweih unter den Lebensmottos".

JoyBoy: Das unterschreibe ich komplett. Übrigens fanden es viele im Publikum überhaupt nicht schlimm, dass Robin einige Zeit gebraucht hat, um ein funktionstüchtiges Gitarrenkabel an den Start zu bringen. Die Krauses kann man halt auch wunderbar jederzeit ohne Instrumente zum Spoken Word Slam einladen. Manch eine_r ist gar der Meinung, die Qualität der Darbietung könnte sich dadurch noch erhöhen. An diesem Abend hab ich aber keinen einzigen Spielfehler gehört, glaube ich.

RK

Philipp: Mittendrin die große Preisverleihung! Matt kürte die „SH-Band des Jahres“ laut Dremu-Poll. Unser Chef betrat die Bühne, die Meute schwieg gespannt, die Spannung stieg, man hätte eine Stecknadel fallen hören können und dann die Erlösung: „3. Platz: AFFENMESSERKAMPF, 2. Platz: VLADIMIR HARKONNEN und 1. Platz: POWER!“ Luftschlangen schossen hin und her, leichtbekleidete Nummernmenschen hüpften durch den Raum, Salutschüsse explodierten und ein strahlender Moe hielt als Gastredner für POWER die Dankesrede! Die fiel derart ergreifend und wohlfeil formuliert aus, dass sich heute niemand mehr daran erinnern kann.

ROBINSON KRAUSE schwammen in der Folge auf den Wogen der allgemeinen Euphorie und verwandelten diese Steilvorlage souverän – Treffer, Tor, DreMuvement ist WELTMEISTER!

JoyBoy: Ja, super. Danach konnte ich mit meinen fast sauberen Platten natürlich nur verlieren, aber das war's wert.

Strecker: Bei Robinson Krause war es dann richtig gut gefüllt. Bei mir war aber so ein bisschen die Luft raus und so habe ich das Konzert auch nur am Rande mitverfolgt und überlasse es lieber anderen, darüber zu schreiben.

Alles in allem war es ein schönes Festival und ich freue mich schon aufs nächste Jahr. Vielleicht dann ja wieder auf einen Freitag und Samstag.

Matt: Beide Abende waren sehr unterschiedlich und doch sehr geil, so dass einer Wiederholung nix im Wege stehen sollte. Vermutlich werden wir einige Änderungen vornehmen, aber nun ist erstmal DreMuvement-Urlaub, irgendwann gibt es an dieser Stelle mehr. Fetten Dank an alle Helfer und Beteiligten, allen voran natürlich den Bands (und zwar sowohl den 6 Bands, die gespielt haben, als auch den 31 Bands, die sich gestellt haben und leider nicht mehr reingerutscht sind), Dicki und seinem Schaubuden-Team, sowie den Dremus, an vorderster Front Philipp und Strecker für das Catering (Bier und Knabberdingsies) und Casi für das Plakatdesign!! Dat hat doch geschockt, oder wat?

Kommentare   

+1 #7 JanML 2012-03-02 19:01
Stark!
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+1 #6 Philipp 2012-03-02 08:28
So, zufrieden?
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0 #5 JanML 2012-03-01 20:04
Haha, bitte!
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+1 #4 Philipp 2012-03-01 16:53
Wenn du ganz lieb bitte sagst, tu ich das für dich.
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0 #3 JanML 2012-02-29 23:40
Die THE JESUS HAIRCUT Sängerinnen klangen nicht wie die Sängerin von DIE HAPPY oder LAMBRETTA, denn der Kram kam bei den beiden ehrlich rüber. Allerdings wäre nach SPUCKSCHLUCK etwas mehr Geschrei besser angekommen. Vielleicht lag es an der Reihenfolge. Ich fand es trotzdem nett.
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0 #2 JanML 2012-02-29 22:55
Ich bin ein wenig enttäusch, dass du das "CD für 3,- Euro" SPUCKSCHLUCK Foto nicht eingebaut hast!
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+1 #1 Philipp 2012-02-29 21:59
Jetzt mit Fotos von Jan ML, du.
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