DreMuvement III, Tag 2: NOM, KANGUIN, ABSOLUT BASTARD / 22.02.13 – Kiel, Schaubude

0 Dislike0


Dreckige Schallplatte

Henning: Da dem Dremu-Poll von irgendwelchen Spaßbremsen ja wahlweise vorgeworfen wird, Konkurrenz unter "Bands" zu schüren oder völlig unrepräsentativ zu sein, "weil die Kieler sich eh alles gegenseitig zuschustern" (Die da oben!!!! Mit uns kann man's ja machen!!), war es natürlich ein schlauer Zug, den objektiven Westfalen zu bitten, etwas zu dem Dremu-Festival zu schreiben. Zumindest hat mich ein auffallend nüchterner Jan Müller-L. darum gebeten. Et voilá: Bitteschön, hier mein Senf dazu!

Bericht von Henning und Strecker, Fotos von Jan ML


Absolut Bastard

Henning: Die Ausgangslage stellt sich wie folgt dar: Nach einigen Bieren bei Felix und aufblähenden Falaffel-Fladen entschließt man sich, die Schaubude aufzusuchen. Es wird zu frühem Aufbrechen gedrängt, denn Felix fürchtet, ABSOLUT BASTARD zu verpassen. Die Location ist auffallend leer, als wir erscheinen. Das überrascht mich erst mal, ich dachte ein Dremu-Event, bei dem es vor allem darum geht, sich selbst zu feiern, würde etwas mehr Besucher ziehen. Aber gut, wir sind auch recht früh da. Ich kenne keine der gebuchten Bands. Da Herr Wolter und die anderen Metal-Nerds nicht zu sehen sind, hoffe ich kurzzeitig auf ein experimentalfreies Line-Up ... Wie naiv von mir! Aber anfangs noch durchaus berechtigt: ABSOLUT BASTARD rasieren kräftig! Zwar vor quasi leerer (Schau-)Bude, aber das tut der Laune der Musikant_innen keinen Abbruch. Sehr guter Hardcore-/Skatepunk mit Melodie und fixen Kick-Ass-Parts. Guter Drummer, gutes Songwriting und rotzige Sängerin. Die einzig wirklich relevante Deutschpunk Band der 90er wird auch gewürdigt: Super TERRORGRUPPE-Cover von "Opa, halt's Maul"! Das macht richtig Laune, schade, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viel Publikum eingetroffen ist. Wer die Band noch nicht gesehen hat, sollte das also dringend nachholen! Die Messlatte ist auf jeden Fall recht hochgelegt ... Mal sehen, was sich die Kieler Seilschaftler für den Rest des Abends gedacht haben...

Strecker: Leer ist es in der Tat noch, als Absolut Bastard beginnen und böse Zungen behaupten, dass es an Basser Klebo liegt, der einigen Kieler /innen bestimmt noch aus seiner Zeit als Bonehouse-Mercher und Abgelehnt-Bassist bekannt ist. Ich glaube, dass die bösen Zungen Unrecht hatten und es eher an solchen Sachen wie „ich muss noch austrinken“ oder „ die fangen doch nie pünktlich an“ lag, dass sich die Schaubude erst im Verlauf des Absolut-Bastard-Konzerts füllte.


Absolut Bastard


Strecker: Den Punk-Rock neu erfunden haben Absolut Bastard nicht, aber ihre Hausaufgaben hat die Band gemacht und so hatten die Songs die nötige Aggressivität (Fußballfloskel – ich weiß) und Melodie, um zu gefallen. Sichtlich Spaß beim Konzert war auch da und für mich hätte das Konzert gern noch etwas länger sein können. Nächstes Mal und dann bestimmt mit etwas mehr Publikum. 

Henning: KANGUIN bitten nach kurzer Pause zum Stelldichein. Finde ich nicht gut. Aber auch nicht schlecht, es ist nur überhaupt nicht mein Pintchen Klosterfrau. No Vocals - no satisfaction. Sicherlich gute Musiker usw. usf., aber bei Teppichen aus Effektgeräten kriege ich Rücken. Vor allem spielen die partiell sehr tempofrei. Ohne Vocals und klassische Songstruktur verabschiedet sich leider immer mein schlichtes Hirn. KANGUIN drücken dich einfach tief in einen imaginären Ledersessel. Man will automatisch nach Hause auf die Couch und auf die Bindfäden gucken, die es am Fenster herunterregnet. Und andere Musik anmachen.


Kanguin


Henning: Wahrheit liegt übrigens nie in der Mitte, sondern ist immer eine Ebene über allem. Der geneigte Leser weiß, was ich damit sagen will. Richtig! Es geht um Bier! Ich bin mit dem Sortiment in der Schaubude nicht einverstanden. Speis und Trank sollen "Freude in Herzen drinne machen" (Peter Ludolf), aber ASTRA macht nur Magenbluten! Außerdem mag ich mein Bier wie mein Leben: Bitter. Warum kriegt man in SH so selten JEVER, wenn man es selbst in Ostwestfalen/Lippe an jeder Ecke bekommt? Für den nächsten Dremu-Poll muss auch mal ein Bier-Ranking her: "Wer HOLSTEN trinkt, ist ein Dummkopf. Wer ASTRA lobt, ist ein Verbrecher!" (Bert Brecht). KANGUIN treffen übrigens insgesamt auf Wohlgefallen, zumindest ist es vor der Bühne richtig voll geworden und den meisten scheint es auch gut zu gefallen.

Strecker: Kontrastreich war das Musikprogramm am Vortag schon, aber heute sind die Unterschiede der Bands noch etwas stärker ausgeprägt. Kanguin spielten ohne Gesang und verließen die bekannten Songstrukturen. So wurden unter dem Einsatz von reichlich Effekten, die auf einem Bügelbrett montiert waren, ein Soundteppich gewoben, der mich an Filmmusik erinnerte. Für meinen Geschmack fehlten den Songs ein paar Ausbrüche und der Wiedererkennungswert. So ging alles irgendwie an mir vorbei ohne mitzureißen. Zur Unterstützung der Musik hätte ich mir auch ein paar Videosequenzen gut vorstellen können. Zumal Kanguin eher introvertiert agierten und es so gut wie keine Interaktionen mit dem Publikum gab. Trotzdem fand ich das Konzert gut. Ich hätte mich aber gern irgendwo hingesetzt und eher so ein „sitzen und gucken“ Konzert gehabt.


Kanguin


Henning: Die Zeremonie beginnt im Anschluss: Es wird die "Dreckige Schallplatte" an die Band des Jahres verliehen. Für mich überraschend machen nicht SCHLOIDERGANG das Rennen, die mit "Saufen, kotzen, weiter geht's" zumindest das Gerüst eines beinahe perfekten Popsongs geschaffen haben, sondern POWER. Die haben, glaube ich, auch schon mal gewonnen. Die POWER-Jungs freuen sich schon irgendwie, aber gehen in ihrer Danksagung meiner Meinung nach viel zu sehr auf diese ganzen Unkenrufe ein, die den Dremu-Poll begleitet haben. Damit kommt dem Poll eine Ernsthaftigkeit zu, die, glaube ich, so nie gewollt war. Ich finde die Kritik, vor allem was den angeblichen "Konkurrenz-Gedanken" hinter dem Ranking betrifft, schon etwas konstruiert. Mal im Ernst: Das sind doch alles irgendwelche Garagen-Bands, die schon jenseits der Elbe kaum ein Schwein kennt und die vermutlich eh mehr draufzahlen als irgendwas anderes. Ist doch alles ein herrlicher Quatsch, muss man doch nicht so ernst nehmen! Auf jeden Fall Gratulation an POWER an dieser Stelle.

Strecker: Auf Grund von Krankheit, Studiotermin oder Nominierung der eigenen Band waren die Dremu-Ansager verhindert und so mussten Dicki und ich vorher besprechen, wer von uns die Laudatio zur dreckigen Schallplatte hält. Da Dicki im Besitz von Wunderkerzen war, die er vorher auf dem Klo gefunden hatte, wusste, wo die Getränke stehen und mit dem Kommentar „für Power reichts“ punktete, war es eine kurze Besprechung und Dicki hat den Part übernommen. Der Einsatz der Wunderkerzen ist nicht ganz im Timing gewesen aber wer kann ahnen, dass Wunderkerzen innerhalb von 3 Sekunden abbrennen. Ist trotzdem alles gut gelaufen und die Oskarverleihung ist ein Scheiß dagegen. Herzlichen Glückwunsch an Power, die sich auch noch mal zu dem Vorwurf äußerten, dass der Dremu-Poll den Konkurrenz-Gedanken schürt. Ich klammere das Thema mal aus. Ich bin der Meinung, dass dazu genug gesagt wurde und auch klar sein müsste, dass Dremu mit dem Poll und dem Dremuvement nicht beabsichtigt in irgendeiner Art und Weise Konkurrenz unter den Bands zu schaffen. Zumal die meisten Bands den D.I.Y. Gedanken verfolgen und unserer Meinung nach da ohnehin kein Platz für Konkurrenz ist. Vielleicht sollten wir die Bands für das nächste Dremuvement auslosen, obwohl dann bestimmt der Vorwurf kommt, dass Glücksspiel süchtig macht.


Wondercandles


Henning: Wie ich just erfahren habe, hat die Schaubude beim Location-Ranking sehr gut abgeschnitten. Da müssen lauter Nichtraucher abgestimmt haben. Im winzigen Eckzimmer, das als Raucher-Reservat fungiert, ist zum Sterben zu viel Sauerstoff, aber zum Atmen zu viel blauer Nebel. Igittigit. Jetzt aber wieder Musik!

Henning: Letzte Band des Abends: NOM. Heavy Metal der unblöden Sorte, finde ich ganz cool! Nur hätte man die vor KANGUIN setzen sollen. Das wäre doch viel sinniger gewesen, die Arschtritt-Bands hintereinander laufen zu lassen und dann zum Abschluss für die sich noch auf den Beinen haltenden Weintrinker dann KANGUIN. NOM rocken glaube ich auch gegen Nazis, was ja immer gut ist. Ich meine, der Song hieß "Fuck Your 88" oder so ähnlich. Daumen hoch dafür! Das Thrash-Kommando werde ich mir bei Gelegenheit noch mal in etwas fitterem Zustand gönnen, so sich die Gelegenheit ergeben sollte.

Strecker: Als letzte Band des Abends waren N.O.M. an der Reihe. Auf Grund eines defekten Schlagzeugfells dauerten die Vorbereitungen länger als geplant und es tat sich mal wieder die Frage auf „würde es überhaupt Bands geben, wenn Gaffa nie erfunden worden wäre?“


NOM


Strecker: N.O.M. waren gut und boten ein kurzweiliges druckvolles Set. Bisschen schade finde ich, dass der Stoneranteil in den Songs immer weniger wird und so die Songs immer mehr zu „normalen“ Hardcore Songs werden. Ist aber Geschmackssache. Bei mir war trotzdem die Luft raus und mir gingen die beiden mitgebrachten Animateure ziemlich auf die Nerven, die meinten jeden zum Mitmachen bewegen zu müssen, so dass ich mich zurück gezogen habe und wieder nichts von der Aftershow Party mitbekommen habe.

Strecker: Leider musste auf Grund von krankheitsbedingten Ausfällen vieles improvisiert werden und es ist auch bestimmt nicht alles glatt gelaufen, trotzdem hoffen wir, dass die Besucher und Bands Spaß hatten. Die Kritik nehmen wir uns natürlich zu Herzen und versuchen im nächsten Jahr besser zu werden. An die Schaubuden-Crew geht natürlich noch ein ganz großes DANKESCHÖN.


NOM


Kommentare   

+3 #15 Wollsack 2013-03-16 13:29
NoM sagt vielen Dank fuer die Ausrichtung dieses schoenen Festes und fuer den oblidatorischen kuzweiligen Bericht.
Ich fand JoyBoys Kommentar an dem Abend sehr treffend und wir sehen das ähnlich mit dem soja schnitzel.
achja und "Animateure" sind eher in nem griechischen Urlaubsbunker und nicht auf unseren Konzerten zu finden ... is ja kein bestuhltes Blues Konzert verdammt 8)
Zitieren
+4 #14 pan 2013-03-14 11:54
toller Bericht und auch noch mal ein großes Lob für den Schreibstil! Das Lesen hat echt Spaß gemacht :)
Zitieren
+1 #13 bockfred 2013-03-12 12:54
Ich denke joy boy ist in seiner dankesrede nicht nur als bandmitglied sondern auch als dremuredaktionsmitglied auf das thema eingegangen. vieleicht hätte er es etwas kürzer fassen können, allerdings finde ich es schon gut dass darauf eingegangen wurde, ich finde es wichtig die kritik ernst zu nehmen und sich dazu zu äussern, hat er meines erachtens nach auch gut gemacht. Ich muss allerdings auch sagen dass spontan eine ansprache halten gar nicht mal so einfach ist und ich das wahrscheinlich nicht so gut hinbekommen hätte.

Kann man sich hier auch nochmal alles anhören:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ZA6_ZDMN7-o#!
Zitieren
+5 #12 Hamsterbacke 2013-03-12 10:21
Lustig ist dass die Band die das Thema Competition angezettelt hat gerade auf Facebook eine ganze harte "votet uns aufs Groezrock"- Welle fährt, schon merkwürdig.
Zitieren
+4 #11 klebo 2013-03-11 22:30
Fetten Dank für die Blumen sagen die absoluten Bastarde (gibbet da auch ne weibliche Form?)!
Schön das es Dremufuestias gibt, die Szene wäre sonst um ein schönes Fan(Web)zine ärmer.
Die Bude hat sich doch recht schnell ganz gut gefüllt, klaro geht es besser, aber für den zweiten gig war das für uns WUNDERBAR!
Zitieren
+1 #10 JanML 2013-03-11 19:18
Gutter Slug: Die wenigen Crowd Shots sind technisch bedingt, da ich mit einer Festbrennweite arbeite und der zu fotografierende Bildausschnitt mit dieser begrenzt ist. Für Crowd Shots müsste ich mir einen externen Blitz zulegen und ein Weitwinkelobjektiv verwenden. Damit sind jedoch zumeist leider keine "Available Light Fotos" möglich.
Zitieren
+6 #9 Gutter Slug 2013-03-11 18:43
Gute Bilder, Jan!
Was ich mir aber insgesamt viiiiel mehr wünschen würde, wären auch mal ein paar Crowd-Shots! Die vermitteln so'n Konzi-Eindruck oft viel besser als reine Band-Ablichtungen! 8)
Zitieren
+4 #7 orben 2013-03-11 16:38
geiler bericht. henning trifft's voll mit dem poll. ich mein, irgendwie macht den ganzen scheiß ja auch keine/r, weil er/sie es scheiße findet und will, dass alle es scheiße finden. is ja kein black metal. ich denke, jede/r kann es (zurecht) gutfinden, wenn der kram in der peergroup, die mensch sich selbst gewählt hat und die offensichtlich bei vielen (zurecht) ganz bewusster teil des lebens ist, ankommt. und es ist ja nun wirklich nicht so,dass hier ganz großer müll gehyped (?) wird...

ansonsten: pro jever und sonstiges herbes pils.
und offensichtlich zu geringe konzertfrequenz meinerseits.
Zitieren
+1 #6 Philipp 2013-03-11 16:30
Nu auch mit mehr Bildern. Bands und so.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv