DIE BULLEN, BIER STATT BANANEN, VAN BEEK / 28.02.2014 – Kiel, Schaubude

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Die erste Band ist schon fast fertig, als wir auffer Bude eintrudeln. Ich bereue nichts, denn es waren zu nette Gäste im Wolter’schen Domizil zur Quellung zugegen. Aber auch jetzt kann ich keinen Eindruck von der mir unbekannten Band einholen, denn ich spüre den unbändigen Drang zur sofortigen Entschlackung. Natürlich ist der Lokus besetzt. Aber ich warte höflich, ohne zu klopfen. Denn ich kenn das ja selbst: Ich brauche für die Defäkation höchstens Minuten, doch kaum pflanz ich meinen zarten Hintern auf eine öffentliche Toilette, klopfen da ungeduldige Punker an die Tür, als säße ich da seit STUNDEN. Nu, heraus kommt irgendwann ein strahlender JoyBoy Law, der übrigens den unverkennbaren Duft eines freudig erregten Darms hinterlässt. Ich füge mein Bukett hinzu und möchte nicht der Mensch nach mir sein.

 

 

Die erste Band ist endgültig durch, aber wenige Begrüßungsgespräche später beginnen Willer, Niles und Niko mit einer Art Fake-Auftritt. Feines Detail: Niles hat sogar extra aus den Weiten des Internets so ein „Adihash“-T-Shirt bestellt. Schließlich muss er ja dem Klischee des BULLEN-Videos entsprechen. Gecovert werden D-Punk-Klassiker wie „Legal, Illegal, Scheißegal“ oder „Filmriss“. Das ruft natürlich die Ordnungshüter auf den Plan. „Ruhe!“, „Treten Sie zurück!“ – mit Knüppeln und Drohgebärden werden die Punker von der Bühne vertrieben – DIE BULLEN haben nun die Macht! (Dieses geniale Intro sollten sie wirklich ab jetzt beibehalten!)

Los geht’s gleich mit „De Bullen komm‘“ – sofort fällt auf, dass alle BULLEN mittlerweile noch tiefer in ihre jeweilige Rolle hineingefunden haben. Auch JoyBoy und Inspektor Ufo entfleucht keine menschliche Regung mehr wie etwa ein Grinsen. Was ist noch neu? Patches auf den Uniformärmeln mit DIE BULLEN-Schriftzug und dem von Dremu bekannten sinkenden S-H-Schiff! Wie geil ist das denn? Die sollten in Serie gehen – würd ich sofort auf meine Kutte nähen. Sind aber sicher zu teuer. Von Song zu Song gerät der Kreis der Eingekesselten vor der Bühne mehr in Wallung. Da wird auch mal ein halber Zahn auf den Boden der Bude gespuckt. Nur Mut, Genosse, dat wächst nach! Begeistert brüll ich Bullenbiester wie „Outlaw In-Law“ (Killer-Refrain), „Cops United“ (große Gitarrengesten von JoyBoy), „Robocop“ oder „Kein Blaulicht am Ende des Tunnels“ mit. Hatte Andi Harkonnen beim AFFENMESSERKAMPF-Auftritt den Laden mit unfasslichen Flatulenzen zum Stinken gebracht und Hannes ungefähr den gesamten Abend über eine Handykamera vor die Rübe gehalten, will der Kerl dafür heute offenbar Abbitte leisten und macht ständig Sachen heil. Noch überraschender ist höchstens der neue Song „Ladendiebstahl bei Media-Markt“. Hier bleibt einem das etwaige Lachen im Halse stecken, denn es geht um einen 13-Jährigen, der wohl in der Raisdorfer Filiale beim Klauen erwischt, vor aller Augen von der Polizei durch die Nachbarschaft gezerrt wurde und der schließlich durch einen Sprung aus dem Fenster Suizid begangen hat. Schluck, harter Tobak. Und vielleicht eine Möglichkeit, der Sache auf einer möglichen zweiten LP einen anderen Dreh zu geben. Auf jeden Falle textlich eine neue Nuance bei DIE BULLEN. Am Ende heißt es natürlich „Feierabend“. Aber tatsächlich wird noch einer draufgesetzt und der Opener „Die Bullen komm‘“ noch einmal gespielt.

Mein Urteil: Der bisher gelungenste BULLEN-Auftritt. 

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