METAL CITY FESTIVAL XX: HELSTAR, EVIL INVADERS, DELIRIOUS, TORIAN / 10.05.2014 – Lünen, Lükaz

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Wahnsinn, an diesem Wochenende ist wirklich an allen Ecken und Enden irgendein interessantes Festival am Start! Ohne weitere Recherche fallen mir spontan der Hamburger Hafengeburtstag (hier wär na logisch nur die Onkel-Otto-Bühne cool), das Kieler Klownhouse-Festival, das Metalheadz Open Air in Oberndorf und das Metal City Festival in Lünen ein. Alles geil, aber da man ja mal Bock auf was Neues hat, fallen die beiden Metaldinger in die engere Wahl. Oberndorf ist dann aber doch etwas weit (schade – u.a. SKULL FIST, PORTRAIT, NOCTURNAL, WARRANT, IRON THOR, STALLION, IRON KOBRA…), weswegen es ab nach Lünen geht. Für EVIL INVADERS und HELSTAR in den Pott fahren? Kann man mal machen. 

 

Erfreulicherweise ist das Lükaz zumindest später am Abend wirklich gut gefüllt – insofern überraschend, als dass Lünen nicht so groß ist und die Bands ja nun auch nicht megabekannt sind. Ob man so eine prallvolle Hütte (ca. 200 Leute) auch in Kiel auf die Reihe bekommen hätte? Vielleicht ist Lünen wirklich die Metal City? Das ganze Ding ist recht liebevoll organisiert, vor dem Schuppen steht ein Imbisswagen, drinnen findet nebenbei ‘ne lütte Metalbörse statt und ‘ne After-Show-Party ist auch noch angesetzt. Bierpreise gehen klar und der Sound ist durchweg sehr gut. Eine sehr coole Aktion darf man auch mal vorwegnehmen: Da dem THE-PIT-Fotografen Jörg (hat auch schon mal für Dremu Pics zur Verfügung gestellt) Ende letzten Jahres auf einem Konzert die Fotoausrüstung geklaut wurde, rufen die Veranstalter auf der Bühne zu einer Spendenaktion auf. Im Topf landen schließlich immerhin 165,- Euro, was doch eine coole Solidaritätsaktion ist.

Aber nu mal zur Musik: TORIAN aus Paderborn und Bielefeld zocken irgendwie recht typisch deutschen Power Metal. Alles nicht schlecht, gut gespielt allemal, aber mir persönlich fehlen Dreck, Rotz und Wahnsinn. Handwerklich ist aber gar nichts zu bemängeln, der Sänger Marc Hohlweck kann was und einige Refrains bohren sich gut in die Lauscher. Am besten find ich aber, dass Harald Juhnkes Definition von Glück zitiert wird, nämlich „Keine Termine und leicht einen sitzen“…

DELIRIOUS sind dann aber mal so richtig amtlich! Ich hatte von der Band bisher auch nur Gutes gelesen, sie aber kurioserweise noch nie vor die Flinte bekommen. Immerhin gibt es die Thrasher aus Hamm seit 1990! Nun steht fest: Tonträger von DELIRIOUS müssen zwingend abgeerntet werden. Denn deren Thrash-Variante ist mitnichten von modernen Einflüssen durchsetzt – nö, volle Kanne Old School in bester TESTAMENT-Manier steht auf dem Programm. Schön pumpendes und geradliniges Drumming, peitschende Bay-Area-Riffs und obendruff noch ein Sänger (Betty), der seinen Chuck Billy gut studiert hat. Ich will die Band keinesfalls als bloße Kopie abtun, aber Betty schwingt sogar genau so einen tragbaren Mikroständer wie der TESTAMENT-Hüne durch die Gegend, hehe. Sein Gesang ist dabei extrem variabel, von gutturalem Thrash-Reibeisen-Geröhre über melodiöse klarere Passagen bis hin zu aggressiven Shouts gibt’s die gesamte Palette. Das alles gepackt in schmissige Songs, die sofort in die Rübe gehen. Saugeil!

Yeah, wieder mal Zeit für EVIL INVADERS. Auf dem KEEP IT TRUE 2013 und vor ‘nem halben Jahr im Hamburger Bambi hatten mich die Belgier derart schwer begeistert, dass ich sie zu den besten „neuen Old School“-Bands zählen würde. Heute setzen die vier Freaks sogar noch einen drauf. Die Bedingungen sind perfekt und EVIL INVADERS lassen den Ball nicht fallen. Es gibt nicht einen langweiligen Moment, die ganze Zeit Vollgas bei Stücken wie „Alcoholiac Maniac“, „Speed Invasion“, „Driving Fast“ oder „Victim Of Sacrifice“. Sänger/Gitarrist Joe (geschmackvoll im RODS-Shirt) ist einfach zu herrlich anzuschauen, wenn er sein Maul zu gestörtesten Schreien aufreißt. Wie immer gehen die vier auch bewegungstechnisch voll ab und posen gitarrenschwenkend herum. Den EXCITER-Smasher „Violence And Force“ grölt natürlich jede_r mit (alte EXCITER sind eh ein guter Vergleich), den dürfen sie gern noch lange in der Playlist behalten. Mit dem Rausschmeißer „Evil Invaders“ ist leider schon Schluss, hätt ich ja noch ‘ne halbe Stunde länger genießen können.

Auf ein ellenlanges Intro folgt das schöne Jefferson-Zitat “When the people fear the government there is tyranny, when the government fears the people there is liberty” und ab geht die Post: Endlich mal wieder HELSTAR! James Rivera hatte man in den letzten Jahren ja häufig als Gastsänger bei MALICE, VICIOUS RUMORS oder SEVEN WITCHES sehen können, aber mein letztes HELSTAR-Konz ist auch schon wieder sechs Jahre her (KIT 2008). Damals zockten sie ein Klassiker-Set mit den gesamten „Remnants Of War“-Stücken, heute gibt es vor allem neue Songs. Das ist für mich der einzige kleinere Kritikpunkt heute – ein paar mehr Klassiker hätten es schon sein dürfen. Andererseits kann verstehen, wenn eine Band zeigen will, dass sie auch jetzt noch relevant ist. Und das ist unbedingt der Fall! Man muss einfach sagen, dass James Rivera zu den besten Metalsängern überhaupt zählt und kein Stück abgebaut hat. Eher hat er sein Repertoire auf den letzten drei, etwas härteren Alben noch erweitert. Faszinierend, wie er fast schon Black-Metal-artig schreit, um dann die Gänsehaut-Sirene schlechthin auszupacken! Zunächst trägt er die Teufelsschädel-Maske von den letzten Covern auf der Rübe, passend zum Opener der „Wicked Nest“-Scheibe „Fall Of Dominion“. Die Gitarristen Robert Trevino und Larry Barragan spielen einem immer noch die Ohren heiß – was für unfasslich gute Shredder! Weiter geht es mit „Pandemonium“, „Tormentor“, überraschenderweise „Good Day To Die“ vom „Multiples Of Black“-Album, „Eternal Black“ und „This Wicked Nest“, bevor ENDLICH ein Kracher der Frühphase ertönt – nämlich „Evil Reign“ vonner „Remnants“. Mit weiteren ganz neuen Stücken spannen mich die Texaner echt etwas auf die Folter, bevor endlich doch noch der Old-School-Showdown kommt: „The King Is Dead“ (yes!), „Baptized In Blood“ und das göttliche Triple „Burning Star“ (argh!), „Towards The Unkwown“ und „Witch’s Eye“ – die EVIL INVADERS-Typen stehen direkt neben mir und drehen ebenfalls durch. Die Playlist geht unterm Strich dann doch durch, denn jedes Album ist vertreten, sowas mag ich generell.

Klasse Dingen also, wir haben den Trip genossen.

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