SLOUGH FEG, MAGISTER TEMPLI / 01.06.2014 – Itzehoe, Panoptikum

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Wie gut ist es eigentlich, wenn eine deiner Lieblingsbands für 6,- Euro inner kleinen Kneipe spielt? Verdammt gut, denken wir uns, als wir so in Itzehoe rumlungern und noch etwas ungläubig auf die gemütliche Spelunke namens Panoptikum starren. Ein älteres Pärchen lehnt rauchend am Fenster des 2. Stocks und starrt zurück. Viel gibt es allerdings aus einheimischer Perspektive nicht zu sehen. 30, 40 Langhaarige lungern halt auf der Straße rum, kiffen und ein Typ drückt diversen Anwesenden einen herzförmigen Stein ins Gesicht, gefolgt von den Worten „jetzt bist du endlich mein wahrer Bruder“. Normal.

MAGISTER TEMPLI

Fotos von Evelyn Steinweg. Leider nur von MAGISTER TEMPLI - danach ist der Akku abgeschmaucht.




SLOUGH FEG kommen gerade vom legendären MUSKELROCK (Schweden) und wollen weiter nach Polen, Österreich, Italien etc. Da kommt so ein Kneipengig statt Off-Day natürlich gelegen. Ist offenbar recht spontan und undergroundig organisiert, denn noch wenige Tage vorm Konzert wird in der Veranstaltungseinladung gefragt, ob jemand das Ding heute mischen könne. Läuft aber alles und für die Verhältnisse in so einer kleinen Kneipe ist der Klang sogar erstaunlich gut, wenn auch infernalisch laut. Aber irgendwie muss der Rest der Band nun mal mit der Lautstärke des Schlagzeugs mithalten, da kann ein gewisser Pegel nicht unterschritten werden.


MAGISTER TEMPLIMAGISTER TEMPLI


MAGISTER TEMPLI sind bärtige Norweger in Kutten und spielen im weitesten Sinne schrulligen Doom. Obwohl das Tempo für reinen Doom dann doch häufig zu hoch ist. Sie selbst bezeichnen es als Occult old school Heavy Metal. Passt auch. Den Begriff des Okkulten nehmen die Kollegen aber offenbar nicht allzu ernst – statt böse zu gucken und Kerzen abzufackeln, wird lieber grinsend die Rübe geschüttelt und Bier gesoffen. Der Sänger stapft auch gern mal ins Publikum und legt irgendwem die riesige verschwitze Pranke ins Gesicht. Zum Beispiel mir. Schmeckt gar nicht schlecht, irgendwie salzig. MAGISTER TEMPLI sind angenehm dreckig und rauh im Gesamtsound, im Songwriting schwanken sie zwischen eingängigeren Refrains & Gesangslinien und etwas komplexeren Riff- und Rhythmusstrukturen. Der Sänger kniet sich gut rein und schmettert voluminös und inbrünstig – gefällt mir außerordentlich. Niles und Ufo sehen es ähnlich, finden danach aber, dass die Band zu lange gespielt hat. Das ist ja eine ganz interessante Diskussion – ich steh eigentlich auch auf knackige, eher kurze Sets, gerade wenn man eine Band noch nicht kennt. Ich kenn aber auch genug Leute, die sich gern stundenlange Konzerte angucken und gleich meckern, wenn ‘ne Band unter 40 Minuten zockt. Niles hingegen habe noch NIE ein Konzert gesehen, dass „zu kurz“ gewesen sei, haha!


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Zeit für die selbsternannten ANALOGUE AVENGERS, die mit ihrer neuen Platte ihr 25-jähriges Bestehen feiern! Hm, wie kann man SLOUGH FEG beschreiben oder benennen, was deren Mucke für Gefühle auslösen kann? Hier kommt man als Schreiberling definitiv an seine Grenzen, wobei es eh schwierig ist, über Musik zu SCHREIBEN. SLOUGH FEG sind definitiv nirgendwo einzuordnen und nur sehr schwer zu kategorisieren. Der Begriff Kauz Metal ist da ja auch eine eher hilflose Umschreibung. Die Band ist unberechenbar, unkonventionell, besitzt eine überbordende Kreativität und baut immer wieder Melodien ein, die fast schon an Folk erinnern. Was nicht heißt, dass nicht auch ordentlich aufs Mett gehauen wird – SLOUGH FEG sind letztlich immer noch 100 % Metal. Und wie fit die musikalisch sind! Das allein sorgt schon dafür, dass es unfassbar viel Spaß macht, ihnen zuzuschauen und eine Gänsehaut nach der anderen zu genießen. Dazu kommt aber noch das Charisma von Mike Scalzi, der nicht stillstehen kann und immer wieder ins Publikum stürmt. Heute scheint ihm das besonders Freude zu bereiten. Kann ich aus Bandsicht total nachvollziehen, manchmal sind solche Shows an skurrilen Orten vor 30 Nasen echt die besten. Scalzi aalt sich auf dem Tresen, hüpft auf einem Sofa herum, klettert auf die Fensterbretter – alles natürlich gitarrespielend. Ich bin kein Nerd in Sachen Gitarrensound, aber ich finde, dass dieser Kerl so einen geilen Ton hat. Dazwischen pfeffert der Philo-Professor die eine oder andere zynische Ansage in den Raum. In Sachen Setlist liegt der Schwerpunkt übrigens auf den letzten beiden Alben, wobei Scalzi zum Schluss meint, dass "Down Among The Deadmen" (2000) ihr bestes Album sei und noch "Death Machine" ranhängt. Überflüssig zu erwähnen, dass schließlich die Hütte Kopf steht und die Band für eine Zugabe zurückgebrüllt wird.

MAGISTER TEMPLI
Blick von außen durchs Kneipenfenster



Totaler Knaller und eines der intensivsten und wildesten Konzis der letzten Zeit! Einziger Wermutstropfen: Ich Idiot hab das neue SLOUGH-FEG-Vinyl nicht sofort abgeerntet und nach dem Auftritt ist es ausverkauft! Alter, hab ich zunächst einen Hals. Aber die Erinnerung an das grandiose Konz verdrängt diesen Fauxpas, zumal die Scheibe ja noch woanders erhältlich ist (mittlerweile hab ich sie natürlich).

Kommentare   

+1 #2 Philipp 2014-07-01 20:06
Natürlich. VIELEN DANK an dich für die REPARATUR OF DEATH!
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+1 #1 MetalSon 2014-07-01 20:05
Sehr schön Herr Kollege! Vielen Dank nochmal für das Mitbringen der Magister Templi Vinyls. Sind wirklich sehr stark.

Die Bilder finde ich auch sehr stark. Passen atmosphärisch richtig gut.
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