HEADBANGERS OPEN AIR XVII / 26.07.14 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 3

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Philipp: Hach, warum isses auf dem HEADBANGERS OPEN AIR eigentlich so schön? Zunächst mal ist es einerseits alles herrlich klein und überschaubar, dennoch lernste andererseits jedes Jahr neue Leute kennen. Dann muss natürlich immer wieder die exquisite Bandauswahl gelobt werden, die in dieser Form höchstens noch auf dem KIT oder dem METAL ASSAULT geboten wird und bei der selbst Konzertgänger_innen mit jahrzehntelanger Praxis noch nie gesehene Perlen abgreifen können! Und wenn du tatsächlich mal keine Band sehen willst, hängst du einfach irgendwo auf dem gemütlichen Gelände ab und hältst ‘nen Heavy-Metal-Smalltalk. Paradiesische Scheiße.


COLD STEEL


Fotos von Siggi Sick




SOLDIER

Philipp: SOLDIER gönn ich mir zum Frühschoppen. Diese Band gehört zum unerschöpflichen Fundus an NWoBHM-Kapellen, ohne die ein HOA- oder KIT-Billing undenkbar wäre. Wie viele andere Recken dieser Kategorie sind SOLDIER 1. uralt (33 Jahre Bandexistenz), 2. dennoch frisch im Klang und haben 3. einen amtlichen Sänger. Kraftvoll donnern die mir bis auf Ausnahmen unbekannten Songs auf den Resthof, mit typisch britischem Humor von Sänger Richard Frost moderiert („Does anyone have our latest album? Yes? It it any good?“). In Erinnerung bleiben „Man From Berlin“, „Can’t Breathe“ und „Sheeralee“.



COLD STEEL

COLD STEEL


Philipp: Eine weitere positive Überraschung dieses Jahres stellen COLD STEEL dar. Wir wollen eigentlich gerade ‘nen Snack einwerfen, als knackiger Thrash Metal durch den Garten tönt. Also lassen wir das mit der Nahrungsaufnahme und schlumbumbern zur Bühne. Erfreulich, wie viele Thrashbands dieses Jahr dabei sind! COLD STEEL kommen aus NEW YORK und sind bereits seit den Achtzigern dabei. Assoziationen kommen wir vom Härtegrad und der Gitarrenzauberei her zu ANTHRAX und zu HADES. Im Line-Up der Band befinden sich Mitglieder von SANITARIUS (bin mir nicht 100%ig sicher, ob ich das akustisch korrekt verstanden habe), denen nun innerhalb des COLD-STEEL-Sets ein Slot von mehreren Stücken eingeräumt wird. Find ich sogar noch stärker als COLD STEEL, da der Gesang etwas kraftvoller und rauer ist.



ADX

Kutten



Philipp: Da ADX auf dem HOA 2012 kurzfristig absagen mussten, liegt deren letzter von mir besuchter Auftritt bereits vier Jahre zurück (KIT 2010). Die Wiedersehensfreude ist groß und mit französischen Early-Speed-Granaten wie „Caligula“, „Déesse Du Crime“ oder „L’etranger“ kommt der Gartenmob mächtig in Wallung. Die Band ist gut eingespielt und zieht das mörderische Tempo lässig durch, lässt aber auch die typische ADX-Melodieführung nicht missen. Phil Grelaud ist richtig gut drauf, singt sowohl die aggressiven als auch die melodiöseren Sachen super und feuert die Banger_innen derart an, dass bereits während der Songs „Hey! Hey! Hey!“-Chöre ertönen. Total der Abriss, Begeisterung!


TYGERS OF PAN TANG


Siggis Kutte



Philipp:
Gleich danach folgen die TYGERS OF PAN TANG, die schon auf dem 2010er KIT am selben Tag wie ADX gespielt hatten. Ich komme etwas zu spät aufs Gelände, bekomme aber einen massiven Schauer an Hits mitten ins Gesicht, der mindestens „Don’t Touch Me There“, „Suzie Smiled“, „Hellbound“ und „Euthanasia“ enthält. Es war nicht immer selbstverständlich, dass die TYGERS live so frisch reinknallen – man erinnere sich nur an den ziemlich langweiligen Wacken-Auftritt. Aber mit Jacopo Meille am Mikro scheint neue Energie in die Band geflossen zu sein. Robb Weir kommt mit gelben Brillengläsern (!) und Flammenhemdchen mal wieder sehr schmerzfrei rüber. Neue Platte kaufen, kommende Tour besuchen!




VIOLENT FORCE

Violent Force-Info



Philipp: Als alter Anhänger von VIOLENT FORCE (hab in meinem Exemplar der „Malevolent Assault Of Tomorrow“-LP noch so ein geiles handgeschriebenes Infoblatt, welches ich mal auf einem VIOLENT FORCE-Auftritt in den Achtzigern zugesteckt bekommen hatte) freue ich mich natürlich sehr auf die „Night Of Violent Force“. Zwar ist von der Originalbesetzung lediglich Lemmy (v/b) dabei, aber passendere Mitstreiter als die Kollegen von REZET (genauer Ricky, Thorben und Att) hätte er nicht finden können. REZET spielen ja schon seit Jahren „Dead City“ auf ihren Konzerten und irgendwie ist es über diese Tatsache zu dem Kontakt zu Lemmy gekommen. Kurioserweise werden REZET übrigens auf dem DER DETZE ROCKT-Festival ebenfalls eine Art „VIOLENT FORCE & FRIENDS“-Show spielen – dieses Mal aber mit anderen Ex-VIOLENT-FORCE-Mitgliedern. Vor der Bühne bzw. auf dem gesamten Gelände ist es erstaunlich voll, VIOLENT FORCE sind den Leuten also offenbar gut in Gedächtnis geblieben (ist ja nicht immer selbstverständlich: Manchmal denkt man, dass eine bestimme Undergroundperle doch wohl jeder kennen müsste, aber dann gehste zum Konzi und außer dir sind nur zwanzig weitere Nasen da). Erfreulicherweise wirkt es so, als spiele hier wirklich eine organisch gewachsene Band, selbst wenn man REZET schon oft gesehen hat. Ricky und Thorben schreddern wie die Gestörten in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit, Att kesselt kompetent. Gut, der Kram ist auch nicht übermäßig komplex, aber immerhin werkeln REZET gerade an einer eigenen LP. Damals in der Originalbesetzung kam das wesentlich rumpeliger, haha. Lemmy genießt den Auftritt ganz offensichtlich und grinst sich über die euphorischen Reaktionen gut einen ab. Die Setlist besteht aus „S.D.I.“, „Vengeance And Venom“, „M.A.O.T.”, „The Night“, „What About The Time After?“, “Violent Force”, “Destructed Life”, “Soulbursting”, “Sign Of Evil” und natürlich “Dead City”, also der gesamten LP. Böllert wie Sau und wird hart gefeiert!


TRAUMA

Philipp: Dass man TRAUMA mal live sehen wird, hätte ich NIE gedacht. Das ist schon ’ne kleine Sensation. Ich hab vorm Festival die “Scratch And Scream”-LP wieder mal aufgelegt und den Kram als recht zeitlos empfunden. Angesichts des sehr stark besetzten heutigen Billings hat es die Band nicht leicht. Natürlich fehlt es vergleichsweise an Bühnenerfahrung und so wirken die Bandmitglieder etwas steif auf der Bühne. Aber es ist natürlich dennoch ein Genuss, diese US-Metal-Klassiker mal live erleben zu können. Auf meinem Schmierzettel stehen „In The End“, “Scratch And Scream”, “The Day All Hell Broke Loose” und “Lay Low” als Highlights. Die Riffs kommen schön zackig, Donny Hiller kreischt sirenengleich und der Drummer knüppelt erbaulich tight. Man kündigt sogar eine neue LP an. Feuertaufe in Europa erfolgreich bestanden, Cliff Burton (R.I.P.) wäre sicherlich stolz.


WHIPLASH

Philipp: Ich muss ja sagen, dass ich bei WHIPLASH die ganz frühe Phase mit den drei Tonys am stärksten fand, „Power And Pain“ ist klar mein Lieblingsalbum, live haben sie 1988 auf der gemeinsamen Tour mit SODOM gar den Headliner an die Wand gespielt. Die beiden Folgealben hatten nur noch wenige Volltreffer, die Phase mit „Cult Of One“ und „Sit Stand Kneel Prey“ hat mich gar nicht interessiert, geil dann wieder das „Tony“-„Thashback“-Album. Die x-te Auferstehung der Band hat aber wieder Feuer, wie man bereits auf dem KIT 2012 sehen konnte. Auch wenn die Wildheit der ganz frühen Tage nicht mehr transportiert wird, konzentriert man sich doch auf die elementaren Trademarks: den heiseren Kreischgesang Tony Portaros (wieder schick mit Hut), das knatternde Schlagzeug und diese peitschenden Riffs. Kein Thrasher widersteht “Last Man Alive”, “Spit On Your Grave”, “Stage Dive”, “Killing On Monroe Street” oder “The Burning Of Atlanta”.



GRAND MAGUS

Philipp: Schön zu sehen, dass GRAND MAGUS sich nach Jahren unermüdlichen Ackerns immerhin bis an die Co-Headlinerposition eines wichtigen Undergroundfestivals gekämpft haben! Und diesen Fakt genießen die drei Schweden ganz offensichtlich: Wo ich bei ANVIL das letzte Quäntchen Zupacken vermisst habe, steigern sich GRAND MAGUS heute und wachsen über sich hinaus. Dieser unbedingte „Iron Will“ überträgt sich heute auf das Publikum, welches in einen wahren Headbangrausch verfällt und bei „Hammer Of The North“ in einer Lautstärke mitsingt, dass ich beim Gedanken daran jetzt noch Gänsehaut bekomme. Wuhu! Und dabei enthält die Setlist nicht einen schwachen Song, ich sag nur „Valhalla Rising“, „Steel Versus Steel“ und „Triumph And Power“. Ein totales Highlight mit regelrecht magischen Momenten. Herrlich.


RIOT

Philipp: Auf dem Metal Assault im Februar hatten RIOT eins der besten Konzerte gespielt, dem ich je beiwohnen durfte. Ist es möglich, diese Leistung als Band ein zweites Mal zu bringen, bzw. als Zuschauer denselben Genuss dabei zu empfinden? Ich kann mich tatsächlich nicht ganz entscheiden, welches der beiden Konzerte ich besser fand. In Würzburg war der Überraschungseffekt größer, heute gibt es andere tolle Faktoren, die mich diesen Abend in bester Erinnerung behalten werden lassen. Wer diese neue Besetzung noch nicht gesehen hat und aufgrund des Todes von Mark Reale (R.I.P.) im Vorfeld skeptisch war, dürfte von der musikalischen Klasse überrascht werden. Todd Michael Hall bringt jede Phase der Bandgeschichte perfekt, die Gitarren sprühen förmlich Funken – der ganze Drive der Band ist einfach unglaublich. Auch wird dem Bandgründer Mark Reale der nötige Respekt entgegengebracht - Mike Flyntz stellt wieder den alten Gitarrenkoffer seines verstorbenen Kollegen auf die Bühne. Die Setlist ist mit der vom Metal Assault identisch – also gigantisch:

Narita
Fight or Fall
On Your Knees
Metal Soldiers
Wings Are for Angels
Johnny's Back
Hard Lovin' Man
Fire Down Under
Metal Warrior
Sign of the Crimson Storm
Angel Eyes
Still Your Man
Altar of the King
Flight of the Warrior
Bloodstreets
Road Racin'
Swords and Tequila
Warrior
Thundersteel
Outlaw

Mittlerweile ist auch das Cover des kommenden Albums veröffentlicht worden- Wenn das Ding nur halb so gut wird wie die Shows, dann steht uns ein kleiner Klassiker bevor. „Metal Warrior“ klingt jedenfalls schon mal klasse. Und dann werden RIOT ja nächstes Jahr auch auf dem KIT spielen – da freu ich mich jetzt schon drauf.


FAZIT

Philipp: Argh, was war das für ein grandioser Tag? Ausnahmslos gute Bands und so geile Leute getroffen!
Das Festival klingt in bestmöglicher Weise aus. Ich will JETZT zurück, verdammt!

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