MDC, VOLVOX / 19.08.2015 – Kiel, Schaubude

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Es soll nicht pathetisch klingen, es ist ganz einfach Fakt: MDC gehören zu den Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Schon zu Schulzeiten hab ich sie in der Meierei gesehen und war völlig beeindruckt von der Power und Energie sowie auch von den explizit politischen Texten, die Dave Dictor mit Wut und Wortwitz gleichzeitig verfasst und auf der Bühne stets mit bissigen Ansagen würzt. Immer wieder kam die Band auch nach Kiel zurück, sodass ich lange aufgehört habe zu zählen, wie oft ich sie gesehen habe. Enttäuschend waren sie bis zum heutigen Tage nur ein einziges Mal. Leider muss ich sagen, dass heute ein weiteres Mal dazukommt.

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Bilder von Siggi.



Zunächst bekommen wir aber VOLVOX vor die Omme. Heute garantiert ohne Frei.Wild-Fans vor der Bühne. Ricky und attt sind gerade erst zurück von ihrer US-Tour mit REZET, somit konnten VOLVOX sicher kaum proben, was man aber nicht hört. Der Punk böllert wie schon auffem Wilwarin angenehm wütend aus der Schaubudenanlage, aber mit viel besserem Sound. An dieser Stelle kann ich ma hinzufügen, dass die Texte vom Bassisten Nils stammen, übrigens auch die meisten Akkorde und Melodien. In meinem Review zum Wilwarin hatte ich die Lyrics noch Manu zugeschrieben, weil diese angepisste Attitüde in Songs wie „Ich will mehr Kameras“, „Schwarz-rote Fahnen“ oder „Wenn die Hexe verbrennt“ so gut zu ihm passt. Die Bude füllt sich so langsam und man spürt förmlich, dass der Mob in Feiermodus ist. Daumen hoch für VOLVOX, von denen wir sicherlich noch hören werden.


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Tja, aber dann MDC. Ich bin bester Laune und hab richtig Bock. Aber von Anfang an ist klar, dass das heute kein wirklich guter MDC-Auftritt werden wird. David Dictor ist stimmlich hart angeschlagen und intoniert die Songs notgedrungen in einer Art Sprechgesang. Nun will man die Leistung der Band natürlich trotzdem anerkennen, häufig ist mir Gesang sogar gar nicht so wichtig. Aber die MDC-Stücke leben eben doch sehr stark von Dictors Stimme. Bei den Ansagen klang er ja schon immer, als hätte er vorm Gig kurz noch mit Rasierklingen gegurgelt, und deshalb höre ich ihn heute tatsächlich auch lieber reden als singen. Die Wirkung der ganzen gespielten Klassiker wie „Millions Of Dead Cops“, „Corporate Deathburger“, „Dick For Brains“, „I Hate Work“ oder „John Wayne Was A Nazi“ verpufft so zu großen Teilen. Sehr schade, denn die Band ist spieltechnisch fit. An der Gitarre ist mit Ron Posner sogar ein weiteres Originalmitglied, der auch hammergut zockt. Argh, es hätte so GUT werden können! Dave Dictor ist anzurechnen, dass er sich trotzdem durch das lange Set kämpft, bei „Chicken Squawk“ den üblichen Hahnenkamm-Move macht und sich auch ansonsten nichts anmerken lässt. Einige Besucher_innen meinen, dass die Band unter diesen Umständen die Tour hätte abbrechen sollen. Naja, das ist leicht gesagt bei einer Punkband auf diesem Level, die dann wahrscheinlich finanziell ziemlich am Arsch wäre. Auf der anderen Seite kann dir ein schwaches Konzert oder gleich mehrere natürlich auch nachhaltig den Ruf versauen und der Stimme tut’s sicher auch nicht gut, wenn du einfach weitersingst. Die Leute schmettern trotzdem ordentlich mit und am Ende gibt Dave Dictor auch etwas mehr Gas, aber unterm Strich lässt sich das Konzert nicht schönreden.


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Gefeiert wird danach natürlich trotzdem – vielen Dank nochma an Julius und Antje.

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