HEADBANGERS OPEN AIR / 27.07.2017 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 1
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 11. August 2017 13:07
- Geschrieben von Siggi Sick & Philipp Wolter
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Philipp: 20 Jahre HOA! Besonders spannende Fragen, die uns im Vorfeld des HOA bewegen: Wie wird sich die erstmals gedrehte Bühne auswirken? Und: Funktioniert die Idee, am Freitag erst mal mehrere Hamburger Bands spielen zu lassen? Zur ersten Frage lässt sich gleich sagen, dass die neue Bühnensituation dem typischen Flair des Festivals auf keinen Fall abträglich ist. Die Überdachung ist noch etwas weiter nach vorn gezogen worden, das eigentliche Konzertgelände scheint gefühlt etwas geräumiger zu sein. An sich ist da vom Konzerterlebnis her kein Unterschied spürbar. Nur war natürlich der alte Zuschauerraum gepflastert, weil es sich um die Auffahrt zum Resthof handelt. Jetzt stehen wir auf einem Acker und das heißt 2017 zum ersten Mal so richtig Matsch auf dem HOA. Im Eingangsbereich entstehen schnell wackenartige Verhältnisse. Nu, Gummistiefel an und ab. Zur zweiten Frage: Die Befürchtung, dass die ersten Bands vor leerer Kulisse spielen könnten, verfliegt schnell: Zu hungrig ist die HOA-Bangerschaft, um altgedienten Bands wie ROHBAU (seit 22 Jahren am Start) oder BÄD INFLUENCE (gegründet 1992!) keine Solidarität zukommen zu lassen. DER GARTEN BRENNT bzw. UNTER DEM MATSCH IST NOCH GLUT!
Bilder von Jan ML
Siggi: HOA 2017..let it go .. yeah Loudness is in the house...also immer locker im Schritt bleiben.. sollte man auch bei dem ganzen Schlamm,24 Stunden regen sorgte dafür das der Platz fertig war.. und Leute im Suff sich lang gemacht haben im modder ..auf großartige Touren über den Camping Platz hab ich verzichtet,dadurch weniger bekannte getroffen..nächstes mal wieder
ROHBAU
Philipp: „Mehr Metal braucht kein Mensch“ lautet der Spruch von ROHBAU. Guter Schnack! Ich habe tatsächlich zum ersten Mal das Vergnügen, die Band live zu sehen. Unfasslich, ich weiß. ROHBAU spielen klassischen, z.T. leicht rockigen Heavy Metal mit deutschen Texten. Das Zusammenspiel darf als solide bezeichnet werden, während deutsche Texte im Metal ja immer noch für geteilte Meinungen sorgen. Mir gefällt’s! „Klabautermann“ ist ‘n kleiner Hit und zeigt diverse mitröhrende Kehlen. Blickfang ist der grauhaarige Gitarrist Hilde – ein Bühnenoriginal, dem man gern beim Zocken zuguckt.
BÄD INFLUENCE
Philipp: Die nächste Hamburger Band. Im Gegensatz zu ROHBAU habe ich BÄD INFLUENCE schon mehrfach gesehen. Prost auf 25 Jahre Metal-Engagement, das verdient doch mal Respekt! Schnell die Vampirhauer ins Maul gesteckt und zack! flattert die Fledermaus über den Acker. Der unlängst ins Bandgefüge integrierte Schlagzeuger Jan wämst den Garten ordentlich durch, die Band zeigt sich fit und motiviert. Mark setzt optisch wie gewohnt auf Gruseloptik, wobei es in den Texten auch um profane Dinge wie „Verrat“ (geil der gesprochende Part von Didgeridoo-Schwenker Marco), Armageddon oder außerirdische Invasoren geht. Die Laune im Garten steigt, wobei BÄD INFLUENCE nicht nur mit Klopfern aus ihrer Frühphase punkten können, sondern auch mit den Nummern ihres aktuellen Drehers „6ite“. Der Refrain von „We Bite“ dengelt noch Stunden später durch mein Hirn.
NIGHT DEMON
Philipp: Nachdem ich BLACK HAWK verpasst habe, was übrigens meine einzige Bandlücke am gesamten Wochenende bleibt, bin ich zu NIGHT DEMON pünktlich zurück. Es scheint mir so, als ob die Veranstalter die Popularität der Band noch unterschätzen. Auf dem ROCK HARD FESTIVAL hatten NIGHT DEMON am Sonntag den Opener gemacht und für Schlangen im Eingangsbereich gesorgt. Auch heute hätten sie einen späteren Platz im Billing verdient, zumindest setzen sie für mich das Highlight des Donnerstags und nur wenige Bands wie BULLET, PICTURE oder LOUDNESS können später eine derartig ausgelassene Stimmung erzeugen. Dafür sind NIGHT DEMON einfach in allen Belangen zu gut. Die Songs des neuen Albums schaffen das Kunststück, nicht nur auf Anhieb zu begeistern, sondern mit jedem Hören noch zwingender zu wachsen. Mit wirklich gnadenloser Tightness peitschen Jarvis Leatherby, Dusty Squires und Armand John Anthony ihre Hits durch die Anlage.
Bereits nach wenigen Stücken ist Jarvis wieder völlig durchgeschwitzt – der Typ ist einfach die personifizierte Spielfreude. Eine Stärke des HOA ist es ja übrigens, dass die Setlänge der Bands länger ist als auf anderen Festivals und so quetschen NIGHT DEMON heute das GOLDEN EARRING-Cover „Radar Love“ in ihre Setlist. Für noch mehr Hallo sorgt später natürlich „Wasted Years“, aber die bandeigenen Smasher „Maiden Hell“, „Heavy Metal Heat“ oder „Black Widow“ dürfen hier keineswegs unerwähnt bleiben. Herrlich! Es ist schlicht die Band der Stunde und ich bleibe dabei: NIGHT DEMON werden noch richtig dick, wartet’s ab!
Siggi: Night Demon machten Laune mit ihrem old school heavy rock.. in klassischen 3 Mann Band Besetzung zimmerten sie eingängige Power metal smasher aus der Hüfte..als junge Band schöne Sache,begeistert auch die alten metal fans..geil
PARAGON
Philipp: Für die Hamburger Urgesteine ist es ein harter Job, nach den Durchstartern auf die Bühne zu gehen. Aber natürlich überlassen es Jan Bünning und Co. anderen, herumzujammern und kesseln lieber eine Heavy/Power-Metal-Schelle nach der anderen herunter. Die Gitarren sägen erbaulich fett und die Stimme Andreas Babuschkins holt mich ob ihrer kraftvollen Kreischigkeit total ab.
Die Setlist fokussiert sich vor allem in der ersten Konzerthälfte auf das „Law Of The Blade“-Album, von welchem gleich die ersten vier oder fünf Songs kommen. Ich stehe ja auch auf das aktuelle Biest „Hell Beyond Hell“, welches mit dem Titelstück, „Hypnotized“ sowie „Rising Forces“ vertreten ist. Insgesamt ein starker Auftritt, der sich nicht hinter denen der internationalen Kollegen im Billing zu verstecken braucht!
SUICIDAL ANGELS
Philipp: Wenn man es hart formuliert, kann man die Griechen SUICIDAL ANGELS als reine Copycats bezeichnen. Aber sie verstehen es, die SLAYER-Vibes gekonnt in Songs zu verpacken, die Spaß machen. „Bloodbath“, „Seed Of Evil“, „Reborn In Violence“ oder „Moshing Crew” sorgen völlig zu Recht für ordentlich Action im Pit. Diese Stücke sind kompakt komponiert: durchweg schnell, ab und zu gibt es einen fiesen Walzpart, dann wird wieder gestampft, gerollt und gewetzt. Stakkato-Riffs, pumpende Drum-Rolls und kehliger Aggrogesang gefallen vor allem den Thrashern im HOA-Mob. Guter Gig, zählt für mich aber nicht zu den Highlights des Wochenendes.
Siggi: Suicidal Angels..hab ich mal in HH gesehen und war überrascht,was für ein fieses Riff Brett hier geballert wird. Extrem schnelles Thrash Metal muss man mögen,da die Songs teilweise hier im riffraff Brei zuklatschen .. live shockt mich das an
PRETTY MAIDS
Philipp: Irgendwie geht die Beliebtheitskurve der PRETTY MAIDS bei mir auf und ab: Hat mich ihr Auftritt auf dem letztjährigen METAL HAMMER PARADISE eher enttäuscht, machte das gelungene „Kingmaker“-Album einigen verlorenen Boden wett. Heute wieder Licht und Schatten: Die Setlist hätte so geil sein können, enthält aber einige Stinker. Ronnie Atkins liegt zudem häufiger mal tonal daneben. Man mag ihm zugutehalten, dass er sich offenbar auf der Bühne nicht gut hört. Immer wieder gibt es böse Blicke gen Bühnenmischer und man merkt ihm förmlich an, dass er sich bei den Ansagen gen Publikum zwingen muss, gute Laune auszustrahlen. Und doch geht der Auftritt insgesamt als stärker als der oben erwähnte durch!
Dies liegt einfach an den Übersongs „Back To Back“, „Red, Hot And Heavy“, „Rodeo“ und „Future World“, welche jeden Durchschnittssong verzeihen lassen. Gerade gegen Ende ist der Sound richtig gut geworden (Respekt an die Soundcrew, die hier offenbar den ganzen Gig über daran gearbeitet hat, den Klang zu optimieren) und bei „Future World“ gelingt Atkins diese eindrucksvolle Balance aus Melodie und Reibeisen. Nach diesem Stück bin ich derart euphorisiert, dass ich sogar das abschließende und eigentlich hart cheesige „Love Games“ abfeiere. Bitte jetzt alle: „Love games / Two people together / Love games / Playing to win / Love games / We're dealing forever in sin”.
Siggi: Pretty Maids .. waren damals zu soft (Frechheit! Anm. der Red.). Zu ,redhotnheavy, Zeiten gab es für mich andere Extreme,..live machen sie allemal Spass u die guten Songs kommen in der Bierlaune voll rein.. Party on
Philipp: Yeah, ein herrlicher erster Tag der besten Gartenparty der Welt. TBC!
Weitere Bilder in der Galerie!
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