CROWBAR, MUTANT REAVERS / 25.06.2018 – Kiel, Schaubude

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Es erscheint selbst jetzt noch beim Schreiben des Reviews etwas irreal: CROWBAR in Kiel! Da ist es auch egal, ob es sich um den Montag direkt nach der Kieler Woche handelt und das Konzert kurzfristig angekündigt worden ist – rumsdibumsdi ist das Ding ausverkauft. Die Touraktivitäten von CROWBAR sind in den letzten Jahren intensiviert worden – jetzt scheint es sogar eine zweite Tourbesetzung zu geben, welche es ermöglicht, konstant durchzuziehen. Denn Todd Strange ist bei diesem Trip verhindert und wird für diese erneute Europatour von Shane Wesley ersetzt. Auch wenn es schade ist, dass Sexy T fehlt, hier kann es nur eine Entscheidung geben: Hin! Vor der Schaubude trifft man dann auch so ziemlich jeden Menschen, der Musik mag… Heute wird der Test gewagt: Passt (fast) ganz Kiel in die Schaubude?


Die MUTANT REAVERS haben gerade begonnen, als ich eintreffe. Es ist jetzt schon voll und heiß. Stilistisch passen die Kieler ja nicht wirklich zu CROWBAR. Umso erstaunter bin ich, dass mir MUTANT REAVERS heute zum ersten Mal richtig gut gefallen. Ob es am Sound liegt, den Bocky gewohnt super hinbekommt? Ich finde jedenfalls zum Beispiel den Gesang geiler als sonst. Der kommt schön rotzig und melodisch zugleich. Vielleicht haben die Horrorsuchtis auch mittlerweile mehr neue Songs im Set, die besser auf den Punkt kommen. Die Laune verderben sie dem Publikum definitiv nicht.


Aaaah, es ist zwar gerade erst zwei Monate her, dass ich CROWBAR gesehen habe (Hamburg, Monkeys Club), aber durch den Tatort Schaubude ist das was ganz Anderes und bekommt einen zusätzlichen emotionalen Punch. „The Conquering“ böllert so richtig dick aus den Boxen und Kirk Windstein lugt noch etwas misstrauisch hinter seinem Mikro hervor, weiß er doch nicht, ob der gemeine Kieler eher ein rumpeliger Typ ist, der so einem Gitarre spielenden Sänger das Mikro zwischen die Zähne wämsen könnte. Aber der Sludgelord kann sich schnell entspannen: Die Stimmung ist super, aber rücksichtsvoll. Danach geht es zum „Odd Fellows Rust“-Album, welches anlässlich seines zwanzigjährigen Jubiläums auffem Roadburn gerade in voller Gänze gezockt wurde. Heute wählen CROWBAR daraus zunächst „…And Suffer As One“, später werden die Übersongs „Planets Collide“, „To Carry The Load“, „1000 Years Internal War“ und „Scattered Pieces Lay“ (yes!) folgen. Das Geile ist, dass CROWBAR auf jeder Bühne funktionieren, sei es nun in Wacken oder hier inner schnuckeligen Bude. Die Band hat keine Schmerzen damit, etwas zu improvisieren – Klampfer Brunson passt nur halb auf die Bühne, weswegen eine Kiste für das rechte Bein herangezerrt wurde und den Bassturm hat man fast in die Garderobe ausgelagert. So nah stand ich noch nie an der Quelle, aus der heraus der sonische Exzess in seiner puresten Form sprudelt… Mit „All I Had I Gave“, „High Rate Extinction“, „To Build A Mountain“, “The Cemetary Angels”, “Walk With Knowledge Wisely”, “I Am The Storm”, “Existance Is Punishment” und “Like Broken Glass” geht es quer durch die üppige Diskografie des Leidens, wobei positiv auffällt, dass die Setlist viele Änderungen im Vergleich zum April-Gig enthält. Kirk Windsteins Ansagen kann ich nicht immer verstehen, der Typ nuschelt echt hart, aber er fühlt sich offensichtlich richtig wohl und er versichert uns, dass er Kiel möge, auch wenn er noch nie von dieser Stadt gehört habe. Purer Genuss, die Zeit geht viel zu schnell rum – kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein*e Anwesende*r von diesem Konzert enttäuscht war. Und was gibt uns Mr. Windstein himself mit auf den Weg? „I've lived a thousand life times over the course of the last 27 years, but this old dog's got a lot more than you think left in the tank!” Das ist doch mal ein Wort, Kollege. Wir sehen uns!

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