PSYCHOTIC WALTZ, GHOST SHIP OCTAVIUS / 03.10.2019 – Hamburg, Knust

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Nach ihrer Reuniontour 2011 haben PSYCHOTIC WALTZ erst mal ordentlich Festivals bespielt (wenn ihr dem Schlagwort folgt, findet ihr DreMu Berichte zu den entsprechenden Shows in der Markthalle, dem KEEP IT TRUE 2012, dem ROCK HARD FESTIVAL 2012 und WACKEN 2017), aber eine erneute Klubtour (zumindest in Norddeutschland) oder gar die mehrfach angekündigte fünfte LP ließen auf sich warten. Bis jetzt! Für PSYCHOTIC-WALTZ-Addicts der ersten Stunde hat der Auftrittsort eine Art Nostalgie-Bonus, spielten die Proggies doch 1991 zweimal im Knust, welches sich damals allerdings noch in der Brandstwiete befand. Für mich ein klarer Pflichttermin, zumal ich durch eine Bänderruptur fast zwei Wochen lang ans Bett gefesselt und damit – noch schlimmer – auf Konzertentzug gesetzt war!

 

GHOST SHIP OCTAVIUS
GHOST SHIP OCTAVIUS
PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ

Bilder von Silvia Blaser, Jörg Düsedau (das erste) und Jan Bünning (das zweite).

 

Zum Glück sind wir recht früh losgefahren, denn die mir bisher unbekannten GHOST SHIP OCTAVIUS beginnen nicht nur vor der offiziell angegeben Uhrzeit, sondern sind auch verdammt gut! Erstaunt stellen wir fest, dass am Schlagzeug Van Williams (NEVERMORE, LIEGE LORD) sitzt und die Gitarren ebenfalls von bekannten Gesichtern bedient werden, nämlich von Matt Wicklund (GOD FORBID, WARREL DANE) und Adon Fanion (ASHES OF ARES, hier singt er außerdem). Für die Tour haben sie den schwedischen Bassisten Jakob Björnfot (u.a. THE DUSKFALL und DEVIL’S FORCE) dabei. Der Progressive Metal geht sofort rein und überzeugt auf mehreren Ebenen: Die Melodien bleiben hängen, die Arrangements sind anspruchsvoll und auch der Gesang klingt toll. Mich erinnert es etwas an NEVERMORE oder COMMUNIC. Nach ein paar Songs gibt’s einen Computer-Fuck-Up und Williams sitzt ohne Klicktrack da. „Aaah, let’s do it the old school way!“, entscheidet die Band kurzerhand und weiter geht es, ohne dass man einen Unterschied hört. GHOST SHIP OCTAVIUS haben auf ihrer zweiten Europashow überzeugt und ganz sicher viele Anhänger*innen gefunden. Leider gibt es am Merch nur Shirts, obwohl die Band bereits zwei Longplayer veröffentlicht hat.

 

GHOST SHIP OCTAVIUS
GHOST SHIP OCTAVIUS
GHOST SHIP OCTAVIUS
GHOST SHIP OCTAVIUS

 

Kurz den Klumpfuß etwas ausgeruht und schon verrät lauter Jubel aus dem Innenraum, dass die PSYCHOTIC-WALTZ-Mitglieder auf die Bühne geschlurft sein müssen. Na hoppla, na humpel, rein ins Vergnügen! Dat Knust ist gut gefüllt (300 Leute?) und der Jubel beim „Ashes“-Intro euphorisch. Als der Walzer dann richtig beginnt, überschlagen sich in meinem Spatzenhirn die Eindrücke: Erst mal stelle ich fest, wie unfassbar schön die Gitarren klingen und wie herrlich sie gespielt werden. Das saugt einen so richtig rein in die Musik! Die zweite Erkenntnis: Hui, das ist ja ein neuer Song! Klingt wie der später gespielte und als „Back To Black“ angekündigte Titel schön heavy und typisch WALTZig zugleich. Als dritten Aspekt muss ich leider festhalten, dass Devon Graves ziemlich jaulig klingt, gerade in den höheren Passagen. Da sich der Gesang ab dem dritten Stück fängt, ist anzunehmen, dass der Kollege sich schlicht nicht warmgesungen hat und/oder heute nicht ganz fit ist. Devon Graves geht darauf nur indirekt ein, indem er nach einem Jägermeister für seine Stimme bittet. Als er davon zwei kredenzt bekommt, klingt er tatsächlich gleich noch besser. Seine einzigartige Bühnenpräsenz hätte eh nicht gelitten, weist uns der Ausnahmesänger doch zum Beispiel früh darauf hin, dass er es schade finde, wenn sich Leute das Konzert nur über ihren Smartphonebildschirm angucken: „Be with us here NOW!“ Schön auch, dass er sich über viele bekannte Gesichter freut, sich mehrfach (glaubhaft) bedankt und einen Typen hervorhebt, der ihm als Kreuzung aus Mike Clift (dem PW-Coverkünstler) und David Bowie erscheint („It’s a pleasure to look at you!“).

 

KnustKnust

 

PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ

 

Das Zusammenspiel der (natürlich) in Originalbesetzung spielenden Band ist traumhaft, die Setlist deckt alle vier Alben ab. Am stärksten werden die beiden ersten Platten bedacht, kommen hier doch „Halo Of Thorns“, „Only In A Dream“, „Ashes“, „Into The Everflow“, „I Remember“, „… And The Devil Cried“, „I Of The Storm“ und „Nothing“ zum Einsatz. Einige der Gitarrenabfahrten gehören zum Besten/Schönsten, was ich je gehört habe. Dass es heute keine zweieinhalb oder gar drei Stunden werden, finden bestimmt einige schade, mein Fuß hingegen meldet sich am Ende durchaus und so genieße ich die beiden letzten Songs auf einem Barhocker. Das äußerst gelungene BLACK-SABBATH-Cover (heavy!) von „Children Of The Grave“ lässt mich aber krückenschwingenderweise wieder in den Pit hoppeln. Burner!

 

PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ
PSYCHOTIC WALTZ

 

Jetzt darf man wohl wirklich auf ein neues Album hoffen, dieses sei bereits im Mix, verspricht Devon „Buddy Lackey“ Graves. Ich bin sehr gespannt!

 

PSYCHOTIC WALTZ
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Bewertung: 4 / 5

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