SLAUGHTER MESSIAH, BLACKEVIL, WARLUST, SACRIFIZED / 03.01.2020 – Hamburg, Hafenklang

3 Dislike0

Ein paar Worte nur, schon läuft der Speichel: "Morbid Fire Over Hamburg – A Night of Infernal Mayhem & Death!" Dazu Namen wie SLAUGHTER MESSIAH, BLACKEVIL, WARLUST und SACRIFIZED. Logisch, dass eine Kieler Reisegruppe sich willig auf eine unheilige Fahrt mit der Deutschen Bahn einlässt. Störung!

Eins vorab: Der Kollege Doom Fränk hat in seinem VICTIMS/SVALBARD/THE COLD-Review geschrieben, dass sich das Hafenklang-Programm derart verändert habe, dass er sich nicht mal mehr die dortigen Vorankündigungen anschaue. Liest sich so, als wolle er dem Hafenklang die Relevanz absprechen. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Als wir vorm Laden stehen und die ganzen aktuellen Poster etc. sehen, denke ich mir, dass hier fast täglich, mindestens aber wöchentlich geiler Scheiß spielt. Ich finde es auch etwas seltsam, die Bedeutung eines Ladens derart vom subjektiven Geschmack abhängig zu machen. Es gab bestimmt Jahre in Folge, in denen ich z.B. die Kieler Hansa 48 nicht besucht habe, dennoch bleibt der Schuppen für mich einer der wichtigsten überhaupt.

 

Bilder von Jan ML folgen... 2021 oder so...

 

Wir sind ziemlich früh vor Ort, hängen noch gemütlich vorm und im Hafenklang ab und labern mit den zahlreichen Bekannten, die nach und nach eintrudeln. Dann geht es los mit den Bad Segebergern SACRIFIZED, die ich im Review zu ihrem Auftritt auf dem 2017er MELTDOWN als „rumpeligen Black/Thrash“ und „schwarze Suppe aus VENOM, AURA NOIR und INSANE“ bezeichne. Das Trio hat in den über zwei Jahren deutlich verbessert. Das Zusammenspiel ist tighter und vor allem der Gitarrist Fabi überzeugt mit einem sehr abwechslungsreichen Stil. Der Kerl beherrscht nicht nur das typische Black/Thrash-Riffing, sondern bringt Classic-Rock-Einflüsse, NWOBHM-Licks und derbe Old-School-Thrash-Vibes in die Songs. Das alles recht akkurat gezockt, ich bin ziemlich angetan! Kollege Jan S. moniert dagegen, dass der Schlagzeuger „nur die Hälfte“ gespielt habe, gemeint ist offenbar nur die Hälfte des theoretisch Spielbaren. Geile Kritik, haha! Schade jedenfalls, dass Fabi heute seinen letzten Auftritt mit SACRIFIZED spielt und die beiden Verbleibenden nun als Duo weitermachen werden. „Drum & Bass?“, ruft jemand angesichts dieser Ankündigung in den Saal. Aber nein, tatsächlich wird Sänger Jakob seinen Bass gegen eine Gitarre eintauschen. Mal abwarten, wie das dann klingen wird.

 

 

Holy hell! Was WARLUST danach abliefern, darf getrost als das Highlight des Abends bezeichnet werden (obwohl alle vier Bands überzeugen)! Hier lodert die schwarze Flamme lichterloh, der Vierer aus Hessen liefert eine barbarisch-intensive Vorstellung, die mich – ohne Scheiß jetzt! – an den ersten DISSECTION-Auftritt im Hamburger Marx erinnert. Nur dass Necromancer, Aeon, Nuctemeron und Warmachine noch hasserfüllter und aggressiver auf der Bühne wirken! Das mag daran liegen, dass ihr bisheriges Label den Release der bereits aufgenommenen neuen Platte verkackt hat und WARLUST nun ohne das Album auf Releasetour gehen müssen. Aus reiner Verachtung heraus spielen sie dennoch das gesamte Werk. Das Material reißt dem Mob die Haut aus der kollektiven Fresse. Bösartige Melodien, pfeilschnelles Geballer (hier ist auch Jan zufrieden, denn dat ist definitiv mehr als „nur die Hälfte“), kranke Riffs und kräftiger Gesang Marke Hundegebell böllern aus der Hafenklang-PA. 2017 hatte mich die Band bereits im Gängeviertel überzeugt (zusammen mit u.a. WARHAMMER), damals schieb ich: „Das fiese Gebell klingt nach einsamer Kindheit im Keller, die sich jetzt in Hass auf die gesamte Menschheit entlädt.“ So ist es, daher ernten alle vier Mitglieder unserer Reisegruppe später das Debut „Morbid Execution“ ab. Freue mich jetzt schon auf den Nachfolger.  

 

 

Einziger Kritikpunkt des bisherigen Verlaufs: Die beiden ersten Bands haben echt saulange gespielt, sodass nach WARLUST langsam die ersten Leute gehen. Man hätte die jeweilige Spielzeit ruhig etwas reduzieren können, um einen kompakten Abend zu bieten. BLACKEVIL, die Band mit dem Kapuzenknecht im Logo, brauchen ein paar Songs, um die von WARLUST geflashte Meute in den Griff zu bekommen. Das gelingt dann aber mit einer sehr coolen Mischung aus Heavy Metal, Thrash und Black Metal. Der Sound, sowie auch die Optik und die Art der Darbietung, erinnern mich an DESASTER. Dazu passen auch Titel wie „Heavy Forces Marching On“, "Bethlehemian Blasphemies“ oder „Blackevil Harmageddon“. Etwas kurios ist die Tatsache, dass Sänger/Bassist Abyss alle Ansagen auf Englisch macht, zwischendurch aber immer mal mit dem Mischer auf Deutsch labert. „The next song is about Blashemy, Purgatory and Sex! Ey, Karl, machste mal die Snare lauter?” Aber egal, wer am Schluss noch ‘ne räudige Version von SODOMs “Outbreak Of Evil” raushaut, bekommt ‘nen nach oben gereckten Daumen. Und wie lautet Jans Urteil: „Geil, aber auch nur die Hälfte gespielt.“

 

 

Nun folgen die belgischen SLAUGHTER MESSIAH, die nächsten Monat ihr Longplaydebut auf High Roller rausbringen. „Cursed To The Pyre“ heißt das Biest und ich denke, man sollte auch in diesem Fall zur Ernte schreiten, zumindest wenn ich vom Liveeindruck ausgehe. Die Belgier zocken flotten und nicht unmelodiösen Black Thrash Metal. Von den bisherigen drei EPs und dem erwähnten Debut kommen Stücke wie „Black Speed Terror“, „Blasphemous Exhumation“ oder „The Hammer Of Ghouls“, die mit bösartiger Atmosphäre, hämmernden Drums, Akustik-Breaks und eingängigen Refrains überzeugen. Was mich sehr anspricht, ist das chaotische Feeling, welches jederzeit präsent ist und sehr old school rüberkommt. Auch der Gesang klingt roh und rigoros, well done! Leider dünnt sich das Publikum jetzt doch etwas aus, aber die Verbliebenen bangen weiter und feuern SLAUGHTER MESSIAH an. Auch wir müssen vor Showende gehen, um einen Zug zu bekommen.

 

Die Rückfahrt verläuft reibungslos und alle sind begeistert vom MORBID FIRE OVER HAMBURG-Konzert. So kann das Jahr gern weitergehen.    

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Bewertung: 4 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern inaktiv