"Wenn die Läden pleitegehen, verlieren wir alle, die Bock auf Konzerte haben, noch einiges mehr." - INTERVIEW MIT LEWE UND BOCKY ÜBER DIE SITUATION VON SELBSTSTÄNDIGEN TONTECHNIKERN IN DER MUSIK- UND KULTURSZENE

7 Dislike1

„Im selben Sturm, aber nicht im gleichen Boot“. So hat das eine Bekannte neulich treffend formuliert. Es ist ganz eindeutig: Die Branche, die als erste vollständig und komplett von der Krise getroffen wurde, ist die Musik- und Kulturszene. Gleichzeitig werden Konzerte auch das sein, was als allerletztes wieder stattfinden können wird. Doch was bedeutet das eigentlich für unsere Leute, die z.B. als selbstständige Soundmenschen unterwegs und die ein wesentlicher Bestandteil unserer Szene sind? Wir fragten u.a. bei Lewe und Bocky nach, wie es ihnen geht und was sie dazu sagen möchten. Kommentare sind explizit willkommen!

 

DreMu: Viele unserer Leser*innen dürften dich ja kennen. Stell dich doch bitte trotzdem kurz mal vor und erzähl, was du so machst!

Lewe: Ich bin Lewe, ich habe vor inzwischen sehr langer Zeit mal mit der Konzertgruppe Anne Ohan Konzerte in der Alten Meierei veranstaltet, bin selbstständiger Tontechniker und nach inzwischen fast 20 Jahren in dem Beruf inzwischen weltweit mit Künstlern auf Tournee.

Bocky: Moin, ich bin Bocky, seit 2013 selbstständiger Tontechniker, einige haben meinen Namen hier vielleicht schon gelesen, habe früher auch selber für Dremu geschrieben, wurde aber auch ein paar Mal wegen meiner Arbeit in Artikeln erwähnt. Ich bin aktiv in einigen Clubs in Kiel und Umgebung, aber bin auch als FOH-Mann mit so ein paar Bands durch die Gegend getourt. Ich mache irgendwie alles, vom kleinen Club bis zum Stadion, diese Abwechslung macht den Job für mich auch interessant.

 

DreMu: Und nun Corona und der jetzige Shutdown. Alles liegt brach, keine Konzerte. Wie ist es dir konkret ergangen, was hat sich verändert?

Lewe: Bei mir hat sich das schon Anfang Februar abgezeichnet, als mir eine für den Sommer geplante Tournee durch Asien abgesagt wurde.

Mir schwante relativ schnell, dass es wohl dazu kommen würde, dass der Festival-Sommer, der jedes Jahr eine feste Größe meines Jahreseinkommens darstellte, zumindest anders aussehen würde, seit Anfang März war mir allerdings dann auch klar, dass da dieses Jahr einfach gar nix passiert.

Meine letzte Tour hätte mich eigentlich mit der schwedischen Band IN FLAMES durch Russland, Neuseeland, Australien, Indonesien, Japan und China bringen sollen, bis Neuseeland sind wir noch gekommen, dann musste die Tour Mitte März abgebrochen werden und wir begaben uns alle in teils wirklichen Odysseen nach Hause, da es zu diesem Zeitpunkt schon echt schwierig war, überhaupt noch Flüge zu bekommen.

Gerade als Deutscher war einem zum Beispiel in Singapur nicht einmal das Umsteigen noch erlaubt.

Und seitdem bin ich quasi auftragslos. Inzwischen sind mir alle Aufträge bis Oktober abgesagt worden, das nächste wäre eine Tour durch die USA im Oktober/November, ich gehe aktuell nicht davon aus, dass die wirklich stattfinden wird.

Bocky: Das ging ja alles ganz schnell, zumindest für mich: Ich habe am 8.3., der Abend, an dem Jens Spahn das Verbot von Veranstaltungen über 1000 Besucher*innen verkündete, noch in NRW auf einer Großveranstaltung gearbeitet, den darauf folgenden Mittwoch noch in der Kieler Pumpe, das sollten dann erst mal die letzte beiden Jobs gewesen sein, ich denke noch für eine lange Zeit. Was ich sehr neu oder überraschend fand, ist, wie sich meine eigene Sicht der Dinge innerhalb von Tagen änderte, natürlich war bei beiden besagten Veranstaltungen das drohende Verbot schon Thema, wie offensichtlich notwendig und sinnvoll das Ganze ist, war mir da allerdings noch nicht bewusst. Auch bei anderen Themen der Krise konnte ich an mir selber beobachten, wie sich meine Meinung schnell ändern konnte, aber es hat eben auch niemand Erfahrung damit, da prasselten die neue Sichtweisen nur so auf mich ein. Konkret verändert hat sich natürlich auch für mich, dass die Aufträge auf einen Streich um 100 % eingebrochen sind.

 

DreMu: Ein Gedanke, der mir bei Sorgen um die Zukunft der Musik ständig kommt, ist erst mal der, dass es natürlich immer noch eine ganze Menge Menschen gibt, die es noch viel schlimmer trifft, z.B. die ernsthaft erkrankten. Ich finde, man kommt sich grad immer komisch vor, sich selbst über die eigene Situation zu beklagen. Wie siehst du das?

Lewe: Also natürlich möchte ich nicht tauschen mit jemandem, der ernsthaft erkrankt. Und auch mal ganz ernsthaft: natürlich gehts mir auch tausendmal besser als den Menschen, die in den Flüchtlingslagern in Griechenland festhängen oder Menschen, denen im Krieg die Bomben um die Ohren fliegen.

Aber im Gegensatz zum Konsumenten von Musik ist mir meine finanzielle Lebensgrundlage von einem Tag auf den anderen komplett genommen worden. Ich beschwere mich da nicht drüber, denn ich glaube, dass ohne Impfstoff nur so gewährleistet werden kann, dass nicht Menschen sterben, obwohl es eigentlich vermeidbar gewesen wäre. Aber natürlich trifft es einen hart, auf nicht absehbare Zeit ohne Einkommen dazustehen und auch den Beruf, den man liebt, nicht ausüben zu können.

Bocky: Ich befinde mich halt immer noch in der Situation, ein weißer männlicher Mitteleuropäer zu sein, immer noch die priviligierteste Position, in der sich ein Mensch auf diesem Planeten befinden kann, insofern trifft mich die ganze Scheisse erstmal relativ oberflächlich, während ich hier in meiner Bude mit Netflix sitze oder in der Sonne am Strand spazieren gehen kann. Schlimm ist es, wenn man darüber nachdenkt, wie es zb. Menschen, die keine Papiere besitzen, geht, die jetzt noch mehr Angst vor rassistischen Bullenkontrollen haben müssen, dazu die Menschen an den Außengrenzen der EU, die alleinerziehende Mutter, die mit ihren drei Kindern in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung sitzt. Beispiele für Leute, denen es richtig beschissen geht, gibt es zu Hauf und diejenigen, deren Lage vorher schon richtig mies war, trifft auch diese Krise natürlich am härtesten. Ich mag mich deshalb öffentlich nicht über meine persönlichen Probleme beklagen, natürlich ist es in Ordnung darüber zu reden, wenn es einer/einem schlecht geht, aber darüber rede ich mit meinen engsten Leuten.

Um zur Musik und allem drum herum zurückzukommen: Kultur wird gerade immer als verzichtbarer Luxus dargestellt, aber eben in dieser Kulturlandschaft wird ja auch für soziale Gerechtigkeit gekämpft, werden Spenden für NGOs gesammelt, Reichweite wird genutzt, um auf Missstände hinzuweisen, es wird versucht, Räume zu schaffen, in denen sich auch marginalisierte Menschen entfalten und etwas sicherer fühlen können. Kultur ist halt keine Nebensache, sie ist der Mittelpunkt für vieles, seien es nur soziale Kontakte oder die paar Stunden Ausgleich zum beschissenen Berufsalltag, auch das ist eben wichtig. Also über die eigene Situation jammern mag ich nicht, darauf hinweisen, wie wichtig die Kulturlandschaft ist, aber schon.

 

DreMu: Finanziell ist das sicherlich ein übler Abfukker. Konntest du Unterstützung bekommen? Wie lief das ab? Ging es unkompliziert/unbürokratisch?

Lewe: Das ganze Verfahren der Soforthilfen ist nicht nur ziemlich chaotisch, sondern sowohl an der Lebensrealität von mir als auch eines Musikers zum Beispiel völlig vorbei. Man darf die Hilfen vom Bund nur für betriebliche Ausgaben verwenden, davon hab ich aber kaum welche. Für den Lebensunterhalt soll man sich dann Arbeitslosengeld II, also Hartz 4 beantragen. Ich glaube nicht, dass das wirklich Sinn macht, zudem bauscht der Staat da die Bürokratie unnötig auf, anstatt mit einem Antrag einfach beides abzufrühstücken, also betriebliche Kosten UND Lebensunterhalt.

Zudem sind die Hilfen nur für drei Monate bemessen, wir werden jedoch noch deutlich länger nicht arbeiten können.

Bocky: Die Hilfen gehen an meiner Lebensrealität total vorbei, es gibt eben (zumindest in Schleswig-Holstein) keine Hilfe für den Lebensunterhalt, nur für Geschäftsausgaben, die sind bei mir allerdings eher gering, besonders in einer Zeit, in der ich nicht arbeiten gehen kann. Das ist alles schon eher so eine Art Bankenrettung, eigentlich gibt es nur Gelder, die nach oben weiter gereicht werden, um Kredite zu bedienen, Leasingraten und Mieten zu bezahlen usw. Ich will das aber auch gar nicht zu schlecht reden, vielleicht mögen diese Hilfen anderen helfen, für mich passt es eben nicht. Ich lebe im Moment von Rücklagen, habe tatsächlich aber auch Ausfallgage von einem Kulturzentrum bekommen und eine ganz gute Spende von Freunden, für die ich arbeite. Irgendwann werde ich ALG2 beantragen müssen, das klingt aber auch schlimmer, als es ist. Ich bin froh, wenn ich während der Krise keine Schulden machen muss, bis jetzt sieht es so aus, als würde das klappen.

Aber vieles, was Politiker*innen gerade so von sich geben, nicht nur die staatlichen Hilfen, geht an der Realität vorbei. Letzte Woche habe ich einen Typen (keine Ahnung mehr, welches Amt er bekleidet) über die Öffnung der Schulen in der Glotze quatschen hören, der davon redete, dass öffentliche Verkehrsmittel auf dem Schulweg ja eher leer sind und dort locker Abstand gehalten werden kann. Der war halt noch nie zur Rush Hour in einer Großstadt unterwegs, aber labert so einen Schrott im Fernsehen. Da entscheiden Menschen, die das Leben der meisten in diesem Land einfach null kennen, darüber wie es weitergeht, schon beängstigend, aber eben auch nichts Neues.

 

DreMu: Was ist aus deiner Sicht zu befürchten für die Club-/Musikszene?

Lewe: Ich finde das schwer zu beurteilen. Tatsächlich ist meine größte Sorge, dass viele Clubs kurz vor der Pleite vom Branchen-Riesen LiveNation aka Ticketmaster aka Eventim CTS aufgekauft werden, wie das in den Vereinigten Staaten schon seit Jahren der Fall ist. Das würde noch mehr Gleichschaltung der Clubs bedeuten und noch mehr Profitorientierung als ohnehin schon.

Ansonsten kann ich mir gut vorstellen, dass einige Clubs pleitegehen werden und bin aber guter Hoffnung dass, so leid mir jede Pleite tut, sich schon immer irgendwer finden wird, der dann was anderes aufzieht (Fingers crossed!!)

Bocky: Zu befürchten ist natürlich, dass es einige Läden und Veranstalter*innen nicht schaffen, das Ganze zu überstehen. Wer weiß, wie lange das noch dauert, sicher bin ich mir, dass es noch dauert. Ich als Einzelunternehmer kann halt in Standby gehen, nach einem anderen Job suchen und wieder einsteigen, wenn es wieder läuft, Läden, die eine recht hohe Miete usw. aufbringen müssen, haben es da eben sehr schwer, da müssen bessere Lösungen her als die oben erwähnten Hilfen, die reichen eben nicht aus.

 

DreMu: Ich finde, es ist grade so fatal, dass die Veranstaltungsbranche und auch die DIY-"Branche" grade an so vielen Stellen gleichzeitig unter finanziellen Druck gerät, so dass man sich eben kaum gegenseitig helfen kann. Gibt es da Auswege?

Lewe: Ich sehe da wenig Spielraum. Ich versuche, solange ich noch Geld habe, weiterhin zu supporten, ich habe zum Beispiel bei Be My Quarantine ein Shirt gekauft zu Gunsten der Kieler Schaubude oder mich am Crowdfunding für die St Pauli Kneipe unten in meinem Haus beteiligt.

Aber ich sage auch ganz offen und ehrlich, dass der Tag kommen wird, und zwar bald, an dem ich irgendwann nur noch schauen muss, wie ich selber über die Runden kommen kann.

Es bleibt definitiv spannend, ich kann da gerade für mich keine gute Voraussage treffen, wie es weiter gehen könnte.

Bocky: Wenn ich DEN Ausweg kenne würde… Die Solidarität, die an einigen Stellen zu spüren ist, ist schon immens, einige Leute haben auch recht gute Ideen, ob das ausreicht, um die Zeit, die noch ohne Einnahmen vor den meisten liegt, zu überbrücken? Das wird schwierig. Ich finde den Ansatz mit den VVK-Tickets nicht schlecht. Die Leute sollten sich überlegen, ob sie das Geld für schon bezahlte Tickets zurückfordern, dieses Geld ist eh schon weg und wäre ansonsten auch nicht zurückgekommen, alles, was die Leute verloren haben, ist ein geiler Abend, wenn die Läden pleitegehen, verlieren wir alle, die Bock auf Konzerte haben, noch einiges mehr. Auch wenn Tickets ihre Gültigkeit behalten, sind das Einnahmen, die den Veranstalter*innen dann fehlen, wenn es dann wieder los geht.

 

DreMu: Es laufen ja schon einige Aktionen für den Erhalt verschiedener Läden. Was könnte man noch machen? Hast du Tipps für Leute, die Club xy unterstützen wollen?

Lewe: Also tatsächlich ganz cool finde ich Be My Quarantine, da kann man Merch erwerben und beim Kauf bestimmen, welchem Laden in Norddeutschland das Geld gespendet werden soll. Aber auch die Läden selbst bieten ja meist Soli-Aktionen an.

Ansonsten kann ich nur an jeden appellieren: Wenn ihr Konzertkarten gekauft habt, und ihr könnt es euch leisten, dann fordert nicht das Geld wieder. So könnt ihr zumindest die örtlichen Veranstalter ein Stück weit vor der Pleite bewahren, so dass nach dem Ende des Verbots wenigstens eine Infrastruktur-Struktur da ist, um wieder Konzerte stattfinden zu lassen.

Bocky: Leute, haltet eure Augen offen, lasst bei den Aktionen ein paar Taler da, teilt die entsprechenden Links auf euren Social Media Seiten, werdet selber kreativ. Aber das eben nicht nur, was die Rettung der Kulturbranche angeht, es gibt viele Punkte, an denen die Kacke gerade dampft und wenn es, zum Beispiel, „nur“ darum geht, der Oma von nebenan zu helfen, die sich nicht mehr zu einkaufen traut.

 

DreMu: Unabhängige Musiker*innen und Selbständige dürfte es sicher am härtesten treffen. Werden unzählige Labels, Agenturen, Plattenfirmen, Plattenläden, Promoter*innen etc. nun verschwinden und/oder von größeren gefressen?

Lewe: Die Gefahr sehe ich ganz deutlich, wie weiter oben schon angemerkt. Ich denke, das lässt sich auch nur durch gelebte Solidarität innerhalb der Subkulturen eindämmen.

Bocky: Das hängt, glaube ich, stark davon ab, wie lange das ganze dauert oder ob es andere Lösungen gibt. Im schlimmsten Fall wird sich die Kulturlandschaft schon stark verändern und diese Veränderungen werden nicht zu Verbesserungen führen, da bin ich mir recht sicher. Ich habe neulich auf dem Facebook Profil eine Freundes gelesen, wie sich einer aus der GOA-Szene darüber freut, dass sich durch Corona ja besagte Szene reinigt und Neues entstehen kann, was für ein mieser Schlag ins Gesicht derjenigen, die jetzt am Arsch sind und sich vorher jahrelang den Arsch aufgerissen haben, damit dieser Trottel auf Partys abzappeln konnte. Wenn im Lieblingsclub dann nach Corona eine Bäckerei aufmacht, fehlt da schon etwas Wichtiges und wahrscheinlich freut sich dann niemand mehr über eine „gereinigte Szene“.

 

DreMu: Ich persönlich habe mir noch keines der „Geisterkonzerte“ geschweige denn Streaming von Akustikgezupfe aus dem Wohnzimmer angesehen. Wie stehst du dazu?

Lewe: Hahah, mich nervt es ehrlich gesagt eher. Nicht nur wegen des Überangebotes, sondern auch weil ich das als falsches Zeichen sehe, jetzt permanent seine Kunst, von der man ja eigentlich leben will, umsonst raus zu hauen. Da wird’s sicherlich Menschen geben, die mir da jetzt Kommerz vorwerfen, aber das perlt an mir ab ;)

  

DreMu: Ich habe von kreativen Ideen für die Durchführung von Konzerten gehört, z.B. Bestuhlung für den Mindestabstand. Ist das deiner Meinung nach bei Rock-, Punk- und Metalkonzerten denkbar? Von was für Ideen hast du diesbezüglich noch gehört?

Lewe: Anscheinend ist es jetzt der neueste Schrei, Autokinos zu nutzen. Aber, wie ich aus gut unterrichteter Quelle weiß, ist es auf Grund der damit verbundenen hohen Ausgaben gepaart mit nur wenigen erlaubten Zuschauern wohl ne miese Kostenfalle und der Veranstalter zahlt eher drauf.

Ansonsten: klar, macht bestuhlte Konzerte! Ich erinnere mich an die Aufzeichnung eines Guns´n´Roses Konzertes in den 90ern aus Japan, da saßen tausende japanische Metalheads in roten Sesseln wie im Kino und haben gemoshed! Klassische Stehkonzerte sehe ich ehrlich gesagt dieses Jahr nicht mehr.

Bocky: Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen als Gast so richtig Spaß zu haben, wenn ich mir im Sitzen eine Grindcoreband reinziehe, aber vielleicht müssen wir da alle lernfähig sein. Die Frage ist auch: ist das durchführbar? Oder ist das so weit von der Realität entfernt wie die Erwartung, dass Grundschüler sich an den Mindestabstand halten? Ich meine, wir reden hier von Besoffenen. Ein Lösungsansatz könnte sein, dass es nur noch personalisierte Vorverkaufstickets gibt, damit Infektionsketten nachvollziehbar sind. Ob das wirklich Sinn ergibt? Dazu müssten Leute etwas sagen, die sich etwas mehr mit der Materie auskennen, ich bin ja kein Virologe.

 

DreMu: Was sollte sich vielleicht langfristig ändern, falls sich so eine Krise wiederholt?

Lewe: So doof das klingt, aber wenn diese Branche krisensicherer werden soll, dann muss aufgehört werden von der Hand in den Mund zu leben.

Als Techniker in der Branche kostet man den Kunden selbst bei ‘ner Welt-Tournee nicht mal die Hälfte dessen, was ein Klempner kostet.

So ist es natürlich kaum möglich, Rücklagen anzulegen, von einer richtigen Altersvorsorge gar nicht zu sprechen. Aber das wäre tatsächlich ein Thema ganz für sich ;)

Bocky: Die Bezahlung von Kulturschaffenden und den Berufen drum herum ist schon in vielen Fällen erschreckend gering, das kann man gerade sehr gut daran sehen, dass eine ganze Branche es kaum schafft, Rücklagen, die länger als zwei Monate ausreichen, zu bilden. Vergleiche zur Bezahlung von Selbstständigen in anderen Berufen offenbaren da schon heftige Unterschiede. Es sollten definitiv mehr staatliche Mittel in Kulturbetriebe fließen, etwas mehr Sozialismus würde der Welt im ganzen auf jeden Fall gut tun, was der Markt so alles regelt, ist ja im Moment offensichtlich.

 

DreMu: Vielen Dank, ihr beiden!

Interview: Philipp Wolter mit Input von JoyBoy.

 

Kommentare   

0 #8 Philipp 2021-02-27 11:11
Alle Beteiligten dieses Interviews haben sich über das Voting im Poll gefreut. Das Interview wird inklusive eines kleinen Updates übrigens auch im Hamburger Printzine MIND THE GAP erscheinen.
Zitieren
0 #7 Lewe 2020-05-20 09:23
Moin Boller! Also von meinen Kunden wird niemand auch nur mit einem Cent durch Kulturförderung unterstützt, weder vor Corona, noch jetzt. Deine Vermutungen wo solche Förderung hingeht ist schon nicht falsch ;-)
Zitieren
+2 #6 boller 2020-05-18 07:42
Moin ihr drei, ich finde das ist einer der besseren, vielleicht auch der beste Bericht / Interview den ich hier lesen durfte. Nur mal so: Musiker, Techniker, Veranstalter usw. gehen einer (kreativen) Arbeit nach und ist mit Sicherheit nicht immer Spaß! Was von den Veranstaltungen und ihren Orten Underground, Subkultur oder Kommerz ist und somit unterstützungswürdig ist, dürften wir alle wahrscheinlich unterschiedlich definieren. Ist auch egal. Es ist ja schon so, dass es ein Budget für Kultur gibt. Dem Verteilungsschlüssel könnte man ja aber mal hinterfragen. Ich schätze 99% für Oper und staatl. Theater? In der DDR gab es ja nen anderen Verteilungsschlüssel – allerdings nur von Nutzen, wenn dem Regime genehm. Auch nicht dufte. Ich drücke Euch Beiden jedenfalls die Daumen, auf das wir uns mal wieder sehen!
Zitieren
+9 #5 horst 2020-05-07 23:30
gnigni, sorry, hat geklappt.
Zitieren
0 #4 Lewe 2020-05-05 15:02
zitiere horst:
Sucht euch ne Arbeit, ihr Luschen.

Ich lese hier weder bei mir noch bei Bocky irgendein Gejammer, du Oberlusche. Aber ich kann dir eins versichern: 1. ist der Arbeitsmarkt gerade nicht der Hammer und zweitens wird alles was ich kann gerade nicht gebraucht. Das weiß ich deshalb, weil ich gerade auf Jobsuche bin für die Zeit in der ich nicht in meinem Beruf arbeiten kann. Wir unterhalten uns wieder wenn deine Branche auf nicht absehbare Zeit abgeschafft wird.
Zitieren
0 #3 JanML 2020-05-05 03:30
zitiere horst:
Sucht euch ne Arbeit, ihr Luschen.

Dein Name ist offenbar Programm!
Zitieren
0 #2 Philipp 2020-05-04 21:10
Warum liest du so ein Interview, wenn du die Tätigkeit als selbstständige*r Tontechniker*in nicht als "Arbeit" ansiehst?
Zitieren
+11 #1 horst 2020-05-04 20:21
Sucht euch ne Arbeit, ihr Luschen.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv