ROB HALFORD – „CONFESS“ (Buch, Headline Publishing Group 2020)

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ROB HALFORD

 

Es hat ein paar Jahre gedauert, bis Rob Halford seine Autobiografie vollendet hat. Das Warten hat sich mehr als gelohnt, denn bei „Confess“ handelt es sich um überdurchschnittlich gelungene Musikermemoiren.

 

Für einen Fan ist es in der Regel schon interessant, Hintergründe aus erster Hand zu den Aufnahmen von Alben zu erfahren, die man seit langem liebt. Aber Halford geht weit darüber hinaus, das Buch dürfte auch Leser*innen fesseln, die sich nur selten JUDAS PRIEST anhören (ich wollte nicht „nie“ schreiben, denn allein die Vorstellung eines Lebens ohne Priest bereitet mir Magenschmerzen).

 

Ohne Pathos, mit viel Selbstreflektion und einer herrlichen Ladung trockenen britischen Humors erzählt Rob Halford von seiner jahrzehntelangen Karriere, die ihm einerseits musikalische Erfüllung und Erfolg brachte, ihn aber auch bis in die Neunziger hinein seine sexuelle Orientierung hat verleugnen lassen.

 

Bereits Kapitelüberschriften wie „Mine eyes have seen the glory hole“ oder „Screaming my tits off forever“ deuten den Humor des Metal Gods an, aber das Lachen weicht oft einer Beklemmung. So düster hatte zumindest ich das nicht erwartet. Der Sänger, der mit „British Steel“ weltweit Bekanntheit erreicht, kann zur selben Zeit seine Sexualität nur anonym auf Herrentoiletten ausleben, indem er dort einsam (und natürlich meist vergeblich) in einer Kabine wartet und hofft, dass in der Nebenkabine auch jemand auf dieselbe Art diese Öffnung in der Zwischenwand nutzen will. Halford verdeutlicht mit diesen explizit erzählten Passagen, wie verzweifelt die Lage für Homosexuelle bis weit in die Achtziger/Neunziger hinein war (je nach Herkunft und Situation natürlich auch heute noch sein kann), er geht auf ihm zugefügten sexuellen Missbrauch, missglückte Beziehungen, steigende Frustration über Drogenkonsum bis hin zum Suizidversuch ein.

 

Umso mehr freut man sich beim Lesen über die Triumphe, die Rob Halford und JUDAS PRIEST erzielen, die Heavy Metal adventures on the road, die erfolgreichen Kämpfe gegen die PMRC oder das 90er Gerichtsverfahren – und natürlich auch, wenn Rob mal Erfolg beim „cruising for cock“ hat, ja, sogar endlich "The One" kennenlernt.

 

Amüsant ist es auch, zu erfahren, wie viele (mehr oder weniger gut) versteckte Hinweise Halford in die Priest-Texte eingearbeitet hat. („I’ll cut the crap here… ‘Turbo Lover‘ was a song about car sex. It was blatant, and fairly graphic. The engine roaring between my thighs was the latest example of me working references to a cock into Judas priest lyrics. I like to think that is a noble tradition.” (S. 180)

 

Von anderen Highlights gar nicht zu sprechen – in Handschellen mit Andy Warhol, Auftritt auf dem Live Aid, ein Treffen mit der Queen…

 

Am Schluss des Buchs gibt es sogar noch weise Worte zur aktuellen Krise. Und die Hoffnung, dass das nächste PRIEST-Album 2021 (2022) erscheint sowie die Tour mit OZZY stattfindet. „It will happen when it happens. No matter. They will all be woth waiting for.“ (S. 350)

 

ISBN: 9781472628152

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