WAR ON WOMEN, GOLDZILLA / 09.08.2022 – Kiel, Schaubude

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Waas, ist es tatsächlich schon NEUN Jahre her, dass WAR ON WOMEN als Support von PROPAGANDHI im Grünspan gespielt haben? Wahnsinn, die Zeitspanne kommt mir wirklich viel kürzer vor. Aber andererseits erklärt es, warum sich mein Blick auf die Band deutlich verändert hat. Im damaligen Review spreche ich von „wenig musikalischem Wiedererkennungswert“, Herb urteilt gar: „Leider ist das musikalisch völlig belanglos“. Spätestens mit der „Capture The Flag“-LP von 2018 hat sich die Band weiterentwickelt und liefert eine gelungene Hardcore/Punk-Breitseite mit Thrash Metal-Einflüssen. Das Nachfolgealbum „Wonderful Hell“ fährt noch mehr Lob ein, ich konnte es bisher nicht abernten, weil das Teil ständig ausverkauft ist. Und jetzt zocken WAR ON WOMEN in der Bude, das ist trotz Festival-Overkill natürlich ein Pflichttermin.

 

WAR ON WOMEN

Bilder von MJ.

 

GOLDZILLAGOLDZILLA 

 

Als Opener gibt’s die mir bisher unbekannten GOLDZILLA aus Berlin auf die Mütze. Schon mal ein putziger Name und auch die aufgestellten Leuchtbuchstaben sind eine nette Idee. Die Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt, selbst falls GOLDZILLA das gesamte Alphabet in Leuchtbuchstaben im Paket kaufen mussten. Denn so weiß einfach jede:r, wer da gerade spielt, und schicker als ein Backdrop sind die Dinger allemal. Inhaltlich geht es gegen Bullen, Sexisten und Nazis, wogegen nichts einzuwenden ist. Vor allem nicht, wenn dies in Zeilen wie „repariert, was euch repariert hat“ mündet. Es darf sicher Deutschpunk genannt werden, wobei es durchaus mal poppig und eingängig klingt, nicht nur im TOKYO HOTEL-Cover „Durch den Monsun“ (gewagt, gewagt). In einigen Passagen höre ich Postrock-Elemente. Kotze, Köter und Motte gelingt sowohl der Auf-die-Fresse-Uffta-Drive als auch die Kunst einschmeichelnder Melodien. Gefällt und wird bei Chance noch mal angeguckt!

 

GOLDZILLA

 

 

WAR ON WOMENWAR ON WOMEN 

 

WAR ON WOMEN explodieren geradezu in die Gesichter der Budenfreund:innen. Die Fotos zeigen es nicht wirklich, aber es dauert nicht lange, bis vor der Bühne ein stetig tanzender Mob in Wallung kommt. Der erste Eindruck ist geprägt von der Energie, welche die Band versprüht. Wenn Shawna Potter unter Verrenkungen und irren Blicken von der Bühne pöbelt, denkt man automatisch an HC/Punk-Ikonen wie Jello Biafra. Ähnlich intensiv und zentral stellen sich bei WAR ON WOMEN die Inhalte dar. Potter adressiert Themen wie Vergewaltigung, das Recht auf Abtreibung oder Misogynie sehr scharf, sehr explizit, schafft es dabei, in einem selbstermächtigenden und empowernden Sinne positive Kraft zu verkörpern. Von „Capture The Flag“ mache ich „Anarcha“, „Divisive Shit“, „Lone Wolves“, „Pleasure And The Beast“, “Predator In Chief” und “Silence Is The Gift” im Set aus, wobei mindestens genauso viele Songs von der neuen Platte dabei sind. Die Band war vor Jahren schon mal in der Schaubude und freut sich eigener Aussage zufolge darüber, dass heute deutlich mehr Leute erschienen seien. Alle Mitglieder wirken auch entsprechend gelöst und kloppen mit Spielfreude auf ihre Instrumente ein. Bemerkenswert dabei der Hüne am Schlagzeug, der bei all der freigesetzten Wut relaxt in sich zu ruhen scheint.

 

WAR ON WOMEN 

 

Knallerkonzert so auffen Dienstag zwischen WACKEN und ENZO, gern mehr davon!

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