SLIME, DAN GANOVE / 04.09.2022 – Hamburg, Knust

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SLIME gehören für mich zu den wichtigsten Bands überhaupt. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich sie noch derart häufig live sehen würde, ja sogar zweimal den Support mache. Aber was noch geiler ist: Nie hätte ich erwartet, dass SLIME nochmal derart zubeißen! Das neue Album ist ja wohl der Burner. Ich habe es mittlerweile unzählige Runden übern Plattenspieler drehen lassen und mag tatsächlich jeden Song. Spielfreude, Rotz, Wut, Energie, viel Vertrautes, aber durch Tex‘ Stimme und seinen eigenen textlichen Ansatz hat es gleichzeitig auch etwas Neues und Unverbrauchtes. Obwohl ich Dickens Stimme liebe, hat das (wieder) etwas Mitreißendes. Alle „Argumente“, die gegen die neue Platte vorgebracht werden, klammern das Werk an sich aus, versuchen sich am Namen abzuarbeiten oder in Behauptungen, dass Tex „nicht authentisch genug“ sei. Nun, spätestens live zeigt sich die Wahrheit.

 

SLIME

Bilder von MJ

 

Im Vorprogramm zockt ein Akustiktyp namens DAN GANOVE, auf den ich nicht näher eingehen muss. Ist schlicht nicht meine Welt.

 

DAN GANOVEDAN GANOVE

 

Aber dann SLIME! Ich habe sie bereits kürzlich in Wacken gesehen, wo die neue Besetzung nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wurde. Selbst der Eisverkäufer rannte mit seinem Karton überm Kopf zu „Störtebecker“ im Circle Pit. Review folgt natürlich. Die Erwartung ist daher groß, denn heute dürfte es ein locker doppelt so langes Set geben.

 

SLIMESLIME

 

Genau so kommt es auch. Selbstbewusst spielen SLIME tonnenweise neue Songs. Elf fragt uns kurz: „Kommt ihr klar, oder was?“ und zackbumm werden mit „Komm schon klar“ sämtliche Scheitel glattgezogen. Anfänglich denke ich noch, dass der Sound leider nicht ganz so mächtig kommt wie aufm Wacken. Gerade Tex Stimme krabbelt erst langsam aus dem Mix. Der Kerl deutet später an, dass er auf dieser letzten Show der Tour stimmlich angeschlagen sei, was man aber gerade später gar nicht hört. Es folgen Klassiker und neue Songs im flotten Wechsel. Von den Songs des „Zwei“-Albums erzeugen besonders „Weil Fickt Euch Alle“. „Bester Freund“, „Nix von Punkrock“ und „Safari“ munteren Pogo im vollen Knust. Natürlich drehen die Leute bei den alten Songs noch mehr ab, da fliegen die Bierfontänen durch die Luft, dass es bis auf die Bühne spritzt und SLIME immer wieder mal zu Handtüchern greifen müssen, um die Griffbretter halbwegs trocken zu halten. Ohne mit der Wimper zu zucken, muss Elf mehrfach die Gitarre wechseln und auch sein Gurt löst sich wiederholt. „Ist richtig Punkrock heute“, kommentiert er das trocken und man hat den Eindruck, dass diese Widrigkeiten seine Laune eher steigern.

 

SLIMESLIME

 

Tex singt die alten Stücke leicht verändert, was aber gut kommt. „A.C.A.B.“, „Alptraum“, „Schweineherbst“, „Alle Gegen Alle“, „Sie wollen wieder schießen dürfen“ (einziger Song der Reunion-Phase mit Dirk, außer man zählt „Ebbe und Flut“), „Störtebecker“, „Deutschland“, „Religion“, „Linke Spießer“ und „Gewalt“ zählen zu den unbedingten Highlights. Schön zudem das von Elf gesungene ABWÄRTS-Cover „Computerstaat“, welches den Urhebern gewidmet wird. Bei „Zu kalt“ und „Gewalt“ wird es ruhiger, da diese unplugged gespielt werden, wie man es von den letzten Touren kennt. Auch diese Stücke funktionieren in der neuen Besetzung, zum Teil erzeugt Tex‘ Gesang hart Gänsehaut. „Lieben müssen“ ist ein Text, der mir gut gefällt, weil er selbstreflektiert erscheint und eigene Fehler analysiert. Das ist nicht in allen Stücken so, aber ich finde auch nicht, dass der Sänger alles 1:1 so erlebt haben muss, wie es das lyrische Ich herausschreit. SLIME unterstreichen jedenfalls heute vehement, dass sie es weiterhin draufhaben und „Wut im Bauch“ verspüren. Die vielen Volltreffer-Songs in all den Jahrzehnten Bandgeschichte sind eben kein Zufall, dahinter steckt großes Punkrock-Songwriting-Vermögen.

 

SLIMESLIME

 

Fabrik? Bin ich wieder dabei.

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