OCTOPOULPE / 27.09.2022 - Kiel, Schaubude

2 Dislike0

Der gestrige (Spoiler: bemerkenswerte) Abend stellte für mich eine gute Gelegenheit dar, endlich endlich wieder etwas zu einem der Lieblings-Webzines beizutragen. Viel zu lange ist es schon her! Im Grunde auch ganz gut, weil sonst bestimmt etwas thematisiert worden wäre, das zu Genüge in den letzten (man muss ja echt sagen:) Jahren besprochen wurde. Ich weiß nicht, ob es an eben jenem lag, dass die Kieler/Lübecker Vorband „Manier“ krankheitsbedingt nicht konnte, einen Ersatz gab es auch nicht. So war ich auf den jetzt alleinigen Hauptact namens „Octopoulpe“ gespannt. Und ich kann es schoma vorwechnehmen, der vorab verlinkte YouTube-Link auf der Buden-Seite ließ lediglich in Ansätzen erahnen, was die Zuhörenden erwartete.

 

OCTOPOULPE

 

 

Kurz nach 21 Uhr nahm die „Eine-Mann-Band“, bekleidet in Unnabüx und mit einer selbst kreierten Octopus-Maske, am Schlagzeug Platz. Was folgte, ist wirklich schwer zu beschreiben, wenn man nicht dabei gewesen war. Mithilfe seiner Tentakeln (zwinkerzwinker, er hatte keine ;)) trommelte der Halbnackte, wobei er währenddessen die vollständige Kontrolle über die parallel laufende Videoprojektionen hatte und mit seiner Selbst und anderen (wechselnden) musikalischen Mitstreitern kurzweilige Songs aus dem Hardcore/Punk-Universum darbot. 

 

Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Aufwand das im Vorfeld gewesen sein muss, die sehr unterschiedlichen Videoprojektionen zu produzieren. Faszinierend war auch, wie perfekt im Endeffekt alles (nicht nur das Timing) aufeinander eingestimmt war. Ich ertappte mich mehrmals während des Gigs, wie man das bloß hinkricht! Und die „Videos“ hatten eine breite Palette zu bieten, wobei der Trash-Faktor (im besten positiven Sinne) bei allen sehr hoch war. Ein (blutiges) 2-D-Jump’N’Run-Ballerspiel in Pixelart mit Nicolas Sarkozy in der Hauptrolle war z.B. ein Highlight. Oder das Ende eines Songs, bei dem Trump per Mortal Kombat-Fatality-Move mit Hilfe aus dem Publikum (je nach Verwendung der einzelnen Schlagzeugteile) in die ewigen Jagdgründe befördert wurde. Die Teenage Mutant Ninja Turtles wurde allesamt einzeln sehr sehr witzig vorgestellt, über Raphael hatete er nur ab, er erschien im Clip dann auch im Ku-Klux-Klan-Gewand.

 

OCTOPOULPE

 

Insgesamt muss ich sagen, dass ich bei den Ansagen des sich nicht allzu ernst nehmenden Künstlers und bei dem auf der Leinwand Dargebotenen häufiger lauthals lachen musste bzw. zumindest einen Schmunzeln auf den Lippen hatte. Vor allem die (einzige) Zugabe mit dem Titel „Don’t Cut Your Ouzzo (das Wort ist schwer googlebar, als Tipp: es handelt sich um einen Teil des männlichen Geschlechtsorgans)“ kann man schon als abgefahren, wahnwitzig, crazy etc. beschreiben (v.a., wenn die Zuhörerschaft miteinstimmt).  

 

Hoffen wir, dass die Live-Konzerte-Krise sich allmählich zum Besseren wendet und man weiterhin in den Genuss solch schöner Momente - wie es gestern einer aufgrund der völligen Überraschung war - kommt. Deshalb auch hier eine Bitte bzw. einen Wunsch an alle Konzertliebhaber: am besten die Tickets (wie bei der Schaubude easy über tixforgigs) im Vorfeld besorgen. Dann gibt es auch keine Enttäuschungen oder gar Schreckmomente (ich hatte einen bei dem Post der Schaubude und hatte kurze Zeit gedacht, das war’s mit Konzerten). Das Klischee des „coolen“ Kieler Publikum konnte Octocoulpe nebenbei nicht bestätigen! Und war nur mir so, oder war es gestern nicht nur eine Ü35+-Audienz? Das sind doch (kleine) Hoffnungsschimmer! Danke der Bude und Brokern für dieses außerordentliche Live-Erlebnis!  

 

OCTOPOULPE

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv