HIPPIE DEATH CULT, ZEN BISON / 19.10.2022- Kiel, Schaubude

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High Reeper haben ihre Europa Tour leider abgesagt – das ist natürlich schade. Hippie Death Cult werden aber trotzdem in die Bude spielen – das ist natürlich super. Zen Bison sind der „lokale“ Ersatz – das ist natürlich einen Bericht wert. Der Aufsteller ist bunt bemalt – da muss natürlich ein Foto her.

 

Kundenstopper

 

 

Momentan ist es leider keine Seltenheit, dass ein Konzert oder auch eine ganze Tour abgesagt wird. Besonders kleinere Bands aus den USA scheuen zur Zeit noch oft das Risiko, über den Teich zu fliegen. Umso geiler, dass HDC dies nicht tun. Ursprünglich sollten sie an diesem Abend zusammen mit High Reeper auftreten, aber nach deren Absage hat sich das Team der Schaubude sofort nach einem Ersatz umgesehen.

 

ZEN BISONZEN BISON

 

Und der hat es in sich! Vor uns auf der Bühne der durchaus gut besuchten Schaubude stehen Zen Bison. Eine Band, ein Name, ein Programm. Zen Bison kommen ursprünglich aus Rostock und haben jetzt – wen wundert´s – in Berlin ihre Verstärker aufgebaut. Kopf, Sänger, Mastermind, Gitarrist und Ober-Bison ist Phillip „Otti“ Ott. Ihm zur Seite stehen seit August zwei neue Musiker, deren Namen ich leider auf die Schnelle nicht gefunden habe. Nichtsdestotrotz dürfte dies einer der ersten Auftritte der Band in dieser Konstellation sein.

 

Optisch passt es schon mal – hier ist nichts traurig, grau, uniform. Der Sänger und Gitarrist mit Lederweste und Band T-Shirt (Typ: Outlaw Rocker mit Hang zu geilen Riffs); weiter hinten im Seidenhemd und mit langem, lockigen Haar der Schlagzeuger (Typ: Traum aller Schwiegermütter, aber hat für jede Drogenhölle zwischen dem Wedding und Manila eine Dauerkarte). Last but not least der langhaarige Basser mit Hanf-Motiv auf dem Shirt – Typ (Musikstudent, der bisher jeden Verstärker zerschrotet hat).

 

Ist hier aber mehr Schein als Sein? Ha! Unfassbar, was hier aus den Boxen kommt. Heavy Blues Psychedelic Rock als würde Jimi Hendrix noch unter uns weilen! Eine fette Wand aus Gitarre und Bass - es werden tatsächlich mal alle Saiten von diesem befummelt statt wie sonst so oft nur die obersten zwei – und im Hintergrund ein sich in den Wahnsinn spielender Schlagzeuger, der es gerne auch mal Scheppern lässt. Der Mega-Tonnen-Zug rollt los, die Bison Herde kommt angestampft oder das Raumschiff zündet den Overdrive Richtung Istban IV – ich weiß es nicht, aber alles davon passt. Dagegen ist Kadavar inzwischen weichgespülte Pop-Musik. Beklemmend gut, lässt sich hier nur sagen.

 

ZEN BISONZEN BISON

 

Lange Stücke mit viel Instrumental Anteil, in dem sich E-Gitarre und Bass – und die fassungslosen Anwesenden - aber mal so richtig austoben dürfen. All dem setzt der überzeugende Gesang mit perfekt dazu passender Stimme die Heavy Blues Rock Krone auf.  I`m going down for this! Das Vorbild ist klar: Der Meister Jimi Hendrix wird hier mit jedem Akkord verehrt, aber das ist ja auch richtig so. Die Bude rockt und ist mehr als begeistert. Bisher gibt es leider erst ein Album (Krautrocker [sic]) und das, obwohl die Band schon seit 2014 besteht. Naja, gut Ding will halt Weile haben. Dieses wird immerhin durchgezockt, aber das angeheizte Publikum fordert mehr: „Zugabe, Zugabe!“-Rufe erschallen und nach kurzer Abstimmung bekommen wir noch „Foxy Lady“ auf die Ohren.

 

Mal ehrlich…Zen Bison sind VIEL zu geil, um nur als Vorband aufzutreten. Die Band muss sofort(!) für Freak Valley gebucht werden und da auf den 2100 Spot. Ist ja klar, ich wollte unmittelbar nach der geilen Chose die CD „abernten“, aber die ist verständlicherweise längst vergriffen. Die muss sofort(!) nachgepresst werden. Weiterhin könnte auch mal ein zweites Album erscheinen – aber das bleibt der Band selbst überlassen. Hauptsache der Zen Bison stampft mal wieder durch die Bude – dann aber als Headliner! Ich höre jetzt erstmal „All along the Watchtower“ und „Crosstown Traffic“ von dem Meister selbst. Are you experienced?

 

HIPPIE DEATH CULTHIPPIE DEATH CULT

 

Nun zu dem Headliner dieses Abends: Hippie Death Cult!  Wie unzählige andere super Bands kommen HDC aus Portland, OR. Warum kommen so viele geile Bands aus Portland? Ich weiß es nicht, ich fand die Stadt am Columbia River relativ langweilig, aber vielleicht mag das ja auch der Grund selbst sein. Nichts los? Tote Hose? Gammeln oder doch mal schrammeln? Also wird ne Band gegründet.

 

HDC kommen ohne ihren angestammten Sänger daher, der vermutlich permanent aus dem Kult ausgetreten ist. Schlimm? Nö, keinesfalls. Den Gesang übernimmt jetzt Laura Phillips und bringt so eine eigene Note mit in den Sumpf aus Doom, Stoner und – manche sagen – Grunge. Lori S., die schrecklich mysteriöse Sängerin von mighty Acid King fällt mir da noch spontan ein, aber ansonsten dominieren eigentlich bärtige Männer das Mikrofon in dieser Musiksparte.

 

HIPPIE DEATH CULTHIPPIE DEATH CULT

 

Mal liegt Lauras Stimme sphärisch über den sägenden Riffs, dann schreit sie die Lyrics in das Mikrofon derweil ihr Bass wabert und der Metal an sich zelebriert wird. Musikalisch wird Black Sabbath verehrt und der Takt lädt zum Rübe schütteln ein. Das klingt aber nie staubig oder wie die 1000ste Kopie – gekonnt wird das Tempo variiert und eigene Strukturen entwickelt. Vielleicht bin ich da allein auf weitem Feld, aber mich erinnert zumindest die Gitarre an die genialen Trouble, wobei das Duo Franklin/Wartell natürlich die nächsten 25.000 Jahre unerreicht bleiben wird. Trotzdem toll, was Eddi Brnabic aus seinem Instrument kitzelt.

 

Dem Publikum gefällt`s und erst weit nach 2300 erklingt der letzte Akkord. Über den Merch Absatz kann sich die Band bestimmt auch nicht beschweren und das ist ja auch immer ein gutes Zeichen. Der xte super Abend in der Bude in Folge und ein riesiges Kompliment an den/die, welche/welcher das Booking macht.  

Kommentare   

-1 #1 Jörg 2022-10-28 08:25
Kadavar waren schon immer schlecht. Und Poser. Und überbewertet. Endlich wird's mal gemerkt!
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