Ignite / 27.10.2022 - Hamburch, Monkeys Music Club

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Viele Bands zerbrechen an einer Änderung im Line-Up oder lösen sich gar auf. Vor allem die Neubesetzung des singenden Frontmenschen ist eine heikle Angelegenheit. Insbesondere eine den Sound prägende (oder in Richtung unverwechselbar gehende) Stimme kann nur schwer ersetzt werden.  Als Beispiel fällt mir da spontan Keith/Mina Maputo von Life Of Agony ein. Whitfield Crane von Ugly Kid Joe als Ersatz war für die meisten dann doch eher ein Griff ins Klo.  Dann gibt es auch noch Beispiele (natürlich kann man sich darüber stundenlang streiten), bei denen ein Wechsel am Mikro durchaus funktioniert (und wohlwollend von der Fan-Base aufgenommen wurde) und mitunter sogar die zweite Stufe in der Karriere des Bandlebens eingeläutet hat, wie z.B. bei Maiden (mit Blaze Bailey haben sie auch gleichzeitig einen eher ungeliebten abermaligen Wechsel in der Bandhistorie) oder bei ACDC (auch wenn da selbstredend immer noch viele Bon Scott nachtrauern).

 

Die Band Ignite ohne den Gesang von Zoli konnten sich wohl viele nicht vorstellen und somit würde sie eher in die Riege der ersten Gruppierung um LOA gestellt werden (auch wenn Zoli nicht der erste Sänger von Ignite war). Witzigerweise war Zoli ja einst selbst Ersatz-Sänger bei Pennywise - eine Band, die man sich ohne Jim Lindbergh auch nicht vorstellen konnte. 

Genuch um den heißen Brei rumgeredet. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, als ich hörte, dass Ignite einen neuen Sänger hätten und ein neues Album rausbringen wollten. Als die ersten Videos im weltweiten Netz erschienen, war nicht nur bei mir die Erleichterung groß! Es funktionierte, die Begeisterung war groß! Und auch das Album ist glücklicherweise gut geworden! Ich war sehr gespannt, wie sich die Recken mit ihrem neuen Sänger Eli Santana live anhören würden. Schnell getixforgigst und Bock bekundet! Hätte auf ein schnelles „ausverkauft“ getippt. Man konnte aber wohl noch am gestrigen Konzerttach Tickets erwerben, auch Abendkasse war für Kurzentschlossene noch auf.

 

Um 21.15 angekommen, hörte ich sogleich die Ansage von Berthold City, dass noch „two songs left“ seien. Hätte es nicht wirklich viel früher geschafft, aber ich dachte, dass 20 Uhr Einlass wäre und 21 Konzertbeginn. Wurde aber anscheinend kurzfristig nochmal geändert und die HHer Heartliners kamen als Opener hinzu (so meine Internetrecherche). Kann dazu also leider nicht viel wiedergeben, die zwei Songs stand ich auch beim linken Tresen und da ist der Sound man richtig mies. War gut voll, der Laden. Dann Warten auf Orange County`s Finest in Sachen (hyper-)melodischer Hardcore. Wird immer Social D („Reach For The Sky“) vorab aus der Konserve gespielt oder war die örtliche Bandnähe bei der Musikauswahl zufällig?

 

Mit (war auch das erste Video) „Anti-Complicity Anthem“ erwischte der neu formierte Fünfer einen grandiosen Start! Das Publikum wurde direkt emotional mitgerissen und gröhlte wie den ganzen Abend eigentlich auch fleißich mit!  Am Anfang wollte ich mir die Setlist noch merken - hab auch versucht mir Eselsbrücken zu bauen - , aber spätestens nach dem 6. (;)) Lied war ich raus und bin schon durcheinander gekommen.  Jede Phase ihres (auch schon bald 30-jährigen) Bestehens wurde bedacht und auch alle glücklicherweise gleich bejubelt. Wobei Songs vom Album „Our Darkest Days“ wie beispielsweise der Doppler „Let It Burn“, gefolgt von „Bleeding“ sowie das noch später folgende „Fear Is Our Tradition“ vielleicht von der Stimmung her noch n Ticken goiler war. Gerade diese Lieder mit der ziemlich hohen Stimmlage des Ex-Sängers hab ich mit Spannung erwartet. Und Eli hat das wirklich richtig gut gemacht, auch wenn er natürlich nicht an jene herangekommen ist. Aber ich behaupte einfach ma, dass niemand Zoli vermisst hat (soll der doch sowieso seinen langweiligen Alternative Rock mit Ocean Hills machen)! Bei älteren Songs wie Ash Return grinste ich mir innerlich einen ab und sah mich im damaligen Pladdenladen, als ich - es gab eine CD-JukeBox, bei der man die Nummer des an der Wand aufgehängten Covers drücken und dann per Kopfhörer anhören konnte. Mich sprach damals das Cover von „Family“ an und bei „Call On My Brothers“ war es um mich geschehen! Schade, dass dieser Song gestern nicht gespielt wurde! Das Album lief damals rauf und runter in meinem Zimmer bi Öllern! Wie begeistert mein damaliger bester Freund und ich in der T-Stube aufm Miozän-Konzert das Ignite-Cover von „Man Against Man“ aufgenommen haben! Schon geil! Die wenigen Ansagen gestern kamen klar auf den Punkt (rumgeiert wurde ja eh nie wirklich). Es ging u.a. um Suizid bzw. Hilfe für Gefährdete, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen und das Einwanderungssystem der USA, ein Land, das von Immigranten gegründet wurde und nun nach Aussage von Eli selbige hassen würde (es folgte „The River“, wer das Video kennt, wusste warum). Ich dachte, dass mit dem Besetzungswechseln n büschen Schwung in die Setlist reinkäme und einige Sachen evtl. auch wegfallen würden…um „Sunday Bloody Sunday“ bin ich leider wieder nicht drumherum gekommen. Ich kann mich nur wiederholen, aber gerade bei der Band mit soooo vielen geilen Smashern versteh ich nicht, warum dieses Lied immer wieder live dargeboten wird.  Ich hätte ja beim Anstimmen von „Live For Better Days“ auf den Abschlusssong getippt (hätte finde ich auch gut gepasst), es folgten ein Bad Brains-Cover und schlussendlich „Veteran“ (auf den haben sich anscheinend viele gefroit, die Stimmung ging noichma richtig nach oben inkl. wiederholtem Crowdsurfing). „A Place Called Home“ hat auch schon 22 Jahre auf den Buckel!  Sowieso, den ganzen 75minütigen Auftritt schien die Audienz sehr textsicher zu sein und es war nebenbei ne Froide, den „Neuen“ zu beobachten. Das kam alles sehr authentisch rüber und es wurde sich nicht nur beim Publikum bedankt, sondern auch bei den Bandkollegen für die einmalige Chance.  Eine junge Dame durfte auf der Bühne noch ihr Ignite-Tattoo zeigen, wodurch die Truppe sich sehr geschmeichelt fühlte.  

 

Fazit: Wenn nach einem Set mit nur Hits einem immer noch Hits fehlen, merkt man, wie viel Hits diese Band eigentlich hat!  

Super Fazit: „Playing music and listening to music, that it’s all about!“ (O-Ton Eli) Da braucht man eigentlich nichts hinzuzufügen! Hat geschockt! Auf ein neues (hoffentlich noch langes) Kapitel im Hause „Ignite“!

Kommentare   

+2 #1 HOA-Rick 2022-10-30 09:16
Als Beispiel für eine Band, bei der der Sänger-Posten oft gewechselt wurde und trotzdem fast alle Scheiben sehr gut bis absolut großartig sind, ist auf jeden Fall RIOT (V) zu nennen!

Viele Grüße Rick
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