NIGHT TRAP, OWL ATTACK, MULTIPLEX / 05.11.2022 - Kiel, Hansa 48

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Zwei neue Kieler Bands, gegründet von Nachteulen, die den meisten DreMu-Leser:innen bekannt sein dürften. Bei OWL ATTACK haben sich Bocky (POWER, CHAOS CONTROL, BULLENSACK…), Moe (CHAOS CONTROL, SCHLOIDERGANG, TYPHOON MOTOR DUDES, FOLL FIES…), Joscha (KYRILL, KRAKAEN, BORDERPAKI…) und Kim (KRAKAEN, bei KYRILL Bass) zusammengetan. Und bei NIGHT TRAP zocken Kocky (DIE BULLEN, SUBURBAN SCUMBAGS, SUSHI BOY…), Ufo (DIE BULLEN, SLYMER…), Fabi (LINHAY) sowie Svea (SHUDDER AND SPIT, RICH KIDS DRESS UP…). Namedropping kann nerven, aber sorry, in diesem Fall beim jeweiligen Debutgig beider Bands geht wohl kaum jemand aufs Konzert, der die Musiker:innen und/oder ihre bisherigen Bands nicht kennt. Ich bin jedenfalls supergespannt und habe mir vorher sogar kurz die wenigen Songs angehört, die es bisher im Netz gibt (drei Stücke von NIGHT TRAP auf Bandcamp, von OWL ATTACK gibt es bisher nur Proberaumausschnitte). Mit MULTIPLEX spielt sogar noch eine dritte Band, wir rollen also pünktlich los, um ja nichts zu verpassen oder gar nicht mehr reinzukommen.

 

NIGHT TRAP

Bilder von MJ.

 

Wie erwartet wird es ein sehr gut besuchtes Konzert – man trifft so ungefähr JEDEN Menschen, den man kennt. Noch konnte gar nicht hinreichend gesabbelt werden, da geht es auch schon mit MULTIPLEX los. Ja, was zur Hölle! Diese Bremer:innen entfesseln eine Hardcore-Attacke, die sich gewaschen hat. Neulich sagte ich noch zu Nico von den Vladis, dass ich länger keine Band mit zwei Sängern bzw. Sängerinnen gesehen habe. MULTIPLEX beleben dieses Konzept wieder, sie haben eine Sängerin und einen Sänger, die beide alles rausschreien und kotzen, was der Mageninhalt und die Stimmbänder hergeben. Die Songs gehen direkt nach vorne, sodass ich an PISSCHARGE und PARAGRAF 119 erinnert werde. Da ich später das Demotape „Segway Cops“ abernte, kann ich mit Songtiteln dienen: „Wasting Time“, „Segway Cops“, „Violent Idiot“, „Cyberpunk“, „Bored Society“, „Sold“, „Running In Circles“ und „Never Drink With Nazis“ stehen auf der Kassette und sicher auch überwiegend auf der heutigen Setlist. Die Band begeistert mich auf Anhieb, sie hat auch irgendwie etwas typisch Bremenpunk-haftes, was schwer in Worte zu fassen ist (ein Versuch: räudig, dreckig, in your face, dabei mit politischer Haltung). Mehr!

 

MULTIPLEXMULTIPLEX

 

 

Nachdem wir uns am hart umkämpften Tresen mit frischen Getränken eingedeckt haben und die neuesten Kiel-Sensationen erzählt bekommen haben, geht es na logisch vor die Bühne zu OWL ATTACK. Diese Band klingt dann exakt so, wie ich es mir erhofft hatte. Melodischer Punkrock, der natürlich nicht ZU rund klingt. Bocky, Moe und Joscha setzen ihre unterschiedlichen Stimmen ein. Moe ist derjenige, der vielleicht am ehesten die klassische Punkrockstimme besitzt, halt melodisch und kraftvoll. Joscha singt höher und könnte bei voller Pulle bestimmt auch derbe kreischen. Ich persönlich stehe ja besonders auf Bockys heisere Stimme. Das klingt, als müsste er jeden Laut mit einem Meißel aus einem Felsen raushauen und bestimmt ist er nach einem Gig noch heiserer. Ich hatte schon immer darauf gewartet, dass Bocky mal mehr singt und hoffe bei der ersten OWL-ATTACK-Aufnahme/Platte, dass er mindestens einen Song allein schmettert. Das Tempo ist insgesamt im Midtempo zu verorten, die Songs kommen druckvoll und treibend. Songtitel habe ich vergessen, bis auf „Monkey Boy Always On Fire“ oder so, der als kurzer Knüppelsong aus dem sonstigen Rahmen fällt. Was gibt’s noch über diesen Auftritt zu sagen? Dass Moe heute drei Dinge verkündet: Erstens: Er spiele heute zum ersten Mal nüchtern. Zweitens: Er habe gerade zum ersten Mal bei einem Gig seine Gitarre gestimmt. Drittens: Er werde jetzt alt.

 

OWL ATTACKOWL ATTACK

 

 

Nun folgen NIGHT TRAP. Hier wird das Tempo wieder angezogen, die Band spielt Hardcore/Punk mit einer gewissen Metalkante. Kocky hat ja so einen typischen Schlagzeugstil, der die Chose unnachgiebig nach vorne treibt und zum Pogo geradezu zwingt. Dazu sägen der Ufomann und Fabi scharfkantige Riffs und Basslinien, die mir zum Teil im Ohr hängen bleiben. Svea habe ich jetzt länger nicht auf einer Bühne gesehen und war deshalb gespannt, wie sie ihre variable Stimme einsetzt. Tatsächlich klingt sie wieder etwas anders als noch bei SHUDDER AND SPIT oder bei RICH KIDS DRESS UP (zwischendurch gab es noch ein Grind/Crustprojekt, komme gerade nicht auf den Namen). Jedenfalls singt sie bei NIGHT TRAP recht hoch, sehr aggressiv, mit Ansätzen von Melodien. Erinnert mich teilweise an Dawn Crosby (R.I.P.!) von DETENTE und FEAR OF GOD. Sehr geil! Beim letzten Song gibt es dann eine „clean“ gesungene, äußerst melodische Passage. Die Musik hat insgesamt eine mitreißende Power, die sich schnell aufs Publikum überträgt. Die Band wirkt gut eingespielt und besitzt jetzt schon eine souveräne Bühnenpräsenz. Es ist zu spüren, dass NIGHT TRAP konzentriert und motiviert zu Werke gehen. Der Auftritt ist viel zu schnell zu Ende, ich hätte gern noch mehr gehört oder gleich alles nochmal von vorne.

 

NIGHT TRAPNIGHT TRAP

 

 

Alle drei Bands haben Lust auf mehr gemacht, das MULTIPLEX-Tape läuft schon mal und ist schwer zu empfehlen. Bei NIGHT TRAP und OWL ATTACK bin ich auf erste Tonträger und weitere Auftritte gespannt.  

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2022-11-12 15:10
Der fehlende Name von Sveas Crustband lautet: DIARRHEA DISCO! Danke an Melli für den Reminder. Hier gibt es sogar einen Bericht: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5389:diarrhea-disco-roi-m-stroi-fahrzoi-ge-14-07-2017-kiel-alte-meierei&catid=15&Itemid=520
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