THE WAR GOES ON, SPARCLUB / 03.03.2023 – Hamburg, Størte

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Hui! Heute Abend brennt ja überall die Hütte. Wer da zuhause bleibt, hat entweder gerade ein Netflix Abo abgeschlossen, hofft verzweifelt auf die Lieferung der vor 2 Tagen getätigten Pizza Bestellung beim Pasta Express oder hat einfach nur einen beschissenen Musikgeschmack. Hell over Hammaburg in die Markthalle (sehr geil), Mon Cheri und Schwach bei Meiers (auch sehr geil), Henry Rollins erzählt was in die Fabrik (mein Gott..) und Rawside und Urin-stinkt rumpeln auf der MS Stubnitz. Dazu gibt es noch Metal mit einer Opern-Sängerin und viel Power im Grünspan, den Vorentscheid zum Grand Prix de la Eurovision de la Chanson in die Glotze sowie ne Demo vor dem Hamburger Hauptbahnhof gegen das Demo Verbot vor dem Hamburger Hauptbahnhof.

 

STÖRTE

 

Wir entscheiden uns zum Glück für etwas anderes: Einen Besuch im Størte steht an. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Läden es zwischen Elbe und Alster gibt, in denen man noch nicht war, obwohl man seit gefühlten Jahrhunderten die Konzertschuppen der Hansestadt beackert. Das Størte verkörpert den DIY Spirit, wie ansonsten das Lobusch, die Flora oder das Gängeviertel – und natürlich Commander Herb und seine Chaos-Brigade in Kiel. „Ich weiß, wo das ist“, erklärt ein Exil-Zagreber, aber irgendwie hat er davon doch überhaupt keine Ahnung. Nachdem wir jeden halbwegs „alternativ“-aussehenden Passanten der Hafen- bzw Bernie-Nöcht-Straße angesprochen haben, landen wir vor einer Tür und daneben ist zum Glück ein Graffiti mit dem Monatsprogramm. Ich hab keine Ahnung, ob das jeden Monat neu angesprüht und hernach wieder entfernt wird...aber ist geiler scheiß.

 

Einlass 2000, Beginn 2100 – tatsächlicher Beginn 2230 oder so – erinnert irgendwie an alte Alte Meierei Zeiten. Eintritt zwischen 5 – 10 EUR, Bier 1,50 – 2,00. Willkommen zuhause! Dazu ist der Bums von oben bis unten mit alten Flyern und Plakaten tapeziert, hat im Keller ne geile Bar, nen Kicker und Toiletten, die mich anfangs rätseln lassen. Ohhh...und Chips und Salzstangen für lau gibt’s auch. I ♥Størte!

 

SPARCLUBSPARCLUB

 

Sparclub, ein Name, der an kneipenseeliges Spießertum par excellence denken lässt. So nennt sich entweder eine urugayanische Speed Metal Band, die sich im Deutsch-Wörterbuch vertan hat oder eine Punk Band. Hier haben wir es glücklicherweise mit letzterer zu tun. Die Besetzung ist auf das wesentliche reduziert. E-Gitarre und Schlagzeug – das funktioniert bei anderen Bands auch; nehmen wir nur mighty Kackschlacht oder over-mighty Sleater-Kinney (ok, die haben 2 Gitarren). Der Gesang ist gerne auch mal doppelläufig, die Hauptlast trägt aber die Gitarristin. Dieser ist mal schräg, mal schrill, aber immer Punk. Das gesamte Œuvre hat einen scheppernden 80er-Touch, aber das ist ausdrücklich positiv gemeint und spiegelt in der Einfachheit die galoppierende technische Finesse wieder. Die Lieder sind relativ kurz, kommen auf den Punkt und schaffen Raum für das Nächste – es wird für oder gegen was gesungen.

 

„Statt dich zu lieben, liebe ich mich. Statt dich zu brauchen, brauche ich mich!“, verkündet das semiprofessionelle Punk Rock Duett mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit. Ein weiteres Bonmot der Schaffensphase heißt „Klopapier“. Hier ist es egal, ob es 3-, 4- oder 5-lagig ist. Hauptsache, es ist da und führt der absurden Konsumgesellschaft die eigene Abhängigkeit grotesk vor Augen. Auch Sanitärartikel können eine Droge sein – dieser Gedanke ist unmissverständlich und schreit nicht „Verrat!“.

 

„Meine Gitarre hat einen Wackelkontakt.“ Dies ist nicht der geschliffene Name des nächsten Stückes Liedgut – nein, ein Hilferuf in die überkochenden Atmosphäre. Hier kommt gleich ein gewisser „Ronni“ zu Hilfe und überreicht sein bestes Stück (also im übertragenen Sinne). Das ist ein mehr als korrektes Verhalten und mit kaltem Schauer erinnere ich mich an Geschichten, wie andere Bands ihren Support behandeln. Weiter geht’s mit geilem Punk, der in die Fresse knallt. Welche Gitarre besser klingt? Da ist es wie mit dem Bier und dem Publikum – im Zweifel immer das billigere. Den Anspruch haben wir vor Jahren schon im Zug vergessen.

 

Ein anschließendes Treppengepräch (kein -witz) lässt erfahren, dass now-schon-mighty Sparclub im Juni (oder Juli) Kiel besuchen und natürlich in die Bude spielen. Da kann es nur heißen: Hin da! Weiterhin kommt bald das Erstlingswerk raus und die Videos auf Youtube sind auch ne Empfehlung und haben definitiv zu wenig Clicks. „Statt mich zu brauchen, brauche ich Sparclub“, formuliere ich mal um. Der Keks ist gegessen und gekrümelt hat´s. Der Disco Dusch-Vorhang im Hintergrund war übrigens super. Das klingt jetzt platt, aber isso.

 

THE WAR GOES ONTHE WAR GOES ON

 

Wer ist denn nun Ronni?, fragt sich der geneigte Leser. Etwa Ronni aus der Lutherstadt Zwickau? Oder der aus Halbersleben? Weder noch, ihr Noobs! Sheesh! Ronni Dybdahl natürlich! Ich sag nur: die legendären No Hope for the Kids! Und heute abend natürlich bei The War goes on! K-town Punk at it`s best! Da fallen noch mighty-as-mighty-can-be Gorilla Angreb sowie auch-recht-mighty Amdi Petersen´s Armé ein, bei denen überall Peter Bonneman gespielt hat – aber um den geht es heute ausnahmsweise mal nicht.

 

Heute stehen The War goes (fuckin´) on zu dritt auf der kleinen Bühne. Ich glaube, sie waren auch mal zu viert, aber das merkt man/frau nicht und am Sound ist ohnehin nichts auszusetzen. Der Laden hat komischerweise auch mal wieder nen besseren Klang als viele Kommerz-Schuppen. Im Hintergrund prügelt Troels Dag Malinowsky auf die Drums so energiegeladen und immer mit einem Lächeln ein, dass das Betrachten dieses eine wahre Freude ist und sich eine Snare sogleich verabschiedet. Aber das ist schnell gefixt und The Concert goes on. Da kann die Hörerschaft durchaus geteilter Meinung sein (hier ist Teilen wieder besser als alles für sich selbst zu behalten), aber das teils Depressive, Agressive, Schwere, Verzweifelte in der Musik von TWGO erinnert an sonstwie-mighty Tragedy mit weniger Metal-Einfluss. „Gloomy Monday“ sei hier als Beispiel genannt.

 

Es folgen bummelig 10 oder 12 Kracher aus allen Schaffensphasen der Dänen und die Zugabe wird ohne das übliche Geplänkel direkt im Anschluss und ohne langes Bitten gespielt. Von der Bühne kommen sie eh nicht runter – der Bums ist inzwischen randvoll. So billig kommt hier aber keiner weg! Das Publikum fordert nichtsdestotrotz eine weitere Zugabe und bekommt diese auch noch obendrauf. Die Band tauscht danach noch geiles Gesülze mit dem begeisterten Publikum aus, die braune Tasche wird gefunden(!) und ich „ernte“ noch eine CD für geschenkte 7 Euro ab.

 

Bis hierher alles super, 2 geile Bands, ne CD in die Tasche und 12 Atu auf´m Kessel – aber wir sind ja noch nicht zurück. Und das versucht die Bahn auch mit allen Mitteln zu verhindern. Um 0400 morgens sinniere ich auf dem eiskalten Bahnsteig in Pinneberg, dass ich langsam zu alt werde für den ganzen Scheiß. 10 oder 20 Jahre halte ich das vielleicht noch durch, aber dann ist auch wirklich Schluss.

 

Bin zum nächsten Mal im Störte...bis dahin weiß ich auch, ob ich eine FLINTA Toilette hätte benutzen dürfen. The War goes (fuckin´) on!

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