Schwach, Mon Cherie / 03.03.2023 - Kiel, Alte Meierei

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So kann das Wochenende beginnen: ersma schön n leckeren Satanburger im Rosi mampfen und dann in der Palenke schoma mit n paar Bierchen einstimmen auf das, was später noch folgen soll: ein Besuch in der Alten Meierei. Dorthin luden Fire And Flames ein, um einen ordentlich auf die Mütze (= Ohren) zu geben. Zwei Bands wurden erwartet: Mon Cherie aus HH und Schwach aus HH/Börlin. Eintritt für faire 8-10€ und dann ab dafür! Endlich ma wieder etwas Hardcoriges!  

 

Glücklicherweise folgten einige andere der Einladung, sodass es ordentlich gefüllt war, und nicht nur mit „alten Säcken“, sondern erfreulicherweise auch zahlreiche „Jungspunde“! Gut so, ich hoffe, dieser Eindruck erhärtet sich bei den nächsten Konzertbesuchen (ich komme später nochma auf dieses Thema zurück)!  

 

Den Einstieg des musikalischen Abends machten Mon Cherie. Die Mucke wird in den Unweiten des Internets als schrottiger D-Punk aus den 80ern mit Anleihen aus politischem 90er-Hardcore beschrieben mit Referenzen zu beispielsweise Chaos Z (die ich nicht unbedingt rausgehört habe). Mittlerweile gibt es die Band nun auch schon ein paar Jahre. Schön fand ich, als die Sängerin erzählte, dass sie 10 Jahre zuvor an gleicher Stelle Rawside gesehen hatte und wohl derart beeindruckt war, dass der Wunsch erwuchs, ma selbst in der Meierei aufzutreten. Manchmal werden Träume wahr und auf der neudeutsch „Bucket List“ kann dieser Punkt nun abgehakt werden. Insgesamt n guter und kurzweiliger Auftritt, der vom Publikum durch gelegentliche Pogos auch ordentlich honoriert wurde. Anspieltipp bei YouTube: 9-Euro-Ticket To Hell!  

 

Im Anschluss: Schwach! Das hieß (Youthcrew-)Hardcore mit deutschen Texten und Inhalt. Schön, nicht nur alte (selbstreferentielle) Parolen wie „Unity“ oder beispielsweise „Wir gegen die“ und ähnliche (ziemlich durchgelutschte) zu hören. Derartige Musik, mit deutschen Texten versehen, ist ja auch eher selten. Ich finde ja, das kommt schon sehr geil! Auch wenn man des Englischen mächtig ist, rücken deutsche Texte zumindest bei mir noch mehr in den Vordergrund (und werden unter Augenschein genommen). Auf deren LP „Kälter“ (bei Fire And Flames erworben) sind die Texte zudem abgedruckt, die Inhalte wechseln von (Szene)-Alltagsbeobachtungen zu Politischem und Persönlichem. Mich hat sie auf jeden Fall „abgeholt“!  Zunächst musste ich mir die Augen reiben, da der Sänger sehr große Ähnlichkeit mit dem Drummer der Vorband hatte, Spoiler: er war es auch! Der gute Mann konnte bestimmt fein schlafen am Abend bei dem Energie-Pensum, das er an den Tag legte. Respekt dafür! 

Anfangs schien die Stimme noch relativ „clean“, sie wurde dann aber geilerweise zunehmend „räudiger“. Dass so viel Bewegung im Pit entstand, lag (jetzt komm ich darauf zurück) nicht unbedingt an den alten Szenegängern. War schon cool mit anzusehen, wie abgegangen wurde (obwohl ich schon sagen muss, dass die Grenze zum „das eigene Ventil aufmachen und „abrocken“ und „sich selbst abfeiern“ sehr sehr schmal is). Zu dem Thema zitier ich gern „Stillstand“ vom oben genannten Album: „Alte Musik für alte Menschen - was soll man noch ergänzen? - Umfeld begrenzen - alles schon mal dagewesen - alles am Verwesen - alles schon mal dagewesen - alles zum Verwesen - die Kopie der Kopie auf der Ü30-Party - (…)". Solange sich jüngere Menschen noch für diese „alte“ Musik interessieren, ist die Hoffnung noch nicht verloren.  Manche Themen sind aber auch einfach universell und zeitlos und auf folgende Generationen übertragbar, siehe „Tristesse“ („Aufgewachsen in der Tristesse - alles sah aus wie geleckt - hier gab es nur wenig Stress - Lebensläufe alle perfekt - hier hat alles einen Sinn und Zweck  - hier hört niemand Minor Threat (…)“ oder „Gedankenpalast“ mit der Textzeile „(…) Muff Potter fragt „was hat uns so gemacht?“. Ich weiß nicht, ob mich meine Erinnerungen trügen, aber „Abstand“ hab ich an dem (supi) Abend vermisst. Scheint nebenbei allmählich Tradition zu sein, dass Zimmermann-Gesellen (?) sich in die Meierei verirren (ich habe da zumindest schon öfter ma welche gesehen). Boah, ich weiß nicht, wie viele Konzerte ich mittlerweile allein in der Meierei gesehen habe, aber ich muss immer wieder sagen: was für ein toller Laden! Irgendwie schmeckt komischerweise das Bier da immer besonders gut! Der Sound war auch (wieder ma) astrein!  

 

Vielen Dank an Fire And Flames (ich hoffe, die schweren Zeiten sind ersma vorbei? Ich drück auf jeden Fall weiter die Daumen, dass es läuft!) für den schönen Abend!!! Um mit den Worten von Schwach zu sagen (ein letztes Zitat): „Punk - ist immer noch das Geilste!“ :)

Bewertung: 5 / 5

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