HELL OVER HAMMABURG IX / 04.03.2023 – Hamburg, Markthalle, Tag 2

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Philipp: Den zweiten Festivaltag empfinde ich widersprüchlicherweise als entspannter als den ersten, obwohl ja die Konzerte im Marx dazukommen, die man rechtzeitig aufsuchen muss, um überhaupt noch reinzupassen. Aber heute entzerrt diese Zwei-Bühnen-Planung den Ablauf, sodass sich die Leute etwas verteilen und sich nicht überall Schlangen und Gedränge bilden, zumindest nicht im Ausmaß wie gestern. Außerdem können wir am Samstag ohne Arbeits- und Zeitstress losfahren und kommen locker rechtzeitig an, um WHEEL komplett zu sehen. Weiterhin stehen auf meinem persönlichen Menu: KARLOFF, IMHA TARIKAT, STYGIAN CROWN, MORNE, HEXENBRETT, DESASTER und HIGH SPIRITS.

Torsten: Kaum halbwegs ausgeruht, geht es auch schon wieder auf die Fahrt zur Hamburger Markthalle. Diesmal schaffen wir es pünktlich auf die Sekunde. Vielen, lieben Dank an dieser Stelle an Anonymus, der dafür sorgt, dass ich taktgenau bei WHEEL vor der Bühne stehe!

 

HIGH SPIRITS

Bericht von Torsten und Philipp, Fotos von Taina und Torsten 

 

Philipp: WHEEL haben mit ihrem dritten Album „Preserved in Time“ eines der Doom-Alben 2021 veröffentlicht. Für mich kam die Band wie aus dem Nichts, die ersten beiden Alben waren mir also durchs Netz geflutscht. Ein Fehler, den ich nach dieser Show korrigiere, indem ich „Wheel“ und „Icarus“ abernte und dem Wolter’schen Haushalt zufüge. Warum? Weil WHEEL killen. Ihre Spielart des Doom lässt sich als die melodische und epische Variante bezeichnen, geht ganz grob in Richtung SOLITUDE AETURNUS. Sänger Arkadius Kurek klingt allerdings fragiler und leidender als Rob Lowe. Mit entsprechenden Gesten unterstreicht er Zeilen wie „And after all I wonder / What I have become / A shadow so relentless / Emotionless and numb“ („When The Shadow Takes You Over“) oder “My life an empty shell now, a soul without a cause / Each path leads to an endless pain / Whichever one I chose / Trapped in this endless nightmare” (“At Night They Came Upon Us”). Vom erwähnten dritten Longpplayer gibt’s gleich sechs Songs zu hören, ergänzt werden sie um jeweils einen Titel der ersten beiden Platten („Icarus“ sowie „The Mills Of God“). Harter Tobak, der durch den exzellenten Sound in ganzer Tiefe mitzufühlen ist!

 

WHEELWHEEL

 

Torsten: Auf diese Band bin ich sehr gespannt, denn ihr Album "Preserved In Time" (mit dem ich diese Band kennenlernte), sorgte bei mir für eine runtergeklappte Kinnlade und ungläubiges Staunen: SO viel SOLITUDE AETURNUS, SOO viel an Robert Lowe angelehnte Gesangslinien! Das war tatsächlich etwas ZU viel für mich. Es fiel mir anfangs schwer "Preserved in Time" anzuhören. Nun also meine Live – Premiere mit WHEEL ... - die mich von Anfang an am langsamen Wickel haben. Diese vollendeten Gitarrenharmonien, diese fantastischen Gesangslinien, diese tolle Stimme von Sänger Arkadius! Jaa, es klingt seehr nach den vermissten Texas Doomern und auch die Theatralik eines Robert Lowe ist mit den Händen zu greifen. Aber: es ist einfach schön! Ich seufze vor Glück in epischen Ausmaßen. Jeder Song trifft ins Mark. Passt! Ich sach ja: "Doom macht glücklich!"

 

WHEELWHEEL

 

Philipp: Auf schwermütigen Doom folgt das rotzige Höllengewitter von KARLOFF, stärker könnte der musikalische Kontrast kaum sein. Ich mag diese Mischung sehr und lege zu Hause auch in ähnlicher Abfolge Platten auf. KARLOFF ballern vom ersten Moment an vehement los. Alle Anwesenden müssen grinsen, das Marx füllt sich mit einem Meer aus hochgereckten und Löcher in die Luft kloppenden Fäusten. Fist banging mania! Der krustige Punk Metal schockt auf Platte, ist gleichzeitig wie für die Bühne gemacht. Wenig Ansagen, ein paar Funzeln auf der Bühne, ohne große Pausen immer feste druff. Schade finde ich nur, dass ich nach ca. einer Viertelstunde auch schon gehen muss, um alles von IMHA TARIKAT mitzubekommen. Aber KARLOFF haben in dieser kurzen Zeit auch schon viel gesagt, außerdem hatte ich sie nicht zum ersten Mal gesehen.

 

KARLOFFKARLOFF

 

Torsten: Jetzt folgt sogleich die erste Überschneidung. KARLOFF gegen IMHA TARIKAT. Zwar hab ich KARLOFF schon mal in Kiel gesehen (worüber ich mir während der Autofahrt nicht so sicher bin ...) und die Wahl könnte also gegen das proppenvolle MARx entschieden werden, aber ich hab Bock auf räudigen BlackMetalPunk und so stelle ich mich geduldig hinten an und komme tatsächlich mit jedem KARLOFF – Song näher an die Bühne. So wird dann auch der Sound besser. Herrlich dröhnen die "Uughs!" in meinen Ohren. Der angeschwärzte Punk rumpelt trocken, kurz und schmerzlos schön und dick aus den Boxen. Erinnert mich ein ums andere Mal an "Celtic Frost machen jetzt Punk". Herrlich! Die Oldenburger (und die Nebelmaschine) geben alles! Am liebsten gleich nochmal von vorn ...

 

IMHA TARIKATIMHA TARIKAT

 

Philipp: „Vielen Dank für die schöne Zeit“, verabschiedet sich IMHA TARIKAT-Sänger und –Gitarrist Ruhsuz Cellât am Ende der Show. Solche Worte hört man eher selten bei einer Black Metal Band, aber sie zeigen, dass diese Musiker einen eigenen Weg gehen, um ihre Emotionen auszudrücken und sich dabei von gewissen Konventionen lösen. Beim Hören des 2022er Überwerks „Hearts Unchained – At War With A Passionless World“ stellte ich mir häufiger die Frage, ob das noch Black Metal sei, lassen Cellât und seine Mitstreiter doch Post-Metal-Elemente und andere Inspirationen einfließen. Bei IMHA TARIKAT ergeht es mir übrigens ähnlich wie bei WHEEL – erst mit dem aktuellen Album entdeckte ich die Band für mich, daher müssen heute der „Sternenberster“ (2020) und eine Compilation der EPs „Kenoboros“ (2017) und „Kara Ihlas“ (2019) abgeerntet werden. Zu mitreißend und begeisternd fällt der Auftritt aus, um hier widerstehen zu können. Die Markthalle pulsiert, als der Schlagzeuger die Blastbeats regieren lässt. Die Melange aus Raserei, unwirklichen Melodien, Schmerz und Wahnsinn in der Stimme kommt mit einer unfasslichen Intensität. Die Band greift einerseits auf klassische Elemente des Black Metal der zweiten Generation zurück, etwa das sich überschlagende Tempo, bringt andererseits aber alles mit einer Frische auf den Punkt, die erfreulich ist. Auch die Texte wirken nicht aufgesetzt, sondern eher wie im Fieberwahn niedergeschrieben, was bereits Songtitel wie „Ekstase ohne Ende“, „Sturm der Erlösung“ oder „Brand am Firmament“ andeuten. Geil!

Torsten: Nachdem KARLOFF gebührend abgefeiert werden, ist noch Zeit für ein bisschen IMHA TARIKAT. Die gehen grade gut durch die Decke und werden für ihren Sound ordentlich gelobt. Kein Wunder: IMHA TARIKAT machen alles; aber nicht gewöhnlich. Ja, es ist Black Metal. Und, nein, irgendwie doch nicht. Alter! Das hier ist wild, konfus, schnell (sowieso), treibend, dissonant, äähhmm ... - taktlos? Ich weiss es grade nicht. Sicher ist nur, dass es kein "Easy – Listening – Metal" ist. Verheerend und dominant. Und mir in diesem Moment zu dolle. Ich lass den IMHA – TARIKAT – Sturm über mich ergehen und werde mich zuhause eingehender mit diesen Klanggebilden (und den deutschsprachigen Texten) beschäftigen müssen. Mal gucken, ob mein Heart dann unchained wird ...

PS: Mir kommt der Bassist irgendwie bekannt vor ... - ah, wie geil: ist der Sänger von THE NIGHT ETERNAL. Die haben mein Herz ja schon. ;)

 

STYGIAN CROWNSTYGIAN CROWN

 

Philipp: YXXAN hätte man jetzt nur noch für wenige Minuten angucken können, weswegen ich sie mir gleich schenke, stattdessen lieber das halbe Stündchen Pause genieße, um dann gestärkt zu STYGIAN CROWN erneut die große Markthalle zu entern. Ihr selbstbetiteltes Debutalbum aus dem Jahre 2020 ist bekanntlich ein Epic Doom Banger mit leichten BOLT-THROWER-Einflüssen. Nur eine kleine Anekdote zu der Platte: Ich nehme ab und zu an einer privaten Veranstaltung teil, die wir den „Vinylabend“ nennen. Jede:r nimmt mehrere Scheiben mit, die er den anderen vorstellt bzw. die dann gemeinsam gehört werden. Kurz nach VÖ der STYGIAN-CROWN-Scheibe fand so ein Vinylabend statt, es hatten drei der Vinylfreaks diese Platte dabei… Nun, Melissa Pinion und ihre bärtigen Mitstreiter profitieren von einem hervorragenden Sound. Das kommt so fett, die Band klingt wie ein Bulldozer! Mächtige Drumbeats und krachende Riffs walzen durch die Markthalle, stygisch gekrönt vom anklagenden, dramatischen Gesang. „Devour The Dead“, „Up From The Dephts“ oder „Two Coins For The Ferryman“ verbinden die Death Metal-Elemente mit Melodic Doom der Sorte SMOULDER oder CAUCHEMAR. Die Band stellt uns auch einen neuen Song vor, betitelt “Where The Candle Always Burns”, der sofort Bock aufs zweite Album macht. Stark!

Torsten: Nach dieser fulminanten Abfahrt wird's jetzt wieder etwas bedächtiger. STYGIAN CROWN setzten an zur nächsten epischen Doom – Attacke! Ihr erstes Album war eine faustdicke Überraschung. Nicht zuletzt, weil ein Ex – MORGION - Musiker (tiefer Death Doom) hier eine neue langsame Heimat gefunden hat, sondern auch, weil eine tolle Stimme über den episch – fetten Riffs thront. Frontfrau Melissa Pinion überzeugt schon auf Platte, aber was heute live aus ihrer Kehle dringt ist geradezu über-episch! Exemplarisch mögen hier "Two Coins for the Ferryman" und "Flametounge" genannt sein. Richtig tolle epische Doom – Songs mit erhabenen Harmonien, fetten Riffs und einer eben tollen markanten Stimme! Mit jedem Song feire ich STYGIAN CROWN mehr und schwelge genüsslich in den langsamen Tönen. Dabei hat Neu – Bassist Eric gleich einen passenden Spinal Tap – Einstand, weil ihm beim ersten Song der Gurt reisst und er den Rest des Songs im Knien spielt. Das nennt man Hingabe. Nichtsdestotrotz geniessen die Amis ihren zweiten Auftritt in Deutschland immens. Nachdem sie letztjährig beim Hammer Of Doom allseits warmherzig abgefeiert wurden, ist das beim HoH definitiv ebenso. STYGIAN CROWN agieren freudig und gerührt. Ein neuer Song wird ebenfalls präsentiert: "When the Candle always burns" klingt verdoomt gut und regt schon den Speichelfluss für das nächste Album an. "Doom macht glücklich Teil II!"

Schöne Aktion auch nach der Show: Sängerin Melissa mischt sich unters HoH – Volk und holt sich mit breit grinsenden und dankbaren Fans ein Selfie nach dem anderen.

 

STYGIAN CROWN

 

Philipp: Seltsamerweise spielt zwischen STYGIAN CROWN und MORNE keine Band im Marx. Das soll mir aber nur Recht sein, so hat man wenigstens mal Zeit, sich am Merch umzusehen und ein wenig zu sabbeln. Das halbe Stündchen vergeht wie im Fluge, schon stehen MORNE auf der Bühne. Die Boston-Legende habe ich schon richtig lange nicht mehr gesehen. Ohne viel Worte wämsen uns die Schwarzwurzel-Krusten ihr Schaffen um die Ohren. Man kann nicht sagen, ob die Band dabei Spaß hat. Sänger und Gitarrist Milosz Gassan guckt eher ernst, was aber auch gut zum extrem düsteren Material passt. Sludge und Post Metal sind weiterhin Eckpunkte ihres Stils, der sich als zäh und treibend zugleich bezeichnen lässt. Mich erinnert das gerade vom Schlagzeugspiel immer etwas an ältere NEUROSIS, wobei man sicherlich auch AGRIMONIA oder ISIS als Vergleiche heranziehen könnte. Mit Stücken wie „To The Night Unknown“ oder „Night Awaits The Dawn“ bereichern sie das Festival um eine weitere Nuance.

 

MORNEMORNE

 

Torsten: Weiter geht's mit MORNE, deren Live Qualitäten ich schon desöfteren bewundert habe. Daher umso grösser meine Freude, als die Bostoner für dieses Festival angekündigt wurden. Ich bin seit meiner ersten Begegnung mit MORNE der Meinung, dass ihre massiven, dunklen Riffwände hier auf's HoH gehören. Voller Vorfreude stehe ich also pünktlich vor der Bühne. Aber, vielleicht war das ein Fehler. Denn so weit vorne kommt der Sound, der Druck, den diese Band allgemein macht, nicht gut zur Geltung. Zwar bohren sich die beliebten Riffs sofort in die Ohren, doch so richtig zünden wollen sie nicht. Habe nur ich den Eindruck, dass sich MORNE nicht so recht wohl fühlen auf der Markthallen – Bühne? Schwer vorstellbar, aber mir kommt der Auftritt heute sehr spröde vor. Zwar rollen die ultraschweren Riffs zwischen Sludge und Bolt Thrower nach und nach besser in meinen Eingeweiden umher und ein erleichternder Seufzer ("endlich") kommt über meine Lippen, doch so ganz hauen mich MORNE heute nicht aus den Schuhen. Als die Band dann auch noch früher von der Bühne geht, als nötig (ja, sie haben lange Songs, aber ein bisschen Zeit wäre definitiv noch gewesen), finde ich das mehr als schade ...

 

HEXENBRETT

 

Philipp: Spannung liegt in der Luft, während es mit jedem Moment voller wird im Marx. Wie würden HEXENBRETT sich wohl auf der Bühne geben, wie sehen die überhaupt aus? Hinter den Namen bzw. Pseudonymen Josto Feratu und Scarlettina Borlétt verbirgen sich angeblich zwei Österreicher:innen. Die Bühne ist schon mal dem Image entsprechend dekoriert: An einer Galgenschlinge baumelt die Kinderpuppe, die auch auf dem Cover des zweiten Albums „Zweite Beschwörung: Ein Kind zu töten“ zu sehen ist, weiter links im Hintergrund steht eine unbekleidete Schaufensterpuppe . Endlich geht’s mit „Sadist“ in die Vollen. HEXENBRETT tragen starre Masken, die das ganze Gesicht verdecken und das Lesen jeglicher Emotionen verhindern. Live hat sich das Duo einen Bassisten dazugeholt, der natürlich ebenfalls vermummt auftritt. Die völlig eigenständige Musik spottet wirklich jeglicher Beschreibung und es wird wohl kein Review ohne das Wort „krank“ geschrieben werden. Melodien wie aus Horrorfilmen oder Alpträumen, Black Metal-Gewitterschlagzeug, Heavy Metal-Riffs treffen aufeinander, wobei Rhythmik und Gesangsstil derart eigen und schrill ausfallen, dass Bandvergleiche unmöglich sind. Für viele stellen HEXENBRETT somit auch einen Höhepunkt des gesamten Festivals dar, ich reihe mich ein, weil die Intensität des Auftritts sogar noch die Platten übertrifft, deren Kaputtheitsgrad im Vorfeld eigentlich kaum zu reproduzieren erschien. So manch obskure Band hat sich ja live schon selbst entzaubert, das ist bei HEXENBRETT definitiv nicht der Fall. Im Gegenteil, dieser Auftritt dürfte den Mythos der Band weiter ausbauen. Höhepunkte? Vielleicht „Hexen (bis aufs Blut gequält)“, „Toter Schrei“ oder „La Requiem Des Vampires“, aber eigentlich der gesamte Gig.

Torsten: ... oder wollten MORNE rechtzeitig ins MARx zu HEXENBRETT? Die sind nämlich als nächste Band an der Reihe. Das Interesse ist groß, die Neugier vielleicht noch grösser. HEXENBRETT haben mit ihren bisherigen Veröffentlichungen einen s(ch)icken Keim gesät, der heute eine perverse Blüte treibt. Zu viert tummeln sich die allesamt maskierten Musiker auf der Bühne, die zudem noch mit diversem kranken Zierrat vollgestellt oder, wie das Puppenbaby, gehängt ist. Man kommt sich vor wie in einem gaaanz schlechtem C- Movie. Und so abgefahren und zerissen die Hexen - Mugge auf Platte klingt, so "rund" klingt sie live. Gut eingespielt die HEXEN – Band. Da kommen Zweifel auf am "Ein – Mann – Projekt". Musikalisch gibt's ne gute Bandbreite: melodiöse Gitarren, Blastbeats, Orgelklänge, gebrochenes Deutsch, sabbernder und singender Schlagzeuger, SadoMaso – Bassist und "unsichtbarer" Orgelmann. Das MARx feiert all das und hat perversen Spass mit (und auf? dem) HEXENBRETT. Muss man schon mögen. Ein zwei Leutchen neben mir sind doch etwas ratlos und quatschen nur von "Hype" und folgen dem Treiben auf der Bühne verständnislos. Ich hingegen sehe die "Farben der Nacht" und singe bei "Toter Schrei" "La-lalala, lalala ...". Ein s(ch)ickes Vergnügen!

 

DESASTERDESASTER

 

Philipp: Für DESASTER habe ich HEXENBRETT allerdings früher verlassen, als großer Freund dieser Band seit immerhin 1996 gilt es hier, keinen Ton zu verpassen. Und wow, was für einen Arschtritt verpasst der neue Schlagzeuger Hont (2018 eingestiegen) dem eh schon völlig hemmungslosen Sound der Band! Los geht es mit dem neuen Kracher „Learn To Love The Void“, es folgt eine Setlist, die immerhin neun Alben der Band abdeckt plus einen alten Demosong und eine S.O.D.-Coverversion. Infernal, Odin und Sataniac machen nun schon seit über zwanzig Jahren zusammen Musik, DESASTER als Band gibt es seit 1988 – da kann man schon mal aus dem Vollen schöpfen. Der barbarische Spielbock des Vierers überträgt sich schnell und vehement aufs Publikum, das so derbe feiert wie sonst gestern nur bei STALLION und BRUTUS und – so viel sei verraten – später bei HIGH SPIRITS. Das ballert so geil, man brüllt mit (Bier)Schaum vorm Mund Perlen wie „Nekropolis Karthago“, „Hellbangers“, „Teutonic Steel“, „In A Winter Battle“, „Divine Blasphemies“ und natürlich „Metalized Blood“ mit. Ich liebe ja Sataniacs Stimme, die kommt so herrlich fleischig und saftig. Zum Abschluss covern die Koblenzer „Speak English Or Die“, wobei im Refrain verschiedene Sprachen eingesetzt werden, was die sarkastische Intention des Textes hervorhebt.  Headliner würdiger Abriss!

Torsten: Leicht beschwingt geht's rüber zu DESASTER. Die deibeln schon – sowohl ein Weilchen an Jahren, als auch grade jetzt in der prall gefüllten großen Halle. Sind jetzt nicht die Band, die ich absolut verfolge. Waren halt immer da. Und auch immer gut. "Hellfires Dominion" lief noch am häufigsten bei mir. Da freut's mich, dass "Teutonic Steel" und (natürlich!!!) "Metalized Blood" (mit einem schwedischem Gast – Shouter) schön räudig durch die Markthalle fegen. Damit haben die Black Thrasher leichtes Spiel beim Publikum. Sind aber auch ein sympathischer Haufen Metal – Freaks und – Fans. Die schwitzen ihre metallische Leidenschaft mittenrein ins Publikum. Das ist furchtbar ansteckend. Da ist die Faust "daueroben", die Stimmbänder werden schön malträtiert und die wenigen Haare fliegen beinah von allein. Nun werde ich mir doch mal alle fehlenden Platten zu Gemüte führen. (Herr Wolter wir brauchen eine desaströse DESASTER – Party!) (gern - bei dir zu Hause, ne? Anm. Philipp)

 

Philipp: Aber es sollen ja noch HIGH SPIRITS kommen. Ist die Luft vielleicht schon raus nach zwei Tagen Vollgas, bei manchen ja sogar drei (wegen des Warm-Ups)? Das hat man immerhin schon erlebt. Aber nicht bei HIGH SPIRITS. „Hi, I am Chris Black. These are my friends. And we play Rock’n’Roll“, das hätte Lemmy nicht schöner formulieren können. Der Bandname ist Programm, wenige Bands haben es drauf, eine derart empowernde Stimmung zu erzeugen. Uplifting, sagt der Angliszismenfreund. Bei Topsound fönen uns Gute-Laune-Nummern wie „When The Lights Go Down“, „This Is The Night“, „Full Power“, “Another Night In The City” oder “Midnight Sun” die Frisuren platt. Es ist eine Freude, hier die ganze Halle mitsingen zu hören und in den Chor einzustimmen: “Hiiiiiiiigh Spiriiiiits. Hiiiiiiiigh Spiriiiiiiits!“ Chris Black denkt daran, in einer kurzen Ansage Tim Aymar zu gedenken, seinem Sänger bei PHARAOH, den die Welt kürzlich verloren hat (R.I.P.!), eine sehr schöne Geste. Bei der Zugabe kommt es zu ganz wunderbaren Szenen, als nämlich „Thank You“ gespielt wird und alle, wirklich alle die Zeilen „Thank you / Thank you for being my friend / Thank you / Thank you for everything“ mitsingen. Black Metal-Kuttenträger und Hardrocker:innen, die gemeinsam „Thank you for being my friend“ singen, diesen herrlichen Augenblick möchte ich für immer im Gedächtnis behalten.

Torsten: Tja, und nun HIGH SPIRITS. Wat willste noch gross über diese Jungs erzählen oder schreiben? JEDE/R weiss was jetzt kommt! JEDE/R hat schon die Texte und Shouts parat! JEDE/R will mitsingen, mitfeiern und durchdrehen! Dabei kommen ALLE auf ihre Kosten! Fans und Band. Schon vor'm Konzert ist der "Spirit Hiiiigghhh" und man hört diese beliebte Textzeile allüberall. Kaum ist die Band auf der Bühne kriegste das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Gute Laune all over se plase! Kein Wunder bei solchen Gassenhauern wie "Another Night in the City", "Flying High" oder "Going Up". Im Grunde ist jeder Song ein Treffer! Was für eine Hitdichte! Dazu die bestens aufgelegte Band (charakteristisch in weissen Buchsen und schwaten Shirts), geile Gitarrenaction und natürlich die launig – sympathischen Ansagen von Prof. Black. Hier passt einfach alles! Doch nicht immer kann alles eitel Sonnenschein sein; Gevatter Tod ist nie weit weg. Und so wird dem kürzlich verstorbenen Pharao – Sänger Tim Aymar ein Song gewidmet. Tim guckt bestimmt von oben zu und geniesst die Party. Die "Midnight Sun" ist so hell, dass der Bassist Bob Sonnenbrillen verteilt und weil's einfach viel zu schön ist, kommen die Chicagoer nicht ohne Zugabe weg. Der Professor fasst das HoH wie folgt zusammen: "Das einzige Festival wo es erst "Metalized Blood" gibt und dann "Thank you (for being my Friend)"! Hart und zart einträchtig beieinander. Könnte gerne immer und überall so sein!

 

Philipp: Ein geniales Festival liegt hinter uns. So viele tolle Bands, so zahlreiche Eindrücke! Ich schließe mit einem Statement der Veranstalter:

„Ihr alle seid die Besten!

Vielen Dank an alle – Fans und Publikum, Bands und Crews sowie das komplette Team der Markthalle – für ein grandioses Wochenende! Alles hat gepasst, wir haben unzählige glückliche Gesichter auf und vor der Bühne gesehen, viele alte Freunde wiedergetroffen und tolle Auftritte erlebt.

Ihr alle habt das HELL OVER HAMMABURG zu einem Klassentreffen der besonderen Art gemacht!

Die Planungen für unser 10. HOH laufen bereits auf Hochtouren, es wird am 1. & 2. März 2024 stattfinden, und bevor wir einen entsprechenden neuen Thread eröffnen und erste Infos bekanntgeben, sei an dieser Stelle eine klitzekleine Vorausschau verraten: Vor exakt zehn Jahren, im März 2013, tauchte die berüchtigte Molly Black erstmals in Deutschland auf, und nach einigen begangenen Verbrechen war sie wieder verschwunden. Doch nun hat sie wieder Blut geleckt und wird unser Festival erneut beehren! Welcome back, SLINGBLADE!“

 Torsten: Das HELL OVER HAMMABURG 2023 lässt nur EIN Resümee zu: es war eine Wucht! Nach drei langen Jahren eine fulminante Rückkehr! Mehr Publikum, mehr Fans als je zuvor! Dieses Festival sucht seinesgleichen! Die Organisation, die Fans und die Auswahl an Bands stechen einfach immer heraus! Ich freue mich auf das Jubiläum im nächsten März! (SLINGBLADE, Alter!!!)

Dank, Respekt und "Metalized Love" an alle, die das möglich gemacht haben! Tiefe Verbeugung!

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