THE GEMS / 21.06.2023 – Kiel, Reventlouwiese, Radio Bob Rockcamp

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„KIELER WOCHE STINKT! KIELER WOCHE SINKT!“, so erschallt es regelmäßig aus den Reihen der Volksfestverächter. Lange habe ich mich dem Chor angeschlossen, die „Kiwo“ über Jahre komplett gemieden. Doch in den letzten Jahren gab es positive Tendenzen: Die JUNGE BÜHNE (wir berichteten etwa über BUSTER SHUFFLE), die Freilichtbühne Krusenkoppel (TOCOTRONIC, THE DETECTORS, NO SUGAR) oder eben das RADIO BOB ROCKCAMP (THERAPY?, ROSE TATTOO). Dieses Jahr hatte ich irgendwie nie Zeit oder es ging dann doch eine Veranstaltung in Hamburg vor. Und vom heutigen Konzert erfahre ich erst kurz vorher bzw. klärt mich Strecker darüber auf, dass mit THE GEMS die Ex-THUNDERMOTHER-Musikerinnen auf der Bühne stehen. Irrwitziger Zufall: Genau am selben Tag veröffentliche ich die Ergebnisse der DreMu-Poll-Rubrik „Wunschkonzert 2023“, in der jemand äußerte: „Ex-THUNDERMOTHER ohne die Chefin“. Heute werden Wünsche wahr!

 

THE GEMS

Bilder von MJ und Rüdiger Naffin

 

Schnell rein, durch die Massen der Mutantenhorden, kein Blick nach rechts oder links – puh, geschafft! Mit einem Bier in den Pranken stehen wir vor der Bühne und nach wenigen Augenblicken geht es auch schon los.

 

THE GEMSTHE GEMS

 

Mona Lindgren (g), Emlee Johansson (d) und Guernica Mancini (v) sind vor einigen Monaten bei THUNDERMOTHER entlassen worden. Manche ziehen daraus Rückschlüsse auf den Charakter von Bandchefin Filippa Nässil. Find ich immer schwierig. Man war nicht dabei und kann kein Urteil fällen. Erfreulich ist definitiv, dass die drei entlassenen Musikerinnen gleich eine neue Band gegründet haben. Die haben Bock! Mit Sara Pettersson (b) ist eine weitere Ex-THUNDERMOTHER-Frau dazugestoßen. Der heutige Auftritt ist der erste außerhalb Schwedens, dementsprechend aufgekratzt wirkt die Band auch.

 

THE GEMSTHE GEMS

 

Mit „The Light In The Sky“ und „Driving In Style“ geht es gleich mit zwei THUNDERMOTHER-Nummern los und ich denke wieder mal: Holy shit, was für eine Stimme! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das die Nachfolgerin von Guernica Mancini hinbekommen soll. THE GEMS bringen das Material mit ähnlichem Spirit rüber, wobei die Band natürlich noch nicht so sicher auf der Bühne agiert wie die letzte THUNDERMOTHER-Besetzung, die unzählige Auftritte absolviert hatte. Gerade das macht einen Teil der Faszination des heutigen Abends aus. Ich finde das sogar optimal bei einem Konzert: Es handelt sich um gute Musikerinnen, die motiviert und gleichzeitig total aufgeregt sind. Kleinere Unsicherheiten darüber, wann z.B. ein Stück zu Ende sein soll, machen doch mehr Spaß als routiniertes Herunterspulen. Ein Hauptunterschied zu THUNDERMOTHER und einer der Faktoren, der in Zukunft den beiden Bands unterschiedlichen Charakter verleihen wird, ist natürlich das jeweilige Gitarrenspiel. Mona Lindgren zeigt breit gefächerte Einflüsse, zockt heute z.B. JIMI HENDRIX an, während Filippa Nässil dreckiger und tief von AC/DC geprägt zockt. Die eigenen Stücke gehen zum Teil auf Anhieb gut rein, so gefällt mir der Ohrwurm „Like A Phoenix“, der inhaltlich offenbar die Trennung und Wiederkehr mit der neuen Combo thematisiert. Es sind schon erstaunlich viele eigene Songs, die THE GEMS präsentieren. In den vier (?) Monaten waren die Musikerinnen offenbar on fire und haben ohne Unterlass gearbeitet. Wenn ich das korrekt notiere, heißen drei meiner Highlights „Defying Gravity“, „Fruits Of My Labor“ und „Kiss It Goodbye“.  Die Dinger rocken durchweg, profitieren von der souligen Powerstimme Guernica Mancinis und machen Lust auf mehr. Weitere THUNDERMOTHER-Stücke kommen in Form von „Borrowed Time“, „I Don’t Know You“, „Try With Love“ und „Watch Out“.

 

THE GEMSTHE GEMS

 

Das einhellig gezogene Fazit: besser als erwartet!

 

THE GEMSTHE GEMS

 

 

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