DESTRUCTION, WHIPLASH, ENFORCER, CRISIX / 19.10.2023 – Hamburg, Markthalle

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40 Jahre DESTRUCTION! Das darf gefeiert werden! Und welcher Ort eignet sich dafür besser, als die geschichtsträchtige Markthalle, in welcher DESTRUCTION damals den Support für SLAYER auf deren „Hell Awaits“-Tour machten? Für mich ja trotz der Größe (ab 300 kommen die Arschlöcher; weiß man) ein Wohlfühlort. Übrigens beeindruckt mich die Markthalle gerade durch ihre eindeutige Positionierung, indem sie den „barbarischen Terror der klerikalfaschistischen Hamas beim Namen nennt und deutlich macht, was für ein Grauen sich u.a. auf dem Supernovafestival abgespielt haben muss“ (Zitat der ZELLEN, treffender kann ich es nicht zusammenfassen).

 

DESTRUCTION

Bilder von Thomas Harms. 

 

Leider geschieht es mir heute ein drittes Mal: Ich verpasse CRISIX nahezu komplett. Als ich in den Saal stürme, setzt die Band zum finalen Crescendo an und verabschiedet sich. Der Drummer ballert noch ein paar Wirbel und alle Arme sind oben, es wird deutlich, dass hier gerade eine Menge Energie freigesetzt wurde. Wird es in mir in Zukunft gelingen, meinen CRISIX-Fluch zu brechen? Ich arbeite dran…

 

CRISIXCRISIX

 

ENFORCERENFORCER 

 

Stichwort Energie: Diese besitzen auch ENFORCER, und zwar im Übermaß. Sich offenbar der Tatsache bewusst, dass sie als einzige klassische Heavy-Metal-Band etwas aus dem Rahmen des Thrash-Billings fallen, geben die Schweden heute besonders Gas. Trotz der feinen Melodien ballert der Traditionsstahl roh aus den Boxen. Mit dem eröffnenden Triple „Destroyer“, „Undying Evil“ und „From Beyond“ preschen ENFORCER in atemberaubenden Tempo nach vorne, der Aufforderung, den europäischen Kontinent durch lautes Mitsingen zu erschüttern, kommt das Publikum mit Begeisterung nach. Die tektonische Erschütterung wird dann ja auch am nächsten Tag in der Tagesschau erwähnt. Die Songs der neuen Platte stehen den Klassikern in nichts nach: „Coming Alive“ ist ein Speed-Bolzen vor dem Herrn, der gewitzerweise ein klassisches PRIEST-Songende an den Anfang setzt, bevor es richtig losgeht. „Nostalgia“ hingegen stellt für mich eine äußerst treffende musikalische und textliche Umsetzung des Gemütszustandes der Nostalgie dar. Wahrlich eine gelungene Kunstanstrengung. Mit „Take Me Out Of This Nightmare“ sowie „Midnight Vice“ setzen ENFORCE zwei weitere Ausrufezeichen an den Schluss und es ist klar ersichtlich, dass alle Anwesenden begeistert sind, was sich in Sprechchören, fliegenden Bierbechern und entrückten Mienen manifestiert. Vielleicht die beste Band des Abends…

 

ENFORCERENFORCER

 

WHIPLASHWHIPLASH 

 

WHIPLASH sind für RAZOR eingesprungen, die ja leider aus Krankheitsgründen absagen mussten. Letzteres ist schade, aber nicht zu ändern und WHIPLASH passen sehr gut ins Billing. Immerhin ist mit Schlagzeuger Rider Ripperson der RAZOR-Schlagzeuger bei WHIPLASH an Bord, was Tony Portaro (g, v) zum trockenen Kommentar verleitet, dass Ripperson gar nichts von der Absage mitbekommen habe. Die Einstellung der Band, den Sound, halt das Gesamtbild kann man einfach nur lieben. Und wer Killersongs wie „Last Man Alive“, „Killing On Munroe Street“, „The Burning Of Atlanta“, “Walk The Plank”, “Nailed To The Cross” oder “Spit On Your Grave” am Start hat, fährt dann auch die Ernte in Form von entfesselten Mosh Pits vor der Bühne ein. Mit „Insult To Injury“ gelingt sogar eine Setlist-Überraschung. Das alles wird so herrlich reduziert und old school runtergeholzt, dass es eine reine Freude ist. Power Thrashing Death! Vielleicht die beste Band des Abends…

 

WHIPLASH

 

DESTRUCTIONDESTRUCTION

 

Als DESTRUCTION loslegen, scheinen plötzlich 200 zusätzliche Leute in der Markthalle zu sein. Wo waren die alle vorher? Die Band scheint mir sehr motiviert zu sein und muss ja auch nach drei derart guten Bands gehörig einen raushauen. Schmier hat jedenfalls Laune. An den Anblick und vor allem den Sound von zwei Gitarristen bei DESTRUCTION muss man sich seit 2019 gewöhnen. Leider hat sich Mike dann ja 2021 zum Ausstieg entschieden. Ich liebe seine urtypische Spielweise und sein irgendwie verdrehtes und doch eingängiges Riffing. Damir Eskic und Martin Furia machen ihre Sache natürlich sehr gut, aber einige charismatische Details, die Mike gebracht hat, fehlen halt. Dennoch haut einen die Power der Band schlichtweg um. Randy Black (früher u.a. ANNIHILATOR) spielt sehr kraftvoll und zugleich nuanciert. Und Schmier ist wie immer der Blickfang, er röhrt wie ein Berserker, streut immer wieder seine hohen Schreie ein und bearbeitet den Bass, als wolle er das Instrument zerlegen. Das Motto „40 Jahre DESTRUCTION“ verpflichtet zu einer Werkschau. Heißt: Es hagelt Klassiker! „Curse The Gods“ als Opener gleicht einem Paukenschlag, es folgen „Death Trap“ und „Nailed To The Cross“. Ich will jetzt nicht alle gespielten Stücke aufzählen, daher nur meine absoluten Highlights: „Mad Butcher“, „Bestial Invasion“ (ist einfach mein Lieblings-DESTRUCTION-Song) und die drei Zugaben „Diabolical“ (einziger Song der gelungenen aktuellen Platte), „Total Desaster“ und „Thrash ‘Til Death“. Das macht Spaß von A bis Z, es gibt nicht eine langweilige Minute im Konzert, was ich in der Vergangenheit nicht bei jeder DESTRUCTION-Show so empfunden hatte. Vielleicht die beste Band des Abends…

 

 

Ein weiterer Headliner sind die vielen tollen Leute, die ich heute treffe. Danke fürs viele Bier an den Unbekannten, der „zuviel Bier“ von seinen Kumpels mitgebracht bekam und mir allein während DESTRUCTION vier Humpen weitergereicht hat, an Thomas für die Fotos und an Rita & Häuptling fürs Mitnehmen in der Karre nach Hause (wieder dem SEV entgangen)!   

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