RIVAL SONS, L.A. EDWARDS / 13.11.2023 – Hamburg, Große Freiheit 36

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“The Future Is Unwritten”, schrieb einst ein schlauer Mensch. Genauso überzeugt bin ich allerdings auch von einer anderen Sache: Hardrock / Classic Rock wird es immer geben! Ein Beleg dafür ist der Erfolg von RIVAL SONS, einer jungen Band, die in Zeiten aufsteigt, in der Rock vermeintlich gar nicht so erfolgreich zu sein scheint. Die Große Freiheit ausverkauft, pickepacke voll – und das mit vornehmlich jungem Publikum (18 – 22-Jährige wohl die Hauptgruppe, natürlich auch viele ältere Freaks). Mich haben die Amis 2015 und 2016 als Vorband von DEEP PURPLE und BLACK SABBATH zum Fan gewonnen. Es dauerte zwar noch bis 2019, als ich erstmals ein RIVAL-SONS-Album aberntete, durch „Feral Roots“ verfiel ich der Band dann aber auch endgültig. Heute also endlich RIVAL SONS für mich zum ersten Mal als Headliner.

 

RIVAL SONS

Bilder von Alexander Beh.

 

Einziger Bummer des Abends: Martina ist verhindert und ich werde doch tatsächlich ihr Ticket nicht los! Ich finde einfach keine Person, die ohne Karte vor der Freiheit aufschlägt, zumal nicht wenige Leute dasselbe Problem haben wie ich und somit die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg sinkt. Naja, ich gebe dann auch irgendwann auf und lasse das Ticket verfallen. Ich kann aber jetzt schon mal verraten, dass RIVAL SONS auch den doppelten Preis wert sind (hoffentlich lesen sie das hier nicht)! 

 

Zum Support L.A. EDWARDS kann ich nicht viel sagen, da ich mit dem vergeblichen Ticketverkaufversuch, einer langen Garderobenschlange, ‘nem wohlverdienten Gang zum Lokus und Bierholen beschäftigt bin. Als ich dann endlich vor der Bühne stehe, spielt die Band auch nur noch zwei Songs. Es ist unwahrscheinlich heiß und eng. Dennoch mag ich die Große Freiheit lieber als andere große Läden und trotz der Enge und Fülle kommt man recht gut von A nach B. Während ich nur mit halbem Ohr bei der Sache sein konnte, erschienen mir L.A. EDWARDS eher belanglos (mindestens zwei Songs würde ich ins Genre Country einordnen), als ich nun Muße habe, gefällt mir die Band gleich besser. Vielleicht haben sie sich die besten Songs für das Finale aufgehoben? Jedenfalls kamen mir die Stücke davor orientierungslos und dudelig vor und jetzt beißen L.A. EDWARDS etwas kraftvoller zu. Erstmals horche ich beim Gesang auf, der mir jetzt ausdrucksstärker vorkommt. Und auch die Gitarren rocken überzeugend. Aber wie gesagt, viel bekomme ich letztlich nicht mit.

 

RIVAL SONS 

 

Aber dann! Abfahrt! Es beginnt ein ca. zweistündiges Konzert mit vielen magischen Momenten. Sofort begeistert der wuchtige Sound, die Gitarren wämsen mal richtig rein! Sehr geschmackvoll auch der wuchtige Orgelklang. Aber wer mich so richtig aus den Latschen haut, ist Jay Buchanan mit seiner unfasslichen Stimme. Ohne Übertreibung: Der Typ ist ja wohl so gut wie Robert Plant zu seinen Glanzzeiten! Was für eine Power, welch soulige und bluesige Ausdruckskraft. Ich mag die Momente, in denen er es zulässt, dass seine Stimme bricht, oder auch die, wenn er kaum hörbar haucht. Zunächst spielen RIVAL SONS einen Song nach dem anderen, ohne eine Ansage an das Publikum zu richten. Gitarrist Scott Holiday bekommt vor jedem Stück eine frische Gitarre gereicht, wobei er offenbar keins der Instrumente doppelt spielt (falls das stimmt, hätte er 16 Gitarren dabei gehabt)… In mehreren Stücken wechselt Holiday von der Elektrischen auf eine montierte Akustische und klingt durchgehend sensationell. Ich besitze bis jetzt erst vier Alben der Band (acht gibt’s), habe insofern Glück, als dass fast alle gespielten Stücke auch von diesen Scheiben stammen. Wobei RIVAL SONS auch bei Erstkontakt funktionieren, aber die heutige Konzerterfahrung ist für mich doch deutlich intensiver als die beiden oben erwähnten Supportshows. „Do Your Worst“ wird von einer markerschütternden Gesangsperformance getragen, bei „Electric Man“ überschreitet die Temperatur in der Freiheit die 40-Grad-Marke. Die neuen „Darkfighter“/“Lightbringer“-Songs stehen den älteren in nichts nach, am besten gefallen mir heute „Rapture“ (das Riff!), „Nobody Wants To Die“ (die Hookline!), das herrlich swingende „Bright Light“ und die Acht-Minuten-Abfahrt „Darkfighter“, die ein irrwitziges Arrangement voller fesselnder Wendungen besitzt. Im letzten Drittel kommt Buchanan schließlich ins Erzählen, wobei er auf Standard-Ansagen verzichtet. Offenherzig spricht er darüber, wie ihn die Weltlage belaste und dass er angesichts der Konflikte nachts nicht schlafen könne. Er werde nun das tun, was ein Mensch in seiner Position tun könne – über und für den Frieden singen. Es folgt eine zu Tränen rührende Version von „Shooting Stars“. Den Gospel artigen Anfang („My love is stronger than yours / It's stronger than yours / It's stronger than yours / My love is stronger than your / hate will ever be”) singt die gesamte Halle mit, ebenso den Oooh-Ooooh-Ooooh-Part. Ebenfalls grandios und alle Kehlen aktivierend: das abschließende “Keep On Swinging” mit seiner pumpenden Rhythmik und dem eingängigen Refrain! Das gesamte Konzert ist nicht eine Sekunde langweilig, die wenigen Soloeinlagen (Drums bei „Open My Eyes“, Gitarre bei „Face Of Light“) stellen kurz gehaltene Farbtupfer dar.

 

RIVAL SONS 

 

Ob ich mir RIVAL SONS noch mal angucken werde? Darauf könnt ihr eure Ärsche verwetten! Morgen gibt’s aber erst mal dreierlei Thrash – TBC…

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