CIRCLE JERKS, SCREAM, SOULSIDE / 22.05.2024 – Hamburg, Markthalle
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Samstag, 25. Mai 2024 13:58
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Nein, wie geil ist das denn! Dass die CIRCLE JERKS noch mal auf Tour kommen, damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Für mich schließt sich da eine Lücke, denn ich konnte die Band noch nie live sehen, sie war meines Wissens auch noch nie in Hamburg. Dass es nun passiert, verdanken wir offenbar der NOFX-Abschiedstour, die mit einer gehörigen Anzahl Supportbands über den Globus schwappt. Ins Docks wollte ich aber nicht, bin auch tatsächlich kein hinreichend großer Fan der Band, um da jetzt 90,- Euro für zu latzen. Also herrschte große Freude, als dieses Konzert von CIRCLE JERKS in der Markthalle angekündigt wurde, für den Vortag der Docksshow und dann auch noch mit SCREAM und SOULSIDE. Mitbekommen habe ich es allerdings eher zufällig, da wäre mit etwas mehr Werbung wohl mehr gegangen (es gab nicht mal eine Facebook-Veranstaltung, von Plakaten oder Flyern ganz zu schweigen). Da gestern bereits NEGATIVE APPROACH im Hafenklang spielten und heute auch noch CLOWNS im Logo zocken, kann man heute keine ausverkaufte Halle erwarten.
Bilder von Ralf Ballo Ballschmieter.
Egal, umso familiärer wird die Angelegenheit und ab 300 kommen eh die Arschlöcher. Schon die Zugfahrt ist lustig, denn wir treffen ohne vorherige Absprache auf Boller (samt Tochter!) und Metzi. Und in der Markthalle kennt man dann ungelogen fast jede:n mindestens vom Sehen. Für viele kommt das Konzert einer Zeitreise gleich, waren SCREAM und SOULSIDE doch 1989 zusammen auf Tour und spielten auch in der Alten Meierei in Kiel, was die Konzertgruppe veranstaltete, in der auch Boller damals mitmischte.
SOULSIDE aus Washington DC sind (mit Unterbrechungen) auch schon seit Mitte der Achtziger aktiv und gelten als eine der ersten Post Hardcorebands. Mir gefällt der Sound der Band auf Anhieb, besonders durch die angenehme Stimme des Sängers Bobby Sullivan. Manchen mag die Band vielleicht nicht energisch genug klingen, mir als Freund auch der ruhigen BAD-BRAINS-Sachen gefällt das aber. Die Gitarre könnte allerdings lauter im Mix sein, was für die Dauer des gesamten Auftritts gilt. Es sind auch noch nicht alle Zuschauer:innen in der Halle, aber so ist das eben bei der ersten von drei Bands. Die Band wirkt spielfreudig und sehr sympathisch, holt zum Abschluss noch Pete Stahl und den SCREAM-Bassisten auf die Bühne für eine sehr gelungene BAD-BRAINS-Coverversion von „I Against I“. Gut, gut!
Mit einem derart guten Auftritt von SCREAM hatte ich nicht gerechnet. Schon der erste Song begeistert mich vollständig, obwohl mir das Stück unbekannt ist. Es handelt sich um den Opener der aktuellen Platte „DC Special“, die Gesangsmelodien sind einfach großartig. Überhaupt geht der Gesang Pete Stahls unter die Haut. Die Stimme hat etwas Samtiges, was man selten im HC/Punk hört. Wobei auch SCREAM ja kein reiner Hardcore sind. Mir fallen während des Konzertes Einflüsse aus Punk, Reggae, Indie und Alternative Rock auf, die aber ein homogenes Ganzes bilden, da wirkt nichts konstruiert. Natürlich kommt die Frage auf, ob Dave Grohl am Schlagzeug sitzt, aber nein, er ist es nicht, obwohl spielerisch und auch optisch gewisse Ähnlichkeiten bestehen. Jan ML mutmaßt noch auf der Rückfahrt, ob es nicht doch Dave Grohl gewesen sei („Der liebt es, sich zu verkleiden“). Mit tollen Versionen von „This Side Up“, „Each One Teach One“, “A No Money Down” oder “Came Without Warning” kommen sowohl Band als auch Publikum gut in Wallung. Ein Typ im Mob geht sogar auf den Händen, voll gut. Pete Stahl kommt dann auch samt Mikroständer und Akustik-Klampfe vor die Bühne nach unten (gibt heute keine Absperrung) und zockt dort weiter. Für mich das Highlight des Abends, obwohl sich die CIRCLE JERKS danach dann auch in sehr guter Form zeigen.
Keith Morris kommt auf die Bühne und ist erst mal in Schnacklaune. Er stellt uns jedes Bandmitglied vor und nennt alle möglichen Projekte und Ex-Bands seiner Kollegen. Das erweist sich als durchweg interessant, handelt es sich hier nämlich um Greg Hetson (BAD RELIGION), Joey Castillo (QUEENS OF THE STONE AGE, DANZIG, BL'AST, ZAKK SABBATH, WASTED YOUTH…) und Zander Schloss (THE WEIRDOS, JOE STRUMMER…). Ich meine, was soll da schiefgehen? Nichts, außer man stört sich an den wirklich langen Ansagen zwischen den Songs. Ich stehe da ja total drauf, Keith Morris hat halt auch was zu sagen, selbst wenn er das herunterspielt mit den Worten, er labere nur so viel, um sich von den Songs zu erholen, er sei immerhin Ende 60. Anyway, trotzdem werden über 20 Kracher gespielt, bei denen die Band alles abfackelt. Castillo… was ist das bitte für ein Tier! Das arme Schlagzeug… Und der arme Stagehand, der danach die Schweißpfütze wegwischen muss… „Deny Everything“, „When The Shit Hits The Fan“, „Wild In The Streets“ (Keith Morris macht sich über die „brilliant lyrics“ lustig – „Wild in the streets / ready ready / Wild in the streets / ready ready”), “Wasted”, “I Wanna Destroy You”, es ist alles dabei, was ich gern hören wollte. Wie gesagt ist es zwar nicht voll, aber bei den CIRCLE JERKS ist am meisten los und vor der Bühne toben sich die Leute herrlich aus. Richtig toll, ich freue mich über jeden Ton und darüber, die Band endlich gesehen zu haben. Ob die jetzt weitermachen? Oder macht Keith Morris eher mit OFF Musik? Oder beides? Abwarten und abernten.
Jetzt würde mich ja interessieren, wie CIRCLE JERKS im Docks waren? War jemand da? Hat vielleicht sogar jemand beide Gigs gesehen? Hinterlasst gerne einen Kommentar!
Bewertung: 5 / 5
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