ETERNAL CHAMPION, UNTO OTHERS, WRITHEN HILT / 17.08.2024 – Hamburg, Kulturpalast

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Ich konnte es kaum glauben, als ich die Ankündigung für dieses Konzert sah! Drei Bands, die ja eigentlich recht unterschiedlich klingen, aber jeweils meinen Geschmack zu 100% treffen. Manchmal erträumt man sich ja Tourzusammenstellungen, weiß aber gleichzeitig, dass diese in der Realität niemals stattfinden werden. Heute verschmelzen Wunsch und Wirklichkeit! Wobei es natürlich auch Querverbindungen zwischen den Bands gibt, so ist ETERNAL-CHAMPION-Gitarrist Arthur Rizk mittlerweile ein gefragter Produzent, der neben der aktuellen KREATOR auch die UNTO-OTHERS-LP „Strength“ produziert hat (die Gesamtliste seiner Produktionen erregt Schwindel). Die Zusammenstellung von Gothic Metal und Epic Heavy Metal funktioniert, zieht so viele Leute an, dass es im Kulturpalast stattfinden kann, der sich auch gut füllt.

 

ETERNAL CHAMPION

Bilder von Tobias Piwek.

 

WRITHEN HILT sind im Grunde aus BOOZE CONTROL hervorgegangen, die z.B. 2017 auf dem MELTDOWN oder 2018 auf dem METAL ASSAULT begeisterten (wir berichteten). Damals spielen sie schnörkellosen Heavy Metal, hatten dann aber offenbar Bock auf eine epischere Ausrichtung im Stil von ATLANTEAN KODEX. Dass die vier Bandmitglieder diesen Schritt gemeinsam gingen, finde ich bemerkenswert, häufig ist so ein Stil- und Namenswechsel ja doch mit einem Split verbunden. WRITHEN HILT werden mit offenen Armen empfangen, das Debut „Ancient Sword Cult“ ist im Underground gut eingeschlagen und geht auch heute am Merch wie geschnitten Brot wech. Allerdings rumpelt es noch etwas im Gebälk – hat da jemand nicht hinreichend geprobt? Offenbar rutscht dem Drummer (und Zusatzsänger) Lauritz Jilge aber die Bassdrum weg, was natürlich das Spiel erschwert. Unter Applaus klärt Veranstalter Flo die Problematik, indem er zwei fette Steine vor die Flutschdrum wuchtet. So kann sich die epische und majestätische Qualität der Songs voll entfalten. Ich weiß nicht, ob das jede:r nachvollziehen kann, höre aber Einflüsse von DOOMSWORD, HEAVY LOAD und WARLORD heraus. Gerade die Gitarrenarbeit erinnert mich an William Tsamis (R.I.P.!). Die Liebe zu WARLORD schlägt auch eine Brücke von BOOZE CONTROL zu WRITHEN HILT, hatten sie 2018 noch „Child Of The Damned“ gecovert, ist es heute „Deliver Us From Evil“. Passt sehr gut zum Stil der Band, gerade stimmlich, klingt Hauptsänger und Gitarrist David Kuri doch ähnlich verletzlich und fragil. Zusätzlich zu den Songs der EP gibt es auch ein neues Stück, welches ebenfalls überzeugt. Mit dem Gefühl, hier einen Rohdiamanten gesehen zu haben, der sicher noch feingeschliffen werden wird, verabreden die meisten Besucher:innen ein Wiedersehen mit der Band.

 

WRITHEN HILT 

 

 

UNTO OTHERS haben eindeutig die meisten Fans im Saal, von daher finde ich es fast etwas gewagt, dass ETERNAL CHAMPION erst nach ihnen spielen sollen. Ich bin sehr gespannt, habe ich die Band zwar drei Mal unter ihrem alten Namen IDLE HANDS gesehen, aber das ist bereits fünf Jahre her und als UNTO OTHERS konnte ich sie noch nicht sehen (2022 gastierten sie mit CARCASS, BEHEMOTH und ARCH ENEMY in Hamburg, ich war verhindert). Ich beobachte in letzter Zeit, dass UNTO OTHERS viele Kids dazugewonnen haben, die sich nicht eindeutig einer Szene zuordnen lassen (oder ich weiß deren Namen nicht, aber es wirkt optisch wie eine Mischung aus Gothic, Punk und Emo). Ein ähnlicher Effekt wie bei GHOST, wenn auch (noch) nicht in dem Ausmaß. Und UNTO OTHERS liefern ab, aber mal so richtig. Durch Hunderte Konzerte und permanentes Touren hat sich ein ganz anderes Selbstvertrauen etabliert. Dennoch wirkt der Gig nicht routinemäßig runtergespielt. Das liegt vielleicht auch daran, dass UNTO OTHERS/IDLE HANDS hier 2019 ihren ersten Europaauftritt hatten (siehe Bericht) und sich sichtlich über die gesteigerte Euphorie des Publikums freuen. Am deutlichsten weiterentwickelt hat sich Gabriel Francos Stimme! Holy shit, der Typ ist nicht nur viel sicherer, sondern auch variabler in seinem Register geworden. Natürlich bleibt der melancholische Grundton und die dunkle SISTERS-Note, aber häufig wechselt Franco zu einem aggressiven Schreien. Das passt hervorragend dazu! Und weiterhin streuen sowohl Franco als auch Silberlocke Sebastian Silva meine geliebten „Ugh“- und „Ah!“-Momente ein, sogar in inflationärem Ausmaß. Die Gitarren peitschen genial, der Sound ist perfekt. So reißen Volltreffer wie „Nightfall“, „Double Negative“, „Give Me To The Night“, „Can You Hear The Rain“, „Time Crushes All“, „No Children Laughing Now“, „Heroin“, „Jackie“, „It Doesn’t Really Matter“ (was für ein nihilistischer Text! Auszug: „Suddenly you're born / Cut from your mother's cord / You get to dream with open eyes / Then mother dies / Cut from another side / And you may do what you decide / But it doesn't really matter if you ever want to try / It doesn't really matter if you live or die“) oder „Dragon, Why Do You Cry?“ die ganze Halle mit, du siehst wirklich bis in die Ecken bangende Köppe. Auch die zwei oder drei neuen Stücke des kommenden Albums überzeugen vollständig, könnten sogar eine Steigerung darstellen. Zwischendurch fallen auf der Bühne die Monitore aus, was UNTO OTHERS aber nicht mal für eine Sekunde den Schwung nehmen kann: „Luckily we know the next song well enough so we continue without monitors“ (Franco). Richtig geil!

 

UNTO OTHERSUNTO OTHERS

 

 

Die Befürchtung, dass ETERNAL CHAMPION auf ein ausgepowertes Publikum stoßen könnten, erweist sich als unbegründet. Dafür ist die Band und Ex-Hardcore-Shouter Jason Tarpey zu kultig und auch zu gut. So sind zwar ein paar Leute gegangen, aber der Rest singt schon mit voller Kehle beim Intro (MANOWARs „Fighting The World“) mit. „Das ist der beste Bandname überhaupt!“, urteilt Kollege Tobias Piwek begeistert. Tarpey haut alles raus, was man von ihm erwartet. Den ersten Song schmettert er mit einer Kettenmaske auf der Rübe, vor „Ravening Iron“ stößt er in ein Kriegshorn. Und natürlich grunzt er in jeder Pause ein „Uh!“ ins Mikro, was die Menge bald übernimmt („Do it like cavemen! Uh!“). Natürlich ist Tarpeys Gesang eindimensional und etwas dünn, aber ähnlich wie bei Mark Shelton charismatisch. Und die Wucht und Epik der Songs macht eh alles wett. „The Last King Of Pictdom“, „The Armor Of Ire“, „Coward’s Keep“ („This song is about absolutely taking no shit“), „Worms Of The Earth“ und „I Am The Hammer“ stampfen alles nieder. Das entfaltet eine derartige Energie, dass Circle Pits entstehen und Stagediver in die Menge springen. Kleiner Kritikpunkt: Trotz der Tatsache, dass die Leute ETERNAL CHAMPION für eine Zugabe zurückbrüllen, bleibt der Auftritt mit ca. 45 Minuten etwas kurz. Aber besser ein kurzer Gig, der durchweg Spaß macht, als einer mit Längen.

 

ETERNAL CHAMPIONETERNAL CHAMPION 

 

 

Insgesamt wurden meine hohen Erwartungen erfüllt, im Falle UNTO OTHERS sogar noch klar übertroffen.   

 

ETERNAL CHAMPIONS

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