HEADBANGERS OPEN AIR XXVI / 25.07.2024 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 1
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Samstag, 14. September 2024 13:32
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Von Doom bis Thrash Metal bietet der heutige Tag gehörig Abwechslung. Wir wissen natürlich, dass wir mit BST eine grandiose Band verpassen, können aber nicht früher losfahren (siehe Teil 1 des HOA-Berichtes 2024). Auch CLAYMOREAN flutschen uns durch die Finger, während HIGHWAY CHILE immerhin beim ersten Schnack am IRON-PAGES-Stand von weitem gehört werden (klingt knackig). Die Stimmung auf dem Festival ist hervorragend und gelöst, an den Bierpilzen brummt es.
Bilder von MJ.
TAILGUNNER
Bei TAILGUNNER bekommt der Satz „Der Garten brennt“ mal so richtig Leben eingehaucht. Die Engländer:innen zeigen sich noch angriffslustiger als auf dem letztjährigen KEEP IT TRUE RISING. Ihr Selbstvertrauen scheint gestiegen, die Songs pfählen sich tight und zielsicher ins Stammhirn. Nach „Guns For Hire“ und „White Death“ kommt bereits das bewährte RANDY-Cover „Beast In The Night“ (was für ein Refrain!), später spielen sie das Motiv von „In The Hall Of The Mountain King“ an, aber ohne es in den SAVATAGE-Song münden zu lassen. Nach den Nackendehnern „Revolution Scream“ sowie „Crashdive“ folgt aber tatsächlich noch ein Cover – PRIESTs „Painkiller“, das so souverän gestemmt wird, dass alle Anwesenden ausflippen. Nur noch geil!
GAMA BOMB
GAMA BOMB haftet bei einigen Thrasher:innen seltsamerweise die Einstufung ein, „zu modern“ zu klingen. Ich widerspreche und unterstelle, dass hier eine gewisse stilistische Offenheit verwechselt wird mit Soundwurstkram. Letzteres sind GAMA BOMB nämlich keineswegs! Ich hatte sie aber auch unterschätzt, wurde erst kürzlich im Bambi völlig aus den Schuhen geblasen (hihi, er hat „geblasen“ gesagt) und erntete das neueste Album „Bats“ ab. Und auch heute reißen sie alles weg. Philly Byrne trägt eine Art Anzug samt Handschuhen und beweist, dass er zu den besten Sängern (!) im Thrash Metal gehört. Wenn ich von Offenheit spreche, bedeutet das nicht, dass GAMA BOMB den Thrash-Pfad übermäßig oft verlassen, sie verteilen nur mal Schellen in Richtung Punk (POGUES-Cover, völlig genial) und Heavy Metal, gerade was die melodischen Gesangspassagen angeht. Es rattert und knattert aber gleichzeitig an allen Ecken und Enden, besser und exakter als die Gitarristen kann Thrash gar nicht gespielt werden. Bretter wie „Egyptron“, „Speed Funeral“, „Thrashoholic“ oder „Bring Out The Monster“ lassen keine Frisur unangetastet. Obendrauf: Antifaschistische Positionierung und ein Monster-Maskottchen-Auftritt. Liebe!
EVIL INVADERS
Stück für Stück spielen sich EVIL INVADERS auf den Festivalbillings weiter auf die höheren Positionen. Heute sind sie immerhin Co-Headliner am ersten „richtigen“ HOA-Festivaltag. Uns das ist nur gerecht, denn wenn diese Belgier nicht wirklich hart geackert haben, wer dann? Und sie gehen wieder ab! Die Band besitzt mittlerweile eine massive Bühnenpräsenz, alle Mitglieder bangen wie besessen und rennen so viel herum, wie es physisch nur möglich ist. Mittlerweile sind auch richtige Ohrwürmer im Set, ich nenne nur „In Deepest Black“ oder „Die For Me“, bei denen Joe richtig geil singt. Mit VENOMs „Witching Hour“ und EXCITERs „Violence And Force“ hämmern EVIL INVADERS zwei derbe Coversongs raus, deren Wahl besten Geschmack beweist. Auch zu den visuellen Elementen will ich ein paar Worte verlieren: Das Licht ist super auf die Musik abgestimmt und setzt die Band perfekt in Szene. Dazu sehen die Mikroständer mit den Stahlinstallationen herrlich martialisch aus, erst am Ende klettert Joe auf eine Box und zieht aus den Seiten seines mit Klingen bestückten Mikroständers zwei Messer heraus und hält sie unter zuckenden Blitzen und Bühnennebel bedrohlich in die Luft. FEED ME VIOLENCE!
SODOM
SODOM sind in den letzten Jahren live immer besser geworden! Ich bin ja Fan seit den Anfangstagen und habe die Band in jeder Phase live gesehen. Ganz ehrlich waren sie am Anfang ihrer Karriere live noch nicht so gut wie auf Platte, sie wirkten auf mich immer etwas steif. Das hat sich lange geändert, und was bei den letzten Shows, die ich von SODOM sah (KEEP IT TRUE, ROCK HARD FESTIVAL), besonders überzeugte, waren die hervorragenden und immer wieder neu bestückten Setlists! Da wird so richtig in der langen Diskografie gewildert und eine Old School-Granate nach der anderen in räudiger Manier gespielt. Da knattert der Knarrenheinz und es darf gefragt werden, ob wir vielleicht gerade die beste Besetzung der Bandgeschichte sehen. „Christ Passion“, „Jabba The Hut“, „Blasphemer“, „Nuclear Winter“, „Let’s Fight In The Darkness Of Hell“, „Agent Orange“, „Sodomy And Lust“ – was für ein herrlicher Spaß! Und da ja demnächst das „Tapping The Vein“-Album wiederveröffentlicht wird, gibt es auch von dieser Platte ein Stück, nämlich „The Crippler“, welches den Garten ordentlich durchwühlt. Tom haut immer wieder ein paar trockene Sprüche raus und kritisiert die Bierpreise auf dem kürzlich absolvierten KLASH OF THE RUHRPOTT. Da kann man das HOA in der Tat loben, auch für die Geschwindigkeit, mit der hier gezapft wird. VENOM werden zum zweiten Mal in Folge gecovert, wobei SODOM sich für „Leave Me In Hell“ entschieden haben. Das Abschlusstriple „Get What You Deserve“, „Bombenhagel“ und „Ausgebombt“ prügelt schließlich alle Anwesenden bettweich. Top!
TBC…