WACKEN OPEN AIR XXXIII / 28. + 31.07.2024 – Wacken, Tage 0 + 1

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Philipp: Das diesjährige WACKEN-FESTIVAL ist für mich Teil einer Sechs-Tage-Dauer-Rock'n'Roll-Attacke. Als erstes steht der CATBREATH-Support-Gig für EXODUS in Hannover an, weswegen wir auch erst am Mittwoch nach Wacken fahren. Ein Highlight meiner musikalischen Biografie, die Hütte ist knüppelvoll, die Hitze unfasslich und die Stimmung grandios, zudem erweisen sich EXODUS als nette Dudes. CATBREATH-Bassist Tank und ich können Gary Holt und Tom Hunting erzählen, dass wir sie 1985 in der Markthalle sahen (Tom: "I remember that gig. Brilliant night!"). Nach einer kurzen Nacht bei Kniffel (CB, g) in Hamburg kutschiert mich Martina zum Park & Ride Wasbek, wo mich Strecker aufpickt und wir nach Wacken cruisen. Dort genießen wir vier Tage Wacken-Wellness. Dann geht es morgens abermals zum P&P in Wasbek, wo mich Strecker an Rüdiger Naffin übergibt, mit dem ich das epochale Konzert von AC/DC und THE PRETTY RECKLESS in Hannover erleben darf. ist es das letzte AC/DC-Konzert in Deutschland überhaupt? Auf jeden Fall werden alle Erwartungen übertroffen.

 

HELLRIPPER

Doppelbericht von Strecker und Wolter, Bilder von Strecker.

 

Strecker: Am Sonntagvormittag klingelte mein Telefon. Mein ehemaliger Nachbar war dran und erzählte, dass er bei einer Hunderunde eine Frau getroffen habe, die ebenfalls mit ihrem Hund spazieren war und die erzählt hat, dass sie am Sonntag im Landgasthof in Wacken spielt. Er würde sich das Konzert gern angucken und fragte, ob ich mitkomme. Die Sonne schien und die Aussicht auf ein Konzert in Wacken hätte schon gereicht, um mich zu überzeugen. Ein weiteres sehr überzeugendes Argument war dann noch die Grillung im Garten seiner Schwester, die in der Nähe wohnt. So ging es dann los. In Wacken angekommen entpuppte sich die Frau aus dem Hundewald als Suzie, die Band als AX’N SEX. Suzie und Band kenne ich gefühlt schon mein gesamtes Musikerleben. Im Dorf war schon einiges los und die meisten Leute haben die Sonne genossen und die Zeit lieber im Biergarten als bei einem Konzert im Landgasthof verbracht. Fand ich bisschen schade, denn AX’N SEX waren richtig gut und hätten etwas mehr Zuhörer verdient gehabt. Trotzdem ließ sich die Band von der spärlichen Kulisse nicht abhalten und präsentierte ihren 80iger Jahre Hard Rock mit viel Spaß und musikalischem Können. Ich fühlte mich gut unterhalten und es war ein schöner Festivalauftakt.

 

Philipp: Dieses Jahr hat die W:O:A-Orga leider wieder die Plätze auf zwei Akkreditierungen pro Medium reduziert, so wie vor zwei Jahren bereits schon einmal. Daher berichten dieses Jahr auch nur Strecker und ich. Diese „Sparmaßnahme“ ist ärgerlich, hoffentlich wird das wieder geändert! Ansonsten zeigen sich organisatorisch viele Verbesserungen. Obwohl wir am Mittwochmorgen anreisen, flutscht alles. Die Bändchenübergabe erfolgt wohl so schnell wie noch nie, ist auch an einen strategisch günstigeren Ort verlegt worden. Wir erledigen hier auch gleich die gute Tat des Tages, indem wir Crazy Bernd einladen und zum Eingang chauffieren (er hat ja traditionell nur eine Strandmuschel dabei, ist deswegen mit Öftis und zu Fuß hier). Bei herrlichem Wetter widmen wir uns dem Zeltaufbau, der ersten Grillung & Quellung und treffen viele Bekannte. Aus der Ferne beschallen uns CRYTAL VIPER, PHANTOM EXCALIVER, GIRLSCHOOL und S.D.I., die wir alle gern gesehen hätten, aber was willste machen?

 

GRILLUNG WACKEN 2025

 

Strecker: Nun ging es zurück zum Grill und zu einigen Getränken. An dieser Stelle vielen lieben Dank für die Bewertung. Es folgte nun eine Premiere für mich, denn bevor das Festival offiziell angefangen hat, ging erstmal wieder nachhause. War ein komisches Gefühl und der Montag und Dienstag in Kiel waren merkwürdig. In Gedanken war ich schon in Wacken. Am Mittwoch war es dann soweit und es ging los. Die Philipp-Übergabe in Wasbek hat gut geklappt, die Anreise verlief staulos und auch die Verlegung des „Akkreditierungsbüros“ war durchaus sinnvoll.  Auch wenn es bezüglich der Änderungen für die Anreise und Anmeldung einige Kritik gab, muss ich sagen, dass sich diesbezüglich alles sehr positiv geändert hat. Ich kann mich an keine Anreise erinnern, die so problemlos verlaufen ist. 

 

HITTEN

 

HITTENHITTEN

 

Philipp: Erste Pflichtband stellen die Spanier HITTEN dar, die ich seit der ersten Scheibe geil finde und hier auf DreMu bereits mehrfach reviewt habe. Schön, dass sie den Sprung auf eine größere Bühne geschafft haben, wobei die Wasteland Stage immer noch angemessen undergroundig ist. So wie sich HITTEN präsentieren, könnten sie aber auch gut in einer Arena bestehen! Der melodische 80er Heavy Metal/Hardrock mit Einflüssen von DOKKEN und YNGWIE MALMSTEEN wird nämlich bestens gelaunt und mit großer Geste vorgetragen. „While Passion Lasts“, „Blood From A Stone“, „Built To Rock“ und “On The Run” gefallen mir am besten, das sind knackig komponierte Hits, die tight gespielt und von Alex Panza toll gesungen werden. Ein perfekter Gute-Laune-Einstieg!  

 

Strecker: Unser erster Anlaufpunkt sind die Wastelands. Ich mag die dystopische Atmosphäre des Wasteland Areals und finde es eine gute Kulisse für Metal. Von daher habe ich mich im Vorwege schon gefreut, dass viele Bands, die ich sehen möchte, dort spielen.  Unser erstes Konzert des Tages HITTEN.  Musikalisch ging es in eine ähnliche Richtung wie bereits bei AXE’N‘SEX und es gab wieder 80iger Jahre Hardrock / Metal auf musikalisch hohem Niveau und mit großen Posen und einer sehr witzigen Mimik des Bassisten. Hat Spaß gemacht zuzusehen. 

 

HITTENHITTEN

 

HELLRIPPER

 

HELLRIPPERHELLRIPPER

 

Philipp: Yeah, nach der Tour mit ABBATH und TOXIC HOLOCAUST bin ich bereit für meinen HELLRIPPER-Fix! Und die Schotten um James McBain ziehen wieder eine hemmungslose Speel-Metal-Orgie ab. Der Acker wird vom ersten Song an durch Circle Pits umgepflügt. HELLRIPPER ziehen bereits eine erstaunliche Menge, darunter viele junge Headbanger, die richtig am Rad drehen. Mit „All Hail The Goat“ und „Hell’s Rock’n’Roll“ kommen zwei der größten Knaller gleich am Anfang, bevor McBain die erste Ansage tätigt: „This song is about a man who likes to party in his own way. He is called „The Necroslut“! Der ganze Auftritt wirkt wie ein Rausch, donnert im ICE-Tempo nach vorne und beinhaltet ausschließlich großartige Songs wie „Goat Vomit Nightmare“, „Nocturnal Terror“ oder „Nunfucking Armageddon 666“. Gleich mal eines der Festivalhighlights!

 

Strecker: Auch wenn es erst das zweite Konzert des Tages ist, hatte ich einen müden Punkt zu überstehen und das geht mit HELLRIPPER wunderbar. Die Band begeistert mit Spielfreude und hochklassige Speed-Metal Songs. Die Energie, die die Band ausstrahlt überträgt sich sofort und die Müdigkeit verfliegt binnen Sekunden. Das Konzert macht einfach nur Spaß und im Publikum sind durchweg grinsende Gesichter zu sehen. HELLRIPPER gucke ich mir gerne wieder an.     

 

HELLRIPPERHELLRIPPER

 

 

SUZI QUATRO

 

SUZI QUATROSUZI QUATRO

 

Philipp: Ha, Bucket-List-Alarm! Mit SUZI QUATRO fülle ich erneut eine große Lücke in meiner Rock’n’Roll-Vita. Ich mein, sie gilt als erste weibliche Bassistin, die zum Rockstar wurde, und ich hab sie noch nicht gesehen. Warum, weiß ich jetzt auch nicht, denn die Gute ist recht präsent auf deutschen Bühnen. Ich erlebe definitiv einen guten SUZI-QUATRO-Gig, das versichern mir bereits während des Auftritts mehrere eingefleischte Fans. Das Gelände vor der Louder Stage ist richtig voll, obwohl SUZI QUATRO keinen Heavy Metal spielt, sind Massen herangepilgert. Ich finde, dass sie gut nach Wacken passt, besser als so manch anderer Quatsch, der nicht im Ansatz rockt. Denn rocken kann sie, will sie und tut sie! Die Begleitband ist fantastisch, insgesamt stehen neun Musiker:innen (plus Gebärdendolmetscherin) auf der Bühne, da QUATRO Bläser und Backgroundsängerinnen dabei hat. Die gesamte Band hat es voll drauf, Vollblutmusiker:innen, die Stücke wie „48 Crash“, „Stumblin‘ In“, das NEIL-YOUNG-Cover „Rockin‘ In The Free World“, „Bad Moon Rising“ (CCR got „Suzie Q“, so I feel free to take this one”), “If You Can’t Give Me Love” etc. mit Leben füllt. SUZI QUATRO nimmt sich die Zeit, etwas über die Entstehungsgeschichte mancher Stücke zu erzählen, z.B. mit wem sie die Songs komponiert hat, wo sie aufgenommen wurden. Sehr interessant und sehr kurzweilig, so dass ich mich nach 18 Songs und dem CHUCK-BERRY-Cover „Sweet Little Rock And Roller“ wundere, dass es schon vorbei ist.

 

Strecker: Weiter geht es vor der Louder Stage. Ich hätte gern noch den Rest des TINA GUO Konzerts gesehen, aber das war zeitlich leider nicht machbar. Es geht daher mit SUZI QUATRO weiter. Ich besitze keinen Tonträger von der Dame und kannte trotzdem jeden Song des Sets nahezu auswendig. Die Anzahl der Musiker:innen hatte schon was von einer Mini-Big-Band und natürlich waren alle Musiker:innen top und gut aufeinander eingespielt, so dass es die ein oder andere kurze Improvisation gab und man merken konnte, dass alle Beteiligten Spaß bei der Arbeit haben. SUZI QUATRO selbst wirkte sehr sympathisch und fast schon etwas demütig bei ihren Ansagen. Stimmlich war alles gut und Bassspielen kann SUZI QUATRO richtig gut. Nach eigener Aussage musste sie besser sein als die Männer, um ernst genommen zu werden. Ich habe zwar noch keine Karte bin mir aber ziemlich sicher, dass ich das SUZI QUATRO Konzert zur Kieler Woche besuchen werde. 

 

SUZI QUATROSUZI QUATRO

 

 

EVILE

 

EVILEEVILE

 

Philipp: Hä? Wieso haben CRISIX bereits gespielt? Laut Plan hätten sie mir nicht entkommen können, da sie erst nach SUZI QUATRO beginnen und vor EVILE enden sollen. Doch als wir an der Wasteland Stage ankommen, zocken EVILE bereits. Das ist unfasslich und wie ein Fluch, denn ich verpasse CRISIX damit bereits zum sechsten Mal (!) knapp. Nun, aber EVILE entschädigen mit einer energischen Thrash-Attacke. Ehrlich gesagt, hatte ich die UK-Thrasher gar nicht als so zwingend in Erinnerung, aber „Killer From The Deep“, „Head Of The Demon“ oder „Enter The Grave“ sind ja echte Ripper. Die Jungs sind jetzt auch schon seit zwanzig Jahren am Start und haben sechs Longplayer am Start, die alle in der Setlist repräsentiert werden. Für uns ist danach dann auch Schicht, denn weder das „Metal Karaoke Massacre“ oder die „Metal Disco“ können uns locken. Lieber „nach Hause“ shuttlen lassen und auf den nächsten Tag freuen, der u.a. mit SWEET, ARMORED SAINT, RAGE, AXEL RUDI PELL, KK's PRIEST, ACCEPT und SCORPIONS lockt. TBC!

Strecker: Für das letzte Konzert des Tages geht es zurück in die Wastelands. Mittlerweile ist es schon dunkel und es gibt wieder reichlich Flammen, die passend zu der Musik von EVILE gezündet werden. Gemeine Menschen würden dies als Rammstein light bezeichnen. Die Thrash-Songs überzeugten durchaus. Die Band wirkte auf mich etwas angespannt und nicht so locker, wie es hätte sein sollen, um das Publikum vollends zu überzeugen. Vielleicht gab es technische Probleme oder so. Trotzdem war das Konzert gut, aber im Vergleich zu den vorherigen Konzerten das schwächste. Dies ist aber Meckern auf hohem Niveau und auch EVILE würde ich mir wieder angucken.   

 

EVILEEVILE

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