AMBUSH, CENTURY / 07.05.2025 – Hamburg, Bambi Galore
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 13. Mai 2025 15:34
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Auf der Fahrt zum Bambi sind mal nicht die Bands Gesprächsthema, sondern folgende Beschwerdemail, die den Lieblingsclub der DreMu-Leser:innen erreicht hat:
„Selten, aber doch hin und wieder bekommen wir Beschwerdemails.
Aber wirklich noch nie wars so unterhaltsam...
‘Betreff Eure Scheißhausbeduftungsmaschine
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich hatte heute zum ersten Mal das Vergnügen zu Gast bei einem Konzert im Bambi Galore zu sein. Der Laden ist eine Perle der Clublandschaft in Hamburg. Obwohl ich maximal angepisst bin, werde ich gern wieder kommen.
Aber: Es ist so richtig Scheiße wenn du beim pinkeln so random mit Vanillegestank in den Nacken beduftet wirst. Ich hoffe der Knallkopp der das Ding da angebaut hat, wird mit dem Gestank übergossen und mit seiner Freundin in einem Dixie Klo eingesperrt. Es ist Metal. Ich stinke nach Bier, Zigaretten, Fuß und Arsch. Aber nicht nach Klo.stein.vanille die mir in den Nacken gesprüht wird. Stellt euch da hin und dann kriegt es wieder ab! Waschlappen und Seife hilft nicht viel.
Tschüss!‘
Wir verkürzen uns die reibungslose Fahrt (auch die S-Bahn fährt übrigens wieder durch) mit der Erstellung einer Liste voller neuer Duftnotenvorschläge.
Bilder von Tank, MetalSon und Torsten.
Yeah, das Bambi ist erst prall gefüllt und wenig später sogar ausverkauft. Nicht schlecht für einen Mittwochabend! Mit CENTURY und AMBUSH hat man aber auch wirklich zwei geile Combos am Start. AMBUSH bewegen sich für meinen Geschmack sogar langsam, aber sicher auf den NWOTHM-Thron Schwedens zu. Dafür müssen CENTURY noch etwas ackern, aber mit den beiden Longplayern „The Conquest Of Time“ und „Sign Of The Storm“ sowie diversen Demos, EPs, Splits und 7“s haben sie verdammt hart zugelangt. Auf den Bandfotos sieht man ja immer zwei Dudes, live haben sie natürlich zwei weitere Musiker dabei, die im Grunde recht beständig mitspielen. Einer ist aber gerade Vater geworden (Glückwunsch!) und wird ersetzt. Für den willigen Mob ist’s egal – vier dürre Schweden mit Schnurrbart sind vier dürre Schweden mit Schnurrbart. Mit „Sacrifice“ feuern die Hunde dann auch aus allen Schnurrbärten. Was für tolle Gitarren, was für ein herrlicher Gesang! Das schmeichelt regelrecht den Ohren, hat aber noch hinreichend Roughness, um als True Heavy Metal durchzugehen. „Children Of The Past“, „Neon Warrior“, „Master Of Hell“ lassen den Durst hochschnellen, sodass die Tresencrew gar nicht aus der Aktion kommt. Bei „The Chains Of Hell“, „Fallen Hero“, „Sign Of The Storm” (Top Refrain!) klebt schon der Bambiboden und spätestens zu „Possessed By The Night”, “Sinister Star” oder „The Fighting Eagle” (argh!) duften alle nach Vanille. Wahnsinn!
Mein sechstes AMBUSH-Konzert toppt die bisherigen noch! Nie saßen die Posen besser, nie knackten die Songs nachhaltiger in den Nacken. Eine Mitreisende behauptet später, die Band habe lediglich neun Songs gespielt. Das spricht dafür, wie gut und kurzweilig der Auftritt verläuft, denn es sind tatsächlich zwölf! Gleich mit dem Opener „Firestorm“ zeigen AMBUSH, warum sie sogar ENFORCER Paroli bieten können: Killer-Gitarren, herrlicher PRIEST-Groove und diese Gesangsmelodien, die in einen mächtigen Refrain münden! Ich bin beeindruckt, was für eine Kontrolle Oskar Jacobsson über seine Stimme hat. Bei all der Bühnenaction wackelt kein Ton, sitzt jeder Scream und jede Gesangslinie. Und was haben AMBUSH bereits an Hits geschrieben! Ich greife nur mal „Possessed By Evil“, „Hellbiter“ (mein absoluter Favorit in Sachen Rhythmus und Refrain), „Southstreet Brotherhood“ und „Natural Born Killers“ heraus. Und mit „Evil In All Dimensions“ gesellt sich ein weiterer Knaller dazu. AMBUSH haben heute eine limitierte 12“ dabei, die u.a. diesen Song enthält und präsentieren das Ding live. Das Riff brennt sich sofort ins Gedächtnis, selbiges gilt für den Chorus und das Solo ist einfach irre gut. Die Saitenfraktion schwenkt synchron die Klampfen, dass es eine Freude ist. Das ganze Auftreten wirkt dabei authentisch, so wie ich auch den Look der Truppe extrem stabil finde. Es gibt ja diese Bands, bei denen du sofort siehst, dass sie ihre Bühnenklamotten von einem externen Schneider designt bekommen. Die wirken dann auch meist szenefremd und eher peinlich. AMBUSH haben sich natürlich ebenfalls Gedanken gemacht, aber es macht den Eindruck, als hätten sie jede Niete selbst ins Leder gekloppt. Mit jedem Song steigen die Temperaturen, der Mob rastet völlig aus und schmettert mit wie Hölle. Da ist es klar, dass die Schweden nicht ohne Zugabe gehen können – sie spielen ein hervorragendes PRIEST-Cover von „Metal Gods“ und feuern noch „Don’t Shoot (Let ‘Em Burn)“ hinterher. Uff!
THE SWEDISH METAL ATTACK? Geile Sache. Mindestens BIER, ZIGARETTEN, FUß UND ARSCH Level.