GLENN HUGHES, DARKER HALF / 04.09.2025 – Hamburg, Fabrik

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Den GLENN HUGHES hat die Arbeitswut gepackt! Noch letztes Jahr spielte er seine Tour mit dem „50 Years Burn Album Anniversary 2024“-Motto, diesen Sommer war er erst mit BLACK COUNTRY COMMUNION unterwegs (ich habe leider keine Zeit gehabt) und nun gibt es schon wieder eine Solotour! Letztere wird nicht nur von einem neuen Studioalbum flankiert, nein, GLENN HUGHES und seine Band spielen einen Querschnitt aus dessen langer Karriere, die Setlist werde zudem wohl Abend für Abend je nach Lust und Laune spontan geändert. THE VOICE OF ROCK erneut in Hamburg, dafür verzichte ich sogar auf C.O.F.F.I.N. im neuen Molotow und/oder auf Q5 in der Markthalle!

 

GLENN HUGHES

Bilder von MJ und Rüdiger Naffin.

 

Das DEEP-PURPLE-Programm hat natürlich mehr Leute gezogen, dennoch zeigt sich die Fabrik gut gefüllt (die Oberränge bleiben geschlossen). Die Australier DARKER HALF zocken bereits, als wir den Schuppen betreten. Man muss der Band attestieren, dass sie das Publikum gut unterhält und einiges auf dem Kasten hat. Der Sänger (und Gitarrist) überzeugt in unterschiedlichen Stimmlagen, sein Gitarren-Sidekick soliert amtlich und springt dazu Karatekicks verteilend über die Bühne. Was der Band fehlt, sind wirklich mitreißende Songs. Es ist alles super gespielt und dargeboten, zum Teil auch melodisch und eingängig. Aber der berühmte Funken springt letztendlich nicht über. Im direkten Vergleich zu GLENN HUGHES wird das wenig später gnadenlos deutlich, denn hier geht wirklich jedes Stück durch Mark und Bein und erzwingt förmlich Reaktionen. Und das gilt ausdrücklich auch für Songs, die längst nicht jeder Anwesende kennt!  

 

DARKER HALFDARKER HALFDARKER HALF

 

Aber ich greife ja schon vor und jubele bereits im Absatz der Vorband über GLENN HUGHES. Doch zu Recht, denn vom ersten Ton an muss dieser Auftritt als sensationell bewertet werden. HUGHES ist unfassbar gut bei Stimme, die Band spielt auf den Punkt. Wieder hat HUGHES den dänischen Saitenhexer Søren Anderson sowie Ash „Swing Face“ Sheehan am Schlagzeug mit dabei. Das Trio zwingt die Anwesenden bereits mit dem Opener in seinen Groove: „Soul Mover“, ein GH-Solosong, den man vorher vielleicht noch nie gehört hat und der dennoch zum Bewegen und Mitsingen animiert. Musik besitze eine heilende Eigenschaft erklärt uns Glenn, der gleichzeitig auch zugibt, die gesamten 80er Jahre vergessen zu haben. Seine Ausführungen zu den einzelnen Songs machen den Abend noch herzlicher. Der Sound ist 1A, der Mischer hat bei einem derart gut zusammen zockenden Trio wahrscheinlich auch leichtes Spiel. Ob die Setlist nun wirklich spontan variiert wird, habe ich nicht nachgeprüft, aber sie bildet Glenns Karriere bestens ab. Für mich war zum Beispiel die Aussicht, mal mindestens einen Song des kultigen HUGHES/THRALL-Albums (1982) live erleben zu können, ein Grund für den Ticketkauf. Und glaubt es oder nicht, es werden heute sogar zwei Stücke davon gespielt, „Muscle And Blood“ sowie „First Step Of Love“. Herrlicher Hardrock mit Pop-Elementen. Überhaupt war und ist GLENN HUGHES nicht auf ein Genre festzunageln, wir erleben heute Soul, Rock’n’Roll, Blues, Funk, Hardrock und (Proto) Metal in einem einzigen Konzert. Von TRAPEZE stammen wohl die ältesten Nummern, schließlich gehen „Way Back To The Bone“, „Medusa“, „You Are The Music” und “Coast To Coast” auf die Jahre 1969 bis 1972 zurück. Ich freu mich aber auch wahnsinnig über „Grace“, eine Nummer des genialen „Fused“-Albums, welches GLENN HUGHES 2005 zusammen mit TONY IOMMI veröffentlichte. Diese Mischung aus Hardrock, Heavy Metal und Blues Rock lässt so manches Haupthaar fliegen! Respekt nochmal für Søren Anderson, der das Solo astrein interpretiert. Ob BLACK COUNTRY COMMUNION oder DEEP PURPLE zum Zuge kommen würden, dessen war ich mir nicht sicher. Aber erstere werden mit zwei Songs vom Debut („One Last Soul“ und „Black Country“) sowie einem Stück der aktuellen Platte („Stay Free“) recht ausführlich bedacht. Glenn Hughes kennt stimmlich wirklich keinerlei Limitierungen, er kann kratzig und bluesig singen, aber auch seine dynamische Kopfstimme in markerschütternder Weise zum Einsatz bringen. Deutlich wird das auch bei den drei ganz neuen Stücken, welche die Band uns vorstellt. Das Album erscheint offiziell wohl am Folgetag, liegt aber schon am Merch. Angesichts der seelenvollen Darbietung der Nummern muss ich das Ding natürlich an Ort und Stelle abernten. Der Mob ist begeistert und verlangt nach mehr, die Zugaben haben es dann auch in sich: Erst kommt Glenn Hughes zunächst allein mit einer Akustikgitarre auf die Bühne und widmet den TRAPEZE-Song „Coast To Coast“ seinem verstorbenen Assistenten Mike. Das Stück besitzt eine eigenartige Mischung aus Melancholie und Hoffnung, die Glenn selbst mit den Worten „acceptance, love, healing and life“ umschreibt. Ergreifend. Mit „Black Country“ und „Burn“ findet der Auftritt ein furioses Finale, gerade „Burn“ ist ein perfekter Schluss, hier kannste nochmal alles geben.

 

GLENN HUGHESGLENN HUGHES

 

Ob „Chosen“ wirklich das letzte Solo Rock Album von GLENN HUGHES ist, wie er selbst sagt? Die Zeit wird es zeigen…    

 

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