MIND THE GAP FEST 2025 mit PLANLOS X, SENKRECHTSTARTER, ASYNCHRON, G31 / 13.09.2025 – Hamburg, Bambi Galore
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 24. September 2025 18:32
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Obwohl ich seit einigen Jahren auch fürs MIND THE GAP-Fanzine schreibe, habe ich es bisher auf kein MTG-Fest geschafft. Das soll sich heute ändern!
Im Vorfeld gibt es zwar die Meldung, dass ausgerechnet die STAGE BOTTLES ausfallen, aber unseren Bock kann das nicht schmälern. Der bleibt fett, denn dass es heute Punk satt zwischen die Löffel gibt, ist ‘ne Tatsache. Gute Besserung an die Band, die aufgrund eines Krankheitsfalles absagen musste. Die MIND-THE-GAP-Leute haben sich sicher die Haare gerauft, telefonieren sie doch im Vorfeld wie die Verrückten herum, um die klaffende Lücke irgendwie zu füllen. Nachdem sie die Republik per Telefonbuch (in der Variante BUCH DEIN EIGENES VERFICKTES LEBEN) durchkämmt hatten, werden sie nicht etwa in München fündig. Auch nicht in Bamberg oder Wankdorf. Nein, in Hamburg! SENKRECHTSTARTER sollen es sein, eine noch recht junge Band mit Nasen von INSIDE JOB (Hagi), PLATZANGST und RUBBERMAIDS (Rev. Jason Scott). Wir sind gespannt.
Bilder von MJ.
Das Bambi füllt sich erst noch, als G31 bereits loslegen. Es ist schon einige Jahre her, dass ich die Band zuletzt sah. Damals (2019) spielten wir zusammen auf der MS Hedi, was dann auch dazu führte, dass ich die Leute vom MIND THE GAP näher kennenlernte, schließlich spielt Christian „Captain“ Böttjer bei G31 Gitarre und bildet zusammen mit Christian „Gierfisch“ Maas die redaktionelle Doppelspitze beim MTG. Jo, ich würde sagen, dass G31 noch besser geworden sind. Es gibt natürlich viele Stücke der sehr empfehlenswerten „Die Insel der versunkenen Arschlöcher“-LP und bereits ein paar neue Songs. Die Mischung aus typischem Hamburg-Punk und der gewissen eigenen Note zündet sofort. Sängerin Mitra zeigt wieder eine starke Bühnenpräsenz, springt herum und flitzt ins Publikum. Ihre Ansagen (und Texte) haben häufig eine kryptische Art. Das meine ich positiv, denn ich finde es reizvoll, dass die G31-Texte manchmal verschlüsselt sind und die Hörer:innen überlegen können, wer und was sich hinter „Wanda Wandalis“ oder „Punkern gehen“ verbergen mag. Natürlich gibt’s aber auch unmissverständliche Aussagen wie etwa „Wir dienen nicht“. Schöner Auftakt!
Auch ASYNCHRON kommen aus Hamburg. Bei dem Namen denkt man sofort an Deutschpunk, aber das trifft die Sache nur zum Teil. Tatsächlich hört man auch einen deutlichen US-Punk-Einschlag heraus. Hier haben Bands wie LAGWAGON oder BAD RELIGION eine deutliche Spur hinterlassen. Schön schnell drauflos, dabei aber immer sehr melodiös. Die beiden eindeutig als Brüder zu identifizierenden Gitarristen schmettern zweistimmig und spielen sich in den Ansagen die Bälle zu. Zwei Typen vor der Bühne nerven eine Zeitlang mit Anrempelpogo, einer von den beiden verspürt offenbar ein besonders starkes Bedürfnis nach Körperkontakt. Dann fällt ihm auch noch ‘n Bier auf den Boden, Skandal. Aber Flo wischt die Scherben schneller weg als das Auge es erfassen kann. Jo, everybody gut drauf, die Band versprüht gute Laune, würd ich mir wieder angucken.
Nun bin ich neugierig, ich fand ja INSIDE JOB richtig super, habe aber lange nicht mitbekommen, was Hagi seitdem musikalisch getrieben hat. Erst bin fast enttäuscht, als ich sehe, dass er gar nicht der Leadsänger ist, weil ich seine Stimme voll geil finde. Aber das passt schon, denn Gitarrist Reverend Jason Scott schmettert herrlich passend zum zeitlosen Punkrock der SENKRECHTSTARTER. Ich war ja großer Fan der RUBBERMAIDS und vom Drive und den Melodien her gibt’s durchaus Parallelen zu der Hamburger Legende. Mittlerweile hat sich das Bambi gut gefüllt und einige Besucher:innen gehen hart ab. Als die Band eine kurze Pause macht, tanzen zwei besonders Begeisterte auch ohne Mucke weiter. „Geil, wir müssen gar nicht spielen, ihr tanzt trotzdem!“, kommentiert Hagi und fordert: „Gebt alles!“ Das nehmen die beiden offenbar wörtlich und beginnen eine Art Liegestütz-Contest. Auch nicht schlecht. SENKRECHTSTARTER haben wohl schon ein Demo draußen, das sie heute auch irgendwo zum „Zahl, was du möchtest“-Modus anbieten – leider bin ich zu blind und sehe das Teil nirgendwo. Vielleicht waren andere einfach schneller.
Die totale Überraschung stellen PLANLOS X dar! Wie gut sind die denn? Offenbar besteht die Besetzung aus Originalmitgliedern und mindestens zwei „Neuen“, denn den Schlagzeuger und einen der beiden Gitarristen lese ich als deutlich jünger. Ist aber wumpe, denn alle fünf brennen richtig einen ab! Ursprünglich hieß die Band PLANLOS und dieser Vorgänger existierte von 1980 bis 1983 im illegalen DDR Underground. Der Sänger Pankow kommt dann auch extrem charismatisch, tanzt barfuß auf der Bühne und röhrt mit markant-eigenständiger Stimme. Packend auch seine Ansagen. So habe man sich ewig auf diesen ersten HH-Auftritt gefreut, in den Achtzigern habe er als NVA-Wehrpflichtiger unterm Helm ‘nen Walkman gehabt und eine Kassette mit den Seiten SLIME und TON STEINE SCHERBEN gehört und gedacht: „Was ist der Diggen für‘n geiler Typ, was ist das für eine heftige Stimme!“ – „Und nun spielen wir hier in Hamburg und der Diggen steht da vor der Bühne. Irrsinn!“ Und nicht nur Diggen ist begeistert, als PLANLOS eigene Stücke wie „Ich hab die Schnauze voll“, „Tagein Tagaus“ sowie Cover wie „Marianne“ (RESTBESTAND, ist gerade auf einer Split mit den HOSEN erschienen, mit denen PLANLOS 1983 zusammen in der Erlöserkirche spielten) und „Disco in Moskau“. Die meisten Stücke kenne ich nicht, sie faszinieren aber auf Anhieb durch einen ganz eigenen sprachlichen Stil und hochenergetischen Punkrock. Denkwürdiger Auftritt!
Ich bin ja oft im Bambi, meistens zu Metalkonzerten (morgen gleich weiter mit PIZZA DEATH, HUMILIATION und ANGELCRYPT), aber heute war’s ein rauschendes Punkerfest mit vielen herrlichen Begegnungen.
ursprünglicher Flyer
Bewertung: 5 / 5
