HEADBANGERS OPEN AIR X / 14.07.2007 – Brande-Hörnerkirchen, Tag 3

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Es gibt Bands, die so knapp wie möglich vor ihrem Auftritt anreisen und sich danach möglichst fix wieder verpissen. Es gibt natürlich auch Bands, die so FRÜH wie möglich eintreffen, alle abgreifbaren Alkoholvorräte abgreifen, auf allen Festivaltagen vor und nach ihrem Gig auf dem Festivalgelände rumeiern. Zu letzterer Kategorie gehören BULLET, die mit ihrem schon legendären Bulletmobil angereist waren, ’nen liebevoll mit dem Bandlogo bemalter und mit Partyzone ausgestatteter Reisebus. Ich schwör’s – das Ding war das ganze Festival lang belagert, auch ich war Freitagnacht irgendwie in dem Teil gelandet und freute mich am Sonnabend auf den Auftritt der sympathischen Asis aus Schweden.

 

Bulletmobil

Bullet vor ihrem BULLETMOBIL, Pic gemopst von http://www.bullet.nu/ 

 

Einen ersten Höhepunkt setzte zunächst gleich mal die erste Band – DECEPTIVE SILENCE aus Hamburg. Wohl kaum jemand hatte hinter diesem Namen eine derart amtliche Doomband vermutet. Nicht nur kam der Sound gewaltig daher und prasselten schwere Riffs auf die HörerInnen ein – auch der Sänger überzeugte mit voluminöser Stimme, die er teils für klaren Gesang, teils für aggressivere Schreie nutzte. Eine echte Überraschung – obwohl ich keinen Song kannte, erzeugten gleich mehrere Stücke Gänsehaut bei mir.

 

Nachdem KNIGHT ERRANT einem Päusken zum Opfer gefallen waren (türkische Band mit Geigerin), waren HOLLOW GROUND für mich die nächste Station. Hossa, NWOBHM hatte ich ja schon erwartet, aber nicht derart flott und knackig dargeboten. Man sah den Typen an, dass sie schon laaange am Start sind, was sie aber nicht davon abhielt, ordentlich Gas zu geben.

 

Langsam wurden die Möglichkeiten knapper, mal eine Band auszulassen, da der Abend doch noch so einiges bereithalten sollte, also wurden flugs mal die beiden nächsten Bands geopfert, um eine vegetarische Schlachtplatte auf den Grill zu wuchten.

 

AVENGER waren aber wieder Pflicht, hiermit schloss sich für mich persönlich eine echte Lücke, denn „Blood Sports“ und „Killer Elite“ wurden ich den Achtzigern doch recht häufig gedudelt, die Band indes noch nie live bestaunt. Von Anfang an übertrieben es AVENGER zwar etwas mit vermeintlich animierenden „O-ho-ho“-Chören, knallten aber ein geiles UK-Metal-Brett in den Garten, welches den Mob über Betriebstemperatur hinaus anheizte. „Rough Ride“, „You’ll Never Take Me Alive“, „Face To The Ground“ oder „Revenge Attack“ rüpelten schnell und gemein durch die Boxen und wurden nicht nur bei mir mit offenen Armen empfangen. Geil!


Gar noch geiler sollen BULLET werden. Obwohl stilistisch more old school than old school, sind die Typen ja recht jung und haben auch erst einen Longplayer am Start. Da kann man ’ne rosige Zukunft prognostizieren, sofern sich die Jungs nicht vorher totsaufen oder in ihrem Bulletmobil verbrennen. BULLET feuerten ihren AC/DC/ACCEPT-lastigen Sound derart entspannt und räudig zugleich in die Menge, dass sich KEINE/R der Band entziehen konnte. Das herrlich überrissene Gekreisch des Sängers, die geile Optik der Band – Saitenfraktion alle mit nacktem Oberkörper und Lederjack, klopsiger Sänger schön in engem T-Shirt und Nietenarmbändern – alles Attribute, mit denen sich wuchern lässt. Ich sach ma: BULLET sind auf dem Weg zur Weltherrschaft, als Alternative seh ich höchstens den Highway zur Hölle…

Von WTRECH hab ich leider nur den Schluss gesehen, der allerdings auf einen recht coolen Auftritt schließen ließ. Schließlich sind WRTECH die erste Band, die dem H.O.A. einen Song gewidmet haben: „Make This Garden Burn!“. Der kurze Eindruck deutete auf US/Power Metal im Uptempo-Bereich hin.


MOONSORROW hatte ich vor kurzem erst auf dem WFF gesehen. Fand ich sie da schon gut, bliesen sie mich heute geradezu weg! Keine Ahnung, ob die Band einfach heute besser drauf war oder ob ich auf dem WFF um drei Uhr nachts nicht mehr so aufnahmefähig war, aber der H.O.A.-Gig war verfickte WELTKLASSE! Im Gegensatz zum WFF konnte länger gespielt werden (70 Minuten) und man war natürlich auch wesentlich näher am Geschehen. Die Finnen hatten sich mit „Blut“ besudelt und spielten sich offenbar in einen Rausch, zumindest versetzten sie MICH und definitiv Teile des Publikums in einen solchen. Es tat gut, zwischen all den reinen Metalbands etwas Extremeres zu sehen und es lockerte die Stimmung deutlich auf. BATHORY als Querverweis reichen nicht aus, obwohl auch MOONSORROW dieses atmosphärische, heidnische Flair heraufbeschwören. Sehr beeindruckend, wie gezielt unterschiedliche Gesänge eingesetzt wurden, folkloristische Elemente im Gesamtbild Sinn ergaben und dann einem wieder heftige Knüppelparts den Atem raubten.

 

Und schon war es Zeit für CANDLEMASS! Als CANDLEMASS-Nerd der ersten Stunde habe ich persönlich den Ausstieg/Rausschmiss von Messiah sehr bedauert, aber mit Robert Lowe hat Leif Edling sich wohl DIE Doom-Stimme überhaupt gekrallt und „King Of The Grey Islands“ ist ein weiterer Klassiker im Bandkatalog geworden. Man war gespannt, wie dieses Line-Up nun live funktionieren würde! Klar war von vorneherein, dass Lowe kein Typ wie Messiah ist, der das Publikum mit „Doomdance“ und lustigen Ansagen animiert. Hat er gar nicht erst versucht, sondern eher zurückhaltend agiert, als so ’ne Art mystischer Gentleman. Völlig angemessen, ebenso die ruhigen, aufs Wesentliche konzentrierten Ansagen. Allerdings saß Lowe textlich nicht bei allen Songs fest im Sattel, was z.B. bei „Black Dwarf“ oder „Samarithan“ deutlich wurde. Je besser er die Texte verinnerlicht hatte, desto überzeugender klang auch gleich sein Gesang. Also üben, Dicken! Angesichts der Tatsache, dass dieser Auftritt einer der ersten Gigs dieser Besetzung gewesen sein dürfte, wollen wir mal auch nicht so sein, denn ansonsten war der Gig Hammer. Bei sehr druckvollem Klang gab es eine Best-Of-Setlist mit u.a. „Solitude“, „A Sorcerer’s Pledge“, „Mirror, Mirror“, „At The Gallows End“ (G.Ä.N.S.E.H.A.U.T.). Von der neuen Scheibe wurde leider nicht „Of Stars And Smoke“ gespielt, dafür „Emporer Of The Void“, „Devil Seed“ und „Clearsight“. Doom on!

 

Die Pause zu RAGE, die einiges an Technik auffuhren, wurde mittels einer Feuershow überbrückt, dargeboten von Mitgliedern der Gruppe MANNSTOLL, wenn ich das richtig mitbekommen habe. War z.T. ganz cool, ich muss einige der Tricks demnäxt unbedingt mal nachmachen... 

 

Was sollen RAGE auf dem H.O.A.? Diese Frage wurde im Vorfeld nicht selten gestellt, in der Tat passt die Band vom Bekanntheitsgrad eher auf die Wackenhauptbühne, wo sie ja auch schon gespielt hat. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte das H.O.A. sich eher auf kultige Undergroundtruppen konzentrieren, und das sag ich, obwohl ich RAGE definitiv mag! Aber die Aktion wird wohl auch eher eine Ausnahme bleiben? Die von einigen erhoffte Old School-Playlist mit ausschließlich Songs der ersten zwei, drei Platten („Reign Of Fear“!) wurde es natürlich nicht. Immerhin aber gingen RAGE mit Songs wie „Waiting For The Moon“, „Black In Mind“, „Firestorm“ oder „Don’t Fear The Winter“ weit in die Vergangenheit, ansonsten gab es eher neueren Stoff. Hervorheben muss man das Gitarrenspiel von Victor Smolski, der wirklich auch durchschnittliche Riffs durch kleinere und größere Schweinereien aufwertete. Erinnerte mich an Randy Rhoads oder überhaupt die meisten OZZY-Klampfer, die immer alles aus den Songs herausholen. Peavys Stimme bleibt Geschmackssache – ich mag’s. 

 

Tscha, ein hervorragender zweiter Tag also, der durch eine nette Party beendet wurde. Danach hätte sich selig schlummern können, wenn mich nicht original ein MAULWURF (!) durch seine nächtlichen Aktivitäten direkt unter meinem Zelt geweckt hätte. Der kleine Fucker hat doch die ganze Nacht über versucht, halt so Hügel zu fabrizieren, obwohl ich mit meinem Arsch im Weg war. Tzz…

Kommentare   

0 #1 Torsten 2007-07-19 14:25
Nicht schlecht, der Specht! Philipp wird von'nem Maulwurf 'angegraben', haha!!! Vielleicht war dein Hintern doch nich' im Weg, Aller!?
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