Testament, Stereochrist, Archaic - 10.06.08 Markthalle HH

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Die Thrash-Retro-Welle spült ja so einige altgediente Kapellen wieder hervor. Und so luden auch Testament zu einer Zeitreise in die 80er, mit (fast) Urbesetzung und amtlicher neuer Scheibe am Start ein Pflichtprogramm für Freunde des guten alten Bay-Area-Geschrubbes.

Trotz Konkurrenz-Veranstaltung (Ministry im Docks) und Fußball EM war die Markthalle gut gefüllt. Den Anfang machte eine Band namens Archaic. Die Jungens hatten sich dem Thrash-Metal der fixeren Sorte verschrieben, was ja als Anheizer hier ganz gut passte. Die Band legte sich gut ins Zeug, ließ ordentlich die Matten wedeln, an Spielfreude gab´s da nix zu meckern. Einen fitten Drummer hatte die Band in ihren Reihen, der mit ziemlich schnellen, präzisen Fills beeindruckte. Leider war er auch von der Lautstärke entsprechend präsent, so dass viel von den Songs im Uffta-uffta-Gehacke unterging, was auf Dauer etwas monoton war. Zeit für ein Bier.

 

Weiter ging´s mit Stereochrist, einem Quartett aus Ungarn. Die Band bot optisch und musikalisch ein echtes Kontrastprogramm und schaltete erstmal zwei Gänge runter. Schon nach den ersten Akkorden war klar, wohin die Reise geht. Schwerer, grooviger Doomcore der Marke Down wurde zelebriert, optisch unterstrichen durch das Shirt des Gitarristen, der mich auch ansonsten etwas an Kirk Windstein erinnerte (wenn auch nicht ganz so massig). Dass sie nicht so richtig ins Billing passen wollte, ließ sich die Band in keiner Weise anmerken. Der Sänger, immer nah am Publikum, animierte die Meute und freute sich schelmisch, ab und zu ein Shirt einer Doom-Band im Publikum zu entdecken. Ob es dem Großteil des Publikums gefallen hat, kann ich nicht sagen, vorne jedenfalls war die Stimmung super und die Band wurde nach jedem Song ordentlich bejubelt. Dazu trug neben den eingängigen Songs sicher auch das sympathische Stageacting der Band bei. Das wirkte alles sehr relaxed und der Spaß, den die Jungs dabei hatten, ließ den Funken überspringen. Daumen hoch!

 

Nach einer etwas längeren Umbaupause dann endlich Testament. Eröffnet wurde mit „Over the wall“, einem echten Kracher des ersten Albums. Den Herrschaften war die vorangegangene lange Kreativpause nicht anzumerken. Die alte Frisco-Maschine lief wie geölt. Bei dem darauf folgenden „Into the pit“ war der Name Programm und der Mob kam kräftig in Wallung, als wenn man beim Popcornmachen den Deckel weglässt. Die Altherrenriege war bestens aufgelegt, Spielfreude pur. Chuck Billy benutzte seinen kurzen Mikroständer als 3. Gitarre oder animierte das Publikum zum Circlepit. Sah echt geil aus, wie er das Ding mit Rührbewegungen über der Menge kreisen ließ wie Miraculix in seinem Kessel und die Meute so langsam ins Rotieren kam. Mr. Riffgott Eric Peterson war der Spaß ebenso anzumerken. Mit breitem Grinsen und komischen Grimassen moshte er sich durch die Songs und gab sogar ein paar kleine Soli zum Besten. Dass der alte und neue Leadgitarrist Alex Skolnick darin ein echter Meister ist, hat er an diesem Abend eindrucksvoll bewiesen. Manchmal sah er aus, als ob er selber ein wenig darüber staunen würde, was seine Flitzefinger da veranstalten. Heimlicher Star im Hintergrund war Neuzugang Paul Bostaph, der allen Songs mit ultrapräzisem Drumming die Extradosis Drive versetzte. Dabei bangte er lustigerweise viel langsamer als er spielte, kam aber nie auch nur ansatzweise aus dem Takt.

Bei der Songauswahl lag der Schwerpunkt klar auf den ersten beiden und der brandneuen Scheibe. Sonst waren die anderen Alben nur mit dem jeweiligen Titelstück vertreten. Zu „The preacher“ veranstaltete das sehr kollisionsfreudige Publikum unter Anleitung von Mr. Billy noch eine Wall of death. Seine Ansagen beschworen zwar immer den Geist der Metal-Community und waren auch echt glaubhaft, nur ein bisschen viel des Guten. Bei weniger Gesabbel, wäre sicher noch Zeit für ein oder zwei Songs mehr gewesen. So mussten wir auf „Trial by fire“ oder „Bunt offerings“ leider verzichten. Wer hat an der Uhr gedreht? Nach unglaublich kurzen 2 Stunden war mit „Disciples of the watch“ der Spass (und es war ein großer!) leider schon vorbei. Netter Gag zum Schluß: beim Rausgehen sang Nat King Cole „I left my heart in San Fransisco“. Wie wahr!

Kommentare   

0 #1 Psychophant 2008-06-19 15:13
schade, wär gern dabei gewesen. gerade mit paul bostaph... voll goil geschrieben, marc! mosh!
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