Break the Silence Festival / 09.07.2010-10.07.2010 Tag2

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So, dann also zum zweiten Tag des Break the Silence Festivals.

Der Tag begann damit, dass mich die olle Sonne viel zu früh aus meinem dringend benötigen Schönheitsschlaf weckte. Die Temperatur im Zelt schnellte mit Aufgehen der Sonne rapide in die Höhe, sodass nur die Flucht nach draußen übrig blieb. Da es allerdings auch hier schnell unangenehm warm wurde, badete ich mein T-Shirt an der Wasserstelle, was mich genug erfrischen sollte, um die Zeit zu überstehen bis unsere Fahrerin erwachen würde, um uns zum Schwimmen zu kutschieren. Da wir am nächstbesten See angeblich hätten Eintritt zahlen müssen, entschlossen wir uns in der Nähe in der Aller baden zu gehen. An einem Campingplatz fand sich dann auch eine frei zugängliche Badestelle. 

 


 

Die CampingplatzbewohnerInnen und Kiosk StammkundInnen freuten sich tatsächlich über unsere Anwesenheit. Wir würden mal ein wenig Farbe mit uns bringen sagten sie. So kann es doch auch mal ablaufen. Sehr sympathisch. So blieben wir also hier und verbrachten die Zeit mit schwimmen, Bier trinken (halber Liter 1,2€ am Kiosk, nicht schlecht.) und von der Brücke ins Wasser springen.

Gegen 17:00 Uhr brachen wir dann auf, um - mit Zwischenstop beim lokalen Rewe - rechtzeitig zu RIOT BRIGADE wieder beim Festival zu sein. Deren Konzert fand ich allerdings auch nur durchwachsen, was vor allem mit der stilistischen Wandlung der Band zusammenhing. Spielten sie letztes Jahr auf dem Resist to Exist in Berlin noch ein Set, das durchweg in die Fresse haute und mit vielen Hardcore Einschlägen versehen war, so war es diesmal mit sehr viel popigeren Tönen versehen. Das war aber für mich als Besitzer von deren neuen Platte „Go On“ durchaus abzusehen. Deswegen und wegen stetiger Übelkeit (ich vermutete zu dem Zeitpunkt schon fast einen Sonnenstich) unterbrach ich das Konzert mehrmals, um mir kühle Limonade zu kaufen.

Nach dem Konzert ließ ich mich auf einer Euro-Palette vor der Hauptbühne nieder und schlief auch ziemlich fix ein, bis ich von den nervtötenden Klängen von BOOM BOOM KID geweckt wurde. Der Sänger war nämlich der Meinung in den Stücken dauernd ins Mikro kreischen zu müssen (nicht so Krusten oder Hardcore Gekreisch, nein, Gekreische wie es sonst nur kleine Kinder von sich geben). Die führte dazu, dass ich fix das Weite suchte, um mich auf dem Zeltplatz weiter zu regenerieren. Nachdem ich noch ein bisschen unter der Plane vor unserem Zelt gedöst hatte und einen kleinen Spaziergang im Wald neben dem Zeltplatz gewagt hatte (was für eine blöde Idee, in Niedersachsen wimmelt es anscheinend im Wald nur so von Bremsen), ging es mir aber wieder besser, sodass ich zu FAHNENFLUCHT um 20:30 Uhr vor die Hauptbühne zurückkehren konnte. Auch die enttäuschten mich ziemlich, obwohl ich sie noch vor ein paar Jahren wirklich gern gehört habe. Instrumental gab es nichts zu bemängeln, aber leider wurde der teilweise mehrstimmige Gesang oft sehr emotionslos vorgetragenen, sodass er schon fast zu Sprechgesang verkam. Dies raubte den Songs einen Großteil ihrer Authentizität. Punk ohne Wut schockt irgendwie nicht.

So wartete ich also vor der zweiten Bühne in der Halle auf VITAMIN X aus Holland und begann langsam wieder damit Gin Tonic zu schlürfen. Als VITAMIN X die Bühne enterten, begann die Stimmung sofort zu kochen (und das nicht nur wegen der hohen Temperaturen). Die Leute pogten wie verrückt und es entstand sogar ein Circle Pit vor der Bühne, ohne das der Sänger dazu auffordern musste. So etwas habe ich vorher bei vorwiegend deutschem Publikum noch nicht gesehen. Mir wurde schon allein vom Zusehen verdammt heiß. Absolut verrückt bei Temperaturen zwischen 30°C und 35°C. Musikalisch lieferten die Jungs eine schöne, schnelle, aggressive Hardcore Show ab. Das einzige Manko an der Sache war, dass sie sich - meines Erachtens - ein bisschen doll selbst feierten. Ich freue mich trotzdem, die auf dem Fluff Festival wiederzusehen.

Danach sollten RASTA KNAST spielen. Für mich kein Highlight, aber ich finde, dass die doch bisher immer wieder sehenswert waren. Leider fiel das Konzert aus da eines der Bandmitglieder (ich glaube es handelte sich um Ballo den Drummer und einen der Veranstalter dieses Festivals) am Nachmittag in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Daher hatte ich also wieder Zeit zum trinken, um die Zeit des Wartens auf BRAT PACK zu verkürzen.

Schon beim Soundcheck von BRAT PACK fiel mir auf, dass der Bassist sich einen total albernen Oranje-Iro auf den Kopf geklebt hatte und ein schwarz, rot, goldenes Schweißband trug. Peinlich, aber nun ja, der Musik schadete das natürlich nicht. Die begeisterte mich nämlich von der ersten Sekunde an. Schnellen, melodischen Punk mit leichter Hardcore Kante finde ich echt ziemlich geil. Anscheinend war ich damit nicht der Einzige, denn das Publikum ging wieder ziemlich geil ab. Praktischerweise konnte ich als Inhaber der „Hate the Neighbours“ LP auch so einige der Texte mitkrakeelen, was den Spaßfaktor noch um Einiges in die Höhe trieb. Nach dem auf nur eine halbe Stunde begrenzten Konzert wollte das Publikum dann auch noch nicht gehen, sodass noch eine und danach sogar noch eine zweite Zugabe aus der Band rausgekitzelt wurde.

Nach einer weiteren Betrinkpause fing dann gegen 00:00 Uhr HOLGER BURNER auf der Hallenbühne an. Ich war sehr positiv überrascht. Eigentlich steh ich ja nicht so auf Polit-HipHop, aber er machte eine coole Show mit netten Freestyle Einlagen, die mir ziemlich gut gefiel. Nach dem Konzert hatte ich allerdings noch ein längeres Gespräch mit einem netten, jungen Mann aus Göttingen, der mich darauf hinwies dass HOLGER BURNER wegen seines neuen Liedes „Renn Yuppie, renn!“ politisch eigentlich nicht wirklich vertretbar sei. Ich finde das Lied auch wirklich ziemlich daneben, aber da kann sich ja jedeR selbst ein Bild von machen.

Den Rest des Abends verbrachte ich damit, mehr von den günstigen Cocktail zu konsumieren. Diesmal lieber White Russian statt Gin Tonic, aber der Effekt blieb natürlich der selbe. Außerdem machte ich mich auf am letzten Abend noch einmal unsere jungen, betrunkenen, Deutschpunk hörenden Zeltnachbarn kennen zu lernen. Mit denen dann also noch ein paar Bier getrunken und dann früh ins Bett, um am Tag der Abfahrt nicht ganz so fertig zu sein.

Dieser Plan ging leider nicht komplett auf, da ich am nächsten Morgen um 05:40 Uhr von einem Platzregen geweckt wurde. Völlig panisch fiel mir ein, dass wir auf einem staubigen Acker zelteten und dass dieser durch starken Regen sicherlich so matschig geworden wäre, dass wir schlechte Karten mit unsrem Auto gehabt hätten. Leider wurde mir auch schnell klar, dass es wenig Sinn hätte jetzt alle MitfahrerInnen zu wecken und im strömenden Regen die Zelte abzubauen, um dann auch im Matsch stecken zu bleiben. Somit legte ich mich also einfach wieder schlafen. Als ich dann gegen 08:00 Uhr wieder wach wurde schien auch schon wieder die Sonne und von dem Regen war nichts mehr übrig geblieben. So ein Glück aber auch. So konnten wir also in Ruhe aufstehen, abbauen, einpacken und uns schon recht früh auf den Heimweg begeben. Dieser musste auch nur kurz für eine Kotz- (der White Russian ist mir wohl nicht so gut bekommen) und eine Tankpause unterbrochen werden und dementsprechend früh kamen wir wieder in Kiel an.


Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich bei dem Break the Silence Festival um ein sehr schönes neues Festival handelt, das ich auch nächstes Jahr wieder besuchen werde. Was mich besonders gefreut hat, war der politische Anspruch des Festivals (es wurde von vornherein betont, dass keine rechtsoffenen Prolls, Macker, Sexisten etc. auf dem Gelände geduldet werden und dass auch für unpolitische Stumpfheit kein Platz sei. Außerdem waren z.B. die Cocktails alle vegan und es gab veganes Essen von Vegan-Wonderland, das „Ordner Team“ bestand betont nur aus Leuten aus den eigenen Reihen etc.) und das Publikum das dadurch angezogen wurde. Viele coole Leute, sehr schön bunt. Insgesamt also sehr empfehlenswert.

Ich freue mich auf nächstes Jahr.

 

Kommentare   

0 #1 jens stork 2010-07-14 19:33
schöner bericht! dank dir.
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