WACKEN OPEN AIR XXI / 04/05.2010 – Wacken, Tag 0 & 1

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Vier Arschlöcher, eine Meinung. Und zwar: Wacken war geil, und wir wollen da wieder hin!

Ihr wollt Details?

Dann lest hier über:

  • - den achtköpfigen MAMBO KURT
  • - professionellen Bierschmuggel 
  • - die Nachbarn mit dem Natursekt-Fetisch
  • - die MAIDEN-Setlist-Diskussion
  • - und all den Scheiß... 
 

 

WACKEN OPEN AIR XXI / 04.08.10 – Wacken, Tag 0

Satanic Introductions/Anreise:

Torsten:  Zugegeben: Als ich nach dem Wacken Open Air 2008 nach Hause kam, hatte ich mir geschworen, so schnell nicht wieder zu diesem Festival zu fahren. Zu groß, zu weitläufig, ja, zu aufgeblasen erschien mir das Ganze. In der Zwischenzeit hatte ich andere Festivals entdeckt, die kleiner, übersichtlicher und familiärer waren und mich damit nicht zuletzt an die ersten Wacken-Happenings Mitte/Ende der Neunziger erinnerten.
Aber gut, mag das Wacken Open Air noch so groß sein – irgendeinen Reiz (nicht zuletzt das superstarke Billing!) übt es doch aus. Ein Jahr Pause macht wieder genügend Appetit, um sich wieder in den Trubel zu stürzen. Also los!

Philipp: Dieses Jahr wollten Strecker und ich mal etwas früher aufs W.O.A. fahren, schließlich hatten wir jetzt schon wieder zwei festivalfreie Tage hinter uns und so langsam juckte es in den Fingern… Also deckten wir uns fix mit der nötigen Verpflegung ein – der Griff in die entsprechenden Supermarktregale funktionierte mittlerweile automatisch und den Minze holten die bei Streckers Anblick im Getränkemarkt ebenso automatisch herbei. Unsere Ausstattung wird übrigens jedes Mal professioneller – dies war das erste Festival in meinem Leben, auf das ich ein Kissen mitgenommen habe! Seit Ewigkeiten wach ich nämlich nachts auf Festivals immer auf, weil mir der untern Kopp geschobene Arm einschläft – ihr kennt das alle, ich sach euch: Nehmt einfach ein Kissen mit und gleich wirkt der Schlaf auf so ‘ner Isomatte so erquicklich wie in einem Hotelzimmer! Revolutionäre Erkenntnis!

Alsdann ab nach Gaarden,  Petra & Torsten abholen. Nur erhob sich das Problem, dass Torsten als offiziell anerkannter Dremu-Schreiberling eine Backstage-Akkreditierung hatte, seine Freundin jedoch nicht. Als Gentleman zeigte sich Torsten natürlich solidarisch, wir egoistischen Säcke hingegen wollten auf die Annehmlichkeiten des V.I.P.-Bereichs nicht verzichten. Also mussten wir doch ein wenig in Wacken hin- und herkurven, zunächst die Pressebändchen holen, dann wieder durch das Dorf und zum Haupteingang für den Pöbel. Natürlich regnete es plötzlich amtlich, sodass die beiden es zu Fuß etwas ungemütlich hatten und zudem ganz schön viel Klimbim schleppen mussten.

Übrigens hatte sich die frühe Anfahrt gelohnt – nirgendwo gab es Staus oder Wartezeiten. Auffällig war ansonsten, dass inmitten des bunten Treibens in Wackencity keine Kartenverkäufer zu sehen waren, im Gegenteil aber überall Kartensuchende. So konnten wir mehreren Bekannten, die uns gebeten hatten, die Augen aufzuhalten, in dieser Hinsicht nicht weiterhelfen…

Strecker: Nach einigem Hin und Her haben wir uns dazu entschieden, dass wir in zwei Gruppen anreisen. Philipp und ich konnten es nicht abwarten, endlich ein Festival zu besuchen, so dass wir bereits am Mittwoch los sind. Der Rest der Reisegruppe ist dann am Donnerstag gefolgt.

Torsten: Als Anreisetag wählte sich die DREMU-Crew den Mittwoch. Zum Glück erwies sich das Strecker-Mobil als noch aufnahmefähig, sodass meine Freundin Petra und ich noch darin Platz fanden. Groß war das Erstaunen, als wir feststellten, dass uns nirgendwo ein Stau die Weiterfahrt versaute. Fein! Also flugs die Tickets für die „Pressevertreter“ eingesammelt und weiter zum Campingplatz. Wobei sich hier die Wege der „dreckigen Asis“ teilten, denn ein Teil blieb „hinten“ auffe V.I.P.-Plätze, während Petra und ich auf den „normalen“ Platz mussten. Just als uns Strecker absetzte, fing es an zu regnen. Toll!

Philipp: Flugs hatten wir Zelte (sogar ein Pavillon ohne Anleitung!) aufgeschlagen und es sogar geschafft, für die weiteren Mitglieder unserer Reisegruppe, die am Folgetag eintrudeln wollten, Platz freizuhalten und konnten das Gelände begehen.

Viele Veränderungen sollten sich jetzt und in den nächsten Tagen offenbaren: So hatte man als erste deutsche Großveranstaltung nach Duisburg besonders auf Sicherheit Wert gelegt und die Zugangsberechtigung für die verschiedenen Wege neu eingeteilt. War manchmal nervig und mit Umwegen verbunden, aber wenn es dazu dient, dass sich nicht zu viele Leute an einem Ort ballen, dann ist das natürlich grundsätzlich ein guter Gedanke. Bei Konsensbands wie MAIDEN oder SLAYER hat man später die BesucherInnen nicht mehr durch den Haupteingang gelassen, sondern auf Nebeneingänge verwiesen. Sorgte für Murren, aber es war trotz großer Menschenmassen bei diesen Bands dadurch deutlich entzerrter und es gab – sofern ich das mitbekommen habe – nirgendwo Gedränge. Allerdings war das Pressecamp nur mit je zwei Toiletten für Männer/Frauen ausgestattet – auch wenn man von diesem Platz aus schnell auf dem Hauptgelände ist, so war das für Hunderte von Leuten deutlich zu wenig. Eine klare Verbesserung stellten dagegen die großen Duschcontainer da – hier musste man wirklich NIE warten und das Wasser war sogar heiß.

Auf der Bühne von diesem Biergarten zockte MAMBO KURT gerade „Chop Suey“ von SYSTEM OF A DOWN, wobei er die Strophen nur mit wenigen Fragmenten andeutete, mehr war aber eh nicht nötig, da das Publikum in Scharen mitschmetterte.

Naja, wir latschten mal in dieses Wackingerdorf, wo sich unterschiedlich originelle Stände befanden: Offenbar dachten einige Händler, dass JEDE/R BESUCHER/IN mindestens drei Methörner kaufen werde… Mit der Massage in so einem mittelalterlichen Badezuber hat Strecker aber sehr wohl geliebäugelt, das hab ich genau gesehen! Ansonsten gab es da noch x Fresstände, verschiedenste angeblich mittelalterliche Spiele (Eier mit Steinen zerwerfen, drei zerschmetterte Eier = ‘ne Pulle Met), Feuerspucker und hastenichgesehen.

Deutlich sinnloser allerdings die Attraktionen in diesem „Bullhead“-Zelt – Lady-Oilcatching, Wrestling, Stripshows und ähnlicher Jahrmarkt-Müll, der nur Mutanten auf so ein Festival zieht…

Torsten: Zeltaufbau im Regen. Schön auch, dass man sich ERST ein Bändchen holen musste, bevor man überhaupt auf das Campinggelände konnte. Wir fühlten uns wie’s Wetter: pissig!
Also so schnell wie möglich die Zelte aufgestellt, trockene Klamotten übergezogen, ein Butterbrot nebst Bier vertilgt, schlechte Laune vergessen und den ersten Rundgang gestartet.

Wir waren in der Tat nicht weit vom Festivalgelände entfernt. Sanicontainer, Wasserstelle und Frühstückszelt waren mitten auf dem Weg zum Festivalareal. Das‘ schonma‘ gut! Bevor man aber zu den Bühnen kam, musste man die Shoppingmeile durchqueren. Mann, das sah vor zwei Jahren aber noch anders aus. Jetzt gab es zwei Hauptwege, an denen dicht an dicht diverse Händler ihre Waren anboten. Ich frag mich nur ernsthaft, warum der Eintritt in den „Metalmarkt“ 2,50€ kostete (die konnte man sich zwar mit einem Einkauf von 40€ wiederholen), aber wer braucht den Indoormarkt, wenn schon draußen mehr Stände vorhanden sind als nötig?

Folgte man den Hauptwegen, kam man zum einen zum Eingang für die Party-Stage und zur Videoleinwand bzw. zum Platz mit Versorgungsständen: Burger, Pizzen, Reis, Met und Bier soweit das Auge reichte! Und alles war voll von feierwilligen Metallern, Freaks und sonstigen Gestörten!

Über die Videoleinwand flimmerte grad ‘ne Doku über Black Metal und man sah eine brennende Stabkirche in Norwegen. Das zustimmende Gejohle und der Applaus hinterließ bei mir eine Gänsehaut der unfeinen Art. Ignoranten! Bloß wech hier!

Wir hauten uns noch die Bäuche voll, erhaschten noch ein paar Klänge von der W.E.T.- Stage und hinterher hauten wir uns auch schon ganz profan inne Schlafsäcke.

Philipp: Zurück auf dem eigentlichen Gelände blickten wir noch mal ins Zelt, wo gerade eine litauische Combo namens SOUL STEALER zockte. Ziemlich klassischer Metal, der eigentlich nicht besonders aufregend war, aber das Zelt platzte aus allen Nähten und die Leute waren dermaßen heiß auf Bands, dass eine unfassliche Stimmung herrschte und selbst plumpe Mitsingspiele begeistert mitgemacht wurden. Als eher unbekannte Band ist es offenbar besser, am Mittwoch zu zocken statt an den eigentlichen Tagen, wo die größeren Bühnen die Leute eher anziehen, das Zelt ab und zu recht leer bleibt.

Danach spielte auch hier MAMBO KURT (der hat offenbar das gesamte W.O.A. über acht Gigs oder so gehabt) und uns lockte doch eher der Ruf der Minze. Die Leute sangen zum Sound der Heimorgel gerade „Fear Of The Dark“ in einer Lautstärke mit, von der man meinte, dass es bei den Urhebern des Songs kaum lauter werden könne (wurde es dann aber doch).

Ein riesiger Truck hatte sich inzwischen direkt vor unseren Platz dazugesellt. Macht ja eigentlich nix, seltsam war nur das Verhalten der dazugehörigen Leute: Die waren offenbar zu faul, um zum Zaun (30 m entfernt…) oder zu den Toiletten zu gehen und zogen direkt um den Truck herum blank. Ein paar Mal wäre ja kein Ding gewesen, aber mein Zelt stand ca. einen Meter von dem Truck entfernt, also gab es leider einen kurzen Disput, man will ja nicht in einer Urinwolke schlafen, wenn es sich vermeiden lässt... 

Strecker: Nachdem die Zelte aufgebaut waren, wurde noch die Minze abgeschmeckt und dann haben wir uns mal das Gelände angeguckt. Auf unserem Zeltplatz ist dann gleich negativ aufgefallen, dass lediglich zwei Klos vorhanden waren. Man(n) konnte da dann auch zu jeder Tages- und Nachtzeit ankommen und musste immer warten. Erstaunlich fand ich, wie viel Zeit einige Herren auf dem Thron zubringen können. Ist doch eigentlich nur Buchse runter und … den Rest kann sich jeder denken. Dafür braucht es doch keine halbe Stunde.

Im Biergarten vor dem eigentlichen Festivalgelände haben wir noch den Rest von Mambo Kurt geguckt. Ich fand den vor einigen Jahren ganz lustig. Mir geht es aber mittlerweile so wie mit einem Witz, der immer wieder erzählt wird. Irgendwann ist es nicht mehr lustig.

Da wir nicht so recht wussten wohin, haben wir mal in das Wackingerdorf geguckt. Hatte ein bisschen was von einem Mittelalter- oder Wikingermarkt. Viel Verkaufsstände, Gaukler, Wikingerspiele und Essensstände. Die Essensstände fand ich gut, da es hier mal etwas Anderes als den üblichen Festivalkram gab. Wir haben uns allerdings selbst versorgt und so kann ich zu der Qualität und den Preisen nichts weiter sagen.

Die Meinungen zu dem Dorf gehen ziemlich auseinander. Ich finde es jetzt nicht schlimm, dass das Dorf da ist, wenn es nicht da wäre, würde mir aber auch nichts fehlen.

Neben dem Wackingerdorf steht noch das Bullhead-Zelt und das braucht meiner Meinung nach niemand. Das Zelt gibt es aber auch schon das zweite Jahr und von daher wird es wohl besucht werden. Muss auch jeder selbst wissen, ob er sich Oilcatching Girls, Wrestling oder Bands anguckt. Ich ziehe letzteres vor und so lange mich keiner zwingt, in das Zelt zu gehen, kann es von meiner Seite auch da stehen bleiben. 

Da wir recht planlos durch die Gegend gelatscht sind und immer dann vor einer Bühne ankamen,  als die Band gerade in den letzten Zügen lag, haben wir den Rückweg angetreten. Zurück im Camp mussten wir dann feststellen, dass unsere Nachbarn Zuwachs bekommen hatten und ein riesiger Truck direkt neben uns stand. Bis hierhin noch nicht schlimm, aber der Truck diente der Reisegruppe offensichtlich als Zaunersatz, also Klo. Das sorgte dann für etwas angespannte Stimmung. Ist aber alles gut gegangen und nasse Füße haben wir nicht bekommen. Trotzdem kann ich nicht so recht verstehen, wie man ständig an sein eigenes Auto und anderen Leuten vors Zelt schiffen kann. Weit weg war das Klo nicht und an den Pinkelbecken musste man auch nicht warten.

Für uns gab es dann noch ne Minze und gute Nacht.  

 

WACKEN OPEN AIR XXI / 05.08.10 – Wacken, Tag 1

Philipp: Heldenhaft konnten Strecker und ich die letzten Meter Boden verteidigen und irgendwie auch für freie Wege sorgen, sodass unser Camp auf die geplante Anzahl StiAs anstieg.  Ein kleiner Schock traf uns bei der ersten Geländebegehung: Wir durften doch glatt nicht mit gefüllten Bechern passieren! Obwohl wir unsere Humpen in Plastikbecher gekippt hatten! Die Intention dieser Neuerung ist durchschaubar, gleichsam lächerlich. Aber wir gaben das gesamte Festival nicht auf und näherten uns immer wieder mit vollen Bechern der Passage, meistens nur, um das Bier dann tatsächlich exen oder – schluck – den Rest wegschütten zu müssen, aber mit der Zeit schmuggelten wir doch immer mehr Humpen durch – versteckt an Orten, an welchen die Sonne nicht scheint und die KEIN noch so gewiefter Ordner entdeckte…

Die nächste Überraschung wartete im Backstagebereich – dort hing doch wirklich H.P. Baxter am Tresen… Strecker hätte gern ein Foto von Hans-Peter gemacht, wie der mich gerade würgt oder so (allein um Scooter-Addict Moe neidisch zu machen), aber mir war das dann doch irgendwie unangenehm, also weiter…

Strecker: Nachdem der Rest der Reisegruppe eingetroffen war, gab es dann erst mal ein paar Begrüßungsgetränke und ‘ne Grillung. So verging die Zeit bis zum ersten Konzert recht schnell und wir machten uns auf den Weg zu Alice Cooper. Wir mussten dann feststellen, dass man die - in einen Wacken-Becher - umgefüllten Getränke nicht mit auf das Gelände nehmen durfte. Also ex oder wegkippen. Zumindest hatten wir eine Aufgabe für die nächsten Tage und den Getränkeschmuggel haben wir im Verlauf des Festivals noch perfektionieren können. Wäre doch gelacht, wenn wir so einen Security-Sack nicht überlisten!

Auf dem Weg zur Bühne trafen wir auf H.P. Baxter und ich hätte gern ein Foto von den beiden Blondinen gehabt – also Philipp und Hans Peter Bäxbier – aber Philipp zierte sich und wollte nicht.

Torsten: Allzu warm war es vormittags noch nicht, sodass man schön lange poofen konnte. Danach ging’s zur Körperpflege und zum Frühstück. Erholt und frisch ging’s zum Shoppen. Und wieder war ich nur am Staunen: Händler ohne Ende, aber auch viele, viele Kunden. Hier gab es keine Wirtschaftskrise!

Irgendwann am Nachmittag öffneten sich dann endlich die Durchgänge auf’s Gelände. Wurde auch Zeit, denn die Freaks waren schon heiß, „MAIDEN“- Sprechchöre schwirrten durch die Luft und die gute Atmosphäre war fast greifbar. Waaaaacken!!!!

Um 16:00 Uhr eröffneten SKYLINE das 21. Wacken Open Air offiziell. Hier handelte es sich um die Band, mit der das Ganze Anfang der Neunziger losging. Damals wie heute wurden ein paar Metalklassiker gecovert, diesmal aber mit dem Unterschied, dass mit (den quasi unvermeidlichen) U.D.O. und Doro zwei Protagonisten dabei waren

ALICE COOPER

Torsten: Egal! Ich hatte Bock auf ALICE COOPER, MÖTLEY CRÜE und Co.!!! Ging ja auch schon los mit good old Alice. Der bot alles auf, was er je zu bieten hatte! Alte Hits, neue Hits, „alte Schlampen“, neue Musiker. „Schools Out“ ertönte gleich am Beginn, „No More Mr Nice Guy“ folgte auch bald. Dafür kam „Poison“ ganz am Schluss (da is‘ Alice eigentlich schon tot … ) – der Song, den die meisten kannten und abfeierten. Bei diversen älteren Stücken war es eher ruhig im Publikum, die Dinger haben auch so ihre Längen. Immerhin wurde auf der Bühne kräftig geschlagen, getreten und gehängt. Erst rollte Alice-Baby im Rollstuhl rum, hat ‘ne schicke Hab-mich-lieb-Jacke an und am Ende hing er am Galgen (die Kamera hielt dabei schön drauf und man sah, wie der Trick funktioniert … ;-). Schock und Rock wie eh und je.

Strecker: Alice Cooper bot dann das erwartungsgemäße Programm. Fand ich bisschen schade. Klar wollen die meisten Leute „School´s Out“, „Poison“ usw. hören, aber die eine oder andere Überraschung in der Setlist wäre nett gewesen. Zumal „School´s Out“ auch zweimal gespielt wurde, da wäre ja noch Platz für einen anderen Song gewesen. Was soll‘s. Das Konzert hat trotzdem gefallen und die Showeinlagen (Enthauptung usw.) waren auch gut gemacht und unterhaltsam.

Philipp: ALICE COOPER hieß unsere erste Station und der olle Haudegen rockte doch ganz nett. Ohne irgendwelche Ansagen folgte Hit auf Hit und obwohl ich keine AC-Platte besitze, war mir doch fast jeder Song vertraut. Den meisten anderen wohl auch, denn „School’s Out“, „No More Mister Nice Guy“, „Poison“ oder „Elected“ brachten den Mob klar in Wallung. Alice sang nicht schön, aber selten und mit rauem Charme. Nettes Augenzwinkern die Gehhilfe zu „I’m Eighteen!“  und überhaupt war die „Gruselshow“ von unterhaltsamen Charakter, da der faltige Kollege stranguliert, geköpft oder mit dem Inhalt einer mannsgroßen Spritze („Poison“ halt) injiziert wurde.  Seltsam nur, dass in der Zugabe erneut „School’s Out“ gespielt wurde.

Stefan: Da stimme ich zu. Nach anfänglichen Soundproblemen war es ein cooles Konzert. Ein guter Start ins WE, der Bock auf mehr gemacht hat.

MÖTLEY CRÜE

Philipp: MÖTLEY CRÜE – sorry, ich kann nicht verstehen, wieso jemand sich diesen Mist freiwillig antut. Ich nutzte den Auftritt, um mir eine gute Position für MAIDEN zu sichern, umwanderte die Massen einfach in Richtung „True Metal Stage“, sodass ich alles von der rechten Seite aus sah. Vince Neil klang so nervig quäkig, dass ich mir die Ohrproppen so tief wie möglich in die Ohren rammte. Trotzdem drangen sowohl seine Animierversuche („you know the next song, baby“) als auch diese käsigen Refrains wie „Girls, Girls, Girls“ noch viel zu laut an meine Ohren.

Torsten: Da tönten die ehemaligen Haarspezialisten MÖTLEY CRÜE schon `nen Tacken flotter. Nicht die Feuersäulen der Pyrotechniker machten den Jungs Feuer unter’m Arsch, das schafften die Jungs sogar selber und wetzten zu „Live Wire“ oder „Dr. Feelgood“ über die große Bühne. Wäre nicht Vince Neils Stimme so dolle quäkig, hätte es mir noch wat besser gefallen.

Strecker: Weiter ging es dann mit Mötley Crüe. Bei der Band gingen die Meinungen deutlich auseinander. Stefan und ich fanden es super und fühlten uns kurzzeitig wieder wie 15. Der Rest unserer Reisegruppe ist geflüchtet. Was wurde erwartet? Es waren Mötley Crüe, eine Band, die ihren Zenit längst überschritten hat und als herausragender Sänger ist Vince Neil noch nie bekannt gewesen. Geboten wurde 80iger Jahre Hair-Metal und ich habe mich gefreut, Songs wie „Shout at the devil“ mal wieder live zu hören. Ein paar neuere Songs wurden auch gespielt, die genauso gut auch vor 25 Jahren hätten erscheinen können. Mir hat das Konzert gefallen und es machte leider ein bisschen zu viel Lust auf alkoholhaltige Erfrischungsgetränke.

Stefan: Hier kann ich den Meckerern nicht zustimmen, mein persönliches Highlight des Tages. Auch wenn ich damit auf immer und ewig als Poser geoutet bin. Perfekte Mucke, um sich mit einem Bier in der Hand wieder in seine Jugend zurückversetzen zu lassen und lauthals die Songs mitzuschmettern. Es muss nicht immer ein Sänger mit drei Oktaven Stimmvolumen sein! Hier nochmal die Setlist: 1.Kickstart My Heart 2.Wild Side 3.Shout At The Devil 4.Saints Of Los Angeles 5.Looks That Kill 6.Live Wire 7.Don't Go Away Mad (Just Go Away) 8.Same Ol' Situation (S.O.S.) 9.Mutherfucker of the Year 10.Ten Seconds to Love 11.Primal Scream 12.Dr. Feelgood 13.Girls, Girls, Girls

GHOST BRIGADE

Torsten: So aber wendete ich mich schnell gen W.E.T.- Stage, wo ich mir GHOST BRIGADE anschauen wollte. Die wurden mir öfters empfohlen und ich besitze auch die aktuelle Scheibe von den Schweden; allerdings – so richtig zünden will „Isolation Songs“ nicht bei mir. Ich mag die Stimme nicht. Hab den Eindruck, die Rauheit passt nicht so recht zu den ansonsten prima Songs bzw. den tollen Gitarrenharmomien. Und so empfand ich das auch live. Hatte vermutet, dass sich das Bild in der Livesituation ändert, aber auch hier fand ich keinen Zugang. Am besten gefiel mir noch der instrumentale Song, der – mutig genug – gespielt wurde. Schade. Da hatte ich mehr erwartet.

IRON MAIDEN

Strecker: Dementsprechend angeschlagen war ich dann bei Iron Maiden. Ein bisschen was gelesen hatte ich über die Tour schon und wusste daher, dass mich ‘ne Menge neuerer Songs erwarten, die mir nicht so gefallen. Klar beschwere ich mich bei Iron Maiden auf hohem Niveau, aber der letzte wirklich gute Maiden-Song war „Fear of the dark“. Finde ich zumindest. Die Songs wurden durch die Lightshow, Videos und einige Showeinlagen gut umgesetzt und die spielerische Leistung der Band war natürlich super. Die neuen Songs waren mir aber zu viel. Trotzdem ein gutes Konzert und im Grunde finde ich es gut, wenn sich eine Band nicht nur auf ihre Hits verlässt und eine gewagte Setlist präsentiert. Ich weiß also nicht so recht, was ich davon halten soll.   

Philipp: Aber die Mötley-Tortur hat sich gelohnt – zu  IRON MAIDEN stand ich schön mittig zwischen Mischpult und Bühne und erlebte einen Ohren- und Augenschmaus. Die Bühnenoptik war zwar futuristisch orientiert, aber nicht auf peinliche Weise, sondern mit einer stilvollen Lichtshow und den jeweils passenden Backdrops versehen. DAS Diskussionsthema war natürlich die Playlist, die sich vor allem auf Songs der letzten zehn Jahre konzentrierte, also auf die Phase seit Dickinsons Rückkehr. Ich hatte mir extra NICHT die entsprechenden Berichte im Rock Hard oder so durchgelesen und ließ mich überraschen. Eine Best-Of-Show wie die der „Somewhere back in time“-Touren war eh nicht zu erwarten gewesen. Und was soll man sagen? Die Stimmung blieb trotz des Ausbleibens vieler großer Hits durchweg sehr gut. Denk mal, dass für viele jüngere Fans Songs wie „Wicker Man“, „No More Lies“ oder „Ghost Of The Navigator“ bereits Klassiker darstellen. Ich fand es gelungen, auch wenn natürlich die Old-School-Playlists der Jahre 2005 und 2008 noch mehr gekickt hatten. Viele der jüngeren Stücke sind eben im Midtempo angesiedelt und haben einen ähnlichen Aufbau. Dennoch: Es machte einfach Spaß, der Band beim leichtfüßigen Spiel zuzuschauen, Dickinson hat nix an Power und Stimmgewalt eingebüßt und widmete „Blood Brothers“ Dio – schöne Geste. Originell war die Idee, an Eddies Birne eine Kamera zu schrauben, sodass der traditionelle „Kampf“ des Maidenmaskottchens gegen die Gitarristen aus seiner Perspektive über die großen Leinwände betrachtet werden konnte. Mit „Wrathchild“, „Fear Of The Dark“, „Number Of The Beast“, „Iron Maiden“, „Hallowed Be Thy Name“ und „Running Free“ gab es immerhin einige Standardklassiker – was natürlich für diverse Meckerpötte nicht reichte…

Stefan: Bei Maiden bin ich ähnlicher Meinung wie Philipp. Nix gegen neuere Stücke, ich bin bloß der Meinung, dass speziell in der 1. Std. zu viele von diesen 6-8 Min. Songs, die alle ruhig anfangen, um sich dann langsam zu steigern, waren. Die Art der Darbietung war allerdings klasse, sowohl von der Show als auch von der Band selbst. Auch nach 30 Jahren sind alle noch äußerst fit, speziell natürlich Bruce. Fit hingegen war der Kollege Strecker nachher allerdings nicht mehr. Ich hatte am Ende des Konzertes einige Mühe, ihn auf den Beinen zu halten. Ein letztes Bier musste ich ihm verwehren, obwohl er behauptete, er hätte einfach nur Rückenschmerzen. Bei seiner schweren Zunge kann es allerdings nicht nur daran gelegen haben, er sprach doch etwas undeutlich:-)

Torsten: Zeit für IRON MAIDEN! Zwei Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen in Wacken folgte nun (das hätte ich soooo schnell nicht erwartet) der zweite Besuch. 2008 noch mit einem buntem Best-Of – Programm, lieferten die ewigen Jungfrauen diesmal eher aktuellere Songs ab. Die ganz neue Scheibe war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Markt, aber dafür kommen deren Vorgängerwerke sehr ausgiebig zum Zuge. Die Engländer knieten sich auch so richtig rein – allen voran Frontmütze Bruce Dickinson, aber so richtig Stimmung kam erst im letzten Drittel des Konzertes auf, als (endlich) die Klassiker der Band ertönten. Vorher gab es all die (für meine Begriffe) eher langatmigen Songs aus den letzten paar Scheiben. Man wurde bei den ellenlangen Kompositionen schon ordentlich auf die Probe gestellt, denn so recht kamen die nicht auf den Punkt und dudelten vor sich hin. Mir fehlte da ein bisschen die Abwechslung. Möglicherweise kenne ich die Songs auch zu wenig, denn – zugegeben –  oft hab ich die letzten Werke nicht gehört. Freute mich zum Ende hin schon auf „The Trooper“. Doch auch hier machten MAIDEN was anderes. „Running Free“ wurde mal wieder gespielt. Auch schön, aber irgendwie fehlte mir der „Trooper“ doch … Schlussendlich blieb der Gig eher durchwachsen, wobei ich der Band selbst nichts vorzuwerfen habe – allein die Songauswahl war weniger gelungen.

Kommentare   

0 #9 Philipp Wolter 2010-08-22 21:39
Rucksack und Pulli als Pseudokissen - hab ich durchaus auch gemacht diesen Sommer, aber der Reißverschluss-Abdruck im Gesicht hat mir dann nicht so gefallen...
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0 #8 Ingo K. 2010-08-22 21:39
Up the Ü40-Punx!
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0 #7 toffi 2010-08-22 21:39
pfff.. kissen. rucksack+pulli als weiche auflage tuts doch genauso. alte säcke.
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0 #6 Fabian 2010-08-22 21:39
ich will n freiwild verriss lesen!
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0 #5 Philipp Wolter 2010-08-22 21:39
Ha ha! Ich hätte dir doch nichts beichten sollen, Ingo...
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0 #4 Ingo K. 2010-08-22 21:39
Gegen ein Kissen auf Festivals ist ja nichts einzuwenden (ich schwöre inzwischen auf eine Oldschool-Luftmatratze, der rücken dankt's) aber bezüglich des Fäkalien-Abschlagens hast du ja eine Kehrtwende eingeschlagen seit damals (Dynamo 1996) lieber Philipp...soll noch einer behaupten früher wäre alles besser gewesen ;+)
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0 #3 Philipp Wolter 2010-08-22 21:39
Hey, hat noch jemand Wacken-Fotos? Und Bock drauf, dass wir die hier einarbeiten? Dann bitte an mich mailen oder hier inne Galerie packen.
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0 #2 DoctorJoyBoy Love 2010-08-22 21:39
Bei mir zu Hause wurde der Mötley Crüe Gig mit leuchtenden Augen beschwärmt (vom Scooter-Maniac) - muss gut gewesen sein. Neid! ...aber ich hatte halt nich die Kohle, um da hin zu eiern.
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0 #1 toffi 2010-08-22 21:39
die besagte black metal doku mit brennender kirche war vielleicht der kram hier...
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,710977,00.html
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