DYING FETUS, KEEP OF KALESSIN, CARNIFEX, FLESHGOD APOCALYPSE / 21.02.11 – Hamburg, Logo

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Seit dem FUCK THE COMMERCE III (2000), auf dem wir mit BONEHOUSE die Ehre hatten, mit DYING FETUS die Bühne zu teilen, bin ich Teil der Dauerhörerschaft dieser feinen Band. Dennoch sollten mal eben schlanke 11 Jahre vergehen, bis ich die Band endlich wieder vor die vibrierenden Kontaktlinsen bekomme!

 

Und zwar im Rahmen der diesjährigen BONECRUSHER-Festivaltour. Dies bedeutet gleich sechs Bands und höhere Eintrittspreise, weswegen ich generell gar nicht so ein großer Freund derartiger Marathonabende bin. Der Trend spricht zwar gegen mich, heute bin ich mir allerdings ziemlich sicher, dass DYING FETUS und CARNIFEX allein und für weniger Knete mehr Leute gezogen hätten, denn bei den anderen Bands regt sich nicht soo viel im Mob und den Shirts nach zu urteilen, welche heute spazieren getragen werden, sind die Föten heute klarer Favorit.

Natürlich sind zwei Bands bereits komplett durch, als wir um 19.30 Uhr eintrudeln. Wer soll eigentlich unter der Woche NOCH früher kommen?

Mit FLESHGOD APOCALYPSE legt also für uns die erste Band los. Eine interessante Optik besitzen die Italiener schon mal. Die mit Dreck verschmierten Gesichter fordern Sprüche wie „Ho ho, Gab wohl keine Duschen auf der Tour“ heraus. Dazu stecken sie in so noblen (viktorianischen?) Anzügen, die aber „blutbesudelt“ und zerrissen sind - extraordinäre & reanimierte Gentlemen aus der Hölle offenbar. Die Mucke ist grob gesagt technischer Death Metal, der recht flink gezockt wird. Unterschwellig wahrnehmbare und irgendwie unheilvolle Melodien vervollständigen den Eindruck, dazu wird fleißig geheadbangt. Nicht schlecht!

Noch besser kommen (wie erwartet) CARNIFEX an, die einfach zu herrlich brutal sind, um ihnen widerstehen zu können. Viele Deathcorebands bieten einfach lediglich eine Aneinanderreihung von Breakdowns. Die gibt es zwar hier auch nicht zu knapp, aber eben nicht zum Selbstzweck, sondern gut eingebaut. Manche Stücke knüppeln gar ganz ohne Breakdown durch. Und ein weiterer Bonus sind die Mitgrölrefrains von Stücken wie „Hell Chose Me“, „Lie To My Face“ oder „By Darkness Enslaved“. Der Sänger hat zwar ‘ne coole Ausstrahlung, erzählt aber vor fast jedem Stück dasselbe („Circle Pit – NOW!“). Immerhin hat er damit Erfolg und der eine oder andere Deathdingsiefreund knallt unsanft gegen diese Poller, die überall im Logo installiert sind.

KEEP OF KALESSIN spielen dann den Laden fast leer (auch nicht schlecht bei der Kälte draußen). Ihr progressiver Black Metal geht heute in einem Soundbrei unter, dem vor allem der Gesang zum Opfer fällt. Man kann den Sänger kaum ausmachen, und wenn die Stimme überhaupt mal durchdringt, dann scheinen sie seltsame Effekte zu überlagern. Die Musik hat durchaus interessante Ansätze, knallt aber auch nicht wirklich. Mehrere Midtempo-Nummern nehmen endgültig den Schwung aus der Sache, sodass am Ende lediglich einige wenige Die-Hard-Fans noch vor der Bühne verweilen.

Ich deutete es bereits an: GANZ anders sieht die Sache bei DYING FETUS aus. Ich drängle mich in die zweite Reihe. Optimal hier, denn die ERSTE Reihe bietet einem Airbag ähnlich ‘ne komfortable Fleischdämpfung gegen von hinten heranprasselnde Prügler und gewalttätige TänzerInnen. Und hier kann man den Frickelkings schön auf die Flossen starren, die sich vor lauter Geschwindigkeit dem menschlichen Auge für genauere Betrachtung entziehen. Abartig geil ist der fötale Groove, der bei allem Highspeed-Geknüppel stets den Song durchzieht (ähnlich wie bei MISERY INDEX, die bekanntlich von zwei DYING-FETUS-Ex-Leuten gegründet wurden). Es gibt Highlights fast aller Platten, wobei mir „Schematics“, „Pissing In The Mainstream“, „Descend Into Depravity“ und „One Shot, One Kill“ am intensivsten in Erinnerung bleiben. Auch der Sound ist bei dem Dreier angenehm aufgeräumt und druckvoll zugleich. Bei allen drei macht es Spaß, zuzugucken, denn jeder spielt kranke Scheiße, wobei mir rein klanglich der Basssound gut gefällt, so maschinengewehrartig und salvenhaft. Schön auch die Ping-Pong-Grunz/Röchel/Brüll-Gesänge – einem regelmäßigen DYING-FETUS-Konzertgänger droht sicherlich irgendwann Hospitalismus.

Pure Zufriedenheit zeichnet somit die Gesichter der Headbanger aus, die danach das Logo verlassen.

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