CARPATHIAN, DEFEATER / 28.02.2011 - Hamburg, Hafenklang

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Massenkonsum macht stumpf! In der Tat stell ich gerade mal wieder fest, dass mir von den wenigsten live gesehenen Bands was hängen bleibt. Nicht, weil sie schlecht sind, vielmehr stellt sich wohl ne Art Übersättigung ein und der auditorische Kortex (google this!) pickt sich dann vermutlich aus reinem Selbstschutz nur noch die Filetstückchen raus.

 

Tatsächlich weiß ich knapp 72 Stunden später über CARPATHIAN auch nichts mehr zu berichten, außer dass der Sound nach -core mit metallischem Beigeschmack klingt, der Mob schon ordentlich Adrenalin intus hat und aus/über/in selbigem unkontrolliert Gliedmaßenknäule umherpurzeln. DEFEATER dagegen spuken mir nachwievor omnipräsent in der Birne rum...



Die geben ihren Einstand zuerst recht sanft auf der Akustikgitarre, um dann direkt eines meiner persönlichen Highlights "The Red, White And Blue" nachzulegen, das live noch deutlich mehr unter die Haut geht, da heute dutzende Leute mitgröhlen. ("I'm gonna make my momma proud/Her boy on the front lines/And just like my daddy done/I ain't afraid to die..." "I'm gonna bleed red, white and blue") Die Meute zeigt sich außergewöhnlich textsicher, einige Hardliner beten Zeile für Zeile der kompletten Playlist runter, und das ohne dabei heimlich auf den Spickzettel zu schielen.



In den Texten liegt für mich auch ganz klar die Stärke der Band. Hier kommt das Gesamtkonzept zum Vorschein: die Stories verschiedenster Charaktere nach 1945. So basiert "The Bite And Sting" laut Sänger Derek auf Fronterlebnissen seines Großvaters. Geschichtsunterricht im moshpit. Es folgt eine ganze Reihe guter Ansagen, für die man sich auch bewusst Zeit nimmt. Über Perspektivlosigkeit und Existstenzangst aufgrund des mangelhaften Sozialsystems als Beweggründe für den Eintritt in die Army oder das Schamgefühl des in Afghanistan verwundeten und seitdem humpelnden kleinen Bruders, welches ihn davon abhält auf Shows der Band zu kommen. Oder über das Bewusstmachen kleiner Glücksmomente, wie nach Jahren der Abstinenz eine Spezi trinken zu können (die es in Boston nicht zu geben scheint) - The little things in life...

Apropos Boston: neben Essenslob und üblichen Höflichkeitsfloskeln wird doch recht klar hervorgehoben, dass man Deutschland auf Touren in der Tat sehr gern hat. Hierzulande seien Hardcore-Shows nicht annähernd so stark von Mackertum, Crewgepose und anderem inhaltslosem Schrott dominiert wie es in den Staaten seit jeher Gang und Gäbe zu sein scheint. Könnten sich mal ein paar Bands aus der Ecke ne Scheibe von abschneiden.

Atmosphärische Kracher wie "Cowardice" und "A Wound And A Scar" mit ihren Gänsehaut erzeugenden ruhigen Parts und eingeschrieenen Textpassagen ("No hope - just folded flags! No hope...") tun ihr übriges um DEFEATER den Weg zu dieser  - zugegeben 100% subjektiven - Lobeshymne zu ebnen. Kurz vor Mitternacht ist Schluss, am Merch gibts reichlich Vinyl abzuernten, der Schweiß tropft noch ein ganzes Weilchen nach Konzertende von der Decke. That's all folks.

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Kommentare   

0 #2 toffi 2011-03-04 16:00
nur die 16 in der galerie, der rest lohnt nicht so und ich hab momentan bisschen wenig zeit. waren noch drei andere fotografen da, kannte ich aber leider nicht. würd gern auch mal ne andere sicht auf das konzert sehen.
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0 #1 O 2011-03-04 13:10
Hey Toffi,
danke für den guten Bericht.
Gibt es noch mehr Fotos?
Gruß,
Tim
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