CHAOSANE, SURFACE / 01.03.10 – Kiel, Pumpe
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 04. März 2011 18:34
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Abgefahren – da gibt es in der Pumpe offenbar bereits seit längerem eine Veranstaltungsreihe namens „Beat-Club“, in deren Rahmen mehrmals im Monat Bands für lau zocken, ohne dass ich was davon mitbekommen hätte. Dass die Leute einem aber auch NICHTS erzählen.
Heute ist das Ding wegen CHAOSANE Pflichtveranstaltung. Wieso? Weil diese Band aus diversen Ecken mit massiven Vorschusslorbeeren bedacht wurde und außerdem Anna am Mikro steht (ehemals: VANITY RUINS).
Vorher spielt eine junge Hamburger Band, die sich auf ihr Backdrop das Motto „Olympic Thrash And Death Metal“ geschrieben hat. Man könnte jetzt hämisch werden und sich über so einiges lustig machen in Bezug auf SURFACE. Aber das Durchschnittsalter liegt bei 17, 18 Jahren und dies ist wohl einer der ersten Auftritte der Burschen. Da ist man unter Umständen noch nicht ausgebufft genug, um zu erahnen, dass von den ersten müde hereinwatschelnden Gästen die einpeitschende Aufforderung zur Wall Of Death NICHT befolgt werden könnte. Auch nicht, dass der kurz danach ausgestoßene Aufruf zum Circle Pit gleichsam auf taube Ohren stoßen könnte. Aber als erfahrener Pädagoge weiß ich, dass man aus LEID optimal lernt. Optisch und musikalisch wirkt alles noch recht bunt zusammengewürfelt, da stößt sich Viking-Metal-Pathos an Thrash-Gebolze und dieses wieder an Metalcore-Parts wund. Aber: Es GIBT durchaus vielversprechende Parts, hier und da ein gutes Riff. Mal sehen, ob uns SURFACE nochmal irgendwo begegnen und ob dann eine Weiterentwicklung eingetreten ist.
Bei CHAOSANE hat sich gleich eine interessierte Meute eingefunden. Und obwohl ich es blöd finde, muss ich mit Äußerlichkeiten beginnen. Schließlich SIEHT man die Band erst, bevor sie losböllert. Und da ist Anna einfach mal DER Blickfang. High Heels, so’n Ganzkörprernetzdingsie, schwatte Hot Pants drüber und ein enges Hemd, das aber an höchstens zwei Knöpfen geschlossen ist, um den Hals noch so Klunkerketten und an den Lidern aufgeklebte kreischbunte falsche Wimpern. Hehe, völlig krass, und das zu derart heftigem Metal! Dazu wackelt die Gute ordentlich lasziv mit dem Arsch, was man so bei VANITY RUINS noch nicht von ihr kannte. Definitiv die erotischste Show, die ich je einen Bühnenmenschen habe abziehen sehen, seit Rob Halford in den 80ern hüftschwingenderweise die Bullenpeitsche herausgeholt hat! Dazu die krasse Death-Metal-Stimme (also Anna jetzt, ne), einfach herrlich. Nur meint ein Typ neben mir doch glatt: „Ey, die Alte singt wie’n Macker“. Neiiin. Unfasslich, nahezu exakt dieselben Worte hat mir vor ca. 20 Jahren mal ein Besucher eines HOLY-MOSES-Konzertes ins Ohr gelallt. Dass die Leute ewig an Rollenklischees festhängen, heute noch! Aber CHAOSANE wischen jeglichen Unmut beiseite und fräsen gut gezockten Death/Thrash. Erst der zweite Gig und schon so ein harmonisches Zusammenspiel, absolut erstaunlich. Im Vergleich zu VANITY RUINS sind CHAOSANE weniger technisch, vielleicht etwas eingängiger. Dabei gefallen die schneidenden Riffs, überhaupt die ausgefeilte Gitarrenarbeit. „Beware Of The Grey Man“ kündigt Anna als Song über einen Alptraum an, den sie mal gehabt habe. Das sei überhaupt perfekt, wenn man in einer Metalband spiele, man könne seine Alpträume so schön in Songs verpacken. So wird der Auftritt sympathisch moderiert und viel zu schnell ist Schluss. Halt! Nicht ganz, man verwurstet noch eine Disco-Nummer, deren Titel ich zwar nicht kenne, der ich aber auch schon begegnet bin – so entlässt man einen grinsenden Mob in die Dienstagnacht.
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