GHOST, BLOOD CEREMONY / 18.04.11 – Hamburg, Marx

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Dass im April eine Ballung von Tourneen stattfindet, um (aus Bookersicht) nicht im Gerangel der Sommerfestivals unterzugehen, ist kein neues Phänomen. Dieses Jahr fällt die Konzertdichte allerdings besonders extrem aus. Innerhalb von zehn Tagen machen im Norden die THROUGH THE NOISE-Tour, C.O.C., KING’S X, DIE APOKALYPTISCHEN REITER, ROTTEN SOUND/TRAP THEM, GHOST/BLOOD CEREMONY, DANKO JONES, KETZER/BAPHOMET’S BLOOD, MACABRE, DRAGGED INTO SUNLIGHT, SHAI HULUD, EMILS/SNUFF, TOKYO BLADE, BLACKFOOT, VOIVOD etc. Halt. Da muss man sich – wenn nicht schon allein aus zeitlichen oder finanziellen Gründen – beschränken, einfach damit der Konzertbesuch nicht zur Alltagsroutine wird…

 

Geschmackssicher fällt die Wahl unserer fünfköpfigen Reisegruppe schon mal auf GHOST, die bisher erst selten live in Erscheinung getreten sind und mit „Opus Eponymous“ eine eigenwillige Mischung aus Okkult-70er-Kram, MERCYFUL-FATE-Metal und Pop hingelegt haben. Und deren anonymes Auftreten in kompletter Verkleidung Anlass zu Spekulationen gibt. Ab nach Hamburch also, ‘nen warmen „Satan Prayer“ auf den Lippen und ein paar kalte Humpen in der Kehle…

 

„Hype“ ist wieder mal ein Begriff, der gern und schnell aus der Rhetorik-Schublade gekramt wird. Ist eine Band bereits ein Hype, weil ein paar Redakteure sie gut finden und sie vor 300 Menschen im Marx spielt?

BLOOD CEREMONY sind, Hype hin oder her, mindestens interessant anzuhören und zu –sehen. Auch hier 70er Einschlag, allerdings in Richtung JETHRO TULL. Die Sängerin bedient eine mächtig dröhnende Orgel, zockt eine sinistre Pfeife und schwingt schließlich gar noch ein Tamburin. Fehlt nur noch, dass sie auf einem Bein stünde… Stattdessen gibt es ernste Mienen, theatralische Gesten und Ansagen in sexy rauchiger Stimme. Der Deibel wird nicht platt beim Namen genannt, aber in allerlei Tiermetaphern herbeibeschworen. Jetzt habe ich ungerechterweise noch nicht die anderen Bandmitglieder erwähnt, die allesamt überzeugend agieren und konzentriert und headbangend ihren Part erledigen. Ancheckenswert, wenngleich auf Erstkontakt auch nicht vollständig in die Knie zwingend.

http://www.myspace.com/bloodceremony

Es wird dunkel im Marx, Hippiemucke plätschert durch die Boxen. GHOST haben es aber offenbar nicht eilig. Vielleicht soll der Raum auch erst bis in den letzten Winkel von dem Räucherkerzenduft durchdrungen sein… Aber dann! Sechs Gestalten schreiten gemessenen Schrittes auf die Bühne. Wer gehofft hat, man könne nun prominente Gesichter erkennen, sieht sich getäuscht. Die instrumentale Fraktion trägt unter den Roben sogar noch Masken und der Sänger hat die von Fotos bekannte Ganzkopf-Totenmaske und seine Bischofsmütze auf – überhaupt ist sein „Anti-Papst“-Image ein wahrer Hingucker, sein Gewand illuminiert blutrot und er versteht es, sich mit eher wenig Gesten in Szene zu setzen. Dies spiegelt sich auch in den Kompositionen – knallhart tightes Zusammenspiel, viel „Raum“ für die Songs, um sich massiv zu entfalten. Besonders auffällig ist der wirkungsvolle Basssound, wie überhaupt die Rhythmussektion fantastisch harmoniert (man beachte allein die Breaks bei „Elizabeth“). Die Stimme kommt exakt wie auf Platte, klingt in dieser mittleren bis tiefen Lage sehr angenehm und lässt den poppigen Charakter von Stücken wie „Ritual“ oder „Stand By Him“ klar hervortreten. „Poppig“ natürlich in einem speziellen Sinn, versteht sich, schließlich soll der Hörer bei GHOST durch süße Melodien zum süchtigen Satanismus-Jünger transformiert werden (ich fühl es schon… fast, nee doch nicht, war nur Magenknurren). Szenenapplaus gibt es beim Instrumental „Genesis“, vor allem für den Sologitarristen und den Orgelking. „Perfekt“ ist wohl der Begriff, der während und nach dem Konzert am häufigsten die Runde macht. Obwohl es ein kurzer Spaß ist, denn es gibt exakt das Material der Platte, keine Zugabe, nix. Aber lieber kurz und intensiv als lang und weilig, gilt ja fast in allen Lebenslagen.

Daher: nuff said, suckers.

http://www.myspace.com/thebandghost

Kommentare   

0 #10 Amputee 2011-04-22 12:08
zitiere canislupus:
Na gut, ich geb´s ja zu, ich musste mir Amp´s Shirt schöntrinken, hat aber nicht funktioniert. :-*


@ Canis: Ick zieh dir gleich dat Fell ab...
8)
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+1 #9 canislupus 2011-04-21 10:05
Na gut, ich geb´s ja zu, ich musste mir Amp´s Shirt schöntrinken, hat aber nicht funktioniert. :-*
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0 #8 Metal_Zebra 2011-04-20 21:54
Ich kann mich nicht daran erinnern, irgendwen angestiftet zu haben mein schönes Frühlingsbock zu trinken!
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+2 #7 Andy 2011-04-20 20:25
Guttenberg hat doch grad Zeit für sowas oder?
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+2 #6 toffi 2011-04-20 18:59
du hältst dir bestimmt nen deutsch-LK als ghostwriter im keller...
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0 #5 Philipp 2011-04-20 09:29
Das dunkle Geheimnis lautet Ferien. Und außerhalb der Ferien Freistunde, hehe.
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0 #4 CanisLupus 2011-04-20 08:57
@Amp: Timo hat alle angestiftet. :P
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0 #3 Saintvitusdancer 2011-04-20 05:35
Ja recht geiler Bericht, stimmig und so. Aber ich habe den Verdacht, dass du deine Berichte irgendwie vorschreibst und dann hier und da die richtigen Wörter einsetzt. Sonst kannas nich angehn, dass du immer so schnell son Aufsatz hier reinknallst. Ich komm schon noch hinter dein dunkles Geheimnis! :zzz
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+1 #2 Amputee 2011-04-20 00:00
Mein Auto stink immer noch nach Bier, ihr versoffenen Säcke...^^
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+1 #1 Metal_Zebra 2011-04-19 19:46
Sehr guter Bericht! War'n super Konzert!
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