"BUSCHMESSER, ÄXTE, ALLES" - VA (Vinyl, Rotten Sprotten Entertainment)

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BÄA

Joy Boy (kursiv) & Philipp

Bevor ich loslege, warne ich schon mal vor, dass dieses Review natürlich stellenweise in schamlose Werbung ausarten wird. Immerhin geht es hier um ausschließlich das nähere Dremu Umfeld, welches bekanntlich keine Gelegenheit auslässt um sich unter Ausblendung jeglicher negativer Eindrücke mit Vorliebe gegenseitig den Bauch zu pinseln. Dazu kommt, dass ich an acht der siebzehn Songs des Samplers irgendwie beteiligt gewesen bin. Dazu wird auch noch ein Song meiner ehemaligen Band gecovert und ich war Teil des Getümmels in der Pumpe, ohne dessen Mitarbeit der „Bonustrack“ der Platte sicherlich niemals in so unsterblicher Schönheit hätte entstehen können. Damit nicht ganz so offensichtlich wird, dass ich hier im Grunde meine EIGENE Platte abfeiere (oh Gott!!), teile ich mir die Bürde des Tabubruchs einfach mit Philipp…

JoyBoys erste Reaktion auf die Frage, wer eine Rezension zu diesem Sampler verfassen könnte, lautete: „Wer könnte das ohne Selbstbeweihräucherung tun?“. Letztlich wurde uns aber bewusst, dass wir erst gar nicht versuchen müssen, irgendeine Art Objektivität vorzutäuschen. Und wenn wir das Prinzip knallhart einhalten würden, nicht über Aktivitäten von guten Bekannten zu berichten, könnten wir nicht über Wilwarin, Rd-Rock, Rotten-Sprotten—Konzis etc. schreiben…


Wem das Konzept des Samplers nicht bekannt sein sollte – auf dem Sampler sind acht Kieler (bzw. Rendsburger) Bands vertreten, die jeweils zwei unveröffentlichte Aufnahmen beisteuern, von denen eine eine Coverversion einer anderen Kieler Band ist. Als Bonus wurde der bisher unveröffentlichte Song „Send 'em to the Bottom“ von BONEHOUSE, in einer Liveaufnahme vom Abschiedskonzert 2006 in der Pumpe aus den Archiven von Filetstück Produktionen geplündert. Der Song ist nicht hundertprozentig charakteristisch für die Band, da hier Christian Bahr am Schlagzeug saß, was man an einigen Stellen deutlich hört. Außerdem hat das Lied an einigen Stellen keinen Text, was sich aber nicht so viel anders anhört als bei anderen Bonehouse-Songs. Trotzdem ein absoluter Glücksfall, dass das Ding noch mal das Tageslicht erblickt. Ein bestens konserviertes Stück der Macht von BONEHOUSE.



Zur (aktuellen) Musik:

AND THEN THEY RUN fallen mit der Wahl ihres Coversongs etwas aus der Reihe, da die gecoverte Band GRAND GRIFFON nicht nur noch existiert, sondern noch gar nicht soo lange existiert (Statement ATTR: „die Entdeckung des letzten Jahres“). Wer die Stile beider Bands kennt, wird sich nicht wundern, dass dies wohl die Neuaufnahme auf dem Sampler ist, die sich am Weitesten vom Orginal entfernt, inklusive irrsinnigem Doppelfußtrommelpart am Ende. Noch mehr begeistert mich allerdings die Eigenkomposition „Filthy Hands of Fate“. Bisher mein Lieblingssong der Band. Der stumpfe Beat in der Strophe zwingt mich jedes Mal zum Mitwippen.

In der Tat – ATTR bestätigen die guten Live-Eindrücke und fahren gerade bei „Filthy Hands Of Fate“ ein monströses Brett – das Anfangsriff wird eure Bodyhärchen wombeln!

Soundmäßig sind die ATTR-Aufnahmen dank Olli, bzw. Blastbeat Productions so ziemlich die fettesten auf der ganzen Platte.

Dagegen konnte ich bei VLADIMIR HARKONNEN natürlich nicht ganz anstinken. Trotzdem ist hier wie zu erwarten sehr hohe Qualität vorgelegt worden. Die Harkonnens (insbesondere Philipp) haben es sich mit Madisons „Not Too Bad“ nicht eben einfach gemacht, was man dann auch etwas hört. Der Gesangsstil von Orginalsänger Roman ist halt ein vollkommen anderer, was durch Zarcs melodische Backings aber gut kompensiert wird. Insgesamt klingt das Ganze metallischer und dreckiger als das Original. Das eingängige „Irukandji“ handelt von einer Qualle. Gutes Thema. Es müssen ja nicht immer Zombies, Vampire oder Motorräder sein. Aber auch nicht von irgendeinem x-beliebigen Ostseegallert sondern von Irukandji, der winzigen und zugleich tödlichen Gefahr vor den Küsten Australiens. Dementsprechend hymnisch wird diesem Tierchen gehuldigt. KREATOR meets Pennywise.

TACHLEBERRY huldigen den DISTURBERS mit einem ihrer stärksten Songs, „Bonebreaker“, der natürlich aufgrund des (schon im Originalsong vorhandenen) Youth-Wars-Samples nicht besser zu diesem Sampler passen könnte. Der Song springt einem förmlich ins Gesicht, Hannes keift und kotzt sich durch den Text und reimt auf lewisch „We’re gonna screw you, sucker / Gonna fool you, fucker!“ Der eigene Songtitel „Black Metal Beach Party“ hört sich zunächst lustiger an, als er es tatsächlich ist. Es geht nämlich um das vorgeblich „unpolitische“ Verhalten in (Teilen) der Black-Metal-Szene, welches hier zu Recht als völlige Indifferenz bloßgestellt wird – z.T. gegenüber rechtsextremer Scheiße. Musikalisch totaler Tackleterror. Besonders Mäxchens Basslinien klackern den letzten Black-Metal-Fascho aus der Hütte.

Die ersten Songs der runderneuerten CHAOS CONTROL! Mit „Die Zeiten sind vorbei“ beweisen die Gaarden Punx Geschmack – die beiden 7“s von NUTCASE höre ich immer noch gerne. Bei CHAOS CONTROL kommt das recht brachial, gerade durch den Wechselgesang klingt das ein wenig nach alten DRITTE WAHL. Der „Gaarden Sheriff“ schießt, bevor er Fragen stellt und ist somit ein kurzer und typischer CC-Kracher. Moes Gesang kommt gut, der Refrain kann sofort mitgeschmettert werden.

Hups, nun wird’s aber doch komisch für mich, das zu besprechen, denn POWER covern ausgerechnet BONEHOUSE („Riot Police“). Ein Besucher, dem ich die Platte heute vorgespielt hatte, fand die Version „originell, eigenständig und dennoch den Charakter des Originals erhaltend“. An zwei Stellen haben POWER kleine Änderungen eingebaut, die mir bei jedem Hören ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Herrlich auch, dass man genau heraushört, wer gerade Kalles Gesang nachahmt und wer „den anderen Gesang“. „Business Punk“ ist mir von den Konzerten noch gut im Ohr – ein echter POWER mit Oh-Oh-Oh-Ohrwurmgarantie.

SCHLOIDERGANG haben sich seit ihrer letzten Platte musikalisch deutlich weiterentwickelt trotzdem klingen Schloidergang vor allem nach Schloidergang und das auch textlich. Der Prollrock-Smasher „Schöner Tag“, im Original von den KARLI-COPS, könnte dementsprechend durchaus aus der eigenen Feder stammen. Asiträumereien garniert mit einem zwingenden Rockgitarrensolo. Soundmäßig ist die Ulf Nagel-Produktion auch sehr weit vorne. Sehr gelungen, ich frage mich trotzdem, was passiert wäre, wenn SG sich etwas „Artfremdes“ wie KURHAUS oder BLACK NIVEA vorgenommen hätten. Na ja, man kann nicht alles haben. ...ach ja: „Pulle auf und rein damit, vollgekotzt und nass im Schritt, SAUFEN KOTZEN, SAUFEN KOTZEN WEITER GEHT'S“ (Textauszug aus „Saufen, Kotzen, weiter geht's“) - Weiß' Bescheid?

HAHA! Das Zitat reicht schon, mehr gibt es nicht zu sagen.

Was die Coverversionen angeht schießen AFFENMESSERKAMPF mit ihrer Version des DOG EARED PAGES-Klassikers „Back in Time“ absolut den Vogel ab (Kommentar AMK: „Ohne die Dog Eared Pages gäbe es Affenmesserkampf überhaupt nicht“). Schon vor Erscheinen des Samplers hat das Ding so einige dröge Partys zu hippen Summer-Beach-Happenings werden lassen. Beteiligte wissen, wovon ich spreche.

Natürlich wurde der Text (inklusive des beliebten Videoclips) fachmännisch ins Deutsche übersetzt, was sehr schlüssig ist, da auch DEP-Leadsänger Stefan auf der myspace-Seite der Band bekundet: „Beim Schreiben deutscher Texte fühle ich mich einfach ausdrucksstärker“. Wer das anzweifelt, mag entweder bei Youtube nach der deutschsprachigen DEP-Single „Sonne“ suchen, oder lauschen wie Hannes mit Scharfsinnigkeiten wie „und ich rede wie die Kids, Freak out!“, bzw. „Nimm mich mit an den Beach und dort singen wir unser Lied, über Freundschaft und - na klar! Darüber das früher alles besser war“ dem Schaffen der DEP neue Tiefe einhaucht. Gut aber kacke! Ebenso wie der zweite Song. Zur dort enthaltenen Textzeile „FDP und SXE“ sei allerdings die Frage erlaubt, was an Straight Edge eigentlich gut sein soll...

DER TEXT von „Have Some Fun“! Und wie ätzend Hannes den singt! „Jedes Jahr im Sommeeeer – Merke ich, ich war mal jüngeeer“. Ich bin mir sicher, dass dieses Ding auf Jahre jede Party sprengen und wahrscheinlich auch die Titelmelodie zum „perfekten Asi-Besäufnis“ liefern wird.

ALERT haben mit „Days of November“ nicht nur einen erstklassigen Pop-Punksong im dazu passenden Soundgewand – ebenfalls „gezimmert“ bei Blastbeat Productions - abgeliefert, der nur schwer wieder aus den Ohren zu bekommen ist. Sie passen damit auch inhaltlich hervorragend auf einen Sampler mit eindeutigem Kiel-Bezug, denn der Titel bezieht sich auf die Aufstände im November 1918 („A red flag under this cities sky, in 1918 as workers rise, for a war to end, spreading revolutionary demands, freedom, bread autonomy, society of solidarity & we still believe this system can fall“). Schön, dass das mal jemand vertont hat. Dass THE CREETINS auf dem Sampler gecovert werden müssen, war irgendwie auch klar. Eine der ersten Bands die mich in die ALTE MEIEREI gelockt haben. Den Mitgliedern von ALERT ging es wohl teilweise ähnlich. Der ausgewählte Song „Stay on Target“, den ich im Januar kurz vor Ablauf der Deadline aufnehmen durfte, bekommt insbesondere durch Owens Bassspiel und kleine Textänderungen eine sehr „alertige“ Note. Wirklich gelungene Neuinterpretation und ein guter Opener für Seite A!

ALERT eröffnen die „KIEL FRÜHER“-Seite extrem melodisch mit einem gelungenen Cover von CREETINS „Stay On Target“. Hach, da wird einem mal wieder bewusst, wie sehr die CREETINS der Kieler Szene fehlen. Der eigene Song „Days Of November“ zeigt, dass ALERT trotz Umbesetzungen ihren Stil weiterhin durchziehen und uns sicherlich noch mit weiteren Ohrwürmern (und knallharten Polit-Texten) versorgen werden.

Ach ja – spätestens das vielseitige Farbbooklet macht die Platte zu einer wirklich sehr umfassenden Bestandsaufnahme Kieler Subkultur im Jahr 2011 und davor. Am besten gefällt mir der Artikel über die Alte Meierei, der vor allem aus einem (sub-)kulturellen Blickwinkel geschrieben ist.

Stimmt, dieses Booklet setzt der Platte wirklich das Sahnehäubchen – Entschuldigung: die Karlsquell-Schaumkrone auf. DER Treppenwitz ist ja der KN-Bericht zum Punker-Krawall auf dem „Fördedampfer Laboe“. Fabian, das glaubt dir doch keiner, dass das letzte Andampfern nicht eine große Promo-Aktion für den Sampler war…

Zum Schluss sei noch einmal gesagt, dass es eine sehr coole Erfahrung für mich war mit Vladimir Harkonnen, Alert und Tackleberry für diesen Sampler Aufnahmen zu machen. Ich hab' jedenfalls ne Menge Positives dabei mitgenommen.

Was ich auch noch hervorheben möchte, ist das geile Mastering von Ulf. Die Songs sind ja zum Teil extrem unterschiedlich produziert worden – dennoch lässt sich die Platte erstaunlich gut am Stück durchhören, ohne dass z.B. Lautstärkeschwankungen nerven. Well done, Uller!

Kommentare   

0 #21 Nils 2011-06-12 11:03
Haha, aso ok. Na dann hab ichs ja doch nich verpeilt. Der Sampler ist wirklich so geil geworden. Höre ihn just in diesem Moment und eigentlich müsste ich Alert Songs pauken haha :)
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0 #20 DoctorJoyBoyLove 2011-06-11 20:34
PS: Die Dog Eared Pages gibt es übrigens auch noch. Ich hab die heute live gesehen ;)
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0 #19 DoctorJoyBoyLove 2011-06-11 20:31
@Nils: Die Vorgabe gab's auch nicht. Ihr wart nur zufällig die einzigen, bei denen das nicht so war.
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0 #18 orben 2011-06-11 20:18
zitiere Moe:
Ich finde Bier toll!


fand ich gestern auch noch. heute morgen sah das irgendwie komischerweise anders aus. :-x keine ahnung, warum...

leute, das gestern war schon mal ein ganz toller abend! es hat wahnsinnig spaß gemacht. das ist richtig groß, was rottensprotten da auf die beine gestellt haben. hervorgehobener dank an fabian für die investionen! ich hoffe, morgen abend wieder da sein zu können.

ach so: hannes sieht auf der power-seite aus wie otto. jetzt isses mir wieder eingefallen.
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0 #17 Nils 2011-06-11 12:57
Geiles Review ;) Haben das ehrlich gesagt überhaupt nicht mitbekommen, dass wir ne Band covern sollten, die es nicht mehr gibt. Nächstes mal richtig lesen :) Egal, kein Bock zu exhumieren haha.
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0 #16 Moe 2011-06-11 12:25
Ich finde Bier toll!
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+1 #15 bockfred 2011-06-10 09:03
Ich kann auch saufen und mir MINOR THREAT usw. anhören, geil ey.
Ich glaube keiner wollte hier ernsthaft ne diskussion über straight edge vom zaun brechen (ich zumindest nicht und ich denke joy boy auch nicht).
aber die FDP bleibt trotzdem ne spaßpartei.
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+1 #14 HeavyHerb 2011-06-10 08:50
Was an Straight Edge gut sein soll? Einfache Antwort: Minor Threat, Gorilla Biscuits, 7 Seconds, Chain Of Strength, Judge, Snapcase, Strife, Refused, Good Clean Fun, Confronto und noch viel mehr..wer jetzt ob der Bandauswahl, meckert, kann ja weiter saufen im Deutschpunkghetto. In diesem Sinne: "A firestorm to purify the bane that dremufuestias drowns in"! ;-)
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0 #13 casi 2011-06-10 08:12
..edger räumen auch im urlaub die wohnung wieder auf, die vorher von den trinkern zerfeiert wurde.
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0 #12 orben 2011-06-09 18:50
fuck ja, genau! kein wunder, dass ich nicht drauf komme, wenn ich über bands mit "m" nachdenke...jetzt sind das "changes", nä?!
wie auch immer, dass ist für mich immer der bezugspunkt der textzeile gewesen, also quasi beides zusammengenommen. is bei den annern zeilen ja auch so. aber, ohne gewähr.
übrigens haben straight edger was gutes! mehr alkohol für uns saufköppe und (soweit führerschein vorhanden) immer fahrtüchtig.
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