BROILERS, SOCIAL DISTORTION / 16./26.06.11 - Hamburg, Docks

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„Sellout!“ „Platz 3 in  den Charts!“ „Jetzt ham sie auch ihren Pur-Song!“ „Reif für den Fernsehgarten“! blablablablub. So die Zitate in den Reviews zu Broilers neuen Album „Santa Muerte“. Wenn ich dann auch noch in Internetforen lese: „ich hör die nich mehr, die sind ja auf Platz 3 und voll kommerziell“, schlägt das Szenepolizei-Barometer ganz weit aus. Wahrscheinlich kommen diese weisen Worte von einem 12-jährigen Punker, der zu punk ist, sich Platten/CDs zu kaufen, weil: is ja voll Kommerz undso! Womöglich verdienen die Musiker dann auch noch Geld damit! Und selbst ham die User n AZ noch nie von innen gesehen. So viel zu Vorurteilen.

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob eine Band mit einem offensichtlich seichteren Sound in die Vollen geht und auf die großen Massen abzielt. Ist oft sicherlich auch Geschmackssache und manche haben sicherlich auch einen Bonus aus Nostalgiegründen o.ä..

Meiner Meinung nach kriegen Broilers das aber besser hin als zum Beispiel zwei der großen Punkbands aus Übersee (ohne Namen zu nennen, aber Initialen wären z.B. AF oder RA). Im Gegensatz zu denen haben Broilers nämlich nie so weit die Klappe aufgemacht von wegen „Anti-Kommerz, Antikapitalismus“ etc. um dann auf einem Major halbgare Alben zu veröffentlichen, die vor Stadionrock oder Langeweile nur strotzen. Wie gesacht, Geschmackssache, ich mag die neue Platte und finde auch, dass der Weg, den sie hiermit gegangen sind, authentisch geblieben ist und nich einfach vom Himmel gefallen ist.

Was natürlich (bei allem Gönnen für die hart arbeitenden Musiker) für den Musikliebhaber immer n bisschen ungünstich is, „seine“ Band mit anderen – oder noch schlimmer, den „Normalos“ zu teilen. Und sich an immer größere Venues gewöhnen.

So war das Publikum auch mit einigen Leuten vertreten, die man sonst sicherlich nich auf Konzerte antrifft. Schon witzich, vor ein paar Jahren noch im Molotow, jetzt ein paar Meter entfernt in den großen Docks.

Und eigentlich hatte das Konzert auch alles, was ich nich sonderlich toll finde: Mitklatschorgien, spackige Ansprachen („Hamburg blabla…“ oder „Hamburg blabla“ oder aber „Hamburg blabla“- das erinnert mich immer an die Simpsons, „keiner rockt wie…Springfield“) und viele Leute, die ich gar nicht kennen möchte. Aber irgendwie haben sie mich dann doch wieder gekriegt mit ihren mitreißenden Songs. Knüppelvoll war es. Und heiß wie Sau.

Gespielt wurden etwa 2 Stunden lang Songs aus allen Alben. Unglaublich, wie viele Lieder zum Mitgröhlen dabei sind. Vom neuen Album haben sie auch einige Lieder gespielt, so auch DIE Ballade. Is ja ok, Sammy wollte bestimmt sein ganzes musikalisches Spektrum zeigen, aber es hat son bisschen den Drive rausgenommen. 

Interessant, dass der Sänger mittlerweile immer mehr zu einem Mike Ness-Mini-Me wird. Obwohl Mikey mit seinen Hosenträgern und seiner viel zu großen Opahose echt den Vogel abgeschossen hat. N Styler vorm Herrn. Naja, er weiß ja eh, dass die Leute ihn selbst dann vergöttern. Und auch der Aufbau der Bühne und die Positionierung des Orgel-Schifferklavier-Spielers waren ähnlich wie bei Social D. ne Woche später. Obwohl Broilers ne krassere Lichtshow mit ihren auf der Bühne stehenden Scheinwerfern hatten. Das Mitklatschen ja sowieso. Und wie bei Social D. waren die besten Momente die, bei denen die Band quasi nur für sich und ohne Einsatz von Bläsern etc. straight ihre Lieder gespielt haben. BTW, der Begleit-Chor bei Social D….ich weiß auch nich. Fand ich zunächst ganz ganz fürchterlich und scheiße, aber irgendwie passt es dann doch irgendwie zu der neueren Ausrichtung. Auch so in der musikhistorischen Einordnung. Auf jeden Fall haben wohl beide vieldiskutierte Alben herausgebracht, deren Hörer wohl nur in Liebhaber oder Hasser aufgeteilt werden. Ein Mailorder hatte zunächst n ziemlichen Veriss, um ihn dann später auszuwechseln durch ein „eins der Alben des Jahres“. Ich merke gerade, dass ich auch viel über Social D. erzähle. So wie ich das mitgekricht habe, waren viele Besucher auch bei beiden Konzerten. Und die Parallelen sind doch offensichtlich. Geil auch, dass Social D. auf Delta liefen. Bin schon gespannt, wann Melle beide Bands „entdeckt“ und allen auf die Nase bindet. Was mir aufgefallen ist, dass anscheinende Tour-T-Shirts mit den Daten wieder in Mode kommen. Bei Social D. für unkommerzielle 30 Euronen zu erstehen. Naja.

Fazit: ich habe ersma kein Bock mehr auf solche Veranstaltungen. Ich finds kacke, was man da ertragen muss. Teure Bierpreise, einmalrein-nichmehrraus und merkwürdige Gestalten. Mike Ness ist gesprungen! "Reach For The Sky" war in der "Honkytonk"-Version schlecht. Und wo sind die coolen Typen eigentlich, wenn wirkliche Punkrockshows sind? War schon alles nett (so wie Frank Turner) und so, ich freue mich aber wieder auf Konzerte in den Wohnzimmern Kiels. Und Samstach zu den Big 4. ;)

Also, alle die Vladis oder die Smokis oder Tackis mit ihren künftigen Releases in die Charts hieven und den Kommerz voll ausschlachten! Kommerzkacke, alta!!!


Kommentare   

0 #4 DoctorJoyBoyLove 2011-06-29 14:08
Ah. So ein mist.
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0 #3 casi 2011-06-29 14:04
nein joyboy, die broilers ham ne woche vorher gespielt...
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0 #2 DoctorJoyBoyLove 2011-06-29 10:37
Da ich nicht da war beruhigt es mich etwas auf diesem Wege zu erfahren, dass die Broilers da auch gespielt haben. Das hätte ich niemals ausgehalten.
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0 #1 Philipp 2011-06-28 16:45
Da sehen wir ja vieles ähnlich. Ich war jetzt auch mehrfach auf größeren Konzerten und hab da erst mal die Schnauze von voll.
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